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sicheren Studiertisch oder Katheder aus gegen die satisfactio vicaria redet, das persönliche Christentum ab. Auch Luther weist auf eine mögliche „glückliche Inkonsequenz“ hin, wenn er von den Theologen, die Erasmus gegen ihn ins Feld führte, sagt, daß sie anders inter disputandum geredet haben, als ihr Herz vor Gott stand.9) Aber konsequenterweise besteht ein Zusammenhang zwischen der Leugnung der stellvertretenden Genugtuung Christi und der Ablehnung der Schrift als des Wortes Christi, wie auch konsequenterweise ein Kausalnerus besteht zwischen der Erkenntnis Christi als des Sünderheilandes und der Erkenntnis der Schrift als des Wortes Christi. Dies ist bei der Lehre von der Schrift weiter auszuführen.

Eine weitere böse Folge der Jchtheologie ist die Lehrverwirrung, die überall dort eingetreten ist, wo es der modernen Theologie gelang, die Kirche von ihrem Lehrfundament, dem Wort der Apostel und Propheten (Eph. 2, 20), abzurücken und auf die Ichbasis zu stellen. Zwar ist die Meinung geäußert worden, daß auch nach Preisgabe der göttlichen Autorität der Schrift eine Einigkeit in der Lehre möglich sei. Die „rein subjektiven" „Einfälle" würden sich als solche verraten und von dem „kirchlichen Gemeingeist" abgestoßen werden. Aber in derselben Schrift wird referiert, daß die weitgehende übereinstimmung in den neuen dogmatischen Grundsäßen verbunden sei mit einer schier unendlichen Fülle von Verschiedenheiten in der Anwendung dieser Grundsäße, wie sie bald mehr durch die religiöse Individualität des Dogmatikers, bald mehr durch den Grad seiner wissenschaftlichen Konsequenz verursacht wird".10) Diesem offenkundigen und zugestandenen Auseinanderfahren in der Lehre, das sich im modern-theologischen Lager findet, kann nur auf eine Weise gewehrt werden. Die Theologen müssen die Ichbasis verlassen und sich wieder auf das Fundament stellen, auf dem die ganze christliche Kirche erbaut ist, nämlich auf das Wort der Apostel und Propheten. Christi, auf Christi Wort, auf die Heilige Schrift. Dann gestaltet sich unser Lehren, die wir uns christliche Theologen nennen, so, wie es Luther beschreibt: „Das mögen wir tun, soferne wir auch heilig sind und den Heiligen Geist haben, daß wir Katechumenen und Schüler der Propheten uns rühmen, als die wir nach sagen und predigen, was wir von den Propheten und Aposteln gehört und gelernt, und auch gewiß sind, daß es die Propheten gelehrt haben. Das heißen

9) Opp. v. a. VII, 166. St. L. XVIII, 1730. 10) Nitsch-Stephan, Dogmatit, S. 13 und IX.

im Alten Testament der Propheten Kinder', die nichts Eigenes noch Neues sesen, wie die Propheten tun, sondern lehren, das sie von den Propheten haben." 11) Von diesem Standpunkt aus wurde diese Christliche Dogmatik“ geschrieben.

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2. Äber Religion im allgemeinen.

Die Ableitung des lateinischen Wortes religio von einem Stammwort (Etymologie) ist bekanntlich bis auf den heutigen Tag streitig. Die sprachkundigen Lateiner selbst, ob Heiden oder Christen, vertreten verschiedene Ableitungen.12) Wir können ohne Schaden für die Sache, nämlich ohne an unserer religiösen Erkenntnis eine Einbuße zu erleiden, die etymologische Frage unentschieden lassen, weil die Bedeutung eines Wortes in letter Instanz nicht durch die Etymologie, sondern durch den Sprachgebrauch (usus loquendi) bestimmt wird.13)

11) Auslegung der lezten Worte Davids, 2 Sam. 23, 3.St. L. III, 1890. E. A. 37, 12.

12) Der Heide Cicero will religio von relegere oder religere im Sinne von fleißig oder sorgfältig betreiben (diligenter retractare) ableiten. De Nat. Deorum 2, 28: Qui omnia, quae ad cultum deorum pertinerent, diligenter retractarent et tamquam relegerent, sunt dicti religiosi ex relegendo, ut elegantes ex eligendo, tamquam a diligendo diligentes, ex intelligendo intelligentes. Der Christ Lactantius tritt in ausdrücklichem Gegensatz zu Cicero für die Ableitung von religare ein im Sinne von: an Gott binden, ihm verpflichten. Inst. Div. 4, 28: Hac conditione gignimur, ut generanti nos deo iusta et debita obsequia praebeamus, hunc solum noverimus, hunc sequamur. Hoc vinculo pietatis obstricti deo et religati sumus, unde ipsa religio nomen accepit, non, ut Cicero interpretatus est, a religendo. Augustinu§ schwankt zwischen religere und religare, wie sich aus einer Vergleichung von De Civ. Dei 10, 4 und De Vera Relig., c. 55, ergibt. Die meisten älteren luthe rischen Theologen ziehen die Ableitung von religare vor: Quenstedt, Systema, 1715, I, 28; Hollaz, Examen Proleg. II, qu. 2. Ausführliche Aufzählung der verschiedenen Ableitungen bei Calov, Isag. I, 275 sqq., zitiert in Baier-Walther I, 14. Neuere Theologen und Philologen teilen sich in die schon genannten Ableitungen und fügen andere hinzu, über die man in den größeren Enzyklopädien nachlesen kann. Sehr Ausführliches bei Voigt, Fundamentaldogmatik, S. 1-30.

13) H. Ebeling, Wörterbuch zum N. T., III, Einl., zitiert als anerkanntes Ariom: Die Etymologie wirft zwar in der Regel einiges Licht auf das zu er= klärende Wort, dect aber selten die sprachgebräuchliche Bedeutung desselben." Ebeling selbst sezt hinzu: „Die Grundbedeutung läßt sich selten ganz einwandfrei und unbestritten feststellen, und die geschichtliche Entwicklung der Bedeutungen und des Sprachgebrauchs ist unabhängig von Etymologie und Grundbedeutung. Auch Luther bemerkt über diesen Punkt (Opp. exeg. Lat. VIII, 69): Aliud

Aber auch der Sprachgebrauch verhilft uns nicht zu dem in unserer Zeit so eifrig gesuchten allgemeinen Religionsbegriff, der das Christentum und die nichtchristlichen Religionen unter ein gemeinsames genus bringen soll. Freilich ist der Gebrauch des Wortes Religion“ Heiden und Christen gemeinsam. Naturgemäß verbinden aber die Heiden heidnische, die Christen christliche Begriffe mit dem Wort, und diese Begriffe stellen sich bei näherer Betrachtung sofort als völlig entgegengesette heraus.

Weil die Heiden das Evangelium von Christo nicht kennen,14) wohl aber noch eine Kenntnis von Gottes Geset haben, 15) so bewegen sich alle religiösen Gedanken der Heiden auf dem Gebiet des Gejetes. Sie verstehen unter Religion die menschliche Bemühung, sich durch eigenes Tun oder eigene Werke (Gottesdienste, Opfer, moralische Bestrebungen, Askese usw.) die Gottheit gnädig zu stimmen, das ist, sie verstehen unter Religion eine Religion des Gesebes. In bezug auf diese Wesensbestimmung der heidnischen Religionen herrscht in alter und neuer Zeit ziemlich allgemeine übereinstimmung.16) Die Christen hingegen verstehen unter Religion das gerade Gegenteil, nämlich den Glauben an das Evangelium, das ist, den Glauben an die göttliche Botschaft, daß Gott durch Christi stellvertretende Genugtuung (satisfactio vicaria) mit allen Menschen

est grammatice [dazu rechnet Luther auch die etymologische Betrachtung eines Wortes], aliud Latine loqui. Ideo non tam sermonis grammatici et regulati quam phrasium [Sprachgebrauch] habenda est ratio. . . . In Latina lingua multa vocabula usu in alienam a grammaticis regulis significationem degenerarunt.

14) 1 for. 2, 6-10: ἐπὶ καρδίαν ἀνθρώπου οὐκ ἀνέβη.

15) öm. 1, 32: τὸ δικαίωμα τοῦ θεοῦ ἐπιγνόντες; Möm. 2, 15: ἐνδείκνυνται τὸ ἔργον τοῦ νόμου γραπτὸν ἐν ταῖς καρδίαις αὐτῶν.

16) Karl Stange, Moderne Probleme, 1910, S. 183 f.: „Die heidnische Religion hat darin ihre Eigentümlichkeit, daß sie nur menschliche Veranstaltungen zur Versöhnung Gottes kennt." „Der normale Weg der heidnischen Religion ist immer der, daß der Mensch das Bewußtsein der Sünde zu überwinden sucht, indem er sich bemüht, seine Sünde wieder gutzumachen." Luthardt (Glaubenslehre, 1898, S. 467): „Das ist das Charakteristische des Heidnischen, daß hier alles Verhältnis von Gott und Mensch leistungsmäßig, also nach dem Gesichtspunkte der Werktätigkeit, betrachtet wird.“ So richtig auch Ihmels, Aus der Kirche, S. 52. Ebenso das lutherische Bekenntnis, Apologie (M. 134, 144): Opera incurrunt hominibus in oculos. Haec naturaliter miratur humana ratio, et quia tantum opera cernit, fidem non intelligit neque considerat, ideo somniat, haec opera mereri remissionem peccatorum et iustificare. Haec opinio legis haeret naturaliter in animis hominum, neque excuti potest, nisi quum divinitus docemur.

bereits versöhnt ist. „Weil wir wissen“ (ɛidótes) sagt Paulus im Namen aller Christen, „daß der Mensch durch des Gesetzes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an JEsum Christum, so glauben wir auch an Christum JEsum, auf daß wir gerecht werden durch den Glauben an Christum und nicht durch des Gesetzes Werke; denn durch des Gesetzes Werke wird kein Fleisch gerecht." 17) Wenn es auch innerhalb der äußeren Christenheit Religionsparteien gibt, die die Versöhnung des Menschen mit Gott ganz oder teilweise noch durch menschliches Tun zustande kommen lassen, so fallen sie damit auf den heidnischen Religionsbegriff zurück und stehen hinsichtlich ihrer Religion außerhalb der Christenheit. Ihr habt Christum verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid von der Gnade gefallen." 18)

3. Die Zahl der Religionen in der Welt.

Fragen wir nach der Zahl der wesentlich verschiedenen Religionen, so geht aus der vorstehenden Darlegung bereits hervor, daß es nicht tausend,19) auch nicht vier,20) sondern nur zwei wesentlich verschiedene Religionen in der Welt gibt: die Religion des Gesetzes, das ist, die Bemühung um die Versöhnung mit Gott auf dem Wege der eigenen menschlichen Werke, und die Religion des Evangeliums,

17) Cal. 2, 16. Apologie (M. 188, 19): Fide consequimur remissionem peccatorum propter Christum, non propter nostra opera praecedentia aut sequentia.

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18) Gal. 5, 4: Κατηργήθητε ἀπὸ τοῦ Χριστοῦ (ihr feio — in beaug auf euer Verhältnis zu Christo abgetan, los von Christo, habt keine Gemeinschaft mit ihm; vgl. Gremer sub καταργεῖν), οἵτινες ἐν νόμῳ δικαιοῦσθε (bie ihr in bet Meinung steht, daß ihr durch das Geset gerecht werdet), tñs xáoiros ¿§eñéoare. Richtig Meyer 3. St.: „Die Rechtfertigung durchs Gesez und die Rechtfertigung um Christi willen sind nämlich opposita (Werke Glaube), so daß die eine die andere ausschließt.“ Luther übertreibt daher auch nicht, wenn er im Großen Katechismus (M. 458, 56) sagt: „Es haben sich alle selbst herausgeworfen und gesondert [von der christlichen Kirche), die nicht durchs Evangelium und Vergebung der Sünde, sondern durch ihre Werke Heiligkeit suchen und verdienen wollen."

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19) So z. B. Meyer, Großes Konversationslexikon 6, XVI, 784.

3.

20) Die heidnische, jüdische, mohammedanische und christliche Religion. Diese Aufzählung findet sich auch hin und wieder in lutherischen Katechismen, indem nicht sowohl der wesentliche Inhalt der genannten Religionen als ihr historisches Auftreten in der Welt ins Auge gefaßt wird. Doch ist dies auch historisch insofern nicht richtig, als die christliche Religion mit der Verheißung von dem Weibessamen als dem Erlöser der Menschheit ins Dasein trat.

das ist, der durch das Evangelium vom Heiligen Geist gewirkte Glaube, daß wir durch die Versöhnung, die durch Christum geschehen ist, ohne eigene Werke (zwois loywv vóμov), einen gnädigen Gott haben.

Die Zweizahl der Religionen, auf ihre wesentliche Beschaffenheit gesehen, ist durch die ganze Schrift klar gelehrt, wie im folgenden näher darzulegen ist. Die Zweizahl geht auch schon daraus hervor, daß die christliche Religion die Aufgabe hat, alle andern Religionen zu verdrängen. Der an die christliche Kirche gerichtete Missionsbefehl ift burdaus uniperialer Statur: Μαθητεύσατε πάντα τὰ ἔθνη, 21) und spricht daher nicht bloß einigen, sondern allen andern Religionen die Existenzberechtigung ab mit der hinzugefügten Begründung, daß alle Religionen mit Ausnahme der christlichen praktisch wertlos sind, daß sie nämlich die Menschen in der Finsternis und in Satans Gewalt belassen. Es heißt in der Zweckbestimmung des Christentums als Weltreligion: „aufzutun ihre Augen, daß sie [Juden und Heiden] sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, zu empfangen Vergebung der Sünden und das Erbe mit denen, die geheiligt werden, durch den Glauben an mich", nämlich Christum (riore Tn els tué, scil. els Χριστόν). 22)

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So auch reichlich schon in den Weissagungen des Alten „Ich will dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Gen. 49, 10; Ps. 72, 8 usw. Jes. 49, 6 (Christus das „Gottes Heil" bis an der Welt Ende).

21) Matth. 28, 19. Testaments. Ps. 2, 8: Ende zum Eigentum." „Licht der Heiden“ und 22) Apoft. 26, 18. Vgl. Luthers gewaltige Darlegung zu Jes. 9, 2 f., daß alle intellektuellen und moralischen Bestrebungen der Heiden und der ungläubigen Juden die Menschen in trostloser Finsternis belassen. St. L. VI, 106 ff. Irrig Lechler Schäffer zu Apoft. 26, 18 in Langes Kommentar: "The purpose of his [des Apostels Paulus] mission is stated in such a manner that it can be understood only as referring to Gentiles." Dagegen richtig Meyer: Els ous ift night blog auf τῶν ἐθνῶν aut bejichen, fondern auf τοῦ λαοῦ καὶ τῶν ἐθνῶν zusammen, „was durch das pragmatische Verhältnis V. 19. 20 gefordert wird“. V. 20 berichtet Paulus selbst, wie er den Befehl Chrifti verstanden habe, nämlich so, daß er alsbald Juden und Heiden Buße und Bekehrung zu Gott predigte. Natürlich bezieht sich auch nicht nur die Bekehrung von der Finsternis zum Licht, sondern auch die Bekehrung von der Gewalt des Satans zu Gott gleicherweise auf die Heiden und die ungläubigen Juden. Auch hier hat Meyer zunächst die richtige Beziehung auf beide Klassen. Wenn er aber in bezug auf die Bekehrung von der Gewalt des Satans zu Gott" limitierend hinzufügt, fie „berücksichtige mit vorherrschender Beziehung die Heiden, welche ädɛol iv tập xóoμợ, Eph. 2, 12, find, unter der Gewalt des Satans, des ǎgzwv tov

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