Wenn ich ihn nur habe, Folg' an meinem Wanderstabe Breite, lichte, volle Straßen wandern. Wenn ich ihn nur habe, Seines Herzens Flut mir seyn, Alles wird erweichen und durchdringen. Wenn ich ihn nur habe, Hab' ich auch die Welt; Selig, wie ein Himmelsknabe, Der der Jungfrau Schleier hålt. Hingesenkt im Schauen Kann mir vor dem Irdischen nicht grauen. Wo ich ihn nur habe, Ist mein Vaterland; Und es fällt mir jede Gabe, Wie ein Erbtheil in die Hand: Långst vermißte Brüder Find' ich nun in seinen Jüngern wieder. IV. Wenn alle untreu werden, Drum geb' ich dir mit Freuden Auf ewig dieses Herz. Oft muß ich bitter weinen, Daß du gestorben bist, Und mancher von den Deinen Von Liebe nur durchdrungen Du stehst voll treuer Liebe Ich habe dich empfunden, 13. Bergmannslied. Ulte Weise. Der ist der Herr der Erde, Wer ihre Tiefen mißt, Und jeglicher Beschwerde Wer ihrer Felsenglieder Geheimen Bau versteht, Und unverdroffen nieder zu ihrer Werkstatt geht. Er ist mit ihr verbündet, Er sieht ihr alle Tage Mit neuer Liebe zu, Und scheut nicht Fleiß noch Plage Die mächtigen Geschichten Der Vorwelt heil'ge Lüfte Er trifft auf allen Wegen Ein wohlbekanntes Land, Und gern kommt sie entgegen Den Werken seiner Hand. Ihm folgen die Gewässer Hülfreich den Berg hinauf; und alle Felsenschlösser, Thun ihre Schäß' ihm auf. Er führt des Goldes Strôme Und schmückt die Diademe Zwar reicht er treu dem König Sie mögen sich erwürgen 14. Die Frühlingsfee. Es fårbte sich die Wiese grün Und um die Hecken sah' ich's blühn; Lagtäglich sah' ich neue Kräuter, Mild war die Luft, der Himmel heiter, Ich wußte nicht wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Und immer dunkler ward der Wald, Es quoll und trieb nun überall, Mit Leben, Farben, Duft und Schall; Sie schienen gern sich zu vereinen, Daß alles möchte lieblich scheinen. Ich wußte nicht, wie mir geschah, So dacht' ich: ist ein Geist erwacht, Vielleicht beginnt ein neues Reich, Wie ich so stand und bei mir sann, Uns barg der Wald vor Sonnenschein: Fr. Frhr. v. Hardenberg - Novalis. |