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dieses hierhin, jenes dorthin zu versehen. Alles geschiehet durch die Veränderung. Daher befürch te nichts Neues. Alles ist gewöhnlich, und die Gesetze sind einerley.

VII.

Die ganze Natur ist zufrieden, wann sie ihren richtigen Weg gehet: und die vernünftige Natur gehet alsdann ihren richtigern Weg, wann sie in ihren Gedanken weder 5 mit Lügen, noch mit Ungewißheit, geplaget wird; sondern, wann sie ihre Begierden auf die gemeine Wohlfahrt richtet: wann sie ihre Neigung oder ihren Abscheu auf nichts wirft, als was bey ihr stehet, zu erlangen oder zu hindern: wann sie alles willig annimmt, was ihr die allgemeine Natur zuschicket: 6 denn sie ist ein Theil derselben, wie die Natur des Lau

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gehandelt. Die Absicht ist, durch öftere Wiederholung dieser Betrachtung die Furcht des Todes zu vertreiben, die ihn öfters scheinet unruhig gemacht zu haben. Viel glücklicher sind demnach die Christen, die mit Paulo sagen können: Leben wir: so leben wir dem Herrn; ster ben wir: so sterben wir dem Herrn. Darum, wir leben oder sterben: so find wir des Herrn. Röm. VIII, 5 Mit Lügen] So nennet er die falschen Meynungen von allen Dingen, samt der Verstellung oder Heucheley. 6 Denn sie ist ein Theil derselben] Er redet von der Gemeinschaft der vernünftigen Geschöpfe mit Gott, auf eine heidnische und stoische Weise. Johannes aber unterrichtet uns von unserer Gemeinschaft durch Christum mit Gott und von den Wirkungen seiner Gnadenstärke viel tröstlicher.

bes ein Theil der Natur des Baumes ist; jedoch mit diesem Unterschied:

Die Natur des Laubes ist ein Stück von einem leblosen unvernünftigen Holze, das in feinen Wirkungen kann gehindert oder gezwungen werden; dahingegen ist die Natur des Menschen 7 ein Theil eines vernünftigen, weisen, gerechten, unveränderlichen Wesens, das einem jeden Dinge seine Zeit, Wesen, Ursache, seine Wirkungen und Zufälle unveränderlich austheilet. 8 Dieses wirst du wahr zu seyn befinden, wenn du die Dinge nicht einzeln, oder besonders; sondern in ihrem ganzen Zusam= menhange mit andern und überhaupt betrachtest.

VIII.

9 Geseßt, du könntest nicht einmal lesen: so

kannst

7 Ein Theil] Wie gesagt, dieses ist ein stoischer Irrthum, daran sich kein vernünftiger Christ stoßen wird; weil er bedenket, daß ein Heide nicht anders, dann als ein Heide, schreiben konnte.

8 Dieses wirst du] Daher kommt der Selbstbetrug, weil die Menschen hie und da einen Zufall besonders betrachten, und darüber ein Urtheil fällen, er sey gut oder böse. Sie sollten aber alle Dinge in der Ordnung ansehen, darein die Vorsehung eines weisen Gottes dies felben gefeßet hat: so würden sie bald überzeuget werden, daß auch diejenigen Dinge, die sie zuvor båse nannten, zu einem guten Ende abzielen; und daß also sowol ihr Klagen, als ihre Bekümmerniß, unbesonnen und 1. umsonst gewesen sey.

9 Die Leute, die nicht Lust haben, sich zu bessern, pflegen, wann

man

kannst du doch ablassen, dich selbst zu schånden; du kannst den Schmerzen und die Lust überwinden; du kannst dich über alle eitle Ehre erheben; du kannst gegen die Albern und Undankbaren sanftmüthig, und noch dazu für ihre Wohlfahrt besorgt seyn.

IX.

10 Laß es niemand hören, daß du das Hofleben, oder auch dein eigenes, tadelst.

X.

Die Reue ist eine Bestrafung seiner selbst, wegen der Versäumung eines Nußens. Ein Nußen aber muß etwas Gutes seyn, und ist also werth, daß ein ehrlicher Mann sich darum bekümmere. Nun n bedauert kein guter und ehrlicher Mann, eine Wollust versäumet zu haben: daher folget, daß die Wollust weder etwas Gutes, noch etwas Nühliches sey.

XI.

man ihnen ihre Laster vorhält, zu sagen: Ja, ich habe nicht studiret; ich kann das so nicht thun, wie jener weise Mann. Ich bin nur einfältig 2c. Antoninus entdecket in dieser Betrachtung die Nichtigkeit solcher Ausflüchte; und wir Christen nehmen die Gnade Gottes zu Hülfe.

10 Die Ursache ist, weil ein frommer und vernünftiger Mensch allenthalben glücklich seyn kann, wohin ihn auch sein Beruf führet.

Bedauert]

Nein, sondern er bereuet es vielmehr, wann er fie vollbracht hat, und ist traurig; er freuet sich aber, wann er ihren Reizungen entwischet ist.

XI.

Untersuche ein jedes Ding folgendergestalt: 12 Was ist dieses an sich selber und nach seiner eigentlichen Beschaffenheit? welches ist sein Wesen, sein Zeug, seine Ursache, Eigenthum? warum ist es in der Welt? oder wie lange wird es darinn bleiben?

XII.

So oft du ungerne vom Schlafe aufstehest: so erinnere dich, daß es sowol deine Pflicht, als der menschlichen Natur gemäß sey, etwas zu verrichten, das der Gesellschaft zuträglich ist. Das Schlafen hast du mit den unvernünftigen Thieren gemein; was dir aber nach deiner eigenen Natur zukommt, das ist dir anständiger, und muß dir auch angenehmer seyn.

XIII.

Will dir deine Einbildungskraft eine Meynung von den Dingen beybringen: so untersuche sie zuvor 14 nach der Natur, nach der Sittenlehre und nach der Vernunftkunst.

XIV.

12 So machte es der weise Salomo, als er zum Lachen sprach: du bist toll; und zur Freude: was machst du? 13 Es ist wahrscheinlich, daß die schwache Natur des Kaifers denselben des Morgens zum Aufstehen träge gemacht habe; darum wiederholet er diese Betrachtungen zweymal, die schon im V Buche, erstem Absage, zu lesen ist. So wußte er seine Neigungen durch öfters wiederholte Be trachtungen zu bemeistern.

$4 Nach der Natur] Das ist, was sein Wesen oder

XIV.

Mit wem du auch zu schaffen hast: so stelle bey dir selbst die Frage an: Was für eine Meynung hat dieser Mensch von dem Guten oder von dem Bösen? Denn daferne er diese oder jene Gedanken von der Lust oder von dem Schmerzen, von der Ehre oder Schände, von dem Leben oder Tode, heget: so befremdet es mich nicht, daß er dieses oder das thut; vielmehr denke ich, daß er, also zu handeln, 15 gezwungen wird.

XV.

So lächerlich es wäre, sich zu verwundern, daß der Feigenbaum Feigen trägt: eben so thdricht ist es, sich es befremden zu lassen, daß die Welt das hervorbringet, was ihre Weise ist. Es wäre dem Arzt eine Schande, zu erstaunen, wann ein Mensch das Fieber hat; und dem Steuermanne, sich zu verwundern, wann ein widerwärtiger Wind wehet.

XVI.

Gedenke, daß du darum deine Freyheit nicht verlierest, weil du deine Meynung ånderst, oder einem andern folgest, der dich auf bessere Gedanfen

seine Beschaffenheit sey. Nach der Sittenlehre. Das ist, was sein Werk oder Nußen sey. Nach der Ver, nunftkunst. Das ist, daß man davon ein unpare tenisches Urtheil fälle.

15 Gezwungen wird] Berstehe, durch seine Einbildung und seine Meynungen, die ihm seine Begierden abnöthigen.

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