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so vieler hundert Jahre, fassen? Ich antworte: Wie kann die Erde alle Leiber fassen, die darinnen begraben worden? Denn wie die Leiber, nachdem fie eine Zeitlang im Schoße der Erden gewesen, endlich verwesen und andern Plaß machen: 10 also werden auch die in die Luft geführten Seelen, nach Verlauf einiger Zeit, verwandelt, entflammet, und in die Quelle der allgemeinen Vernunft verseßet; und also machen sie ebenfalls denen Raum, die ihnen nachfolgen. Mit dieser Antwort kann man die Meynung von der Unsterblichkeit der Seelen noch ferner bestärken: wenn man das, was ich bereits angeführet habe, nicht nur durch die Menge der begrabenen Leiber; sondern auch durch die unsågs liche Anzahl Thiere erläutert, die täglich von andern Thieren, und zum Theil von uns selbst, verzehret werden. Die Menge, die in dem Eingeweide der= jenigen, die sich davon nåhren, begraben wird, ist

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Raum genug in der Natur haben. Doch ist zu wissen, daß er als ein Stoiker und Heide redet, welches rechtschaffene Christen nicht irren wird. Genug, daß er die Unsterblichkeit der Seelen deutlich bekräftiget.

10 Also werden auch die in die Luft geführten Seelen] Dieses ist der Ursprung des vorigen Jrrthums. Etliche der alten Weltweisen hielten dafür, daß die Seelen nach ihrem Abschiede fich eine Zeitlang in der Luft aufhielten, bis sie daselbst von den ihr aus der Vereinigung mit den Leibern anklebenden Unreinigkeiten gesäubert, endlich in den Himmel aufgenommen und mit Gott vereiniger würden.

ist sehr groß: und gleichwol ist es allezeit derselbe Ort, der sie aufnimmt; denn sie werden theils in Blut verwandelt, theils aber in Feuer und Luft aufgelöset.

XXII.

Das einzige Mittel, die wahre Beschaffenheit eines Dinges zu erkennen, ist dieses: dasselbe in seiner Materie und Form zu unterscheiden.

XXIII.

Man muß nicht ausschweifen, noch sich durch .den Strohm der Begierden hinreissen lassen; sondern unsere Neigungen müssen die Gerechtigkeit zur Richtschur, und unsere Gedanken die Vernunft zum Grunde haben.

XXIV.

O du großes Weltgebäude! alles, was dir zuträglich ist, das dienet mir auch. Was dir gelegen kommt, das ist für mich weder zu frühe, noch zu spåt. 12 Natur! alles, was mir deine Zei O ten bringen, ist mir wie eine zeitige Frucht. Alles kommt von dir, alles ist in dir, alles kehret wieder

zu 11 ́ Das ist, zu betrachten die Materie, oder den Zeug, daraus ein Ding zusammen gefeßet ist; und die Form, das ist, seine eigentliche Beschaffenheit an und für sich selbst, nach der ein Ding von allen andern Dingen entschieden ist.

12 O Natur! alles, was mir deine Beiten bringen]

Die Natur hat eben sowol ihre unterschiedlichen Zeiten, als das Jahr. Die Zeiten der Natur And: Kindheit, Jugend, Alter.

zu dir. Jener schreibt in einem Trauerspiele: du theure Stadt Cecrops! Sollte ich denn nicht vielmehr zu dir sagen: 13 O du theure Stadt Gottes!

XXV.

14 Democritus hat gesagt: Thue wenig, wenn du ruhig seyn willst. Aber wäre es nicht besser gewesen, zu sagen: Thue alles, was nothwendig ist, und was die Vernunft von einem Menschen, der. zur Gesellschaft geboren ist, erfordert? Denn dieses bringer sowol die Zufriedenheit, daß man Eutes thut; als die Ruhe. daß man wenig thut, zuwege. Gewiß, wenn wir von unsern Thaten und Worten das Unnöthige abschnitten: so würden wir mehr Zeit übrig, und weniger Bekümmerniß haben. Darum soll man sich bey jedem Dinge fragen: Ist dieses oder jenes nicht von der Zahl der unnöthigen Dinge? Man sollte aber nicht allein die unnüßen Werke, sondern auch die unndthigen Gedanken, wegschaffen; denn indem ich

mich

O du theure Stadt Gottes] Denn wer überzeuget ist, daß diese Welt die Stadt Gottes und er derselben Bürgeë ist, der ist versichert, daß alles, was ihm begegnet, zu feinem Besten dienet; und daher nimmt er es ohne Murren an.

14- Dieses ist ein unvergleichliches Stück, darinnen gelehret wird, wie man seine Gedanken, Worte und Werke eine richten solle.

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mich der unnöthigen Gedanken entschlage: so beuge ich damit allen unnöthigen Werken vor.

XXVI.

Versuche es, wie es dir von statten geht, zu leben als ein frommer Mann; ich will sagen, als ein Mensch, der alles für gut annimmt, was ihm die Schickung widerfahren låsset; der ein Vergnügen daraus schöpfet, zu thun, was recht ist, und seinen Geist dadurch in Friede und Ruhe sehet.

XXVII.

15 Du hast jenes gesehen; siehe auch dieses an. Beunruhige dich dabey nicht; sondern sey schlecht und recht. Hat sich jemand wider dich versündiget? Er beleidiget dadurch sich selbst! Ist dir etwas widerfahren? Wohl! so war es dir von der allgemeinen Natur bestimmet. Mit einem Worte: das Leben ist kurz. Man muß es nach den Regeln der Gerechtigkeit und der Vernunft zubringen. Doch sen måßig bey der Pflege deines Leibes und bey aller Erquickung des Gemüths.

XXVIII.

16 Es sey die Welt gleich Unordnung oder Ordnung; 15 Du hast jenes gesehen ] Antoninus stellet sich alles Unglück vor, was ihm jemals zugestoßen ist, um aus dem Andenken des Vergangenen eine Ärzeney wider das Künftige zu bereiten. Dieses geduldig zu empfangen, bereitet er sich mit dieser Betrachtung zu: Es ist nichts Neues. Du hast jenes schon erfahren; ertrage dieses auch. 16 Es sey die Welt] Antoninus widerleget hier den thörichten

nung; es ist doch die Welt. Aber wie kannst du dir einbilden, daß in dir selber eine gewisse Ordnung und Zierde sey; und daß hingegen in der großen Welt, davon du ein kleines Stück bist, nichts als Unordnung und Zerrüttung gefunden werde? zumal, da in derselben auch die Dinge, die am meisten mit einander zu streiten scheinen, in der vollkommensten Uebereinstimmung und Verbindung stehen.

XXIX.

Böse Sitten; weibisch seyn; hartnäckig seyn; viehisch seyn; kindisch seyn; thöricht seyn; falsch seyn; läppisch seyn; betrügerisch seyn; tyrannisch seyn.

XXX.

17 Wenn derjenige ein Fremdling in der Welt zu nennen ist, der das, was in der Welt ist, nicht kennet: so muß auch derjenige ein Fremdling darinnen zu nennen seyn, der nicht weiß, was in der Welt vor

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gehet.

thsrichten Wahn der Epikurer, als wenn die Welt nicht durch Gottes Vorsehung regieret würde; und beweiset aus der ordentlichen und wundernswürdigen Beschaffenheit des menschlichen Leibes, als der kleinen Welt, wie gewiß und unfehlbar die göttliche Vorsehung die große Welt regiere.

17 Antoninus will in diesem Abschnitte lehren, wie thdricht es fey, sich berjenigen Natur zu widerseßen, die so lange Beit her die Welt regieret hat; das ist Gott: oder sich der allgemeinen Pflicht zu entziehen; das ist die Liebe der Menschen.

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