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aufgegeben haben. Sie leugnen nämlich, daß die Heilige Schrift Gottes eigenes und unfehlbares Wort sei. Sie geben damit die Heilige Schrift als Quelle und Norm der christlichen Lehre und eo ipso das Prinzip der Einigkeit in der christlichen Kirche auf. Denn nur die, welche an Christi Wort bleiben, erkennen die Wahrheit, wie Christus selbst sagt.110) Und Christi Apostel, Paulus, versichert uns, daß jeder, der nicht an den gefunden Worten unsers HErrn JEsu Christi bleibt, verdüstert ist und nichts weiß.111) Die moderne Theologie, auch die sogenannte positive, sezt an die Stelle der Heiligen Schrift als theologisches Erkenntnisprinzip die Erfahrung“ oder das Erlebnis" des „theologisierenden Subjekts", auch Glaubensbewußtsein“, „christliches Bewußtsein“, „wiedergeborenes Ich" usw. genannt. Hinsichtlich dieser theologischen Methode" herrscht in der modernen Theologie allerdings eine große übereinstimmung. Wir lesen sogar: „Niemand gründet seine Dogmatik in altprotestantischer Art auf die norma normans, die Bibel." 112) Aber diese allgemeine übereinstimmung in der theologischen Methode ist wir führten die Worte schon früher an,,verbunden mit einer schier endlosen Fülle von Verschiedenheiten in der Anwendung dieser Grundsäge, wie sie bald mehr durch die religiöse Individualität des Dogmatikers, bald mehr durch den Grad seiner wissenschaftlichen Konsequenz verursacht wird",113) Und wie von den modernen Theologen in großer übereinstimmung die Heilige Schrift als einzige Quelle und Norm der christlichen Lehre aufgegeben ist, so wird von ihnen auch in großer Übereinstimmung die Schriftlehre von Christi satisfactio vicaria und damit die Schriftlehre von der Rechtfertigung durch den Glauben „ohne des Geseves Werke“ (ovz iş koywv) abgelehnt.114) Auf die Frage, ob bei der Leugnung der Schrift als des Wortes Gottes und bei der Leugnung der satisfactio Christi vicaria noch der christliche Glaube möglich sei, ist zu antworten: Konsequenterweise nicht. Wer Christo und seinen Aposteln Joh. 10, 35; 2 Tim. 3, 16; 1 Petr. 1, 10-12 nicht glaubt, sollte ihnen konsequenterweise auch Joh. 3, 16; Matth. 20, 28; Joh. 1, 29; 1 Joh. 1, 9; Röm. 3, 28 usw. nicht glauben. Aber es kann geschehen und ist geschehen, daß jemand, der theoretisch die Inspiration der Heiligen Schrift und die stellvertretende Genugtuung Christi leugnete, in der Anfechtung und Todes

110) Joh. 8, 31. 32.

111) 1 Tim. 6, 3 ff.

112) Nitsch-Stephan, Ev. Dogmatik, S. 15. 113) A. a. O., Vorwort, IX.

114) Thieme in RE.3 XXI, 120.

not die Vergebung seiner Sünden auf Grund des Wortes der Schrift und auf Grund der stellvertretenden Genugtuung Christi glaubt. Er gibt dann aber damit seine bisher eingenommene Parteistellung auf und kehrt zurück zur Glaubenseinheit mit der christlichen Kirche, die an Christi Worten bleibt und keinen andern. Grund der Zuversicht zur Gnade Gottes kennt als die Erlösung (årokóręwois, Loskaufung), die durch Christum JEfum geschehen ist.

So hätten wir uns durch die Vorführung der hauptsächlichsten kirchlichen Parteien davon überzeugt, daß Parteiungen innerhalb der christlichen Kirche ihren Grund in nichts anderm als in der Tatsache haben, daß die Schrift als einzige Quelle und Norm der christlichen Lehre verlassen wird und dann konsequenterweise in der einen oder andern Form auch Werklehre an die Stelle der christlichen Gnadenlehre tritt.

An die Besprechung der Parteien innerhalb der äußeren Christenheit schließt sich die vielbehandelte Frage, ob auch die lutherische Kirche unter die Parteien eingereiht werden sollte. Zur sachgemäßen Beantwortung dieser Frage ist eine Verständigung darüber nötig, was wir unter „lutherischer Kirche“ und unter „Partei" verstehen. Wir verstehen unter „lutherischer Kirche" nicht alle Gemeinschaften, die sich zwar noch lutherisch nennen, sondern nur die, welche die lutherische Lehre, wie sie im Bekenntnis der lutherischen Kirche gelehrt und bekannt ist, tatsächlich lehren und bekennen. Unter Parteien verstehen wir solche kirchliche Gemeinschaften, die sich auf Grund schrift widriger Lehren selbständig konstituiert haben. Bei diesem Verständnis von „lutherischer Kirche“ und „Partei“ ist zu sagen, daß die lutherische Kirche nicht eine Partei bildet, weil sie in ihrem Bekenntnis keine Sonderlehren vertritt, sondern nur die Lehre bekennt und lehrt, die nach Gottes Willen und Ordnung alle Christen bekennen und lehren sollen. Dies ist der ökumenische Charakter der Kirche der Reformation. Einerseits identifiziert sich die lutherische Kirche nicht mit der una sancta, sondern bekennt vielmehr, daß Kinder Gottes auch in solchen Gemeinschaften sich finden, in denen neben Menschenlehren noch so viel von dem Evangelium laut wird, daß dadurch der Glaube an Christum als den einzigen. Sündentilger entstehen kann. Andererseits erhebt die lutherische Kirche den Anspruch, daß sie die Kirche der reinen Lehre sei, das heißt, daß ihre Lehre in allen Stücken mit der Heiligen Schrift übereinstimme und nach Gottes Willen von allen Menschen zu glauben und anzunehmen sei. Der Beweis für diesen ökumenischen Charakter

F. Pieper, Dogmatik. I.

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festhalten will. Adolf Harnack, der auf dem Wege der angeblich geschichtlichen“ Kritik zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem in der christlichen Religion unterscheiden will, sagt von seinem Standpunkt aus ganz richtig: Ich meine, nach einigen hundert Jahren wird man auch in den Gedankengebilden, die wir zurückgelassen haben, viel Widerspruchsvolles entdecken und wird sich wundern, daß wir uns dabei beruhigt haben. Man wird an dem, was wir für den Kern der Dinge hielten, noch manche harte und spröde Schale finden; man wird es nicht begreifen, daß wir so kurzsichtig sein konnten und das Wesentliche nicht rein zu erfassen und auszuscheiden vermochten." 145) Nicht alle neueren Theologen stehen der göttlichen Autorität der Heiligen Schrift in dem Grade negativ gegenüber wie Harnack. Aber auch die Theologen, welche zwar als positiv klassifiziert werden, aber ebenfalls die Inspiration und damit die unfehlbare göttliche Autorität der Schrift preisgegeben haben, täuschen sich selbst, wenn sie meinen, daß sie bei ihrer kritischen Stellung zur Schrift das Christentum als absolute Religion festhalten können. Indem sie die christliche Religion anstatt aus ihrer göttlichen Quelle, der Schrift, aus dem christlichen Ich“ oder dem christlichen Glaubensbewußtsein“ oder dem „religiösen Erlebnis" usw. schöpfen wollen, verlegen sie die christliche Religion auf das Gebiet der subjektiven menschlichen Meinung, und an die Stelle der „absoluten" christlichen Religion tritt zugestandenermaßen, wie wir bereits hörten, eine schier endlose Fülle von Verschiedenheiten" der religiösen Auffassung. Daher haben die theologischen Lehrer unserer Zeit die Pflicht, die Studierenden mit großem Ernst vor allen neueren Theologen zu warnen, die die Heilige Schrift nicht als Gottes unfehlbares Wort gelten lassen. Kurz, wer das Christentum als die absolute Religion festhalten will, muß sowohl Christi stellvertretende Genugtuung als auch die Heilige Schrift als Gottes Wort festhalten.

Es mag hier auch auf die Tatsache hingewiesen werden, daß nach der Lehre der Schrift die christliche Religion von allem Anfang an als „absolute“ aufgetreten ist. Der Einwand, daß die christliche Religion in die Reihe der geschichtlichen Erscheinungen gehöre, alles Geschichtliche aber immer nur relativen, nicht absoluten Charakter tragen könne, ist nicht stichhaltig. Der Einwand schließt eine petitio principii in sich. Er setzt als selbst

145) Wesen des Christentums 3, S. 35.

verständlich voraus, daß der allmächtige, die Geschichte durchwaltende Gott nicht so in die „Geschichte der Menschheit“ eingreifen konnte oder wollte, daß er sofort nach dem Sündenfall der Menschheit Christum als den Erretter aus Sündenschuld und Tod offenbarte. Ein solcher Eingriff Gottes in die Geschichte der Menschheit liegt aber tatsächlich vor, wie die Schrift sehr klar und nachdrücklich berichtet. Wenn unmittelbar nach dem Sündenfall die göttliche Verheißung dahin lautet, daß der Weibessame der Schlange den Kopf zertreten, also des Teufels Werke, die Sündenschuld und den Tod, unter den Menschen abtun werde, so ist damit bereits ausgesagt, daß kein anderer und nichts anderes das Menschengeschlecht aus Sündenschuld und Tod erretten werde als das Vertrauen auf das Werk des Weibessamens. Diese Absolutheit der christlichen Religion ist durch die ganze Schrift Alten Testaments gelehrt, wie Petrus Apost. 10, 43 uns versichert, daß von Christo alle Propheten zeugen, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen. Ebenso sagt Christus selbst, daß die ganze Schrift Alten Testaments ihn [Christus] als Geber des ewigen Lebens bezeuge und insonderheit auch Abraham bereits an ihn geglaubt habe.146) Was die Schrift von Bundesänderung und dem Altwerden (rakalovovaι) eines Bundes jagt,147) bezieht sich nicht auf das Evangelium von Christo, sondern auf den zwischeneingekommenen Gesetzesbund von Sinai.148) Kurz, nach der Schrift steht es fest, daß die christliche Religion von allem Anfang an in die Geschichte der Menschheit eingetreten ist, nicht als andern Religionen koordiniert, auch nicht als andere Religionen in sich aufnehmend und sie ergänzend, sondern als die absolute Religion in dem scharf ausgeprägten Sinne, daß sie den Weibessamen in seinem Erlösungswerk als den einzigen. Erretter von Sündenschuld und Tod für die ganze Menschheit darstellt und damit alle andern Religionen, wie sie Namen und Gestalt haben mögen, für Irrwege und für nicht existenzberechtigt erklärt. Wir sollten daher auch nicht von der christlichen Religion als der „höchsten“, „vollkommensten" Religion, als der Klimar“ der Religionen usw. reden, weil durch solche Ausdrücke die Vorstellung erweckt wird, als ob zwischen dem Christentum und den nichtchristlichen Religionen nur ein gradueller Unterschied stattfinde, während der Unterschied doch nach dem Ursprung (God-made, man-made), 147) Jer. 31, 31-34; Hebr. 8, 6—13.

146) Joh. 5, 46. 39; 8, 56. 148) Cal. 3, 17 ff.

nach dem Wesen (Evangelium, Gesez) und darum nach dem Resultat für die Menschen (Hoffnungslosigkeit, Gewißheit der Seligkeit) ein spezifischer ist. Das Christentum verhält sich zu allen nichtchristlichen Religionen nicht wie Licht zum Halbdunkel, sondern wie Licht zur Finsternis,149) nicht wie Gottesdienst zu einem wenigstens geringen Anfang von Gottesdienst, sondern wie Gottesdienst zum Dämonendienst,150) nicht wie Leben und ein Lebensanfang, sondern wie Leben und Tod.151) Das Christentum bietet nicht bloß die höchste Befriedigung“, sondern die einzige Befriedigung.152)

"

Es ist gegen den absoluten Charakter des Christentums auf den Unterschied zwischen dem Alten und Neuen Testament hingewiesen worden. Dieser Unterschied ist Tatsache, aber nur hinsichtlich der Klarheit und Fülle der Offenbarung, nicht hinsichtlich des Inhalts der göttlichen Offenbarung, daß nur der Glaube an Christum ohne des Gesetzes Werke der einzige Lebensweg für die Menschheit ist. Christus ruft den Juden zu: „Werdet ihr nicht glauben, daß ich es sei, so werdet ihr sterben in euren Sünden." 153) Aber gleichzeitig verwahrt er sich dabei gegen die Auffassung, daß er damit ein Novum lehre. Er erklärt sich für den eigentlichen Inhalt der Schrift Alten Testaments.154) Ebenso verwahrt sich Paulus gegen die irrige Meinung, daß er mit seiner Lehre von der Rechtfertigung aus Gnaden durch den Glauben an Christum unter Ausschluß des Gesetzes eine neue Weise der Gerechtigkeit vor Gott lehre; denn die Weise zwois vóμov sei vom Gesetz und den Propheten bezeugt 155) und die einzig richtige historische Auffassung der im Alten Testament gelehrten Religion.156)

7. Chriftliche Religion und chriftliche Theologie.

Man unterscheidet in kirchlichem Sprachgebrauch christliche Religion und christliche Theologie, und zwar in der Weise, daß Religion (subjektiv genommen) die Gottesgelehrtheit aller Christen und Theologie (subjektiv genommen) die besondere Gottesgelehrtheit der Lehrer der Kirche bezeichnet. Diese Unterscheidung kann man sich gefallen lassen. Die Schrift lehrt sowohl,

149) Εph. 5, 8: Ητε γάρ ποτε σκότος, νῦν δὲ φῶς ἐν κυρίῳ. Serjelbe Gegensatz Jes. 9, 2 ff.; 60, 2.

150) 1 Kor. 10, 20; Apoft. 26, 18.

152) Röm. 5, 1 ff.; Gal. 2, 16.

154) Joh. 5, 39.

156) Kap. 4 des Römerbriefs.

151) Eph. 2, 1-5.

153) Joh. 8, 24.

155) Röm. 3, 21 ff.

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