ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

halbstündiger Wettlauf statt, und hätten diejenigen, die sie zuerst erreichten, das Vorrecht, sich von nun an ihrer zu bedienen, dann sollte man staunen, wie verändertes Personal sie auf einmal hätten."

Ja würde das wirtschaftliche Privilegium beseitigt sein, dann erst hätte der Schluss von sozialer Prominenz auf persönliche Tüchtigkeit Berechtigung. Und die „Auslese der Besten", die dann ohne Hemmung von statten ginge, hätte keinen Kampf ums Dasein unter unbilligen Bedingungen zur Voraussetzung, sondern einen edeln, gerechten Struggle for life der Geister, der Charaktere, der Talente, der Gedanken, Kunstwerke und guten Thaten. Und diese ,,freie Konkurrenz" würde die Menschheit in immer flotterem Tempo jener Höhe entgegenführen, wo glückselige Freiheit, Schrankenlosigkeit des Individuums, üppigste, doch vernünftige Lebensbethätigung waltet.

Ich möchte noch bemerken, dass die darwinistischen Gedanken von der Ausschaltung des zum Leben Untauglichen und von der Anpassung der Lebewesen an ihre Existenzbedingungen geeignet sind, die Hoffnung auf wirtschaftliche Befreiung der Völker zu bestärken. Mit derselben Wahrscheinlichkeit werden unzweckmässige Einrichtungen von der menschlichen Gesellschaft abgelegt, wie unzweckmässige Eigenschaften von einer Organismen-Art. Und wenn schon mangelhaft intelligente Arten die Tendenz haben, eine Anpassung zwischen ihren Bedürfnissen und ihrer äusseren Lage herbeizuführen, so wird noch viel energischer und erfolgreicher die Menschheit solche Harmonie erstreben.

Hierzu bieten sich nun zwei Wege dar: Entweder passen wir unsere Bedürfnisse der äusseren Lage an, im vorliegenden Falle unserer Volkswirtschaft mit ihrem Privilegium, ihrer Ausbeutung, und dann wird die Volksmasse zu Kulis; oder wir passen die äussere Lage, die Volkswirtschaft, Produktion und Konsumtion, den Bedürfnissen des Volkes an, - und dann sind wir sozialistische Umstürzler", jedenfalls nicht nationalökonomische Gesinnungsgenossen Häckels.

11. Der Gewaltstaat.

,,Es gilt, am Gewaltrecht und Gewaltstaat, sowie am zugehörigen Wahn und Trug in Gedanken und That eine ähnliche Kritik zu üben, wie sie am Reich der religiösen Superstition schon zu einem ansehnlichen Teil ideell und faktisch in Vollzug gesetzt wurde. Die bessern Völker- und Volkselemente sind zu diesem grossen Werk berufen und auch imstande, es selbstbewusst und köhn in Angriff zu nehmen, sobald sie sich mit der ganzen sittlichen und wissenschaftlichen Kraft erfüllt haben, die in den höchsten Steigerungen des befreiten Denkens und des veredelten Wollens pulsiert." Eugen Dühring.

Unter Gewaltstaat verstehe ich den Staat, insofern er nicht auf freier Vereinbarung seiner Angehörigen, sondern auf Herrschaft der Einen über die Andern, Vergewaltigung der Unterthanen beruht. Ein unreines Mittel dieser Gewaltstaat. Das ergiebt sich folgerichtig aus meiner Grundidee, welche in jeglicher Vergewaltigung eine Brutalität, in der Zwanglosigkeit allein die Atmosphäre des freien Vernunftmenschen findet.

Drum gilt es, aus dem gesellschaftlichen Körper auszuscheiden das bösartige Element, welches die individuelle und soziale Freiheit nicht aufkommen lässt; es gilt, den Gewaltstaat nach der Methode des reinen Mittels abzulösen durch die freie Gesellschaft.

Will man die freie Gesellschaft, soweit sie sich als ein Gefüge von zwanglosen Bündnissen darstellen wird, noch Staat nennen, so bin ich nicht schroff dagegen, weil ja im Gebrauch begrifflich unbestimmter Worte die Willkür stets eine

Tüchtigkeit kongruieren. Um das zu erklären, müssen wir aber bedenken, dass die Bildung heutzutage vom materiellen Besitz abhängt, dass jedenfalls zahllose Angehörige der armen Volksklasse nur durch ihre materielle Mittellosigkeit, nicht aber durch Mangel an natürlicher Begabung verhindert werden, sich geistig auszubilden und „,den Besten" gleich zu werden. Der intellektuelle Wetteifer und somit die Auslese der Besten wird durch die wirtschaftliche Ausbeutung nicht begünstigt, sondern in hohem Grade benachteiligt. Sehen wir einmal die wirtschaftlichen Sieger und die Besiegten näher an und prüfen wir, ob die Besten" einerseits, die Schlechtesten andrerseits stehen; nach ihren körperlichen, geistigen und moralischen Eigenschaften prüfen wir den siegreichen Börsenjobber und den ländlichen Tagelöhner, den Lieutenant und den Schustergesellen, den Geheimrat und den Kohlengräber, den Geistlichen und den Fabrikarbeiter. Ich wage es nicht, die ,,oberen Zehntausend" „die Besten" zu nennen. Und das Schlechte, was die unteren Volksschichten an sich haben, ist durchaus nicht die Ursache ihres wirtschaftlichen Elends (wie Häckel zu meinen scheint), sondern einfach die Wirkung.

Der freie Wettbewerb der persönlichen Kräfte, welchen Häckel als einen Vorzug der gegenwärtigen Volkswirtschaft betrachtet, weil er zur Auslese der Tüchtigen und zur Vervollkommnung der Menschheit führe, hat auch meine Hochachtung, ist jedoch kein Vorzug der heutigen Volkswirtschaft vor der sozialistischen. Im Gegenteil, der von mir und anderen Sozialisten (z. B. Henry George, Hertzka, Flürscheim, Benedikt Friedländer*) erstrebte Sozialismus, entfesselt den denkbar freiesten Wettbewerb der persönlichen Kräfte. Und wie Häckel bekämpfe ich jene sozialdemokratische Richtung, die mit einem Bellamy **) die freie Konkurrenz verantwortlich macht für die sozialen Missstände unserer Tage und daher das private Unternehmertum durch einen Staatssozialismus zu ver

*) Der freiheitliche Sozialismus. Berlin bei O. Harnisch.

**),,Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf 1887." Leipzig bei Reclam.

drängen sucht. Indessen im Gegensatze zu Häckel wie zu den Staatssozialisten behaupte ich: Was heutzutage so genannt wird, ist durchaus kein freier Wettbewerb der persönlichen Kräfte, sondern ein unfreier, gehemmter Wettbewerb, ein struggle unter höchst unbilligen Bedingungen. Was in ihm die Siege herbeiführt, ist bei weitem seltener persönliche Tüchtigkeit, als ererbter oder ergaunerter Reichtum. Der Unbemittelte aber gelangt, selbst bei vorzüglichen Anlagen, nur in ausserordentlich geringen Fällen zu Wohlstand, Sorglosigkeit und Freiheit; meistens verkümmern seine Anlagen in wirtschaftlicher Dürftigkeit; gelangen sie aber zur Entwickelung, so fehlt ihnen gewöhnlich das Moment, was im heutigen Wettbewerbe besonders förderlich ist: Geld.

,,Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazu bekommen.
Wer nur wenig hat, dem wird
Auch das wenige genommen.
Wenn du aber gar nichts hast,

Ach, so lasse dich begraben

Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur, die etwas haben.*)

Treffend vergleicht der erwähnte,,Sozialaristokrat" die gegenwärtige wirtschaftliche,,Ordnung" einem Rennen, bei dem die Mehrzahl zu Fuss trabt, während viele auf Fahrrädern verschiedener Schnelligkeit fahren, andere hoch zu Ross dahinfliegen, einige wenige aber auf einem Blitzzug mit Dampfkraft dem Ziele zusausen. „Trotzdem die Fussläufer die grösste Arbeit leisten, bleiben sie doch am weitesten zurück die Arbeiter; während die Erbkapitalisten auf ihren Zweirädern wenigstens noch treten müssen, den Erbadel und Grossgrundbesitz das Ross ohne seine Arbeit vorwärts trägt, und den Erbfürsten die Dampfkraft mit allem Komfort ans Ziel trägt, das so fern steht, dass selbst Zweirad und Ross es im Laufe eines Lebens niemals erreichen können. Fände bis zu den Fahrmitteln nur ein

*) Heine im,,Lazarus".

[ocr errors]

Rolle spielt; ich stelle jedoch die Bedingung, dass man solchen idealen Staat" nicht verwechselt mit dem faktischen Staate, wie er in der Geschichte sich darstellt.

Zwingende Gewalt hat die historischen Staaten erzeugt; Sieg und Unterjochung ordneten den Menschen dem Menschen. über und unter. Bedrohung mit dem Schwerte, Ausplünderung und Vorenthaltung wichtiger Produktionsmittel knechteten ganze Massen, und die Dauer der Knechtschaft, verbunden mit moralischen Herrschaftsmitteln, erzeugte jene Knechtseligkeit, welche die Herrschaft erst recht befestigt, indem sie in dem Gewaltstaate eine Ordnung" erblickt, der zu huldigen, alle vernünftigen und gesitteten Menschen ein Interesse haben sollen. Herrscher und Beherrschte, Obrigkeit und Unterthanen, Regierung und Regierte, Privilegierte und Ausgebeutete, diese Gegensätze bilden einen notwendigen Bestandteil des historischen Staates. Die Aufhebung dieses Gegensatzes so gesteht ja selbst ein Vertreter*) der normalen Staatsidee, die unbeschränkte Gleichstellung aller Individuen ist unvereinbar mit dem Wesen des Staates"... Hervorragende Soziologen identifizieren denn auch den Staat geradezu mit dem Gewaltstaate. So behauptet H. Spencer**): „Das Eine ist unbestreitbar wahr, dass Gewalt und Ungerechtigkeit die Erzeuger jedweder Regierung sind, und dass Gewalt und Ungerechtigkeit die Bedingungen ihres Fortbestandes sind." Und nicht minder köstlich in seiner rücksichtslosen Wahrheitssuche bemerkt der Grazer Professor für Staatstheorie Dr. Ludwig Gumplowicz ***), der sogar ein Verehrer des Staates ist: „Das oberste Institut des Staatsrechtes ist offenbar die staatliche Herrschaft selbst. Dass die Einen über die Andern herrschen, das ist der nackte Kern des Staatsbegriffes. Dass sich die Einen diese Herrschaft über die Anderen verschaffen, was nie und nirgends ohne Gewaltanwendung vor sich gehen kann, das war demnach der

*) Julius Bender: Staats-, Völker- und Kirchenrecht. Kassel 1889. **) H. Spencer:,,The Sins of Legislators". Contemporary Review. ***) Rechtsstaat und Sozialismus. Innsbruck 1881.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »