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Das en ventent in der Herdezzatur des Menschen: Als Gled einer Masse betimmt er sich anders wie als Einzel wesen. Prelich, wolte man nach Adam. Risse erwarten, eine Menschenmasse vi de Samme ihrer Telle, der Einzelmenschen. Die Masse ist indessen noch etwas anderes. Sie ist kein mathematisches Wesen, sondern ein organischer Körper. Sie ähnelt in dieser Hinsicht dem menschlichen Körper, der sich freilich ane Zellen zusammensetzt, aber doch etwas anderes, als die Summe der Zellen ist. Der Einzelmaensch hat nämlich eine

und bildet einen wichtigen Bestandteil der gesellschaftlichen Konversation und der öffentlichen Meinung. Dabei ist es natürlich, dass diese Schlagworte, diese allgemeinen Auffassungen und Sentenzen, wie alles, was durch Gewohnheit geheiligt wird, auch dann noch im Umlauf bleiben, wenn ihre innere Berechtigung, ihre Wahrheit und Richtigkeit längst erloschen ist. Diese populäre Weisheit nun wirklich ausser Kurs zu setzen, ist eine der schwierigsten Aufgaben der Träger neuer wissenschaftlicher Ideen. Da neue Ideen eben dazu berufen sind, in vielen Beziehungen die Vorstellungen der Menschen davon, was gut und schlecht, vernünftig und unsinnig, anständig und unanständig ist, umzugestalten, geraten sie selbst nur zu oft in die Lage, für unsittlich, absurd und lächerlich erklärt zu werden. Neue Ideen stossen unseren liebsten Vorurteilen vor den Kopf, wie sollten sie uns da nicht unsinnig und abgeschmackt erscheinen. Das Moment des Abscheus vor dem Hässlichen, Unnatürlichen, Lächerlichen, welches häufig nichts anderes ist als die Schen vor dem Neuen, Ungewohnten, spielt in allen populären Kritiken und mündlichen Debatten über neue Ansichten eine bemerkenswerte Rolle. Vielleicht erscheinen dem Beurteiler die neuen Ideen an sich ganz plausibel und vernünftig, und er weiss kaum, was er dagegen einwenden könnte. Aber dennoch kann er sich nicht entschliessen, etwas so Sonderbaros, Unglaubliches, Unmögliches, kurz, so etwas Neues für vernünftig zu halten," Paul von Gizycki: „Der Kampf gegen neue Ideen" (Zeitgeist 1891, No. 41 und 42.).

Eigenschaft. die zuweilen latent ist, zuweilen aber sich stark äussert: seine Herdennatur. Wenn nun der Mensch in Masse auftritt. geräth diese Eigenschaft in hervorragende Wirksamkeit.

Der Mensch ist gar nicht verständlich, wenn man unterlässt, seine Herdennatur. seine Massengliedschaft, ins Auge zu fassen. Drum wurde er treffend schon in alter Zeit ein „or TOLTZÓ" genannt. Und auf ganz richtigem Wege ist die moderne Psychologie, wenn sie, anstatt einseitig die Einzelseele zu secieren, auch den Zusammenhang des Individuums mit seiner Umgebung, seinen Mitmenschen bedenkt, also sociologisch und völkerpsychologisch verfährt. Wer diese Methode nicht befolgt. dem ist das menschliche Leben ein Buch mit sieben Siegeln. Insbesondere haben Redner, Politiker. Strategen und Seelsorger mit der Massengliedschaft zu rechnen. Die Herdennatur des Menschen ist in gewisser Hinsicht vielfach gepriesen worden, und mit Recht. Denn wäre der Mensch kein geselliges Wesen, so würde er falls er überhaupt im Kampfe ums Dasein sich hätte halten können jedenfalls nicht durch Vernunft ausgezeichnet sein und nicht eine hochausgebildete Sprache, Wissenschaft, Kunst, Technik. Sittlichkeit besitzen. Indessen darf die Herdennatur des Menschen nicht einseitig gelobt werden. Sie trägt nämlich nicht bloss zum Wohlsein, zur Vernünftigkeit und Sittlichkeit der Menschheit bei, sondern wirkt andererseits auch hemmend und unterdrückend auf das höhere Geistesleben ein; der Mensch ist als Massenglied nicht bloss Mensch, sondern auch echtes Tier, ja wenn er in innigem Kontakte mit einer Menge sich befindet, oft höchst unvernünftiges Tier: Herdentier.

Um diesen Begriff anschaulich zu machen, weise ich auf eine zoologische Thatsache hin: Das zahme Pferd kann durch. den Anblick einer Herde wilder Pferde derart hingerissen werden. dass es sich den wilden Genossen fest anschliesst und nun alles mitmacht, was die Herde unternimmt. Und das Schaf hält bekanntlich derart zu seiner Herde, dass es mit ihr, blind gegen die Gefahr, in Abgründe, Feuer und Wasser läuft. Solche unvernünftige Folgsamkeit, wenigstens ein Zug dazu, ist auch

dem Menschen eingeboren; und nicht leicht vermag er diese Naturanlage durch Vernunftenergie zu überwinden. Fühlt sich der Einzelmensch als Glied einer Masse, so macht er gewöhnlich die seelischen, gedanklichen oder körperlichen Bewegungen der Masse mit und lässt seine Selbständigkeit und Individualität fallen.

Wer eine Probe hierauf machen will, versetze einen Knaben in eine Menschenmenge. Befindet sich die Menge in gespannter Erwartung, so ist auch der Knabe gespannt, jubelt die Menge Hurrah!", so schreit der Knabe mit, stürzt die Menge furchtsam von dannen, so wird auch das Kind von dem allgemeinen Entsetzen gepackt. Leider wird diese Herdennatur, welche im Kinde besonders ausgeprägt ist, von der üblichen Pädagogik nicht bekämpft, sondern eher bestärkt.

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Vor ein paar Jahren ereignete sich unter den „hellen“ Kindern von Berlin ein lächerlicher Fall epidemischen Aberglaubens. In einer Gemeindeschule waren schriftliche Ankündigungen eines Gespenstes" von bedrohlichem Charakter gefunden worden. Als nun während des Unterrichts ein Kind vom wehenden Fenstervorhang berührt wurde, schrie es entsetzt: „Die Totenhand!", und von Panik ergriffen, stürmt die ganze Klasse zur Thür hinaus, selbst die anderen Klassen werden vom Herdentrieb zur Gefolgschaft hingerissen.

Gerade im Glauben an solche übernatürlichen" Vorgänge *)

*) Als einen Typus der wunderbaren Erscheinungen, an dem wohl ersichtlich ist, welche Rolle die Massengliedschaft des Menschen spielt, möchte ich folgende mir erzählte Begebenheit vorführen: An einem Sommerabend, während die Kirchenglocke melancholisch über die Felder klingt, gehen ein junges, geistig wohl etwas verkümmertes Mädchen und ein Kind beide einem katholischen, vom Kulturtreiben wenig berührten Dorfe angehörig an einem Walde vorbei. Plötzlich bleibt das Kind stehen und heftet überrascht sein Auge auf einen Eichenstamm, in dessen verworrenen Linien seine aufgeregte, von Heiligenbildern erfüllte Phantasie eine „Muttergottes“ zu erkennen glaubt. Die Begleiterin des Kindes wird zunächst durch den schreckhaft starrenden Blick in Aufregung versetzt. Und als nun das Kind ,,Die Muttergottes!" stammelt, wird das Mädchen von dieser packenden Vorstellung, in der sich all seine von Priestern, Eltern, Lehrern und Büchern

zeigt sich die Herdennatur mit Vorliebe. In einer Zeitung las ich, dass ein einsames Licht in einem Weinberge zuerst einem alten Weibe und schliesslich durch Übertragung vermöge der Herdennatur — der Bevölkerung des ganzen Städtchens als eine spukende arme Seele" erschienen sei.

Wer Gelegenheit hatte, einer spiritistischen Sitzung beizuwohnen, wird vielleicht bemerkt haben, wie ansteckend dort Phantastik. Aberglaube und Unvernunft wirken. Es ist bezeichnend, dass die Geister" gewöhnlich eine Kette" d. h. eine Mehrheit von Personen zur Bedingung ihres Erscheinens machen.*)

erzeugten religiösen Gefühle vereinigen, auf die Knie geworfen, und nun, in seinem heiligen Entsetzen, glaubt es die Muttergottes gleichfalls gesehen zu haben. Bestürzt, doch zugleich stolz, einer göttlichen Erscheinung gewürdigt zu sein und nun eine Rolle im Dorfe spielen zu können, eilen die Beiden heim und verkünden allenthalben: „Die Muttergottes ist uns am Walde in einer Eiche erschienen". Dies Wort findet eine Anzahl gläubiger Gemüter, die nun unter Führung der „Begnadeten“ zum Walde ziehen. Während es bereits dämmert, nähern sich die einfältigen Leute dem verschwommenen Baume, indem sie beten und daselbst eine Erscheinung erwarten. Plötzlich kreischt ein altes Weib auf, alles erschrickt, schreit mit, stürzt auf die Knie und plärrt Gebete. Nun ist es ausgemacht, dass die Muttergottes erschien. Im Fluge verbreitet sich die Mähr nach den umliegenden Ortschaften, und Wallfahrten beginnen. Mit elementarer Gewalt strömen die Menschen zusammen, Kopf an Kopf umgeben sie, in ehrerbietiger Zurückgezogenheit, den Gnadenort. Jede Äusserung der Phantasie pflanzt sich wie ein Lauffeuer durch die ganze Masse fort. Und wie sehr neigt diese Masse zu phantastischen Ausgeburten! Brauen doch Aberglaube, körperliche und geistige Erschöpfung, Sensationsbedürfnis, Eitelkeit und Verlogenheit zusammen. Ist erst eine auf das ,,Wunder" bezügliche Einbildung oder Lüge geäussert, so findet sie auch Glauben, Boden in der ganzen Masse. Denn der Einzelne hat, wofern er nicht gar selber etwas zu sehen glaubt, die Meinung, die anderen sehen etwas; und hinterher glaubt er vielleicht selber etwas gesehen zu haben. So lässt der Mensch als Massenglied sich fortreissen von den Stimmungen und Meinungen seiner Mitmenschen.

*) Es liegt mir fern, aus dieser Beobachtung ein Verdammungsurteil für den gesamten Spiritismus zu konstruieren. Vielmehr halte ich den Occultismus trotz mancherlei Irrungen und Betrügereien, die selbstverständlich mit unterlaufen für eine Bewegung von individualistischem Wert und einiger wissenschaftlichen Ergiebigkeit, und jene Leute, die ihn ohne nähere Prüfung rundweg ablehnen, für Dogmatiker.

bereits im Mutterleibe zum Melancholiker geprägt wurde. Und vielleicht war die Anlage zu einer pessimistischen Wertung des Lebens schon im Kinde Arthur Schopenhauer, sicherlich aber im Jüngling, vorhanden. Wenn man gar an jene mannigfaltigen sexuellen Eigenarten denkt, die Krafft-Ebing schildert. und die gewiss grossenteils angeboren sind, so versteht

,,Es ist vielleicht überhaupt unmöglich, dass sich unter den gegenwärtigen sozialen Verhältnissen so etwas entwickelt, wie eine Aristokratie des Geistes, und dass der Individualismus zur Herrschaft kommen kann. Die Tendenz der gegenwärtigen Gesellschaftsorganisation geht doch entschieden darauf hin. Schablonenmenschen zu schaffen. Die gegenwärtige Ordnung schafft drei grosse Kategorien von Menschen: den Bourgeois masculini und feminini generis und den Proletarier. Hier differenziert sie allerdings, und sogar sehr stark. Aber innerhalb dieser Kategorien schafft sie Schablonen."

Ich wittre Götzendienst, wittre das Dogma der sogenannten,,materialistischen Geschichtsauffassung", welches den Menschen nebst seinen Ideen und Bestrebungen mit starrer Einseitigkeit als das blosse Produkt seiner wirtschaftlichen Lage hinstellt, und die ausserordentlich mannigfaltigen Differenzierungen des modernen Lebens mit ein paar Rubriken (z. B. „Bourgeois" und „Proletarier") abfertigt. Solch ein hyper-orthodoxer Nachbeter von Marx und Engels (,,Marxististen" hat Herrmann Bahr diese Übertrumpfer der Marxisten treffend genannt) versteht einfach alle Erscheinungen; mit seinen staubigen Rubrikenkasten gelingt es ihm, den Grundsatz,,nil admirari“ durchzuführen; er bezeichnet z. B. (wie E. Bernstein) Max Stirner als den Ethiker des Manchestertums, oder (wie P. Ernst) Friedrich Nietzsche als den Philosophen der Grossbourgeoisie; schade nur, dass er immer nur Ideen, die schon produziert worden sind, und niemals solche, die ihres Autors noch harren, aus seinen wirtschaftlichen Rubriken ableitet!

Zur ferneren Charakteristik der „,Epigonen des Marxismus" zitiere ich aus der so betitelten Satire Hermann Bahrs (,,Freie Bühne“, I. Jahrg. Heft 17):

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,,Die Marxististen unterscheiden sich, indem die Marxisten nach dem Beispiele des Meisters, seinen aus der Geschichte erlauschten Schlüssel zum Aufschlusse der beharrlich gesammelten, durchsuchten und verglichenen Dokumente verwenden, während die Marxististen alles andere weggestrichen, geächtet und verbannt aus diesem wunderkräftigen Zauberschlüssel selber heraus eine neue Welt der ihnen jeweilig bequemen und ihren Absichten gehorsamen Dokumente konstruieren. Sie nähren sich von dem Besteck, mit dem die Marxisten die Nahrung nahmen . . .

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