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das Sternenzelt als der Freiheit Heimat, weil die Sterne in einem schrankenlosen, machtvollen Raume, anscheinend ohne Störung wandern. Wir nennen eine Bevölkerung politisch unfrei, wenn sie auf politischem Gebiet nicht durchsetzen kann, was sie will. Gedankenfreiheit endlich ist da vorhanden, wo man denken und äussern kann, was man will.

Im Anschluss an diese und andere Beispiele verstehe ich unter Freiheit die Möglichkeit, sich zu verhalten, wie man will, die Kongruenz von Wollen und Können, die Schrankenlosigkeit.

Bereits sehe ich manch bedenkliches Kopfschütteln: „Das soll Freiheit sein, so soll dem Volke das uralte, machtvoll wirkende Jdeal gedeutet werden? Bewahre uns der Himmel vor solcher,Freiheit! Denn diese Schrankenlosigkeit, diese individuelle Willkür würde ja zum Krieg aller gegen alle, zum Chaos, zur Vernichtung der Kultur und Menschheit führen...."

Gemach! Wer einen Begriff unterdrückt, weil er sich vor dessen Konsequenzen fürchtet, der handelt unvernünftig.

Übrigens ist das Chaos keineswegs die Konsequenz meiner „Freiheit“*). Diese „Folgerung" beruht auf einem alten Vorurteil, nämlich auf der grundlosen Meinung, der Schrankenlose werde das Unvernünftige wollen. Man übersieht oder unterschätzt die vernünftige Natur des Menschen, oder besser: die Entwickelungsfähigkeit der Vernunft.

Ich kann nicht verschweigen, dass es auch Leute giebt, die nicht aus Einsicht, nicht einmal aus vermeintlicher, sondern aus Absicht die Schrankenlosigkeit anschwärzen und die Welt vor meiner Freiheit" besorgt machen, - einfach deswegen, weil sie herrschen wollen, weil gerade die Schranken, mit denen sie ihre Knechte umgeben, ihren Vorteil hegen. Und mir scheint, diese absichtlichen Feinde der Schranken

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*) Ich erinnere vorläufig an das bekannte Wort Schillers:

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losigkeit haben das Vorurteil, Schrankenlosigkeit 'sei Unvernunft und Chaos, wenn nicht aufgebracht, so doch gefördert. Gerade das Gegenteil ist richtig: Nicht Zwanglosigkeit bedeutet Unvernunft, sondern Zwang bedeutet Unvernunft.

Beweis: Werden wir zu einem Verhalten gezwungen, das uns vernünftig erscheint, so bedürfen wir des Zwanges nicht; um uns zu diesem Verhalten zu veranlassen, genügt die Begründung; der hinzukommende Zwang kann uns das vernünftige Verhalten nur verleiden, verunreinigen, verekeln. Werden wir vollends zu einem Verhalten gezwungen, das wir für unsinnig halten, so bäumt sich unsere Vernunft dagegen auf; und diese formelle Vernunftverletzung bleibt auch dann ein Übel, wenn der Zwang auf etwas thatsächlich Sinnvolles gerichtet ist. Werden wir endlich zu einem Verhalten gezwungen, über dessen Sinn wir gar keine Meinung haben, so wünscht unser Geist Aufklärung; durch Zwang fühlt er sich nicht befriedigt, sondern verstimmt.

Und so habe ich, gerade weil ich mich als vernünftiges Wesen fühle, ein lebhaftes Verlangen nach Zwanglosigkeit, nach Freiheit, die ich als eine Bedingung meiner Vernunft betrachte. Ich erwähne hier das schöne Wort Fichtes: „Die Kultur zur Freiheit ist die einzig mögliche Bestimmung des Menschen, insofern er ein Teil der Sinnenwelt ist, welcher höchste sinnliche Zweck aber wieder nicht Endzweck des Menschen an sich, sondern letztes Mittel zur Erreichung seines höheren geistigen Endzweckes ist, der völligen Übereinstimmung seines Willens mit dem Gesetze der Vernunft. Alles, was

Menschen thun und treiben, muss sich als Mittel für diesen letzten Endpunkt in der Sinnenwelt betrachten lassen, oder es ist ein Treiben ohne Zweck, ein unvernünftiges Treiben."

Doch auch in umgekehrter Richtung findet ein inniger Zusammenhang zwischen Freiheit und Vernunft statt: Ich weiss, dass Vernunft eine Bedingung meiner Freiheit ist.*)

Denn wenn meine Freiheit darin besteht, dass ich kann,

*) Was der Vernunft gehorcht, ist frei", sagt Milton.

was ich will, so wird sie desto umfangreicher sein, je grösser mein Können, meine Macht ist! Meine Macht aber beruht hauptsächlich auf meiner Vernunft, ebenso wie Vernunftlosigkeit Ohnmacht mit sich bringt.

Wenn ich das Vernunftmenschentum als mein Ziel bezeichne, so meine ich nicht etwa eine Vernünftelei, die das Leben des Gemütes, der Sinnlichkeit und der Phantasie verkümmern lässt. Ich meine vielmehr die machtvolle, ungehemmte Thätigkeit der Vernunft allenthalben wo Vernunft als Mittel zur Befreiung und Beglückung angebracht ist. Ich bemerke das, um mich zu sichern gegen das Vorurteil, ich vertrete einen nüchternen Rationalismus.

Über die Bedeutung des Wortes „Vernunft“ ist sich der Sprachgebrauch zwar nicht einig. Jedenfalls aber rechnet man sie zu denjenigen Geistesfähigkeiten, welche Leben und Wohlbefinden des Inhabers fördern.

Ein unentbehrliches Mittel zu dieser Förderung liegt nun darin, dass man richtige Vorstellungen von der Wirklichkeit hat; dies Mittel nenne ich,,Vernunft"; ihre wesentliche Eigenschaft besteht in der Produktion und Erhaltung von Wahrheit. Ohne Wahrheit, ohne mindestens einige Wahrheit, könnte kein Mensch sein Leben fristen. Denn wenn er falsche oder keine Vorstellungen von der Wirklichkeit hat, so kann er sich nicht zurecht finden in der Wirklichkeit, er tappt im Dunkeln, er „irrt", wie es treffend heisst, er strauchelt, nimmt Schaden. Denken wir uns beispielsweise einen Menschen, dem die einfachsten Wahrheiten unbekannt sind, der nicht weiss, dass gewisse Bewegungen seiner Beine ihn zum Ziele führen, dass Ausstrecken des Armes, Zugreifen der Hand ihm Speise und Trank verschafft, er würde zweifellos alsbald zu Grunde gehen. Und so pointiere ich diese Betrachtung mit der kontradiktorischen Variation eines bekannten Dichterwortes:

Nur die Wahrheit ist das Leben,

Und der Irrtum ist der Tod.

Hieraus erklärt es sich, weswegen die Vernunft vielfach als das normale, gesunde Denken definiert wird. Ein gewisses Mass von Vernunft muss eben dem normalen, gesunden Menschen eigentümlich sein; wäre es anders, so gäbe es gar keine Menschheit.

Wie aber erwirbt man Wahrheit? Erfahrung und Begründung sind ihre Quellen, und zwar ihre einzigen Quellen! Da der Beweis für diesen Satz sehr umfangreich und anderwärts, in der Erkenntnistheorie, mit tadellosem Erfolge dargebracht, vom philosophischen Publikum auch ziemlich allgemein angenommen worden ist, so darf ich ihn unerörtert lassen. Unbewiesene Voraussetzungen hat ja jedes Gedankensystem; andernfalls wäre es endlos, gleich der Frage „Warum?“

Was ich unter Begründung verstehe, will ich in knappen Umrissen schildern. Man kann an den Vorstellungen und den Vorstellungssystemen, welche Gedanken heissen, eine gewisse Aufdringlichkeit und Beharrung feststellen, mit der sie ins Bewusstsein treten und daselbst beharren; nach Massgabe dieser Aufdringlichkeit und Beharrung lassen sich die Vorstellungen und Gedanken einteilen. Wenn ich z. B. im Begriffe stehe, die Thür meiner Wohnung zu öffnen, so drängen sich mir gewisse Vorstellungen vom Innern derselben, z. B. das Bild meines wedelnden Hündchens auf; von diesen Vorstellungen meine ich, dass sie wahr sind, d. h. der Wirklichkeit entsprechen; ich erwarte, die entsprechenden Dinge alsbald mit den Sinnen wahrzunehmen. Von der Aufdringlichkeit und Beharrung solcher Wirklichkeitsvorstellungen durchaus verschieden ist die Art, wie Phantastereien, die als solche beurteilt werden, ins Bewusstsein treten. Stelle ich mir z. B. willkürlich vor, mein Hündchen liege tot, so hat diese Vorstellung lange nicht soviel Aufdringlichkeit und Beharrung, wie jene andere Vorstellung. Indessen kann die Vorstellung vom Tode meines Hündchens sich den hohen Grad von Aufdringlichkeit und Beharrung, der den Wirklichkeitsvorstellungen eigentümlich ist, von diesen übertragen lassen, gewissermassen leihen. Hat mir z. B. ein Freund in glaubwürdigster Weise den Tod des

Hündchens berichtet, so rechne ich damit, als mit einer Wahrheit; die Glaubwürdigkeit des Berichterstatters enthält. nämlich die Glaubwürdigkeit des Berichtes, wie das Ganze den Teil enthält. Diese Übertragung dessen, was der Wirklichkeitsvorstellung eigen ist, von einer Wirklichkeitsvorstellung auf eine blosse Vorstellung ist es, was ich unter Begründung verstehe. Allerdings fällt diese psychologische Erklärung nicht völlig zusammen mit der erkenntnistheoretischen Definition; letztere stellt vielmehr noch eine Anzahl logischer Merkmale an der echten Begründung fest. Diese Merkmale kann ich nicht anführen, ohne eben eine Erkenntnistheorie zu schreiben.

Ich will indessen durch einige Beispiele die Natur der Begründung erläutern.

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Die Sätze,,Bei einer Abkühlung auf 0 Grad Wärme gefriert das Wasser" und Zweimal zwei ist vier" lassen sich begründen. Man macht einfach das Gefrier-Experiment. Und man zeigt, dass eine Anzahl (z. B. Nüsse), die wir mit dem Worte zwei" bezeichnen, einmal und dann zum zweitenmal irgendwohin (z. B. in die Tasche) gethan, zur Folge hat, dass dort eine Anzahl liegt, die wir „vier" nennen. Das sind Begründungen durch den Augenschein, durch Erfahrungen.

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Man unterscheidet noch eine andere Art der Begründung, die logische Folgerung. Z. B. für den Satz Fäulnis wird durch bedeutende Hitze oder Kälte verhindert" liesse sich ausser dem Experiment noch ein anderer Beweis anführen, nämlich der Gedankengang „Fäulnis beruht auf der Wucherung gewisser organischer Wesen; die organischen Wesen aber werden durch bedeutende Hitze oder Kälte getötet." Natürlich müssen diese Voraussetzungen, um Beweiskraft zu haben, direkt oder indirekt durch die Erfahrung, durch Experimente, erwiesen sein. Sind sie es aber, so folgt aus ihnen zweifellos jener Schluss. Seine Folgerichtigkeit beruht wie ich bereits oben angedeutet habe einfach darauf, dass das Ganze mit seinen Teilen zusammenhängt, oder so liesse sich gleichfalls sagen auf dem durch Übereinkommen anerkannten

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