46. Elf Lieder von L. H. Ch. Hölty. Der alte Landmann, Mel. von J. Fr. Reichardt. Ueb' immer Treu' und Redlichkeit Bis an dein kühles Grab, Und weiche keinen Finger breit Von Gottes Wegen ab! Dann wirst du, wie auf grünen Au'n, Durch's Pilgerleben gehn, Dann kannst du sonder Furcht und Grau'n Dem Tod in's Antlik sehn. Dann wird die Sichel und der Pflug In deiner Hand so leicht; Dann singest du bei'm Wasserkrug, Als wår dir Wein gereicht. Dem Bösewicht wird alles schwer, Er thue was er thu; Der Teufel treibt ihn hin und her und läßt ihm keine Ruh. Der schöne Frühling lacht ihm nicht, Ihm lacht kein Aehrenfeld; Er ist auf Lug und Trug erpicht, Und wünscht sich nichts als Geld. Der Wind im Hain, das Laub am Baum Saust ihm Entseßen zu; Er findet, nach des Lebens Raum, Dann muß er in der Geisterstund’ Und oft als schwarzer Kettenhund Die Spinnerinnen, die, das Rad Und jede Spinnestube spricht Von diesem Abentheur, Und wünscht den todten Bösewicht In's tiefste Höllenfeur. Der alte Kunz war bis an's Grab Ein rechter Höllenbrand: Er pflügte seinem Nachbar ab, Und stahl ihm vieles Land. Nun pflügt er, als ein Feuermann, Auf seines Nachbarn Flur, Und mist das Feld hinab hinan Mit einer glüh'nden Schnur, Er brennet, wie ein Schober Stroh, Dem glüh'nden Pfluge nach, Und pflügt, und brennet lichterloh Bis an den hellen Tag. Der Amtmann, der die Bauern schund, Und hurt', und Hirsche schoß, Trabt Nachts mit einem schwarzen Hund, Im Wald auf feur'gem Roß. Oft geht er auch am Knotenstock Als rauher Brummbår um, Und meckert oft als Ziegenbock Im ganzen Dorf herum. Der Pfarrer, der auf's Tanzen schalt Und Filz und Wuch'rer war, Steht Nachts als schwarze Spuckgestalt Um zwölf Uhr am Altar; Paukt dann mit dumpfigem Geschrei Die Kanzel, daß es gellt, Und zählet in der Sakristei Der Junker, der bei Spiel und Ball Kutschiert, umbrauft von Seufzerhall, Im blauen Schwefelflainmenrock Ein Teufel auf dem Kutschenbock, Sohn, übe Treu' und Redlichkeit Bis an dein kühles Grab,. Und weiche keinen Finger breit Von Gottes Wegen ab! Dann suchen Enkel deine Gruft, Und weinen Thrånen drauf, Und Sommerblumen, voll von Duft, Blühn aus den Thrånen auf. 47. An den Mond. Musit von 3. Fr. Reichardt. Geuß, lieber Mond, geuß deine Silberflimmer Wo Phantasien und Traumgestalten immer Vor mir vorüberfliehn! Enthülle dich, daß ich die Ståtte finde, Wo oft mein Mädchen saß, Und oft im Wehn des Buchbaums und der Linde, Der goldnen Stadt vergaß! Enthülle dich, daß ich des Strauchs mich freue, Der Kühlung ihr gerauscht, Und einen Kranz auf jeden Anger streue, Wo sie den Bach belauscht! Dann, lieber Mond, dann nimm den Schleier wieder, Und traur' um deinen Freund, Und weine durch den Wolkenflor hernieder Wie dein Verlaßner weint. 48. Mailied. Musik von J. A. P. Schulz. Willkommen lieber schöner Mai Daß ringsum Laub und Blume neu Dir tönt der Vögel Lobgesang; Der ganze Buchenhain Um Blumenthal ist Silberklang, Und Bäche murmeln drein. Roth stehn die Blumen, weiß und blau, und Mädchen pflücken sie, Und tanzen auf der grünen Au: Uhi, Herr Mai, Ahi! Ihr Busen ist von Blümchen bunt; Von schöner Melodie Ertönt, und lacht ihr Rosenmund: 49. Lebenspflichten. Mel. von J. Fr. Reichardt. Rosen auf den Weg gestreut, Wonne führt die junge Braut Heute zum Ultare; Eh die Abendwolke thaut, Gebt den Harm und Grillenfang, Gebet ihn den Winden, Ruht bei hellem Becherklang Unter grünen Linden. Lasset keine Nachtigall Unbehorcht verstummen, Keine Bien' im Frühlingsthal Unbelauscht entsummenz Schmeckt, so lang' es Gott erlaubt, Kuß und süße Trauben, Bis der Tod, der alles raubt, Unserm schlummernden Gebein Von dem Tod umdüstert, Noch der frohe Rundgefang |