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Zieles und gespanntes Aufmerken auf das Ringen der Heere sein Mitgefühl niederzuhalten, obwohl zahllose Bilder erschütternden Leides es lebhaft herausfordern. In einer ähnlichen Lage nun wie der Krieger befindet sich mehr oder minder jeder Angehörige der gegenwärtigen Volkswirtschaft. Denn als Ausbeuter oder Konkurrent ist er darauf angewiesen, andere Leute erbarmungslos zu unterdrücken oder zu verdrängen. Und selbst wenn er sich von diesem Treiben einigermassen fern hält, muss er sein Mitleid mit den Bedürfnissen oft genug zum Schweigen bringen durch den Hinblick auf eigene Mittellosigkeit. Da solche Hemmungen des Mitgefühls nicht vorhanden sind in einer von Ausbeutung und Armut freien Gesellschaft, so wird sie auch an dieser Art des freien Altruismus reicher sein, als die gegenwärtige Welt.

Eine dritte Gattung des freien Altruismus entspringt aus dem Bedürfnis, überschüssige Kraft zu bethätigen. Allerdings wirkt die überschüssige Kraft des Menschen nicht ohne weiteres altruistisch, kann vielmehr auch gleichgültig oder gefährlich für die Mitmenschen sein. Erst durch die Kombination mit Liebe, Freundschaft, Wohlwollen, Mitgefühl oder auch Pflicht erhält sie die altruistische Richtung. Da sie aber die Wohlthätigkeit dieser Gefühle ausserordentlich potenzieren kann, so dürfen wir sie als einen besondern Faktor des Altruismus betrachten und soweit sie nicht in den Dienst eines,,Du sollst" tritt zum freien Altruismus rechnen. Der Überschuss körperlicher oder geistiger Kraft über das Quantum, welches die Person für ihre egoistischen Zwecke nötig hat, bildet einen der bedeutendsten Kulturhebel. Überschäumender Mut (,,Übermut") und überschwellende Muskelkraft war was die Heroen des Altertums antrieb, Abenteuer zu bestehen, die Lande von reissenden Tieren und Landplagen zu säubern. Überquellende Gemütskräfte bewogen die Heilande, sich ihrer Mitmenschen anzunehmen, die ihnen ,,wie Schafe ohne Hirten" vorkamen. Und allenthalben, wo ein Denker oder Künstler im Ringen und Schaffen aufgeht und in die Tiefen geistigen Lebens entrückt wird, um vielleicht mit einem

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kostbaren Funde zurückzukehren, einer Entdeckung, Erfindung, einer wissenschaftlichen Idee oder einem Kunstwerke, da wird er nicht getrieben von jenem Teilė des Intellekts, den der Egoismus zu seiner Bedienung erheischt, sondern von dem überschüssigen Teile, seinem ,,Genie", das sich durchaus bethätigen will, weil seine Thätigkeit beglückt.

,,Ich singe wie der Vogel singt,

Der in den Zweigen wohnet;

Das Lied, das aus der Kehle dringt,
Ist Lohn, der reichlich lohnet."

Diese Goetheschen Worte deuten an, dass der Künstler sein Schaffen nicht als ein Mittel zur Befriedigung engen Eigennutzes betrachtet, sondern als ein Überquellen geistiger Kräfte, deren Bethätigung unmittelbar befriedigt. Schopenhauer definiert das Genie geradezu als Intellekt, der vom Dienste des Willens frei, also überschüssig ist.

,,Bis jetzt -sagt Krapotkine haben der Menschheit noch nie solche grossen Herzen gemangelt, welche von Zärtlichkeit, von Geist und von Willen überflossen, und welche ihr Gefühl, ihre Intelligenz oder ihre Aktionskraft in den Dienst der menschlichen Rasse stellten, ohne von ihr irgend etwas zurückzuverlangen." Und ich füge hinzu: Wenn es schon bisher so gewesen ist, in den Zeiten, da ungeheure Mengen wertvoller Kraft des Geistes, Gemütes und Körpers in Krieg, Knechtschaft und Mangel verdarben oder verkümmerten, um wieviel grösser werden die Segnungen des Kraftüberschusses sein in der Freiheit, welche keine Unterdrückung, keinen Mangel an den nötigsten Lebensmitteln, keine Verwüstung der Volkskraft duldet, vielmehr jedem Individuum die Mittel darbietet, sich eine sorgenfreie Existenz bei mässiger Arbeit zu verschaffen und seine Gaben zu entwickeln! Wenn sich bisher die edeln Geister, die Genien und Talente der Wissenschaft und Kunst wesentlich aus einem Zwanzigstel des Volkes rekrutiert haben, aus demjenigen Teile nämlich, der gute oder einigermassen günstige Entwickelungs-Bedingungen genoss, so darf man daraus schliessen, dass unter allgemein günstigen

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Bedingungen mindestens zwanzigmal soviel gute Anlagen gedeihen und Früchte tragen werden. Man darf das mit derselben Sicherheit erwarten, wie ein Landwirt auf eine zwanzigfache Ernte rechnen darf, wenn er zwanzigmal soviel Land, und zwar gleichwertiges Land anbaut. Dass die unterdrückte Volksmasse geistig nicht schlechter veranlagt ist, als die Wohlhabenden, wird heutzutage ausser einer bornierten „Aristokratie" wohl niemand leugnen. Die Natur teilt ihre Gaben aus ohne Rücksicht auf die sozialen Klassenunterschiede, welche die Unvernunft und Knechtseligkeit der Menschen geschaffen hat; sie giebt dem Sohne des Bauern oder Fabrikarbeiters nicht weniger Veranlagung als dem Kinde des Reichen. Aber freilich die Anlagen der proletarischen Masse verkümmern in der Knechtschaft. Nimmt man sagt Ludwig Büchner den Druck, welchen heute der Kampf um die Existenz den aufstrebenden Kräften entgegensetzt, hinweg, oder mindert ihn auch nur, so schiessen sofort in ungeahnter Fülle Gestalten und Leistungen bevorzugter Art empor, während durch einen verstärkten Druck die herrlichsten Talente verkümmern, und zwar mit dem drückenden Bewusstsein der Verkümmerung. Es ist nur ein tief gewurzelter Irrtum, dass jedes Talent oder Genie sich durcharbeite . . . Entgegengewirkt kann diesem Missstande nur werden durch eine möglichste Erleichterung des Kampfes ums Dasein vermittels solcher Einrichtungen, welche jedem emporspriessenden Talente Raum und Möglichkeit zur Entfaltung bieten und verhindern, dass in Zukunft nicht mehr der Herrlichkeit Weniger das Wohl von Millionen geopfert werde! In der möglichsten Ausgleichung der Mittel, womit der Kampf um das Dasein von jedem Einzelnen gekämpft wird, liegt das Problem der ganzen Zukunft des Menschengeschlechtes."

13. Parteiherrschaft.

,,Darum, setzt der Philosoph hinzu, sind alle Parteien ohne Ausnahme, so lange sie nach der Macht trachten, nur verschiedene Formen des Absolutismus, und es wird darum so lange keine Freiheit für die Bürger, keine Ordnung für die Gesellschaft, keine Vereinigung unter den Arbeitern geben, als bis in dem politischen Katechismus die Verzichtleistung auf die Autorität die Stelle des Glaubens an die Autorität eingenommen hat. Keine Parteien mehr! Keine Autorität mehr!"

Proudhon.

Tragikomisches Schauspiel, wenn ein Heiland, der auszog, sein Volk von Verderbnis zu erlösen, scheinbar siegt, in Wahrheit aber korrumpiert wird von dem Feinde, den er bekämpfen will. Allzu reich an solchen Fällen ist die Weltgeschichte. Ich erinnere an das Christentum, dessen ursprüngliche Reinheit, gerade dadurch, dass es Massenbewegung wurde und die Welt gewann, von der Welt in ihren Schmutz gezogen wurde. So ging es ziemlich allen grossen Partei-Ideen; verlockt von der Aussicht, durch Verbindung mit der Masse eine Macht zu werden, büssten sie ihre Hoheit ein; in dem Wahne, die unreife Zustimmung des grossen Haufens sei mehr als eine brutale Gewalt, liessen die Vertreter der Idee durch das kleinliche Ziel sich verlocken zu kleinlichen, unreinen Mitteln, und das um so leichter, als ihr Menschenmaterial für Unreinlichkeit besonders empfänglich war; Knechtseligkeit und Unvernunft, die sie vorfanden, stellten sie in den Dienst ihrer grossen Sache, ohne zu bedenken, dass aus solcher Organisation, ab

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Kneita.gkeit und Unvernuft.

Yür den Rahmen dieses Buches ist es zu umfangreich. alle Parteien, waren es auch nur die heutigen in Deutschland, unter meinem Gesichtspunkte zu kritisieren. Ich beschränke mich auf eine Betrachtung derjenigen Richtung, die nach Programm und Taktik in dieser oder jener Hinsicht meinem Ziele entspricht, die also gegen Herrschaft und Ausbeutung ankämpfen will und nicht versäumt, das ganze soziale Leben in diesem Sinne zu bedenken. Von vornherein ausgeschlossen sind daher die Parteien der vorwiegenden Fürsten-, Junker-, Pfaffen- und Geldsack-Interessen, die Parteien der politischen, wirtschaftlichen, sozialen Privilegien. In Frage kommen nur diejenigen Parteien, die auf wirtschaftlichem Gebiete sozialistisch im weitesten Sinne, auf politischem demokratisch oder anarchistisch sein wollen.

Allerdings verwerfe ich deswegen nicht unbedingt die ausgeschlossenen Parteien, schätze sie vielmehr in gewisser Hinsicht, insofern sie nämlich vielfach wertvolle Ideen enthalten. Besonders in ihren Negationen, in ihrer Kritik anderer Partolen, liegt viel Wahrheit. Was Konservative von den Demokraten, Manchestermänner von den Sozialdemokraten halten, 1st teilweise nicht minder zutreffend, als gewisse Angriffe der Demokraten und Sozialisten auf die Konservativen und Manchestermänner.

Solcher Ebenbürtigkeit in den Vorzügen entspricht eine Ebenbürtigkeit in den Fehlern. Sehr viel von dem, was ich an der sozialdemokratischen Partei auszusetzen habe, findet sich auch bei den anderen Parteien; ja gewisse Übel sind geradezu im Wesen, in der formalen Natur der Partei begründet, möge sie diesen oder jenen Ideengehalt haben. Eingedenk des Spruchos vom Balken im eignen Auge, halte also mit deiner Schadenfreude zurück, du feindlicher Bruder Politikus, damit du nicht vielleicht dich selbst verlachst. Nicht um Partei zu nehmen im Parteigerünk trage ich meine Bemerkungen vor, sondern um hinauszuführen aus der Region der Partei überhaupt.

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