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Über die hamitischen Sprachen Ostafrika's.

Von

Franz Prætorius.

I.

Die Anfänge unserer Kenntniss der hamitischen Sprachen in und um Abessinien fallen in den Beginn der vierziger Jahre dieses Jahrhunderts. Um diese Zeit wurden, ganz unabhängig von einander, von verschiedenen Richtungen her die ersten Schritte getan, die zur Entdeckung einer grossen ostafrikanischen Familie illiterater Sprachen führten, welche durch gewisse augenfällige grammatische Ähnlichkeiten mit bekannten Sprachen alter Culturvölker sofort ein besonderes Interesse in Anspruch nahmen und noch in Anspruch nehmen. Vor jener Zeit waren von diesen Sprachen fast nur kurze Vocabularien bekannt geworden, welche über den grammatischen Bau wenig oder gar nichts aussagen konnten.

Im Journal Asiatique (Juillet- Août) 1843, p. 108-118, gab A. D'ABBADIE zuerst einige grammatische Bemerkungen über die langue Saho, nachdem er vorher (p. 104) diese Sprache einer von ihm als langues sous-sémitiques bezeichneten Sprachgruppe eingereiht hatte. Das Volk der Sahos treibt vorzugsweise Viehzucht und bewohnt die nordöstlichen Abhänge des abessinischen Hochlandes nach dem Meere zu, südwestlich von Massaua. Vor 200-300 Jahren sollen die Sahos das Christentum mit dem Islam vertauscht haben, nur wenige weiter im Hochgebirge wohnende Stämme sind dem Christentum treu geblieben.

Es war durchaus begreiflich, wenn EWALD in der Zeitschrift für Kunde des Morgenlandes V (1844) 410 ff. auf Grund von ABBADIE'S immerhin noch recht dürftigen Mitteilungen das Saho für eine neu gewonnene semitische Sprache hielt, und wenn auch noch 1857 in DILLMANN's äthiopischer Grammatik (S. 333 Anm.) das Saho als semitische Sprache zu gelten scheint; zeigte das Saho doch persönliche Pronomina wie anu 'ich', atú 'du', nanu 'wir', atin 'ihr', die ,,sowohl an Wurzel wie an Bildung vollkommen semitisch" erschienen;

zeigte die Sprache doch ferner das semitische Perfectum und Im

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und wenn einerseits auch das Perfectum des Saho mit geringer Veränderung der Flexionsendungen imperfectische Bedeutung, andrerseits auch das Imperfectum des Saho mit geringer Veränderung der Präformativa perfectische Bedeutung haben konnte, so zog EWALD auch hierfür die semitischen Parallelen bez. und es

herbei. Schien weiter doch yakke selbst genau das arab. s für zu sein, und schien endlich in einer anderen, zusammengesetzten Zeitform (betoliu ich esse', betolitu 'du isst', bennolinu 'wir essen' &c.) deutlich das speciell afrikanisch-semitische Hülfsverb äth. Un, amh. vorzuliegen. Diesen und noch einigen anderen sofort hervorspringenden Ähnlichkeiten gegenüber mussten manche Verschiedenheiten, namentlich in der Stellung gewisser formativer Elemente völlig zurücktreten, und EWALD'S Urteil musste als zutreffend erscheinen: „Konnte man bisher vermuten, das Äthiopische stelle etwa mit dem Amharischen, als seinem neuern Zweige, den ganzen Umfang des Semitischen in Afrika dar, so lernen wir nun, dass es in Afrika selbst höchst verschiedene Zweige des Semitischen giebt, weclhe sich schon in einer für uns bis jetzt unermesslichen Urzeit getrennt haben müssen."

Bereits 1840 hatte LUDWIG KRAPF An imperfect outline of the elements of the Galla language erscheinen lassen (London, L. & G. Seeley). Eine Übersetzung der ersten fünf Kapitel des Johannes-Evangeliums, ferner eine Übersetzung des Matthäus, sowie ein Vocabulary of the Galla language, sämmtlich ebenfalls von KRAPF, erschienen kurz vor und kurz nach 1840. Diese Bücher scheinen ganz für die Zwecke der ostafrikanischen Mission bestimmt gewesen* und in Europa daher fast gar nicht bekannt geworden zu sein. An Umfang und innerem Wert sind sie weit übertroffen worden durch die Werke der Gebrüder TUTSCHEK: Lexikon der Galla-Sprache, verfasst von KARL TUTSCHEK, herausgegeben von LORENZ TUTSCHEK, München 1844

* Das mir vorliegende Evangelium Matthäi, translatum in linguam Gallarum, Auctore revdo J. L. KRAPF, missionario, giebt am Fusse des Titelblattes an, erschienen zu sein Ankobari, regni Shoanorum capitalis, MDCCCXLI.

(auch mit englischem Titel) und A Grammar of the Galla language by CHARLES TUTSCHEK edited by LAWRENCE TUTSCHEK, M.D., Munich 1845. Meiner Bewunderung dieser Arbeiten habe ich bereits in BÜTTNER'S Zeitschrift für Afrikanische Sprachen III 77 Ausdruck gegeben; schmerzliches Bedauern hat es mir daher erregt, dass jene sofort an LORENZ TUTSCHEK abgesandten Blätter mit dem Vermerk „Adressat gestorben" zu mir zurückgekehrt sind.

Sind die Sahos nur ein kleines Völkchen im Nordosten Abessiniens, so zählen die Gallas nach Millionen. Sie wohnen im Süden Abessiniens bis an den Äquator. Die nördlicheren Stämme haben sich mit Christentum und Islam einigermassen befreundet, die grosse Menge sind Heiden.

K. TUTSCHEK hat, so viel ich weiss, sich nirgends über Verwandtschaftsverhältnisse des Galla geäussert; it belongs to none of the known families, sagt er § 38. Dagegen hat BENFEY in den Götting. Gelehrten Anzeigen vom 7. und 10. Sept. 1846 aus dem von TUTSCHEK vorgelegten Material linguistische Schlüsse gezogen. Auch im Galla musste die Ähnlichkeit persönlicher Fürwörter wie ana 'ich', unu 'wir', ati 'du' mit den entsprechenden semitischen sofort auffallen, und ferner zeigte die Sprache zwar nicht, gleich dem Saho, auch das semitische Imperfectum, wohl aber das semitische Perfectum, und zwar hatte letzteres, wie im Saho, bei geringer Modificirung der Flexionsendungen auch eine imperfectische Bedeutung, z. B.: adema ich gehe, werde g.' ademta 'du gehst, wirst g.'

ademe ich ging'
ademte du gingst'

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ademe er ging'

adema er geht, wird g.'

ademte sie ging'

ademne wir gingen' &c.

ademti 'sie geht, wird g.'

ademna 'wir gehen, werden g.' &c.

Somit war es auch hier vollkommen begreiflich, wenn BENFEY urteilte, dass der grammatische Habitus des Galla mit der grössten Entschiedenheit an den semito-ägyptischen Sprachstamm weise, und dass die Formenentwickelung des Galla im Allgemeinen speciell auf der Stufe der semitischen Sprachen stehe*. Aber geradezu als eine semitische Sprache hat BENFEY das Galla nicht in Anspruch genommen. Das würde EWALD auch nicht mit dem Saho getan haben, wenn ABBADIE auch nur annähernd so viel Material geboten hätte, wie TUTSCHEK. Denn dem Semitischartigen gegenüber steht im Saho wie im Galla eine Fülle von durchaus Unsemitischem, sowohl

* BENFEY nahm an, dass Semitisch und Ägyptisch zwar von derselben Grundsprache ausgegangen seien, sich aber vor Fixirung der allermeisten flexivischen Formen von einander getrennt haben; s. BENFEY, Über das Verhältniss der ägyptischen Sprache zum semitischen Sprachstamm, p. Vl—VII.

in der Grammatik wie namentlich im Lexikon. Auch NEWMAN, welcher das Galla ausser mit dem Semitischen zuerst auch mit dem Dankali (das man aus ISENBERG's 1840 erschienenem kleinen Heft notdürftig kennen lernen konnte) und Berberischen verglich, machte in den Proceedings of the Philolog. Soc. vom 26. Nov. 1847 auf die Ähnlichkeiten zwischen dem Galla und dem Semitischen aufmerksam, jedoch ebenfalls unter starker Betonung anderweitiger Unähnlichkeiten.

In den Berichten über die Verhandlungen der Berliner Akademie vom Jahre 1844 berichtete LEPSIUS auf S. 385 ff. über seine an Ort und Stelle angestellten Studien über die Begauie-Sprache. Es ist dies dieselbe Sprache, welche auch Bišāri genannt wird, die Sprache der ausgedehnten Völkerschaften, welche zwischen Nil und Rotem Meer, Oberägypten und Abessinien wohnen. Leider hat LEPSIUS sein Material weder damals noch später veröffentlicht*; und so erfahren wir denn nur, dass LEPSIUS diese Sprache für ein in vieler Hinsicht sehr wichtiges Glied der kaukasischen ** Sprachen hält, sie aber in bestimmten Gegensatz zu den semitischen wie zu den indogermanischen Sprachen setzt. Aber auch dem Ägyptischen stehe das Begauie grammatisch wie lexikalisch sehr ferne, ohne seine Grundverwandtschaft zu verläugnen ***.

Ein nennenswerther Fortschritt, namentlich in der Methode, ist erst aus dem Jahre 1860 zu verzeichnen, wo LOTTNER in seinem Aufsatz On Sister Families of Languages (Transactions of the Philolog. Soc. 1860–61) zuerst Saho und Galla so eingehend mit einander verglich, als damals möglich war, und auf Grund dieser Vergleichung zuerst von einer Saho-Galla family redete. LOTTNER schied ferner zwischen dem, was im Saho Galla semitischartig ist, und dem, was nicht semitischartig ist, und stellte die These auf: the Saho-Galla is related to the Semitic Kurze Zeit darauf stellte yet they are not one family. LEPSIUS auf p. 303 seines Standard Alphabet (London & Berlin 1863) das Galla mit dem Bega, dem schon genannten Dankali und dem Somali (zu dessen Kenntnis RIGBY 1850 im 9. Bande der Trans. Bombay Geogr. Soc. Material geboten hatte) bestimmt zusammen als äthiopische Gruppe der hamitischen Sprachen, allerdings wieder ohne diese Zusammenstellung näher zu begründen und zum Teil vielleicht nur auf die Autorität BLEEK's hin in dessen The Library of Sir George Grey

* Vgl. ALMKVIST, Die Bischari-Sprache I, 26 f.

** LEPSIUS gebraucht diesen Ausdruck in demselben Sinne wie später,,noachisch" (Nubische Grammatik XXV).

*** Zu den vereinzelten ägyptischen Anklängen, die LEPSIUS aaO. 392 verzeichnet, bemerke ich noch mäsu hören' maшx; nafir‘süss, lieblich' nfr, moves.

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I 253 ff. (London & Leipzig 1858). Das Saho fehlt in dieser Zusammenstellung; dass das statt dessen eingereihte Harari in Wirklichkeit semitisch ist, hat FRIEDRICH MÜLLER bald ausdrücklich dargelegt.

Irre ich nicht, so rührt auch der Name hamitische Sprachen von LEPSIUS her, der die semitischartigen Sprachen durch diese Bezeichnung mit den semitischen und japhetitischen (indogermanischen) zusammen zu einer höheren, noachischen (kaukasischen) Einheit zusammenfassen wollte. Um diese Zeit tritt meines Wissens auch zuerst der Name kuschitische Sprachen auf, der zuerst völlig identisch mit hamitische Spr. gebraucht wird (Orient und Occident III 337), jetzt aber als Bezeichnung nur der ostafrikanischen (äthiopischen) Gruppe der hamitischen Sprachen dient.

Was LEPSIUS nur behauptet hat, hat FRIEDRICH MÜLLER bewiesen. Nachdem W. MUNZINGER auf S. 341-369 seiner Ostafrikanischen Studien (Schaffhausen 1864) eine grammatische Skizze nebst Glossar der Begasprache veröffentlicht hatte, hat FRIEDRICH MÜLLER auf Grund des von MUNZINGER mitgetheilten Materials in BENFEY'S Orient und Occident III 336 ff. (1865) über diese Sprache gehandelt. Es war jetzt eigentlich bereits selbstverständlich, dass FR. MÜLLER, trotz aller auch hier wieder ungesucht entgegenspringenden semitischen. Ähnlichkeiten, die nächste Aufgabe darin erblickte, durch Vergleichung mit dem Galla und Saho, sodann mit dem Berberischen und Ägyptischen die Zugehörigkeit des Bega zu diesen Sprachen zu erweisen. Sodann aber hat FRIEDRICH MÜLLER in dem linguistischen Teile des Novara-Reisewerkes (Wien 1867) S. 51–70 zum ersten Mal eine vergleichende Skizze der hamitischen Sprachen entworfen. In die äthiopische Gruppe dieser Sprachen, welche uns hier allein beschäftigt, zieht er Bega, Saho, Galla, Dankali, Somali.

Die zuletzt genannte Arbeit FR. MÜLLER'S bildet den Abschluss der ersten tastenden Versuche über die kuschitischen Sprachen, zugleich auch den festen Grundstein, auf welchen fernere Forschung aufzubauen hatte.

Als nächster Fortschritt über MÜLLER hinaus dürfte wohl die auf Grund von WALDMEIER's eben erschienenen Mitteilungen in ZDMG XXIII 641 ff. (1869) gewonnene Erkenntniss zu gelten haben, dass auch die Sprache der Agaus, welche in verschiedenen, von einander getrennten Districten des inneren und westlichen Abessiniens wohnen, den kuschitischen beizuzählen ist. Sodann der in ZDMG XXIV 145 ff. geführte, von MÜLLER noch nicht erbrachte Beweis, dass in der Tat auch die Somalisprache mit Recht zu den kuschitischen gerechnet worden ist.

Wenn mit den aufgeführten sechs Sprachen der Kreis der kuschitischen Sprachen im Wesentlichen als geschlossen gelten

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