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Berlin SV. ien à November 1991.

Katzbachstrasse 9.

Herra Bruno Wille. Friedrichshagen.

Eigentlich hätten wir keine Veranlassung. Tre gestrige Frage zu beantworten. ia wir fir unsere Beschlüsse nur unseren Parteigenossen zegenüber Antwort and Rechenschaft schuldig sind. Tad ais solcher werden Sie nach Ihrer Resolution in der Ressource-Versammlung md als Mitglie der Siebener-Kommission sich wohl seiber saum mehr betrachten. Unsere Partei ist eben nicht bloss eine rage Ideengemeinschaft, sondern ein sehr reaier Körper mit so und so viel Organen. Und so wenig es uns einfällt, jemandem aus dem Wolkenkuckuksheim einer geistigen Bewegung und Gemeinschaft auszuschliessen. so sehr hat lie Partei darauf zu achten, dass innerhalb des Rahmens der Organisation die ihr Zugehörigen in Fragen der Taktik und Disziplin dem Willen der Gesamtheit sich igen. Und wer nun diesen Grundsätzen der Caterordnung sich nicht figt und mit anderen. die für unwürdig erklärt sind. dieser Organisation anzugehören, sich zusammenschliesst. um gegen jenen bestimmten Kreis zu wirken. der verzichtet damit eo ipso auch auf die Organe und Vorteile, die derselbe seinen Zugehörigen geschafft hat und sichert. Eins dieser Organe ist unsere Buchhandlung, und deshalb war unser Beschluss fiir uns selbstverständlich. Tar Brief less es uns allertings angebracht erscheinen. Ihnen dies ausdrücklich zu sagen. R. Fischer.

Ein für den Parteigeist charakteristisches Schriftstück. Die ideale Auffassung der Partei". wie ich sie damals noch zu behaupten suchte, findet hier Verspottung. Dagegen wird die Partei als eine herrschaftliche Organisation proklamiert. deren Angehörige sich dem Willen der Gesamtheit (will sagen: der Parteiregierung mit ..Disziplin" unterzuordnen haben

*) Die Reverenz vor dem Willen der Gesamtheit" ist heuchlerisch; denn während der Partei-Vorstand sich auf ihn beri handelt er seiber

und hinausfliegen", sobald sie sich den „Grundsätzen der Unterordnung" nicht „fügen". Ferner gilt die Partei als eine Anstalt, welche den artigen Zugehörigen gewisse „Vorteile“ (gemeint sind nicht die offiziellen „Errungenschaften", sondern Neben-Vorteile) ,,schafft und sichert", anderen Leuten dagegen, die wegen Unfolgsamkeit beim Parteivorstande in Ungnade gefallen sind, jene Vorteile ohne weiteres entzieht. Dass man Strebertum, Heuchelei und Knechtseligkeit züchtet, indem man derart Zuckerbrot und Rute anwendet, entgeht den ,,Real"Politikern. Auch kümmert es sie wenig, ob sie die „geistige Bewegung" schädigen, indem sie eine Schrift, welche eine Lücke in der Parteilitteratur ausfüllt, boikottieren, also der Unsachlichkeit verfallen in ihrem Eifer, eine missliebige Person abzustrafen. Für diese Unsachlichkeit ein ferneres Beispiel: Seitdem ich auf die schwarze Liste der Partei geraten bin, sucht das sozialdemokratische Zentralorgan mit peinlicher Gewissenhaftigkeit meine Person totzuschweigen. So oft ich einen Vortrag in der freireligiösen Gemeinde halte, und der Vorstand dieses Vereins den Vorwärts" um Ankündigung unter den Versammlungs-Nachrichten ersucht, merzt die Redaktion meinen Namen aus und meldet nur das Thema des Vortrages. Auf seine Beschwerde deswegen erhielt der Vorstand der freireligiösen Gemeinde den Bescheid, der Partei-Vorstand habe so verfügt. Hier haben wir ein Prachtexemplar der Species ,,Unreines Mittel". Ein Blatt, welches unter anderm wahrheitsgetreue Berichte über das Vereinsleben der arbeitenden Klasse bringen will, das Blatt einer Partei, die nach Aufklärung und Befreiung des Volkes strebt, die Wahrheit, Recht und Sitte" hochzuhalten versichert, ein Blatt, das unter anderm durch wahrheitsgetreue Berichte seine Leser über das geistige Leben, über Versammlungen und Vorträge innerhalb der arbeitenden Klasse zu unterrichten bezweckt, liefert geflissentlich und systematisch inkorrekte Berichte, indem es den

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ihm zuwider; nach den Statuten der Partei hat er nämlich kein Recht, jemand aus der Partei auszuschliessen."

Namen einer verhassten Person ausmerzt, um deren Einfluss sei es auch nur in kleinlicher Weise zu schmälern. Gemahnt dieser krampfhafte Fanatismus nicht an die verschrobenen Verfluchungen religiöser Ketzerrichter des Mittelalters? Damit keine Spur von dem Ketzer übrig bleibe, wird nicht allein sein Werk ausgerottet und sein Leib verbrannt, sondern obenein die Asche in Winde und Wellen verstreut.

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Die Herrschaftlichkeit der Parteiführer giebt einen widerlichen Vorgeschmack vom sozialdemokratischen Zukunftsstaate. Denn wenn es wahr ist, dass die bestehende Gesellschaft in den Zukunftsstaat hineinwächst, so wird wahrscheinlich die Parteiregierung Staatsregierung werden. Jedenfalls steht zu erwarten, dass die proletarische Klasse, wenn ihr Mangel an Sinn für persönliche Unabhängigkeit und Selbstbestimmung unter dem Parteijoche noch fürdere Bestärkung findet, diesen Defekt in die neue Gesellschaft mitnimmt, folglich hier die alte Herrschaft in neuer Form weiterleben lässt.

Drum, ihr freiheitlichen Charaktere, herbei und suchet zu vermeiden eine derartige Lösung der Magenfrage, die die persönliche Freiheit verkümmert. Gegenüber der herrschaftlichen Sozialdemokratie gilt es diejenigen Richtungen des Sozialismus zu stärken, welche den Staatssozialismus vermeiden wollen. Es gilt, die Errungenschaften des Liberalismus zu bewahren und weiter auszubilden innerhalb des Sozialismus.

Im Gegensatze zur Sozialdemokratie, welche die Befreiung des Menschengeschlechtes als den ausschliesslichen Beruf des Proletariats betrachtet, setze ich meine Hoffnung auf die besten Elemente aller Gesellschaftsklassen. Ja mir scheint, das Bürgertum, welches die Sozialdemokraten so einseitig zu schmähen

pflegen, wird einen erheblichen Anteil haben an dem Befreiungswerke, deswegen nämlich, weil es verhältnismässig viel Sinn für persönliche Freiheit besitzt. Was és vom Sozialismus noch abschreckt, ist wesentlich dessen freiheitswidrige Richtung; sobald es aber in breiten Kreisen einsehen gelernt hat, dass Sozialismus ohne Staatsknechtschaft möglich ist, dürfte es diesem freiheitlichen Sozialismus beitreten, soweit es nicht ein grösseres Interesse an der Erhaltung des Privilegiums hat.

Vor der Hand, ihr Kämpfer für wahre Freiheit, arbeitet an der Zerbröckelung der alten Parteien und der Parteiherrschaft überhaupt! Öffnet den Parteigängern die Augen, dass sie den autoritären Charakter der Partei und ihre eigene Knechtschaft erkennen. Um diese Heilung vollbringen zu können, forschet nach den Ursachen ihrer Krankheit, studieret die Pathologie des Parteigängers. Ja, was eigentlich blendet ihre Augen derart, dass sie den Charakter ihrer Partei, ihrer Häuptlinge und Presse nicht durchschauen? Ist es die Inferiorität ihrer geistigen und sittlichen Natur, Mangel an Denkkraft, an Bildung, Freisinn und Feingefühl? Zweifellos sind diese Mängel bei der Masse vorhanden und auch eine Ursache der Parteiseuche. Und so empfiehlt sich auch hier jenes für das Gros menschlicher Übel passende Rezept: Aufklärung, Erweckung zur Wissenschaftlichkeit, Bildung des Gemütes durch Kunst und sittlichen Adel. Doch noch ein Spezialmittel verordne ich: Die Zersplitterung des Volkes in Privilegierte und Ausgebeutete, in wirtschaftliche Todfeinde, Rivalen, Konkurrenten, dies furchtbare soziale Übel muss beseitigt werden; denn Gewinnsucht, Hass, Neid, Rachsucht, solche Leidenschaften, die unser wirtschaftliches Leben systematisch züchtet, sind es vorwiegend, was die Masse verblendet und den Parteien in die Arme treibt. Kurz, Abschaffung der Privilegien, der Herrschaft und Ausbeutung thut not. . . Freiheit und Vernunft sind auch hier das A und das O des Rezeptes, sie sind nicht nur Zweck, sondern auch in gewissem Grade unerlässliches Mittel.

14. Befreiung.

,,So bin ich der Denkart und dem Leben des jetzigen Geschlechts ein Fremdling, ein prophetischer Bürger einer spätern Welt", ihr angehörig jede That und jeglicher Gedanke. Gleichgiltig lässt mich, was die Welt, die jetzige, thut oder leidet; tief unter mir scheint sie mir klein, und leichten Blickes übersieht das Auge die, wenngleich grossen, verworrenen Kreise ihrer Bahn... Doch wo ich einen Funken des verborgenen Feuers sehe, das früh oder spät das Alte verzehren und die Welt erneuern wird, da fühl' ich mich in Lieb' und Hoffnung hingezogen, wie zu den geliebten Zeichen der fernen Heimat. Auch wo ich stehe, soll man in fremdem Licht die heiligen Flammen brennen sehen, den abergläubigen Knechten der Gegenwart eine schauerliche Mahnung, den Verständigen ein Zeugnis von dem Geiste, der da waltet. Es nahe sich in Liebe und Hoffnung jeder, der wie ich der Zukunft angehört, und durch jegliche That und Rede eines jeden schliesse sich enger und erweitere sich das schöne freie Bündnis der Verschworenen für die bessere Zeit." Schleiermacher.

Mit schrecklicher Vielseitigkeit umstarrt von Tyrannei, belastet mit Ketten, hineingeboren und hineinerzogen in ein labyrinthisches Herrschaftsgefüge und schier verwachsen mit ihm, sind manche von uns nicht recht imstande, ihre Individualität von dem Übel gesondert zu denken und seinen Umfang zu ermessen; drum halten sie meine Darstellung für eine temperamentvolle Hyperbel. Andere leugnen die Grösse der Knechtschaft nicht, meinen indessen, eine gewisse Herrschaft fördere die Kultur gerade im Sinne der Freiheit und Ver

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