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wie

was sein soll. Wollen ist ein Gestaltungstrieb, eine Schöpferkraft des Daseins. Wo es verkümmert, da versiegt die Entwickelung; Nationen, Gesellschaftsschichten, welche die Parias oder Lucull's Genossen oder die einseitig ästhe tischen Genussmenschen - die rechte Kraft des Wollens eingebüsst haben, befinden sich in einer Sackgasse, wo ihre Fortentwickelung aufhört, wo Versumpfung. Dekadenz ihr Los ist. Ich feire das Wollen, das jugendfrisch neue Ziele aufsucht, selbst wenn es vorläufig in verschwommener, unbestimmter Sehnsucht besteht. Hier liegt doch Keimkraft vor, die Potenz neuer Lebensgestaltung, die wohl irgend einmal, früher oder später, in Aktion tritt.

Oder sollte nicht alle Sehnsucht schliesslich ihre Befriedigung finden? Wer das schroff leugnet, dessen Phantasie hat einen zu engen Horizont, er verkennt die kosmische Bedeutung der Sehnsucht, er bedenkt nicht die Ewigkeit. Es giebt ein Dasein jenseits aller empirischen Voraussicht, jenseits von Möglich und Unmöglich, von Praktisch und Unpraktisch, jenseits aller Endlichkeit. In diesem Dasein, in der Unendlichkeit liegt die Erfüllung aller Wünsche, die Vollendung jeden Vorhabens. Der einzelne Mensch vollbringt manches. was er will; die Menschheit vollbringt vieles von dem, was sie will; sollte die Ewigkeit nicht unendlich viel vollbringen können von dem, was die Lebensfreunde wünschen? Was in der Person als Sehnsucht, als Wille zum Glücke lebt, sind Triebkräfte, die auf Schaffen, auf Gestaltung gerichtet sind und zuweilen ihr Ziel erreichen. Mag nun auch das Einzelwesen verhältnismässig wenig von seinen Bestrebungen durchsetzen, im Leben der Menschheit finden wir Vollbringen, Erfolg in hehrer Fülle, sehen wir einen grossartigen Fortschritt, besonders wenn wir an die tierische Herkunft unserer Art denken. Und nun brauchen wir nur zu beherzigen, dass eine Ewigkeit vor uns liegt, ein unendlicher Spielraum für die Fortentwickelung des geistigen Lebens, um hoffen zu dürfen, dass jedes Wollen sein Können finden wird. So tröstet uns die Ewigkeit über das Zeitliche in Jakob Böhme's Art:

,,Wem Zeit
Wie Ewigkeit,

Und Ewigkeit

Wie Zeit,

Der ist befreit

-Was sollt ich

Von allem Streit."

spricht Schleiermacher - zaghaft die Stunden zählen, welche noch verfliessen, die Geschlechter, welche noch vergehen? Was kümmert mich die Zeit. an welche doch mein inneres Leben sich nicht gefesselt fühlt?"

Die Aussicht auf kosmische Revolutionen, auf die Zerstörung unserer irdischen Lebensbedingungen tastet diese entzückende Hoffnung ebensowenig an. wie der persönliche Tod gegen die Fortentwickelung der menschlichen Gesamtheit spricht. Was bedeutet denn diese winzige Erde vor dem gestirnten Himmel, vor der Milchstrasse, vor der räumlichen und zeitlichen Unermesslichkeit! Mag diese Menschheit untergehen, die Welt ist gross genug für zahllose Menschheiten und

Übermenschheiten. Auf Welten, die kein Fernrohr erreicht, wachsen vielleicht alle edlen Regungen, die in unserm Herzen und Hirn nur zarte, kaum empfundene Keime sind, zu üppigster Fülle aus, ohne dass freilich solch Wachsen einen Abschluss. eine Vollendung findet, indem nämlich jede Frucht neue Keime in den Schoss der Ewigkeit streut . . .

...

Und wir Persönlichkeiten, wir sind die Träger, die Becher, die Schauplätze, die Beete solcher Keime, solcher Gefühle, Bestrebungen, Ideen, die auszuwachsen trachten. Wenigstens behandelt uns jene rätselhafte Macht, die unser Dasein bestimmt, nur als solche Beete, die für eine Spanne Zeit den Pflanzen Nahrung bieten sollen; sie missachtet geradezu, so scheint es, das persönliche Leben, das Einzelwesen, verstattet ihm nur eine winzige Frist, um es dann, wenn nicht schon längst vor deren Ablauf, gleichmütig zu vernichten, das Beet umzugraben zu neuem Pflanzentriebe; die Brunst der Fortpflanzung legt immer frische Beete an.

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Ich weiss, meine Unterscheidung zwischen dem Beete und

seinen Pflanzen, der Persönlichkeit und ihrem Gehalt an Gefühlen, Bestrebungen, Ideen, dürfte der dominirenden Psychologie und Naturphilosophie wie mystische Phantasterei vorkommen. Ich kenne den Einwand: „Dieser Gehalt ist nichts ohne dein Ich, und wenn dein Ich mitsamt dem leiblichen Leben zu Grunde geht, sind auch deine überschwänglichen Willensregungen und hochfahrenden Ideen dahin." So reden Leute, die nicht bemerken, dass ihr Ich nur ein Ausschnitt, ein bewusstes, gleichsam beleuchtetes Fleckchen des Innenlebens, eine gewisse Verknüpfung, ein Bündelchen innerer Phänomene ist; so reden Leute, die keine Ahnung haben von der geheimnisvollen Tiefe, dem Reichtum, der schöpferischen Kraft dieses Innenlebens, das nicht zu verwechseln ist mit dem bewussten Ich; so reden sie, weil sie in ihrer Naseweisheit es nicht verstehen, ihr kleines Ich andächtig anzuschmiegen diesem Offenbarer einer Weisheit, die höher ist als die moderne Scholastik; so reden sie, weil sie keine Adepten sind.

Auch jenen andern Einwand kenne ich: „Das Leben ist ein chaotischer Unsinn, der sich nicht kümmert um menschliche Wünsche, der aller idealistischen Träume spottet." Ja freilich, den Sinn des Lebens, die Erfüllung der Ideale bloss träumen, sich gläubig darauf verlassen, wie der Unterthan auf seine Regierung sich verlässt das heisst sich zum Spotte machen, auch bei mir; denn es ist das Zeichen eines schlaffen Willens, eines Intellektlebens von jener Einseitigkeit, die ich getadelt habe, nicht aber eines Adepten. Der Adept hat einen erweckten Willen, er glaubt nicht passiv an den Sinn des Lebens und die Erfüllung seiner Ideale, er will den Sinn und die Erfüllung; er fühlt sich nicht als Unterthan, als Spielball, sondern als autonomes Centrum des Lebens, voll Kraft zu schaffen, was kein Herrgott schuf und kein Satan vereiteln soll, zu schaffen den Sinn des Lebens, es umzuformen, dem Ideale anzupassen und in diesem Berufe selber das zu werden, was man als göttliche Vernunft und Liebe, als sittliche Weltordnung u. dergl. bezeichnet hat. Er lebt seinem Berufe mit einer Zähigkeit, die sich hinausreckt über das enge, kurze,

person.iche Dasein, ther Schranke und Grab: er ist unsterb

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Licht aus Pervon, als Hinz oder Kanz

erties Innenleben: er ist es, weil er starker afliger Wille sich durchsetzt.

sondern als WILL wer sein

Dieser Wille ist nicht anderes als das relirise Gecie wern man «religiós im guten Sinne versteht. Buddha tod Jesca. Lantae and Zarathustra. Schleiermacher und alle starken Idealisten witeiten mir Adepten gewesen ZI sein. In Synbolen, die dem Millen ihres bewussten Ich entsprechen. Jeder auf seine Art, drückten sie ihr Sehnen. Wollen und Arbeiten. ingen Glanben aus. Und hätten die Gläubigent es ihnen Lact.gerar. w wäre der Glaube, die Religion nicht in Verruf gekommen. Doch weil die Menschen der Masse eben keine Adepten sind, vermochten sie deren Ziel und Treiben nicht zu fassen: die Schale hielten sie für Kern, blosse Symbole für das Wesen: Fanatiker, erhoben sie das Symbol zum Tyrannen und verketzerten die geistige Selbständigkeit. Im Entwickelungsdrange kraftvoll. wirft das freiheitliche Leben der modernen Zeit diese Sorte Religion zurück. Recht so: aber nun, modernes Leben. lerne in Gemeinschaft treten mit den religiösen Genies aller Zeiten. lerne mit neuen. dem modernen Milieu entsprechenden, wenn du willst „wissenschaftlichen Symbolen, das Streben jener Adepten kultivieren. lerne nene Religion auf deine Art!

Ich gebe in diesem Buche meine Religion.

Den eigentlichen Wert des persönlichen Daseins sehe ich. wie gesagt, in seiner Eigenschaft, das Gefäss, die Bedingung eines geistigen Gehaltes, fortdauernder Ideen und Bestrebungen edeln Charakters zu sein. Ich verachte das Dasein um des nakten vegetativen und tierischen Daseins willen. Möchte es hingeben für einen Gedanken der Weisheit, für ein seltenes Kunstwerk, ein Gedicht, für eine befreiende Entdeckung oder Erfindung. Alle leiblichen Verbesserungen schätze ich im Grunde nur als Vermittler geistiger Güter. Sollte etwa der Mensch die Fähigkeit gewinnen, vogelartig zu fliegen, so würde es der geistige Gehalt dieser Fähigkeit sein, was ihr den

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eigentlichen Wert gäbe. Und was mich auf die Seite der materiell bedürftigen Volksmasse geführt hat, ist nicht die sinnliche Schätzung eines schmausenden Gaumens, satten Magens und müssigen Körpers, sondern die Erkenntnis, dass die Befreiung des Volkes von politischer Herrschaft und wirt

schaftlicher Ausbeutung immense geistige Vorteile bringen würde. X

Alle Menschen, deren Innenleben sich mir einigermassen erschloss, auch höchst verkümmerte Existenzen, haben mir bewiesen, dass sie unterscheiden zwischen einem niederen Dasein und einem höheren, veredelten Leben, dessen Vorzug keineswegs in einem grösseren Quantum von Genüssen des niederen Daseins besteht, sondern in qualitativer Erhöhung des Glückes, in einer gewissen Veredelung, Vergeistigung des Genusses; man gestatte diese allgemein tastenden Ausdrücke, die mehr etwas Formales als einen bestimmten Inhalt andeuten wollen. Zwischen zwei entgegengesetzte Bereiche fühlen wir uns gestellt, zwischen Wohl und Weh, Gut und Schlecht, Wahr und Falsch, Licht und Finsternis, Ormuzd und Ahriman; und wir alle haben, dunkel oder deutlich, die Sehnsucht nach mehr Licht, nach höherem Glücke. Suchend zwischen jenen beiden Polen bewegen wir uns, die einen in der Dämmerung des Thales, oder gar verloren in finsteren, verworrenen, unwegsamen Schluchten, abgebracht von der rechten Richtung, aber dennoch tappend nach Erlösung, die anderen mehr und mehr in der Höhe, erhaben auf halb erhellten Berggipfeln, die Lande überschauend, jener Lichtquelle zugewandt, beseligt von dem Bewusstsein, denen da drunten als Weiser dienen zu können.

Ja es ist nicht leicht, sich mit dieser Sehnsucht im Herzen zurechtzufinden im dämmervollen, labyrinthischen Leben, das von Irrtümern, Geisteshemmungen, schreiend disputierenden Führern und Herrschaften, von verführten und verführenden Massen schwer heimgesucht wird. Nicht leicht, sich zu entscheiden für bestimmte Ziele, - da die Ideen und Bestrebungen chamäleongleich ihr Aussehen wechseln, da so oft als unheilvoll sich entpuppt, was vordem Heil verhiess, und umgekehrt das Gute, das Edle, das Glück gar häufig als Aschenbrödel

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