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Marcus Aurelius Antoninus

J

erbaulicher

Betrachtungen

Viertes Buch.

I.

■ die Seele, die in uns die Herrschaft führet, beschaffen, wie ihre Natur mit sich bringet: so verhält sie sich gegen alle Zufälle solchergestalt,daß sie dieselben durch ihre Kräfte in sich selbst verwandelt. Denn weil sie an und für sich keiner materialischen Vergänglichkeit nachhänget, sondern sich über alles zu dem Regierer aller Welt empor schwinget: so verwandelt sie alle Zufälle leicht in sich selbst; wie ein starkes Feuer, das alles, was hineingeworfen wird, ergreifet, verzehret, in sich selbst verwandelt, und dadurch größer wird; da hingegen eine schwache Lampe von dem hineingeworfenen leicht verlöschet.

11.

Thue nie etwas obenhin, und ohne die vollkom mensten Regeln der Kunst dabey in Acht zu nehmen. D 3

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■ Dieses Hauptstück dienet zur Erläuterung der Worte Chrifti: So dein Auge Licht ist: so wird dein gan zer Leib Licht seyn; so aber dein Auge ein Schalk ist, wird Finsterniß seyn. Antoninus erkläret diesen Sas im nachfolgenden dritten Hauptstücke durch eine deutliche Anwendung.

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Die Menschen suchen die Einsamkeit auf dem Lande, an den Flüssen, auf den Bergen; du selbst wünschest dir einen solchen Ort. Dieser Wunsch ist unverständig. Ist es dir nicht alle Augenblicke erlaubt, in sich selbst zu gehen? Keine Einsamkeit ist ruhiger oder anmuthiger, als die man in seiner Seele suchet; absonderlich, wenn der schäßbare Vorrath, aus dessen Anschauung die augenblickliche Ruhe der Seele entstehet, darinnen anzutreffen ist. Ich nenne aber die Ruhe die gute Ordnung und Beschaffenheit der Seele. Begieb vich demnach oft in diese anmuthige Einsiedeley. Erneure dich daselbst, erhole dich, und sey bemühet, dich allda zu verjüngen. Du mußt aber etliche kurze Haupt-. regeln oder Lehrsäße im Vorrathe haben, vermöge deren du alle Bekümmernisse zerstreuen, und dich gegen alle Zufälle wapnen könnest.

Denn, Lieber! worüber wolltest du unwillig werden? Ueber die Bosheit der Menschen? Erin= nere dich dieser Wahrheit: Daß die Menschen einander zu gut geboren sind, und daß es die Gerech tigkeit erfordert, sie zu vertragen; weil es wider ihren Willen geschiehet, wann sie fündigen. Du wirst aufhören, dich zu quålen, wann du erwägest, wie viele Leute endlich gestorben und zu Asche geworden sind, nachdem sie, so lange sie lebeten, Feindschaft, Argwohn, Haß und Zank geheget hatten. Entrüsten dich diese Dinge, die nach der Ordnung der

allge=

allgemeinen Natur geschehen? Stelle dir alsobald diesen Sah vor: Entweder wird alles durch die Vorsehung, oder durch einen 2 blinden Zufall, regieret? Besinne dich hiebey auf die Gründe, damit wir bewiesen haben, daß die ganze Welt wie eine Stadt anzusehen sey. Kränken dich die Zufälle des Leibes? Bedenke, wenn die Seele sich recht in sich selbst fasset, und ihre Kräfte merket, vermischet sie sich nicht mit den Lebensgeistern, die entweder durch den Schmerzen gemartert, oder durch die Wollust gekißelt werden. Zu diesem füge alles, was du von diesen beyden Leidenschaften des Gemüths, nämlich dem Schmerze und der Wollust, gehöret und als wahr erkannt hast.

Reizet dich die Ehrbegierde? Bedenke, mit welcher Geschwindigkeit alle Dinge in die Vergessenheit gerathen. Stelle dir vor den wüsten Abgrund der unendlichen Zeit, die vor dir gewesen ist und nach dir kommen wird; die Nichtigkeit des Lobes; die Unbeständigkeit und den Unverstand des Pdbels, der von dir ein Urtheil fållet; die Enge des Orts, dadurch dein Ruhm umschränket wird, denn die ganze Erde ist nur ein Punct, und welch ein kleiner Winkel wird nicht davon bewohnet? Wie viele

D 4

2 Blinden Zufall] Antoninus lehret anderwärts, daß Gottes Vorsehung die Welt regiere. Hier aber will er zeigen, daß die Menschen thöricht handeln, wenn sie sich über Dinge qualen, die, man sehe sie gleich an wie man wolle, nicht zu ändern sind.

viele Leute werden wol in dieser kleinen Ecke der Erde seyn, die dich loben? Was für Art Leute find es? Alles demnach, was dir zu thun oblieget, ist, in dich selbst zu gehen, und in diesem deinem kleinen Eigenthume zu wohnen.

Vor allen Dingen aber höre auf, dich zu zers streuen, oder zu widerstreben. Sey frey, und siehe alle Dinge an, als ein Mann, als ein Bürger, ja als ein Sterblicher. Unter allen Regeln åber, die du stets vor Augen haben sollst, mußt du sonderlich diese beyden nicht vergessen. Einmal, daß kein Ding an und für sich selbst unsere Seele berühret; sondern ausserhalb derselben unbeweglich für sich bleibet. Die Unruhe aber, die uns ihrentwegen einnimmt, kommt von dem Urtheile, das wir von diesen Dingen fällen. Zum andern, daß alles, was du fichest, in einem Augenblicke verwandelt werden, und hernach nicht mehr seyn wird. Um dich davon zu überzeugen: so bedenke, wie viele Abwechselungen du bereits gesehen oder erlebet hast. Mit einem Worte: die Welt ist lauter Verände rung, und das Leben weiter nichts, als Einbildung,

IV.

3 Haben wir Menschen den Verstand mit einander gemein: so haben wir auch die Vernunft

gemein,

3 Wer die Folge aller dieser Beweisthümer recht überleget, der wird daraus zweyerley deutlich ersehen: 1) daß ein allgemeines Gesetz der Natur vorhanden sey; 2) daß die Seele der Menschen unsterblich sey.

gemein, die uns zu vernünftigen Geschöpfen machet. Haben wir diese gemein: so haben wir auch die Urtheilskraft mit einander gemein, die lehret, was zu thun oder zu lassen ist. Ist dem also: só haben wir 4 ein gemeines Gesetz. Haben wir ein gemeinschaftliches Gesetz: so sind wir Mitbürger unter einander. Sind wir Mitbürger: so haben wir ein gleiches Bürgerrecht. Haben wir einerley Bürgerrecht: so ist die Welt unsere Stadt. Es giebt kein anderweites gemeines Wesen mehr, dessen alle Menschen theilhaftig sind.

Nun fragt sichs: Woher kommt es, daß wir verständig, vernünftig und gesetzmäßig handeln können? Kommt es aus dieser Stadt, oder kommt es anderswo her? Denn wie das Irdische, das

an mir habe, mir von einem gewissen Stücke der Erde zu Theil geworden ist; wie die Feuchtigkeit, die sich bey mir befindet, von einem andern Elemente ihren Ursprung hat; wie der luftige Theil in mir aus einer besondern, und der warme oder feurige noch aus einer andern Quelle fließet; und da nichts von nichts kommt, noch zu nichts werden kann: so ist es nothwendig, daß dieser vernünftige und verständige Theil in mir auch irgend woher geflossen sey.

V.

Der Tod ist, eben wie die Geburt, ein Geheimniß der Natur. Diese entstehet aus der VermiD 5 schung

Ein gemeines Geseh] Er redet von dem Gefeße der

Natur.

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