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3. Die theologische Tüchtigkeit schließt in sich die Fähigkeit, das ganze Wort Gottes, wie es in der Heiligen Schrift geoffenbart vorliegt, zu lehren. Der Apostel Paulus sagt von seinem Lehramt: Ich habe euch nichts verhalten, daß ich nicht verkündigt hätte alle den Rat Gottes", лãoаv tv Bovlyv τov dεov. 185) Nur bei Verkündigung des ganzen Rates Gottes bleiben die öffentlichen Lehrer unschuldig am Verlorengehen der Zuhörer, wie Paulus von sich bezeugt: „Ich bin rein von aller Blut." 186) Weil nach Gottes Ordnung die ganze christliche Lehre ohne Abtun und ohne ́ Zusaß „öffentlich und sonderlich" zu lehren ist, so mag auch in diesem Zusammenhang daran erinnert werden, daß großer Fleiß nötig ist sowohl auf seiten der Studenten der Theologie zur Erlangung der theologischen Tüchtigkeit als auch auf seiten der bereits im Amte stehenden Lehrer zur Bewahrung und Mehrung der theologischen Tüchtigkeit. Daher heißt es in der Ermahnung des Apostels an Timotheus: Hab' acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken! Denn wo du solches tust, wirst du dich selbst jelig machen und die dich hören." 187)

4. Zur theologischen Tüchtigkeit gehört die Tüchtigkeit, die Irrlehrer zu widerlegen. In der Beschreibung der Eigenschaften, die sich an einem ältesten oder Bischof finden sollen, heißt es Wit. 1, 9—11: δυνατὸς . . . τοὺς ἀντιλέγοντας ἐλέγχειν . . . οὓς δεῖ Eлioτoμísεiv. Das manchmal laut werdende Verlangen, daß der öffentliche Lehrer sich der Polemik enthalte, ist also wider die Schrift. Verboten ist in der Schrift der Streit um unnötige Dinge, 3. B. um die Geschlechtsregister, Tit. 3, 9: „Der törichten Fragen aber, der Geschlechtsregister, des Zankes und Streites über dem Gesetz, entschlage dich (лequorɑoo), denn sie sind unnüß und eitel." 188) Verboten ist auch die Polemik aus fleischlichem Eifer, 2 for. 10, 3: Εν σαρκὶ περιπατοῦντες οὐ κατὰ σάρκα στρατευόμeda. Auch ist wohl zu beachten, daß Tit. 1, 9 dem dvvaròs τovs ἀντιλέγοντας ἐλέγχειν δας δυνατὸς παρακαλεῖν ἐν τῇ διδασκαλίᾳ ty vyraivovon vorangeht. Dadurch kommt zum Ausdruck, daß der Widerlegung der falschen Lehre die Darlegung der rechten Lehre

186) Apost. 20, 26.

187) 1 Tim. 4, 16.

185) Apoft. 20, 27. 188) Auch Quenstedt erinnert, Systema I, 14: In theologia polemica id praecipue cavendum, ne quaestiones otiosae cumulentur, et lites ex litibus serantur, atque ita fiat theologia eristica et contentiosa, qua nimium altercando veritas amittitur.

vorhergehen muß, damit der Zuhörer befähigt wird, die Polemik als berechtigt zu erkennen und innerlich mitzumachen. Bei Nichtbeachtung dieser Ordnung bringt sich der Lehrer leicht in den Verdacht der Streitsucht und des ungerechten Richtens. Aber die Polemik vom öffentlichen Lehramt ausschließen zu wollen, ist wider die Schrift. Sie ist den Lehrern ausdrücklich geboten, wie wir bereits aus Tit. 1, 9-11 sahen und durch die ganze Schrift so reichlich belehrt werden. Alle Propheten und Apostel und Christus selbst haben mit der Verkündigung der rechten Lehre auch die Verwerfung der falschen Lehre verbunden. Walther geht nicht zu weit, wenn er schreibt: „Wer zwar die reine Lehre vorträgt, aber die derselben entgegenstehende falsche Lehre nicht straft und widerlegt, vor den Wölfen in Schafskleidern, das ist, vor den falschen Propheten, nicht warnt und sie nicht entlarvt, der ist kein treuer Haushalter über Gottes Geheimnisse, kein treuer Hirte der ihm anvertrauten Schafe, kein treuer Wächter auf den Zinnen Zions, sondern nach Gottes Wort ein Schalksknecht, ein stummer Hund, ein Verräter. Wie viele Seelen dadurch verloren gehen, und wie sehr dadurch die Kirche Schaden leidet, daß der Lehrelenchus nicht geübt wird, liegt zu klar am Tage, als daß es eines Beweises bedürfte. Nicht nur wird die rechte Lehre meist erst dann recht gefaßt, wenn zugleich der Gegensatz flar geworden ist, die falschen Lehrer suchen auch ihren Irrtum so listig mit dem Schein der Wahrheit zu umgeben, daß Einfältige ohne vorher erfahrene Warnung troß ihrer Liebe zur Wahrheit nur zu leicht betrogen werden. Vergeblich versucht der Prediger seine Hände in Unschuld zu waschen, weil er die Wahrheit gepredigt habe, wenn er nicht zugleich vor dem Irrtum, und zwar unter Umständen auch mit Nennung des Namens der Irrgeister, gewarnt hat, wenn seine Schafe entweder noch während seiner Amtsverwaltung oder doch, nach. dem er sie verlassen mußte, eine Beute reißender Wölfe in Schafs. fleidern werden." 189) Was den „duldsamen Geist" betrifft, so muß auch an dieser Stelle an den Unterschied zwischen Staat und Kirche erinnert werden. Wir müssen zwischen dem Dulden falscher Lehrer im Staat und in der Kirche unterscheiden. Der christlichen Kirche des Neuen Testaments ist nicht geboten, falsche Lehrer aus dem Staat oder der bürgerlichen Gesellschaft zu vertreiben, wozu die Anwendung äußerer Gewalt nötig wäre, die der Kirche verboten ist.

189) Pastorale, S. 82 f.

Wohl aber ist der Kirche befohlen, die falschen Lehrer nicht in der Kirche zu dulden, sondern sie mit Gottes Wort zu bekämpfen. Die gebotene Bekämpfung mit Gottes Wort schließt in sich, die falschen Lehrer als solche, nämlich als solche, die vom Apostel wort abweichen, zu erkennen,190) sie zu widerlegen,191) fie zu isolieren, das ist, mit ihnen keine kirchliche Gemeinschaft zu halten 192) und sie eventuell, wenn sie nicht selbst kirchenflüchtig werden, von der kirchlichen Gemeinschaft förmlich auszuschließen.193)

5. Die theologische Tüchtigkeit schließt endlich auch die Tüchtigkeit in sich, um der christlichen Lehre willen zu leiden. Auf diesen Teil der theologischen Tüchtigkeit weist die Schrift ebenfalls reichlich hin. Der Apostel Paulus ruft Timotheus zu: xаxолádηoov, und zwar μézọi deoμav.194) Die Leidensfähigkeit ist deshalb eine notwendige Eigenschaft eines christlichen Lehrers, weil das Evangelium vom Seligwerden durch den Glauben an den gekreuzigten Christus ohne des Gesetzes Werke so gar nicht nach dem Geschmack der Belt, fondern Ἰουδαίοις μὲν σκάνδαλον, Ἕλλησι δὲ μωρία ift.195) Christus stellt daher den Christen für das Leben in dieser Welt das Trognojtiton: Ἔσεσθε μισούμενοι ὑπὸ πάντων τῶν ἐθνῶν διὰ τὸ ovoμá μov.196) Dieser Haß wendet sich naturgemäß und erfahrungsgemäß besonders gegen die im öffentlichen Amt stehenden Lehrer.197) Wenn diese nicht leidenstüchtig sind, nicht auf Gut, Ehre, Stellung, auch Leib und Leben verzichten können, so werden sie Kompromisse mit dem Irrtum schließen oder ganz abfallen und damit die Seligfeit verlieren.198) Daher die Ermahnung Pauli an Timotheus: „So sei nun stark, mein Sohn, durch die Gnade in Christo JEsu!“ 199)

190) öm. 16, 17: σκοπεῖν τοὺς τὰς διχοστασίας καὶ τὰ σκάνδαλα παρὰ τὴν διδαχὴν ἣν ὑμεῖς ἐμάθετε, ποιοῦντας.

191) Wit. 1, 9. 11: ἐλέγχειν, ἐπιστομίζειν.

192) öm. 16, 17: ἐκκλίνατε ἀπ' αὐτῶν. 2 305. 10: χαίρειν αὐτῷ (Sem fat= fen Schter) μὴ λέγετε.

193) Des Apostels Verfahren in bezug auf Hymenäus und Alexander, 1 Tim. 1, 20; vgl. 2 Tim. 2, 17; 4, 14.

194) 2 Tim. 2, 3. 9.

195) 1 Kor. 1, 23.

196) Matth. 24, 9.

197) Apost. 9, 16: „Ich will ihm [Paulus] zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen." Apoft. 26, 21 berichtet Paulus: „Sie haben sich unterstanden (éлeig☎vro), mich zu töten."

198) 2 Tim. 2, 12: Εἰ ἀρνούμεθα κἀκεῖνος ἀρνήσεται ἡμᾶς.

199) 2 Tim. 2, 1. 8.

10. Die nähere Beschreibung der Theologie, als Lehre gefaßt. Weil die Theologie, subjektiv oder als Lehrtüchtigkeit gefaßt, die Tüchtigkeit (ixavórns) ist, nicht mehr und nicht weniger als Gottes Wort zu lehren,200) das die Kirche unserer Zeit in dem geschriebenen Wort der Apostel und Propheten besißt,201) so ist die Theologie, objektiv oder als Lehre (doctrina) ge nommen, nichts anderes als die Darstellung der in der Heiligen Schrift vorliegenden Lehre. Was die Heilige Schrift an mehreren oder auch an vielen Orten über die einzelnen Lehren nach Tert und Kontext aussagt, das stellt der Theologe an einen Ort zusammen. So entsteht die Lehre, die der christliche Theologe mündlich oder in Schriften vorträgt. Die alten lutherischen Theologen sagen von der Theologie, als Darstellung der christlichen Lehre gefaßt (theologia positiva), daß sie nichts anderes sei als die in die einzelnen Lehren zusammengeordnete Schrift selbst. Daher dürfe sich in dem Lehrleibe (corpus doctrinae) kein Glied finden, auch wenn es das geringste wäre, das nicht in der recht aufgefaßten Schrift seine Stüße habe.202) Ebenso beschreibt Luther die Lehrtätigkeit aller Theologen nach der Apostel Zeit. Er nennt die Theologen, sich selbst einschließend, „Katechumenen und Schüler der Propheten", „als die wir nachsagen und predigen, was wir von den Propheten und Aposteln gehört und gelernt haben".203) Ein solcher Ernst ist es Luther mit dem bloßen „Nachsagen" seitens der Theologen, daß er in negativer Bestimmung sagt: „Keine andere Lehre darf in der Kirche gelehrt und gehört werden als das reine Wort Gottes, das ist, die Heilige Schrift, oder Lehrer und Zuhörer sollen mit ihrer Lehre verflucht sein." 204) Dieselbe Wahrheit

200) 1 Petr. 4, 11: Eïris lahɛt, ôs kópia dɛov. Die in der Kirche geltende Sebre ift ἡ διδασκαλία τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ, Sit. 2, 10.

201) Was die Apostel mündlich gelehrt haben, dasselbe (raõra) haben sie auch geschrieben, 1 Joh. 1, 3. 4.

...

202) Aug. Pfeiffer, Thesaurus hermeneut., p. 5, auch zitiert in WaltherBaier I, 43. 76: Theologia positiva, si rem recte aestimemus, nihil aliud est quam ipsa Scriptura Sacra in certos locos concinno ordine et perspicua methodo redacta, unde ne unicum quidem membrum, quantillum etiam, in illo doctrinae corpore esse debet, quod non e Scriptura Sacra probe intellecta statuminetur.

203) In der Auslegung der lekten Worte Davids, 2 Sam. 23, 1 ff. St. V. III, 1890.

204) Comment. ad Gal., ed. Erl. I, 91: Neque alia doctrina in ecclesia tradi et audiri debet quam purum Verbum Dei, hoc est, Sancta Scriptura, vel doctores et auditores cum sua doctrina anathema sunto.

kommt noch kürzer in dem bekannten Ariom zum Ausdruck: Quod non est biblicum, non est theologicum.

Daher gehört zur näheren Charakterisierung der Lehre, die in der christlichen Kirche heimatsberechtigt ist, daß der christliche Theologe nicht wandelbare menschliche Meinungen und Ansichten, sondern die unwandelbare göttliche Wahrheit oder Gottes eigene Lehre (doctrinam divinam) zu lehren hat. Diese Beschaffenheit der christlichen Lehre ist mit der Beschaffenheit der Quelle, das ist, mit der Beschaffenheit der Heiligen Schrift, gegeben, aus welcher der christliche Theologe die Lehre, welche er vorträgt, schöpft. Weil die Heilige Schrift nach dem Zeugnis Christi und seiner Apostel und auch nach ihrer Selbstbezeugung im Herzen der Christen Gottes eigenes unfehlbares Wort ist, so ist auch die der Sdrift entnommene Rebre nidt κατὰ τὴν παράδοσιν τῶν ἀνθρώ лov, das ist, nicht Menschenlehre (Kol. 2, 8), sondern Gottes eigene Rebre, ἡ διδασκαλία τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ (Wit. 2, 10). Beil die moderne Theologie die Schrift nicht als Gottes Wort gelten läßt und daher aus der nach ihrer Meinung unzuverlässigen Heiligen Schrift in das eigene Innere, in das theologische Ich, flüchtet und dieses Ich zur Bezugsquelle der christlichen Lehre macht, so ist damit prinzipiell die Lehre, die sich in der Kirche Gottes zur Annahme darbietet, von dem Gebiet der objektiven göttlichen Wahrheit abgerückt und auf das Gebiet der subjektiven menschlichen Ansicht verlegt. Bei dieser Sachlage erscheint es angezeigt, den Punkt von der Beschaffenheit der in der christlichen Kirche berechtigten Lehre ausführlicher darzulegen.

Wir halten fest: Weil die Heilige Schrift nicht Menschenwort, sondern Gottes Wort ist, so gehört zur näheren Beschreibung der Theologie, objektiv oder als Lehre gefaßt, daß die vom Theologen aus der Schrift geschöpfte Lehre (doctrina e Scriptura Sacra hausta) göttliche Lehre, doctrina divina, ist. Und zwar nicht bloß in dem Sinne, daß sie von Gott und göttlichen Dingen handelt, sondern gerade auch und primo loco in dem Sinne, daß sie im Gegensatz zu allen menschlichen Lehren, Anschauungen und Urteilen über Gott und göttliche Dinge Gottes eigene Lehre, Anschauung und Urteil ist.

Um zu illustrieren: Der christliche Theologe lehrt von der Schöpfung der Welt und des Menschen, was Gott darüber 1 Moj. 1 und 2 und sonst in der Schrift lehrt. Was in menschlichen Schriften über die Entstehung der Welt und des Menschen.

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