ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

gehet. Der ist ein Flüchtling, der sich dem bürgerlichen Rechte entziehet; der ist blind, dem die Augen des Gemüths verschlossen sind; der ist arm, der eines andern bedürftig ist, und der keinen Vorrath bey der Nothdurft dieses Lebens in Bereitschaft hat. Derjenige macht sich selbst zum Eitergeschwüre der Welt, der sich von der gemeinen Art der Natur abziehet, so, daß er sich bey dem was ihm Begegnet, beleidigt findet. Eben dieselbe Natur, die dieses hervorbringt, hat dich auch gemacht. Derjenige wird ein abgerissenes Glied der Stadt, der seine Seele von der Seele der übrigen Bürger absondert, da sie doch gemeinschaftlich seyn sollte. Ein solcher, sage ich, wird in dieser großen Stadt ein unnüßes Glied, und löset das Band der menschlichen Gesellschaft auf.

XXXI.

18 Dieser philosophiret ohne Rock; jener philosophiret ohne Bücher; dieser ist halb nacket, und. spricht: Ich habe zwar kein Brodt, aber ich philos sophire doch. Ein anderer: Es fehlt mir an allem; aber ich höre dennoch nicht auf zu philosophiren.

XXXII.

19 Bleibe bey dem, was du gelernet hast, und bekümmere

18. Dieser Abschnitt zeiget, wie natürlich dem Menschen die Liebe der Wissenschaften und der Wahrheit sey.

19 Bleibe bey dem} Dieses ist der Rath des Apostels, 1 Cor. VII. 24. Ein jeder bleibe in dem, worinnen er berufen ist.

bekümmere dich um nichts anderes; sondern bringe dein Leben in guter Ruhe zu, als einer, der alle seine Sachen den Hånden Gottes befohlen hat. 20 Sey auch weder ein Sklave, noch ein Tyrann der Menschen.

XXXIII.

Zum Exempel. Stelle vir die Zeiten Vespas sianus vor; da wirst du eben dasselbe sehen, was heut zu Tage geschieht. Menschen, die sich verheis rathen; die Kinder zeugen; krank werden; sterben; kriegen; feyern; handeln; die ackern; schmeicheln; hochmüthig sind; argwohnen; die andern nachstel len; die des Nächsten Tod wünschen; die unzufrieden sind und murren; die lieben; Schäße sammeln; nach der bürgermeisterlichen oder königlichen Würde streben; u. s. w. Wo sind alle diese Leute geblieben? Sie sind nicht mehr vorhanden. Steige herunter auf die Zeiten Trajanus; da wirst du abermals dasselbe sehen. Die Menschen selbiger Zeit sind auch gestorben. Durchlaufe die übrigen Zeitbegriffe, samt aller Völker Geschichte, und siehe, wie viel Menschen, nachdem sie ihrem Verlangen hißig nachgejaget, plöglich gestorben, und in die Elemente, daraus sie entstanden waren, aufgelöset worden find. Sonderlich mußt du deinem Gedächtnisse diejenigen

& 3

20 Sey auch weder ein Sklave] Dieses kommt abermals mit der Erinnerung Pauli überein, 1 Cor. VII. 23. Ihr send theuer erkaufet; werdet nicht der Men, schen Knechte.

diejenigen vorstellen, die du selbst gekannt, und von denen du gesehen hast, wie sie solchen Dingen, wel de doch eitel waren, nachgehänget sind: und wie fie hingegen dasjenige, was ihnen eigentlich zukam, zu thun versäumet haben; da sie sich doch hierauf vornehmlich hätten befleißigen, und ihr einziges Vergnügen darinnen suchen sollen. Es ist auch nöthig zu bedenken, daß die Zeit und Mühe, die man auf ein Ding wendet, nach dem Werthe der Sachen abgemessen werden muß: denn daraus wird dieser Vortheil und Trost erwachsen, daß dich niemals eines Dinges gereue; weil du weißt, daß du auf geringe und nichtswürdige Dinge nicht mehr Zeit gewendet habest, als sie verdieneten.

XXXIV.

Die vor Alters gebräuchlichsten Wörter haben iho einer Erklärung vonnöthen. So gehet es auch mit den Namen der vormals berühmtesten Leute. 21 Camillus, Ceson, Volesus, Leonatus; und kurz hernach: Scipio, Cato; ferner Augustus, und endlich Hadrianus und Antonin. Sie haben alle eine Beschreibung vonnöthen, die

uns

* Camillus 2c.] Gewiß, diese Namen haben igo einer Erklärung vonnöthen. Camillus war es gleichwol der die Gallier aus Rom jagete. Ceson war eine Stütze derselben Republik. Den Volesus kenne ich nicht. Leonatus aber war einer der Helden Alexanders. Können solche berühmte Leute vergessen werden? wie eitel ist nun nicht alle Ruhmbegierde?

uns fage, wer sie gewesen sind: denn alles ist hinfällig und vergånglich; alles wird mit der Zeit fabelhaft, und in die Tiefe der Vergessenheit begraben. Indem ich aber dieses sage: so rede ich von berühmten Leuten, deren Thaten die Augen der ganzen Welt auf sich gezogen hatten. Denn der übrigen vergißt man fast, so bald sie gestorben sind, und redet gar nicht mehr von ihnen. Aber geseßt, der Nachruhm wäre unsterblich: was wäre es denn? Lauter Eitelkeit! Lieber! was ist es denn, das unsere Bemühung verdienet? Bloß allein dieses: eine gerechte Seele zu besißen, und Gutes zu thun; das ist, solche Dinge, welche dem menschlichen Geschlechte ersprießlich sind; nichts zu reden, als die Wahrheit; alles, was uns begegnet, willig anzunehmen, und es anzusehen, als eine Nothwendigkeit, als eine bekannte Sache, die mit uns einerley Quelle und Ursprung hat.

XXXV.

Uebergieb dich dem Geschicke gerne und willig, und laß es mit dir handeln, wie es immnr will. XXXVI.

Alles wåret kaum einen Tag lang; sowol derjenige, der es saget, als das, was er faget.

XXXVII.

Bedenke, daß alles nach einer Veränderung geschiehet; und gewöhne dich zu erwägen, daß die Natur ihre Lust an der Verwandlung aller Dinge habe, damit sie aus den verwandelten ihres glei

chen von neuem hervorbringe. Alles Gegenwårtige ist gleichsam der Saame des Zukünftigen. Der gemeine Mann aber begreifet dieses nicht; sondern nennet das nur allein Saamen, was in die Erde oder in die Bärmutter geworfen wird.

XXXVIII.

Du fångest schon an zu sterben, und besizest noch nicht die Einfalt des Herzens? und bist noch nicht ohne Unruhe? und haft dich der Einbildung noch nicht entschüttet, als ob du von den Dingen, die ausser dir sind, verleget werden könnest? und bist noch nicht sanftmüthig und gütig gegen alle Menschen? ja endlich, und suchest die wahre Weisheit noch nicht in gerechten Thaten?

XXXIX.

22 Dringe bis in die Gedanken der Klugen, und siehe zu, was es sey, das dieselben verlangen oder fürchten.

XL.

Dein Uebel stecket nicht in dem Gemüthe eines andern; es rühret auch nicht von den Verände rungen her, denen dein Leib, der dich umgiebet, unterworfen ist. Woher kommt es denn? Von dem Orte, da der Sitz deiner Einbildung ist. Laß

diese

22 Dieses ist kein Gebot, das zum Vorwig leitet; sondern sur Freyheit und Ruhe des Gemüths. Wir sollen die Nichtigkeit der Dinge erwägen, die andere Menschen hoch achten; damit wir uns schämen lernen, diefelben zu fus chen, oder zu lieber

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »