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XIII.

Es heisset sowol 22 lächerlich, als auch ein Fremdling in der Welt sey, wenn man sich über Dinge, die in der Welt vorgehen, verwundert. -

XIV.

Entweder ist es die Nothwendigkeit des Schickfals, oder eine unwiderrufliche Verordnung, oder eine gnådige Vorsehung, 23 oder ein blinder und verwirrter Zufall, der alles regieret. Ist es die unumgängliche Nothwendigkeit: was stråubest du dich denn? Ist es die gütige Vorsehung, die man versöh nen kann: warum machest du dich nicht ihrer Hülfe würdig? Ist es der blinde Zufall? freue dich, daß du eine Seele in dir hast, die dich durch diesen Sturm der Verwirrung führen kann! Ergreifet dich der Wirbelwind? laß ihn dein Fleisch und deine Lebensgeister hinreissen, deine Seele muß er dir wohl lassen.

XV.

22 Lächerlich] Lies hierüber des VIII Buches 15 Absaß. 23 Oder ein blinder Zufall] Ich habe schon öfters erinnert, daß diefes die Meynung des Kaisers nicht sey; er will nur aller Ungewißheit einen Trost entgegen seßen. Glückselige Christen! die sich nicht, wie die Heiden, mit Ungewißheit peinigen dürfen; sondern mit dem Apostel fagen können: Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Hohes noch Tiefes, weder Gegens wärtiges noch Zukünftiges, noch irgend eine Crea tur, uns scheiden kann von der Liebe Gottes in Christo Jesu, unserm Herrn. Röm. VIII.

XV.

Die Lampe verlieret ihren Schein nicht eher, als bis sie verlöschet; und du wolltest in dir die Wahrheit, die Gerechtigkeit, die Mäßigkeit, vers löschen lassen, ehe du stirbest?

XVI.

Will man dir einbilden, ein anderer habe gesündiget; so sprich bey dir selbst: 24 Woher weiß ich, daß es gesündiget sey? Hat er aber wirklich gesündiget: so bedenke, daß er sich selbst so sehr 'gestrafet habe, als wenn er sein Angesicht mit den Någeln zerkrahet håtte. Dabey erinnere dich, daß, sich über die Missethaten der Bösen beschweren, eben so viel sey, als verhindern wollen, daß die Feigenbäume einen scharfen Saft haben, daß die Kinder weinen, daß die Pferde wiehern, oder daß dergleichen Dinge, die die Natur zur Nothwendigkeit gemacht hat, nicht geschehen sollen. Was kann jener dazu, daß er lasterhafte Neigungen hat? Heile ihn, wenn du kannst!

XVII.

24 Woher weiß ich, daß es gesündiget sey?] Weil man alle Umstände einer That zuvor genau erwågen soll, ehe man ein Urtheil davon fället. Die Bosheit der Menschen dichtet manchem wegen einer That ein Laster an, die, wenn man sie in der Nähe und nach allen Umftånden, ohne Vorurtheil, überleget, vielmehr eine Tugend zu nennen ist. Antoninus hat hiervon bereits im IX Buche, 18 Absaße, gerçdet.

A

XVI.

Ist dieses nicht anständig? thue es nicht. Ist jenes nicht wahr? sage es nicht. Dieses laß allezeit deinen festen Vorsaß seyn.

XVIII.

Du mußt dir die ganze Welt vor Augen stellen, und ohne Unterlaß bey dir selbst denken: Was ist es doch, das mir gegenwärtig diese unruhigen Gedanken verursachet? Durchsuche es, besiehe jedes genau nach seinem Zeuge und nach feiner eigentlichen Beschaffenheit, und bedenke, wie kurze Zeit du dessen wirst vonnöthen haben!

XIX.

Merke doch endlich einmal, daß etwas edleres und göttlicheres in dir ist, als dasjenige, was dir Gemüthsbewegungen oder Leidenschaften verurfachet, und dich, wie eine Puppe, mit fremden Fåden ziehet. Denn, was ist deine Seele? 25 Bestehet sie wol in der Furcht, im Argwohne, in der Lust, in der Geilheit, oder sonst in etwas dergleichen?

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25 Die Seele bestehet in Neigungen zur Gerechtigkeit, zur Wahrheit, zur Frömmigkeit, zur Gemeinschaft mit Gott, zur Menschenliebe, zc. Darum sollen jene vichischen

Neigungen, als fremd, denen eigenthümlichen Einwohnern des Gemüthes weichen.

XX.

Einmal mußt du nichts 26 vergebens oder ohne Absicht thun. Zum andern mußt du nichts ohne Absicht auf das gemeine Beste vornehmen.

XXI.

Bedenke, daß du weder in kurzer Zeit mehr seyn wirst, noch dasjenige, was du siehest, noch diejenigen, die mit dir zugleich leben. Alle Dinge find dazu gemacht, daß sie verändert werden und aufhören sollen; damit andere aus ihren Resten gleichsam hervorwachsen.

XXII.

Alles bestehet in der Einbildung; und diese Einbildung ist in dir. Schaffe. sie demnach von dir, so oft du willst: so wirst du ohne Unruhe, gleichfam in einem Meerbusen, segeln, und dich selbst, wie die Schiffe im Sturme und in der Gefahr, hinter ein Vorgebirge legen.

XXIII.

27 Ein Werk, das zu seiner Zeit aufhöret, leidet darunter, daß es aufgehöret hat, nichts Böses;

so

26 Vergebens] Denn es wäre unvernünftig, etwas zu thun, ohne zu wiffen, warum; und es wäre uns menschlich, alle Absicht einzig und allein auf seine eins zelne Person zu richten.

27 Diese Betrachtung ist abermals gegen die Furcht bes Todes gerichtet; und wir sehen aus der öftern Wieders

bolung

so widerfähret auch demjenigen, der es vollbracht hat, dadurch kein Unglück. Eben so ist es mit dem Inbegriffe aller unserer Handlungen, die wir das Leben nennen, beschaffen; denn es geschiehet ihnen nichts Uebels dadurch, daß sie sich zu rechter Zeit endigen. So ist auch derjenige nicht unglücklich, dem dieser Faden seiner Verrichtungen zu seiner Zeit abgeschnitten wird; denn es ist die Natur, die die Zeit ausmisset, und einem jeden Dinge sein Ziel bestimmt. Einigen låsset sie zwar etwas mehr, als denenjenigen, die für Alter sterben; jedoch aber ist es allezeit die allgemeine Natur, die alles regieret, und durch eine beständige Bewegung aller Dinge die Welt erfrischet und verjünget.

Nun, was dem Ganzen zuträglich ist, das ge schiehet zu rechter Zeit, und ist allezeit gut. So kann auch das Ende des Lebens nichts Böses seyn,

weil

holung dergleichen Vorstellungen, daß auch die Allerbesten und Weisesten unter den Heiden öfters ein Schrecken vor dem Tode empfunden haben. Dieses aber ist bey einem wahren Chriften geringer, auch wol gar nicht anzutreffen. Darum ist die chriftliche Lehre abermals für die vollkommenske zu achten, weil sie den Menschen gegen das Schrecken des Todes mit einer freymüthigen Gewißheit bewaffnet. Unser keiner stirbet ihm selber. Sterben wir: so sterben wir dem Herrn; darum, wir leben oder sterben : so sind wir des Herrn. Ja, fie machet wol gar, daß man den Tod verlanget: Ich begehre aufgelöset, und bey Christo zu seyn.

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