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und die Freyheit gegeben, zu verhindern, daß er nicht in ein wahres lebel falle. Und wenn in den übrigen Begebenheiten unseres Lebens dergleichen wirkliches Uebel anzutreffen wäre: so würden die Götter nicht weniger dagegen sorgfältig gewesen seyn, und uns die Mittel an die Hand gegeben haben, das zu vermeiden. Wie kann aber ein Ding des Menschen Leben unglücklich machen, das den Menschen an und für sich nicht årger machet? Håtte die Natur diese Unordnung verstattet: so müßte es geschehen seyn, entweder, weil sie es nicht erkannt; oder weil sie es nicht hätte åndern können. Nun aber ist es abgeschmackt, zu denken, daß die Natur, die die Welt regieret, einen so groben Fehler aus Unwissenheit oder aus Unvermögen begangen habe, indem sie zugelassen hätte, daß den Frommen und Gottlosen Gutes und Böses, Tod und Leben, Ehre und Schande, Schmerz und Lust, Armuth und Reichthum, ohne Unterschied begegneten. Diese Dinge sind an sich weder gut noch böse, weder schändlich, noch ehrbar; daher treffen sie ohne Unterschied

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Dieses Vermögen schreiber Antoninus anderwärts der befondern Gnade Gottes zu. Er hält auch nichts für ein wahres Uebel, als was die Seele des Menschen durch lasterhafte Reigungen verschlimmert, wie dieses aus dem Folgenden zu ersehen ist.

Die Natur, die die Welt regieret] Er verstehet durch diese Benennung den weisen und mächtigen Echöpfer und Erhalter aller Dinge.

terschied die Guten und Bösen, und können also kein wahrhaftiges Gut und kein wahres Uebel seyn.

XII.

14 E8 kömmt einer verständigen Natur zu, zu betrachten, wie schnell alles verschwindet; daß die Welt in kurzer Frist alle Leiber verschlinget; daß die Zeit das Andenken derselben vertilget: ferner, was alle Gegenstände unserer Sinne find, diejeni nigen insonderheit, die uns durch Wollust reizen, der durch Schmerzen erschrecken; imgleichen die-jenigen, denen der Hochmuth eine so beschriene Hoheit angedichtet hat; wie eitel, nichtig, verächtlich, schändlich alle diese Dinge, und daß sie dem Tode und der Verwesung unterworfen sind. Diese Vernunft muß ferner erwägen, 15 welche diejeni gen sind, die nach ihrem Gutdünken den Ruhm austheilen, und auf deren Gutbefinden die Ehre ankömmt: was der Tod ist. Ja, sie muß sich befinnen, daß, wenn man den Tod von der falschen Einbildung und Vorstellung, die man sich selber

davon

14 Es kommt einer verständigen Natur zu] Ach wie wenig findet man solcher verständigen Naturen! und gleichwol sind diese Betrachtungen ein so nöthiges Mittel, zu einer wahren Freyheit des Gemüths zu gelangen. 15 Wer diejenigen sind, deren Meynungen den Ruhm austheilen] Bedächten dieses die Ehrbegierigen: fie würden sich schämen, von solchen Leuten einen Ruhm zu erbetteln, welche weder wissen, worinnen die wahre Ehre bestehet; noch in sich selbst zufrieden sind.

davon machet, trennet, derselbe nichts anderes sey, als ein Werk der Natur. Ein Werk der Natur aber scheuen, heisset ein Kind seyn. Der Tod aber ist nicht nur ein Werk der Natur; sondern auch eine Sache, die 16 der Natur nüßlich ist. Absonderlich muß dein Verstand 17 beherzigen, auf welche Weise der Mensch mit der Gottheit vereiniget sey; wie weit er an derselben Theil habe; und endlich, wohin dieses Ebenbild der Gottheit, wenn es von diesem Leibe scheidet, gelangen werde.

XIII.

Nichts ist elender, als ein Mensch, der alles ergründen will: der nicht zufrieden, daß er den Abgrund der Erde untersuchet; sondern mit seinem Forschen bis in den Geist anderer Menschen eindringet, ohne zu bedenken, daß er sich begnügen lassen sollte, 18 mit der Göttlichkeit, die er in sich

hat,

16 Der Natur nüßlich] Er redet hier von der Natur, wie sie nach dem Sündenfall ist. Da ist es gut, daß das Abgelebte dem Frischen und Jungen Raum mache. 17 Beherzigen 2c.] Er will, daß wir an die Unsterbliche teit der Seele denken und erwägen sollen, ob es nicht zu ihrer Verbesserung diene, daß sie durch den Tod von dem Sterblichen Leibe und von aller Unvollkommenheit geschie den wird?

18 Mit der Göttlichkeit] Er verskehet darunter die Seele des Menschen. Wir Christen aber haben hiezu noch eine wichtigere Ursache, weil unsere Leiber durch Got. tes Gnade Tempel des heiligen Geistes und Christi Glies der find.

hat, umzugehen, und derselben den gebührenden Dienst zu leisten. Der Dienst aber, der deine Seele erheischet, bestehet darinne: daß du sie von den Leidenschaften befreyest, sie gegen alle Vermess senheit verwahrest, und nicht duldest, daß sie mit demjenigen, was Gott oder die Menschen thun, unzufrieden sey. Denn was Gott thut, verdienet unsere Ehrerbietung, wegen seiner Vortrefflichkeit; und was die Menschen thun, verdienet unsere Liebe, wegen der Verwandtschaft, die zwischen uns ist: zuweilen ist es mitleidenswürdig, wegen der Uns wissenheit des Guten oder Bösen, darinne solche Menschen stehen. Die Unwissenheit ist eine Ver blendung, und eben so sehr zu bejammern, als die Blinden, die weder schwarz noch weiß unterscheis den können.

XIV.

19 Wenn du auch drey tausend Jahre, und noch

dreyßig » Eigentlich zu reden, giebt es weder eine vergangene, noch zukünftige Zeit; sondern nur diejenige, die gegenwärtig ist. Sprichst du: Ein junger Mensch, der in zwanzig Jahren stirbet, verlieret mehr Zeit, als derjenige, der achtzig Jahre alt aus diesem Leben scheidet; denn er vers lieret die Hoffnung einer längern zukünftigen Zeit. Ars tiger Einwurf! Gerade, als wenn unser Leben nach der Hoffnung abgemessen würde. Besser schreibt Hieronymus in seinem dritten Briefe: Denen, die zehen Jahre, und denen, die hundert Jahre gelebet haben, ist die vergangene Zeit allen beyden gleich, und es ist hier kein anderer Unterschied, als daß der Alte mit mehrern Sün den überhäuset stirbet, als der Junge.

dreyßig tausend dazu, leben könntest: so bedenke, daß niemand mehr Leben verlieret, als dasjenige, das er den Augenblick, da er es verlor, hatte; imgleichen, daß man kein anderes Leben hat, als dasjenige, das man alle Augenblicke verlieret. Daher ist kein Unterschied zwischen dem längsten und dem kürzesten Leben; denn die gegenwärtige Zeist ist bey allen eben dieselbe, obgleich das, was ein jeder verloren hat, nicht gleich ist. Die Zeit aber, die wir verlieren, indem wir das Leben verlieren, ist nur ein Augenblick; denn niemand kann das Vergangene oder das Zukünftige verlieren. Wer kann einem nehmen, was er nicht hat? Merke demnach diese zwey Dinge: Einmal, daß alle Dinge von Anfang her eine Gleichheit haben; daß sie in einem steten Kreise umlaufen, und daß kein Unterschied ist, dieselben Dinge hundert oder zwen hundert Jahre, oder eine unendliche Zeit, zu sehen. Zum andern, daß von zweyen, unter denen der eine jung, und der andere alt stirbet, einer so viel Leben verlieret, als der andere; denn fie verlieren beyde nichts, als einen gegenwärtigen Augenblick, weil niemand, wie ich bereits erwäh net, was er nicht hat, verlieren kann.

XV.

Alles bestehet in der Einbildung. Dieses wird deutlich bewiesen durch das, was 20 Monignus,

der

20 Monimus] Ein Schüler des Diogenes und Crates,

bey

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