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mer: „Ein reiner Kulturzustand, eine durchgreifende Entwilderung und Verfeinerung der Menschheit ist bei einem so allgemein herrschenden, förmlich organisierten Mord- und Leichenfrass-System offenbar nicht möglich". Lamartine meint, die Zeit werde kommen, wo die Menschen den Genuss von Tierfleisch ebenso verabscheuen werden, wie jetzt den Genuss von Menschenfleisch. Richard Wagner, der ,,mitten unter dem Rasen der Raub- und Blutgier" auf seiner ästhetischen Bahn noch kurz vor seinem Tode bei der Frage nach einer wirksamen sittlich-ästhetischen Regeneration der Menschheit anlangte, bemerkt, in „Religion und Kunst": "War uns der Anblick des den Göttern geopferten Stiers ein Greuel geworden, so wird nun in sauberen, von Wasser durchspülten Schlachthäusern ein tägliches Blutbad der Beachtung aller derer entzogen, die beim Mittagsmahle sich die bis zur Unkenntlichkeit hergerichteten Leichenteile ermordeter Haustiere wohl schmecken lassen sollen."

Bogumil Goltz: „Es ist ein himmelschreiender Widerspruch mit unserer Verehrung der Natur, dass wir die lebendige Kreatur ums Leben bringen, um unser eigenes Leben mit deren Leben zu fristen. Es ist ein himmelschreiendes Unrecht, dass wir ihnen Leid anthun, ohne dass wir es müssen!" - Shelley der edle Dichter und Mensch, spricht in seinen Noten zur >> Queen Mab« die Worte: „Bei allem, was heilig ist in unseren Hoffnungen für die Menschheit, beschwöre ich diejenigen, welche Glückseligkeit und Wahrheit lieben, dem vegetarischen System Anerkennung zu verleihen!"

Unter den zahlreichen Beispielen individueller Mittelwertung sei hier noch eins erwähnt, welches die Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Mitteln mit besonderer Deutlichkeit hervorschimmern lässt. Der Internationale Verein zur Bekämpfung der wissenschaftlichen Tierfolter versandte ein Flugblatt, in welchem es von den Vertretern der Vivisektion heisst: ,,Man glaube den Priestern solcher Wissenschaft nicht, wenn sie auf die hohen Ziele hinweisen, welche sie verfolgen. Und gesetzt, sie hätten solche, so sollten sie sich vor der Majestät der ewigen Gerechtigkeit, der Liebe und des Erbarmens beugen.

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Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele!",,Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld! Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein". . . Sie behaupten, es geschähe das alles zum Besten der leidenden Menschheit und im Dienste der Wissenschaft. Wir jedoch lehnen ihre Bemühungen und ihren Dienst zu unserem Besten ab, wenn er mit solchem empörenden sündhaften Thun verbunden ist, und meinen, man könne nur dann der Menschheit dienen, wenn man menschlich verfährt." Endlich heisst es von der vivisektorischen Wissenschaft, nachdem deren Fruchtbarkeit bestritten worden ist: „Wäre sie aber auch fruchtbringender, wir müssten sie doch aus höheren Gründen verdammen. Wir stellen gegen solche entartete und selbstsüchtige, materialistische Wissenschaft eine viel höhere und ältere Wissenschaft, die Wissenschaft von Gut und Böse. Der von den Vivisektoren vorgeschobene nützliche Zweck" ihrer Tierquälereien entschuldigt die letzteren nicht. Denn einen, wenn auch oft nur eingebildeten nützlichen Zweck" hat schliesslich alles in der Welt, auch das Schlechteste. Einen Zweck, und dadurch scheinbare Berechtigung, können auch alle übrigen Tierquälereien vorschützen. Aber der vermeintlich gute Zweck kann nimmer die bösen Mittel heiligen!"

Die Kette von Beispielen individueller Mittelwertung unter Beherzigung des ,,reinen Mittels" liesse sich erheblich verlängern. Eine Menge ideeller Tendenzen in der Weltgeschichte*) lassen sich erst durch die Philosophie des reinen

*) Auf der Philosophie des reinen Mittels beruht die buddhistische Ethik, indem sie lehrt, dass die Befriedigung der Begierden ein unreines Mittel ist; Der ,,Buddhistische Katechismus" sagt hierüber: „Da alle körperlichen Leidenschaften, Begierden und Neigungen nur immer wachsen und zunehmen, je mehr sie gehegt und gepflegt werden, und da die Befriedigung der körperlichen Begierden nur auf Kosten dieses vergänglichen und hinfälligen Körpers selbst geschehen kann, so folgt hieraus, dass man durch Befriedigung der Begierden nicht deren Aufhören bewirkt, sondern nur das Mittel hierzu zerstört. Zunahme der Leidenschaften und zugleich Abnahme der Mittel zu deren Befriedigung, das ist das grausame Gesetz, dem alle

Mittels recht verstehen.

Besonders gegenwärtig scheint mir der Kalkül des reinen Mittels als gemeinschaftlicher Grundzug so vielen interessanten Bestrebungen innezuwohnen, dass ich das Recht zu haben glaube, geradezu von einer Bewegung des reinen Mittels zu reden.

Ich möchte noch bemerken, dass ich jenen Bestrebungen, an denen ich exemplifiziert habe, deswegen nicht ohne weiteres. beipflichte. Ich betrachte und schätze sie als Ergebnisse der individuellen Wertung und der Kalkulation des reinen Mittels. Doch aus der Richtigkeit ihrer Methode folgt noch nicht die Richtigkeit ihrer einzelnen Ideen. Und wenn ich selbst im einzelnen ebenfalls des Wertvollen viel an ihnen finde, so mag ich diesen Bewegungen doch nicht als ein aner" oder

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ist" nachlaufen. Solange sie als individuelle Mittelwertungen auftreten, mögen sie frei sich bethätigen; sobald aber ihre Anhänger ihr eigenes Fühlen und Denken den Leuten aufdrängen und normal machen wollen, mag die Welt sich wehren gegen Aufdringlichkeit und Einseitigkeit.

sinnlichen Begierden unterworfen sind; daher die Unmöglichkeit, sein Selbst jemals ganz zu befriedigen; daher die Thorheit, die in dem Streben danach liegt, und daher auch der Grund, warum man nicht nach irdischen Genüssen streben soll. . . Es ist eine allgemeine, aber irrige Auffassung, zu glauben, seine Leidenschaften dadurch ertöten zu können, dass man dieselben befriedigt, oder indem man sich den Gegenstand seiner Wünsche verschafft; so wie z. B. das Bedürfnis nach Nahrung verschwindet, sobald der Hunger durch Essen gestillt ist. Diese Anschauung ist unrichtig; alle Begierden werden durch ihre Befriedigung nur neugeboren nicht ertötet. Nahrung ist nur Öl für das Feuer des Körpers, welches denselben befähigt, aufs neue Nahrung zu verlangen. Keine Begierde erstirbt, ehe denn die Macht, welche sie aus der Befriedigung neu erstehen lässt, gebrochen ist. Shiva, der Zerstörer, ist auch der Wieder-Erschaffer. Daher liegt die Ertötung der Begierden nicht in deren Befriedigung, welche ja nur wiedererschafft, indem sie befriedigt, sondern nur in der Entfremdung seiner selbst von der Leidenschaft." Auch insofern beherzigt der Buddhismus die Philosophie des reinen Mittels, als er es für verkehrt hält, Böses mit Bösem zu vergelten. „Wenn mir jemand thörichterweise Unrecht thut sagt Buddha so will ich ihm ohne allen Groll liebevoll beistehen; je mehr Böses er mir zufügt, um so mehr Gutes will ich ihm erweisen."

6. Das Schwert oder die physische

Autorität.

,,Unsere bisherige Weltgeschichte der Eroberungen und Vergewaltigungen wird erst durch eine Kultur-, eine wahre Menschheitsgeschichte abgelöst werden müssen. Die Weltgeschichte kann uns nur mit Grauen erfüllen, sie ist nur das Spiegelbild einer Übergangsperiode aus dem tierischen in den menschlichen Zustand. Der Mensch hatte sich noch nicht in seine Befreiung gefunden. Jetzt erst, durch die Naturwissenschaft wird er über seine wahre Wesenheit aufgeklärt. Was als dunkler Drang in den edelsten seines Geschlechtes sich fühlbar machte, erglänzt im hellen Lichte der Erkenntnis. Auch die Menschenschlächtereien werden aufhören, und der Mensch wird sein eigentliches Reich der Freiheit mit unbefleckter Hand betreten." J. G. Vogt.

Nachdem Begriff und Bedeutung des reinen Mittels sowie der individuellen Wertung erörtert worden sind, kann ich dazu übergehen, eine Anzahl derjenigen Mittel, welche das moderne Leben zur Erreichung seiner Zwecke anwendet, individuell, d. h. mit Bezug auf mein Ziel, zu werten. Da dies Ziel die Gestaltung des freien Vernunftmenschen ist, so werde ich im allgemeinen festzustellen haben, welche Wirkungen die Objekte meiner Kritik für Freiheit und Vernunft haben; scheinen sie in überwiegender Weise den freien Vernunftmenschen zu beeinträchtigen, so sind sie mir unreine Mittel.

In welcher Beziehung zum freien Vernunftmenschen steht nun das Schwert als Vertreter der physischen Vergewaltigungsmittel? Die nächstliegende Antwort lautet: Das Schwert

tötet und verbreitet Todesfurcht; seine direkte Wirkung ist also der Freiheit und Vernunft entgegengesetzt.

Doch vielleicht fördert die Waffe indirekt Freiheit und Vernunft?

,,Der Gott, der Eisen wachsen liess,

Der wollte keine Knechte;

Drum gab er Säbel, Schwert und Spiess

Dem Mann in seine Rechte",

so sangen ja die Männer der Freiheits-Kriege, indem sie das Schwert als Mittel zur Befreiung werteten. Doch ich finde Grund genug, das Lied auch im entgegengesetzten Sinne umzuprägen: „Der Gott, der Eisen wachsen liess, Der wollte. Herrn und Knechte". Ich halte nämlich die bewaffnete Macht für eine Quelle der Knechtschaft, ja für die wesentliche Quelle.

Die Recken der alten Zeiten wandten Beil, Spiess und Schwert nicht nur gegen reissende Tiere, sondern auch gegen Menschen an. Die Erschlagenen blieben vor Knechtschaft bewahrt, die Überlebenden aber wurden irgendwie ausgebeutet,

stellenweise nur vorübergehend beraubt, von klügeren Siegern aber unterjocht, d. h. unter der Bedingung vom Schwerte verschont, dass sie, nebst ihren Nachkommen, dem Sieger einen Teil ihrer Arbeit überliessen, als Sklaven oder als Tributpflichtige.

Nicht nur gegen fremde Horden und Völker gingen die Recken in dieser Weise vor, sondern auch gegen den eigenen Stamm. Allerdings nicht plötzlich und unvermittelt denn das würde ihnen verhängnisvoll geworden sein -- sondern allmählich, zollweise, schleichend. Der „Dienst" pflegte die Maske der aufstrebenden Tyrannei zu sein. Sie, die Starken, Kühnen, Klugen und Wohlgerüsteten, liessen sich herbei, ihrem Stamme Vorkämpfer- und Führerdienste zu leisten. Ehrfurcht und hohe Beute wurden ihnen dafür gezollt. Die Ehrfurcht setzte sie in den Stand, sich mancherlei herauszunehmen, ohne den Unwillen des Volkes zu erregen. Der Reichtum aber wurde grösstenteils in guten Rüstungen, Waffen, Burgen und Vor

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