Gib ungebändigt jene Triebe,
Das tiefe schmerzenvolle Glück,
Des Haffes Kraft, die Macht der Liebe, Gib meine Jugend mir zurück!
Lustige Person.
Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls, Wenn dich in Schlachten Feinde drängen, Wenn mit Gewalt an deinen Hals Sich allerliebste Mädchen hängen, Wenn fern des schnellen Laufes Kranz Vom schwer erreichten Ziele winket, Wenn nach dem heft'gen Wirbeltanz Die Nächte schmausend man vertrinket. Doch in's bekannte Saitenspiel Mit Muth und Anmuth einzugreifen, Nach einem selbstgesteckten Ziel Mit holdem Irren hinzuschweifen, Das, alte Herrn, ist eure Pflicht,
Und wir verehren euch darum nicht minder. Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht, Es findet uns nur noch als wahre Kinder.
Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Thaten sehn ;
Indeß ihr Complimente drechselt,
Kann etwas Nüzliches geschehn.
Was hilft es viel von Stimmung reden? Dem Zaudernden erscheint sie nie. Gebt ihr euch einmal für Poeten, So commandirt die Poesie.
Euch ist bekannt, was wir bedürfen,. Wir wollen stark Getränke schlürfen, Nun braut mir unverzüglich dran !
Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht gethan, 225 Und keinen Tag soll man verpassen,
Das Mögliche soll der Entschluß
Beherzt sogleich bei'm Schopfe fassen, Er will es dann nicht fahren lassen, Und wirket weiter, weil er muß.
Jhr wißt auf unsern deutschen Bühnen Probirt ein jeder was er mag;
Drum schonet mir an diesem Tag
Prospecte nicht und nicht Maschinen.
Gebraucht das groß' und kleine Himmelslicht, Die Sterne dürfet ihr verschwenden; An Wasser, Feuer, Felsenwänden, An Thier und Vögeln fehlt es nicht. So schreitet in dem engen Breterhaus Den ganzen Kreis der Schöpfung aus, Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle, Vom Himmel durch die Welt zur Hölle.
Der Herr, die himmlischen Heerschaaren, nachher Mephistopheles.
Die drei Erzengel treten vor.
Die Sonne tönt nach alter Weise In Brudersphären Wettgesang, Und ihre vorgeschriebne Reise Vollendet sie mit Donnergang. Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke, Wenn feiner sie ergründen mag; Die unbegreiflich hohen Werke Sind herrlich wie am ersten Tag.
Und schnell und unbegreiflich schnelle Dreht sich umher der Erde Pracht; Es wechselt Paradieses-Helle Mit tiefer schauervoller Nacht;
Es schäumt das Meer in breiten Flüssen Am tiefen Grund der Felsen auf, Und Fels und Meer wird fortgerissen In ewig schnellem Sphärenlauf.
Und Stürme brausen um die Wette,
Vom Meer auf's Land, vom Land auf's Meer,
Und bilden wüthend eine Kette
Der tiefsten Wirkung rings umher.
Da flammt ein blißendes Verheeren Dem Pfade vor des Donnerschlags; Doch deine Boten, Herr, verehren Das sanfte Wandeln deines Tags.
Der Anblick gibt den Engeln Stärke Da keiner dich ergründen mag, Und alle deine hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.
Mephistopheles.
Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst Und fragst wie alles sich bei uns befinde, Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst, So siehst du mich auch unter dem Gesinde. Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen, Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt; Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen,
Hätt'st du dir nicht das Lachen abgewöhnt.
Von Sonn- und Welten weiß ich nichts zu sagen,
Ich sehe nur wie sich die Menschen plagen.
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag, Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
Ein wenig besser würd' er leben,
Hätt'st du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
285 Er nennt's Vernunft und braucht's allein, Nur thierischer als jedes Thier zu sein.
Er scheint mir, mit Verlaub von Ew. Gnaden, Wie eine der langbeinigen Cicaden,
Die immer fliegt und fliegend springt
290 Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt; Und läg' er nur noch immer in dem Grase! In jeden Quark begräbt er seine Nase. Der Herr.
Hast du mir weiter nichts zu sagen? Kommst du nur immer anzuklagen? 295 Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?
Mephistopheles.
Nein Herr! ich find' es dort, wie immer, herzlich schlecht. Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen, Ich mag sogar die Armen selbst nicht plagen.
300 Fürwahr! er dient euch auf besondre Weise.
Nicht irdisch ist des Thoren Trank noch Speise, Ihn treibt die Gährung in die Ferne,
Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt; Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne, 305 Und von der Erde jede höchste Lust,
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