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logischen Zustände und Erscheinungen auf die Tatsache, daß beide Klassen, Nichtchristen und Christen, ihrem gemeinsamen menschlichen Wesen entsprechend, eine menschliche Seele und seelische Bewegungen. haben, also auf eine rein formale Gleichartigkeit. Was aber die Richtung und die damit angegebene Qualität der Bewegungen betrifft, so ist nicht Gleichartigkeit, sondern ein völliger Gegensatz vorhanden. Nicht zu vergessen ist auch bei dem Studium der Religionspsychologie, daß die Seelen der Nichtchristen nach Christi zuverlässiger Aussage Wohn- und Wirkungsstätten des starken Gewappneten sind, der seinen Palast sicher bewahrt,) während die Seelen der Christen vom Geist Gottes bewohnt und getrieben werden,45) wofür sich der Apostel Paulus auch auf die Erfahrung der früheren Heiden und Juden, die beide psychologische Stadien durchgemacht haben, beruft.46) Da nun der Fürst dieser Welt und der Heilige Geist nicht wesentlich dieselben, sondern zwei verschiedene, einander gerade entgegengesette psychologische Phänomene in den Seelen hervorrufen, so führt uns auch die auf die Religion angewandte Psychologie nicht auf einen einheitlichen Religionsbegriff, sondern im Gegenteil auf zwei wesentlich verschiedene Religionen.

Aber auch die geschichtliche Betrachtung der Religionen führt uns nicht über die Zweizahl derselben hinaus. Wenn wir die „religiösen Erscheinungen“ in den nichtchristlichen Religionen uns vorführen und mit denen der christlichen Religion vergleichen (Comparative Religion, Vergleichende Religionsforschung), so stehen wir abermals dem Resultat gegenüber, daß die nichtchristlichen Religionen ihr Verhältnis zur Gottheit, einerlei ob sie sich die Gottheit monotheistisch denken oder polytheistisch oder sonstwie verkehren, auf dem Wege des menschlichen Tuns regeln wollen, während die christliche Religion gerade in dem лíorɛ, ov× ¿§ čoywv, ihr Wesen hat.47) Die wirklich geschichtliche Betrachtung der Religionen führt zu dem Resultat, das Mar Müller in einer glücklichen Stunde als Ertrag seiner vergleichenden Religionsforschung so zusammenfaßt:48) "In the discharge of my duties for forty years as professor of Sanskrit

44) Luf. 11, 21.

45) 1 Kor. 3, 16; Röm. 8, 11. 14.

46) Gph. 2, 11. 12 (μνημονεύετε); 1 for. 12, 2 (οἴδατε; (ph. 2, 2. 3: Περιε πατήσατε . . . κατὰ τὸν ἄρχοντα τῆς ἐξουσίας τοῦ ἀέρος, τοῦ πνεύματος τοῦ νῦν ἐνεργοῦντος ἐν τοῖς υἱοῖς τῆς ἀπειθείας.

47) Röm. 3, 28; 4, 5; Eph. 2, 8.

48) Dieselben Worte find II, 2, Note 8, in deutscher übersegung mitgeteilt. Wir geben hier das englische Original.

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in the University of Oxford, I have devoted as much time as any man living to the study of the Sacred Books of the East, and I have found the one key-note, the one diapason, so to speak, of all these so-called sacred books, whether it be the Veda of the Brahmans, the Puranas of Siva and Vishnu, the Koran of the Mohammedans, the Zend-Avesta of the Parsees, the Tripitaka of the Buddhists,the one refrain through all salvation by works. They all say that salvation must be purchased, must be bought with a price, and that the sole price, the sole purchase-money, must be our own works and deservings. Our own holy Bible, our sacred Book of the East, is from beginning to end a protest against this doctrine. Good works are, indeed, enjoined upon us in that sacred Book of the East far more strongly than in any other sacred book of the East; but they are only the outcome of a grateful heart-they are only a thank-offering, the fruits of our faith. They are never the ransom-money of the true disciples of Christ. Let us not shut our eyes to what is excellent and true and of good report in these sacred books, but let us teach Hindus, Buddhists, Mohammedans, that there is only one sacred Book of the East that can be their mainstay in that awful hour when they pass all alone into the unseen world. It is the sacred Book which contains that faithful saying, worthy to be received of all men, women, and children, and not merely of us Christians — that Christ Jesus came into the world to save sinners."

Endlich führt auch der philosophische Religionsbegriff nicht über die Zweizahl der Religionen hinaus. Wir stoßen hier auf die Schwierigkeit, daß über den Sinn und Inhalt eines philosophischen Religionsbegriffs seine Vertreter keineswegs einig sind. Am verständlichsten reden noch die Religionsphilosophen, welche den philosophischen Religionsbegriff „rein" auffassen, das heißt, bei der Feststellung des Wesens der Religion" von der Heiligen Schrift als Gottes Wort und als Quelle und Norm der christlichen Religion gänzlich absehen wollen. Wird so der philosophische Religionsbegriff rein" gefaßt, so ergibt sich allerdings ein Religionsbegriff, welcher der menschlichen Idee“ von Religion entspricht. Sehr richtig wird von diesem Standpunkt aus gesagt, daß es eine Religionsphilosophie, streng genommen", erst dann geben könne, wenn das menschliche Bewußtsein über den Autoritätsglauben und die Vorstellung von einer wunderbaren Belehrung der Menschen durch göttliche Offenbarung hinausgeschritten sei und die religiösen Glaubens

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sätze nicht als etwas Fertiges, Unantastbares, schlechthin von obenher Gegebenes verehre. Kurz, Voraussetzung für die Aufstellung eines „echt“ oder „rein“ philosophischen Religionsbegriffs ist die Beiseite segung der göttlichen Autorität der Heiligen Schrift. Einen solchen rein menschlichen Religionsbegriff gibt es. Aber wir stehen hier sofort wieder vor dem heidnischen Religionsbegriff mit dem Inhalt: "salvation by works", wie Mar Müller es ausdrückt. Und das ist ganz in Ordnung. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, daß der Inhalt der christlichen Religion, wonach die Menschheit durch Christi satisfactio vicaria mit Gott versöhnt ist und der Mensch daher ohne eigene Werke durch den Glauben an Christum einen gnädigen Gott hat, für jeden Menschen, die Philosophen eingeschlossen, terra incognita ist. Der Inhalt der christlichen Religion ist nie in eines Menschen Herz gekommen, èлì καρδίαν ἀνθρώπου οὐκ ἀνέβη.49) Sagegen eignet allen Menden, die Philosophen eingeschlossen, ein Wissen um das Gefeß Gottes. Des Gesetzes Werk steht auch in den Herzen der Philosophen geschrieben.50) Daher bewegen sich auch die religiösen Gedanken der Menschen, die in die Abteilung „Philosophen“ gehören, auf dem Gebiet des Gesetzes und der Menschenwerke. Sokrates will in seiner Todesstunde dem Äskulap noch einen Hahn geopfert haben, und Kant, den manche für den ersten wirklichen Religionsphilosophen erklärt haben, hat das Wesen der Religion mit Verwerfung der christlichen Versöhnungslehre in die menschliche Sittlichkeit umgesezt.51) Luther hat den Religionsbegriff der Philosophen sehr klar erkannt und herausgestellt. Er sagt z. B.:52) „Aus dieser natürlichen Erkenntnis [des Gesezes] haben ihren Ursprung alle Bücher der Philosophen, die vor andern etwas vernünftiger gewesen sind, als des Äsop, des Aristoteles, des Plato, des Xenophon, des Cicero, des Cato. . . . Aber wenn du fragst vom Gewissen, wie das zufriedenzustellen sei, und von der Hoffnung des ewigen Lebens, so sind sie in Wahrheit wie der Rabe, der hier [1 Mos. 8, 7] um den Kasten herum fliegt und draußen nicht Frieden findet, innen im Kasten aber ihn nicht sucht, wie Paulus von den Juden sagt Röm. 9: Israel hat dem Gesetz der Gerechtigkeit nachgestanden und hat das Gesez der Gerechtigkeit nicht überkommen. Die Ursache ist: Das Geset ist wie der Rabe, ist ein Amt des Todes und der Sünden und macht Heuchler."53) Kurz, je „reiner" wir

49) 1 Kor. 2, 9.

51) M. Heinze in RE.3 XVI, 613 f.

50) Röm. 2, 15.
52) St. L. I, 621.

53) Noch ausführlicher zu Jes. 9, 2 St. L. VI, 102 ff. F. Pieper, Dogmatik. I.

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den philosophischen, der menschlichen Idee" entsprechenden Religionsbegriff fassen, desto sicherer führt er an der christlichen Religion vorbei. Er schließt die christliche Religion nicht in sich, sondern tritt zu ihr in diametralen Gegensaß. So kommen wir auch vermittelst der psychologischen, geschichtlichen und philosophischen Betrachtung der Religionen nicht über die Zweizahl der wesentlich verschiedenen Religionen hinaus.

Es gibt, worauf wir hier wenigstens im Vorbeigehen hinweisen. sollten, auch solche Vertreter eines philosophischen" Religionsbe griffs, die von der Offenbarung der Heiligen Schrift nicht absehen wollen, sondern im Gegenteil die Schriftoffenbarung voraussetzen und als Objekt der Betrachtung fordern. Sie geben zu, daß die christliche Religion über alle menschlichen Ideen von Religion hinausliege. Sie meinen aber die in der Schrift geoffenbarten und zunächst auf die Autorität der Schrift hin geglaubten christlichen Wahrheiten nachträglich für den menschlichen Denkprozeß so darlegen zu können, daß sie, auch abgesehen von der Offenbarung und Autorität der Schrift, von dem denkenden Menschengeist als Wahrheit erkannt und begriffen werden könnten. So war Anselms, des „Vaters der SchoLastik“, Credo, ut intelligam gemeint. Anselm eifert einerseits gegen die modernen Dialektiker", die das Wissen vor den Glauben stellen wollen und daher von vornherein das ablehnen, was sie nicht verstehen (intelligere) können. Andererseits stellt Anselm den Christen die Aufgabe, vom Glauben zum Wissen fortzuschreiten (proficere).54) Ganz ähnlich solche neuere Theologen, die es als die eigentliche Aufgabe der „wissenschaftlichen Theologie" unserer Zeit ansehen, den Glauben zum Wissen zu erheben, das „intellektuelle Bedürfnis" der Christen zu befriedigen oder was dasselbe ist — die christliche Religion als absolute" Wahrheit zu erweisen, das heißt, als eine Wahrheit, die, auch abgesehen von der Schriftoffenbarung, als Wahrheit erkannt werden könne.55) Diesem Versuch der Standeserhöhung des Glaubens liegt die Meinung zugrunde, daß, wenn auch nicht allen Christen, so doch dem Theologen" schon in diesem Leben eine Erkenntnis der christlichen Religion eignen könne, die über den Glauben an Gottes Offenbarung

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54) Mansi XX, 742: Christianus per fidem debet ad intellectum proficere, non per intellectum ad fidem accedere, aut, si intelligere non valet, a fide recedere. Sed cum ad intellectum valet pertingere, delectatur.

55) Vgl. Luthardt, Dogmatik 10, S. 5 ff., unter dem Abschnitt „Die Berechti gung der Theologie". Auch schon Harleß, Theol. Enzyklopädie, 1837, S. 27.

im Wort hinausreiche. Diese Meinung ist so gewiß eine irrige, als Christus alle religiöse Wahrheitserkenntnis nur durch den Glauben an sein Wort vermittelt sein läßt und der Apostel Paulus jedem Menschen, insonderheit auch dem Lehrer in der Kirche, Aufgeblafenbeit und Sgnoran aufdreibt (τετύφωται, μὴ ἐπιστάμενος), δεr nicht bei Christi Worten bleibt.56) Das Resultat der Theologie, die den Glauben zum Wissen erheben will, ist, wie alte lutherische Theologen es derb ausdrücken, ein Monstrum, nämlich ein mixtum compositum aus Theologie und Philosophie, ähnlich „dem zweigestaltigen Geschlecht der Kentauren“.57) Nach dieser theologischen Methode hat schon Anselm den stellvertretenden Charakter der Gesetzeserfüllung Christi, die obedientia activa, aus dem Versöhnungswerk Christi gestrichen 58) und Abälard nach derselben Methode 59) die stellvertretende Genugtuung Christi (satisfactio vicaria) aus der christlichen Lehre beseitigt.60) Bei den neueren Theologen hat der Versuch, den Glauben zum Wissen zu erheben, zu dem Resultat geführt, daß bei ihnen die Leugnung der satisfactio vicaria 61) und die Leugnung der Schrift als der einzigen Quelle und Norm der christlichen Lehre zugestandenermaßen ganz allgemein geworden ist. Dieser Gegenstand muß unter mehreren der folgenden Abschnitte, insonderheit auch unter dem Kapitel „Theologie und Wissenschaft“, wieder aufgenommen werden.

4. Die zwei Erkenntnisquellen der tatsächlich bestehenden

Religionen.

Wie es, auf den Inhalt gesehen, nur zwei wesentlich verschiedene Religionen gibt, die Religion des Gesetzes oder der eigenen Werke und die Religion des Evangeliums oder des Glaubens an Christum, so gibt es auch nur zwei verschiedene Erkenntnisquellen (principia cognoscendi), aus denen die tatsächlich bestehenden Religionen geschöpft werden. Die Religion des Gesetzes in ihren verschiedenen Gestalten außerhalb und innerhalb der äußeren

56) 1 Tim. 6, 3 ff.

57) Quenstedt, I, 57.

58) Vgl. das Zitat aus Anselms Cur Deus Homo, II, Note 1050.

59) Zitat aus Abälards Auslegung des Römerbriefs, II, Note 1005.

60) Mit Recht weist auch R. Seeberg darauf hin, daß Anselm und Abälard auf demselben rationalistischen Boden sich bewegen. Beide stellen neben die fides die ratio. Dogmengesch. II, 41 f.

61) Ausführliche Darlegung unter dem Abschnitt „Nähere Beschreibung moderner Versöhnungstheorien“ II, 429 ff.

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