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seiner Apostel als Gottes eigenes, unfehlbares Wort gelten läßt.273) Aus dieser Erkenntnis ergibt sich dann von selbst die einzig richtige theologische Methode, nämlich die Methode, nach welcher wir die christliche Lehre weder aus dem Ich anderer Menschen noch aus dem eigenen Ich beziehen, sondern die Schrift voll und ganz als „göttliches Religionslehrbuch“ anerkennen und behandeln und von Herzen dem Diktum zustimmen: Quod non est biblicum, non est theologicum. Es verschwinden dann auch die häßlichen Scheltworte von Buchstabentheologie, Intellektualismus, Biblizismus, vom papiernen Papst samt dem vom Himmel gefallenen Lehrgeset usw. An die Stelle dieser Scheltreden tritt die Erkenntnis und das Bekenntnis, daß die aus der Schrift geschöpfte Lehre, weil sie Gottes eigene Lehre, doctrina divina, ist, auch sicherlich imstande sein wird, sich innerliche Anerkennung zu verschaffen und so anstatt „tote Orthodorie" lebendiges, lebenswarmes" Christentum zu vermitteln. Ebenso verstummt der in mehrfacher Form auftretende Spott über „reine Lehre". An die Stelle des Spottes tritt die Erkenntnis, daß reine Lehre (vyraivovoa didaozakía) die einzige Art von Lehre ist, die nach göttlicher Ordnung einem christlichen Lehrer anständig ist.274) Diese Erkenntnis schafft vornehmlich drei Tugenden im Theologen: 1. Er wird an aller eigenen Weisheit verzagen und in der demütigen Gesinnung an die Schrift herantreten, die durch das Wort „Rede, HErr, denn dein Knecht höret!" zum Ausdruck kommt. 2. Er wird, weil die Schrift auch für den Theologen das einzige Lehrbuch der christlichen Lehre ist, die in der Schrift geoffenbarte göttliche Lehre durch den Glauben als das einzige medium cognoscendi in sich aufnehmen und treu wiedergeben. Er wird Gott bitten, ihn davor zu bewahren, daß er das Stroh eigener Einfälle in den Weizen der göttlichen Gedanken menge (Jer. 23, 28). 3. Er wird durch Gottes Gnade Mut und Freudigkeit gewinnen, für die aus der Schrift geschöpfte Lehre, weil sie Gottes Lehre ist, Alleinberechtigung zu beanspruchen und so an seinem Teil dem Indifferentismus und damit dem Chaos in der Lehre zu wehren. Was den letten Punkt, den Mut und die Freudigkeit, betrifft, so hat Theodor Kaftan 275) gelegentlich den Leuten, die er noch dem „alttheologischen" Lager zu

273) Joh. 10, 35; Matth. 4, 4. 7. 10; Luf. 24, 25. 44-46; Joh. 17, 12; Matth. 26, 54; Röm. 16, 25. 26; 2 Tim. 3, 15. 16; 2 Theff. 2, 15.

274) 2 Sim. 1, 13: ὑποτύπωσιν ἔχε ὑγιαινόντων λόγων, ὧν παρ' ἐμοῦ ἤκουσας; Lit. 1, 9: δυνατός ... παρακαλεῖν ἐν τῇ διδασκαλίᾳ τῇ ὑγιαινούσῃ. 275) Moderne Theologie des Alten Glaubens, 1906, S. 120 f.

weist, ein Manko an Freudigkeit und Kraft" zum Vorwurf gemacht. Er sagt: „Auf das Ganze gesehen, macht sich im alttheologischen Lager vielfach eine gewisse Mutlosigkeit breit, eine gewisse Verzagtheit, ein Gefühl der Schwäche: wir können nicht." Wenn dies wirklich der Fall ist, so ist den verzagten Leuten im alttheologischen Lager die Überzeugung, daß die Schrift durch Inspiration Gottes eigenes unfehlbares Wort ist, unter dem Druck des Zeitgeistes in den Hintergrund getreten. Sobald sie sich aber darauf besinnen, worauf ihr Glaube und der Glaube der ganzen Christenheit auf Erden sich gründet, Eph. 2, 20, und was sie in der Anfechtung von innen und außen unumgänglich nötig haben, werden sie nach der Anweisung Christi und seiner Apostel wieder freudig das réyqaлrai, „Es steht geschrieben!" sprechen und Luthers Wort: „Das Wort sie sollen lassen stahn!" nicht bloß äußerlich, sondern von des Herzens Grund nachsagen. Sie werden dann auch die „größere Freudigkeit", die Theodor Kaftan bei sich und andern modernen Theologen wahrnimmt, richtig einzuschätzen und zu klassifizieren wissen, nämlich als die 1 Tim. 6, 3 beschriebene Typhose, die in ihrer geschichtlichen Erscheinung durch den Papst und die Schwärmer aller Zeiten eremplifiziert wird. Omnis fiducia vana est, quae non nititur Verbo Dei,276) und: Deus solo suo Verbo voluit suam voluntatem, sua consilia deformari nobis, non nostris conceptibus et imaginationibus.277)

11. Einteilungen der Theologie, als Lehre gefaßt. Unter diesem Abschnitt behandeln wir die Kapitel: 1. Gesetz und Evangelium. 2. Fundamentale und nichtfundamentale Lehren. 3. Offene Fragen und theologische Probleme.

1. Gesch und Evangelium.

Frank hat darauf hingewiesen, daß eine von Luther und den alten Theologen sehr sorgfältig behandelte Lehre aus der modernen. Theologie so ziemlich verschwunden ist und geradezu abgewiesen wird.278) Das ist die Lehre vom Gesetz und Evangelium und speziell von dem Unterschied von Gesetz und Evangelium. „Ritschl hat es in bestimmtester Weise ausgesprochen, daß die hergebrachte Unterscheidung von Gesetz und Evangelium mit allen ihren Konsequenzen.

276) Luther zu Jes. 7, 9. Erl., Lat., XXII, 83; St. L. VI, 70.
277) Luther zu 5 Mos. 4, 12. Erl., Lat., XIII, 137. St. L. III, 1417.
278) Dogmatische Studien. Erlangen u. Leipzig, 1892, S. 104--135.

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unrichtig sei." 279) Auch neuerdings lasen wir wieder: „Unter dem Titel,Wort Gottes die Teilung in Gesetz und Evangelium und das Verhältnis beider zu behandeln, wie die alte Dogmatik tat, dazu liegt keine Veranlassung vor." 280) Frank urteilt mit Recht: „Es ist für die Lage der Dinge in der Gegenwart charakteristisch, daß auch dieses Stück der evangelischen Lehre als ungeeignet befunden und der rechten evangelischen Erkenntnis zuwiderlaufend bezeichnet wird." 281) Das ist allerdings für die Lage der Dinge in der Gegenwart charakteristisch". Aber zu gleicher Zeit ist es auch sehr selbstverständlich, weil eine notwendige Folge der allgemein gewordenen Leugnung der satisfactio Christi vicaria. Denn die Sachlage ist doch die: Hat Gott nicht dadurch, daß er Christum an Stelle der Menschen unter die Pflicht und Strafe des den Menschen gegebenen Gesezes stellte, die ganze Menschheit vollkommen mit sich versöhnt, so ist die notwendige Folge, daß der Mensch noch irgendwie durch eigenes Tun und durch eigene Güte Gott versöhnen oder die Versöhnung, die durch Christum geschehen ist, ergänzen muß. Und die moderne Theologie lehrt dies auch sehr reichlich. Auch der positiven Richtung zugezählte Theologen lassen die durch Christum geschehene Versöhnung durch die menschliche Heiligung ergänzt werden. Einer von ihnen meint: „Wir sind darauf hingewiesen, die Umgestaltung der Menschheit in den Begriff des Versöhnungswerkes aufzunehmen." 282) Damit ist dann der Unterschied von Gesez und Evangelium aufgehoben. „Die Dinge werden“, wie Frank es ausdrückt, „in einen Brei zusammengerührt.“ 283)

Nach der Schrift kommt außerordentlich viel darauf an, daß wir Gesetz und Evangelium nicht in einen Brei zusammenrühren“, sondern scharf unterscheiden. Bekanntlich behandelt die Schrift das wichtige Thema, wie der sündige Mensch die Vergebung seiner Sünden und die Seligkeit erlangt. Zugleich sagt sie sehr bestimmt, daß dies nur auf eine Weise geschehen könne, nämlich so, daß dabei das Gesetz völlig ausgeschieden wird und allein das Evangelium in Geltung tritt. Gottes Methode der Vergebung der Sünden und der Verleihung der Seligkeit lautet dahin: „ohne Gesetz",

279) Frant, a. a. D., S. 124.

280) Horst Stephan, Glaubenslehre, 1921, S. 183.

281) A. a. D., S. 104.

282) Kirn, NE.3 XX, 574. Ebenso Ev. Dogmatik 3, S. 118. Vgl. den Abschnitt „Nähere Beschreibung moderner Versöhnungstheorien" II, 429 ff.

283) A. a. C., S. 124.

,,ohne des Gesetzes Werke“ „durch den Glauben an JEsum Chriftum”, „δικά δας Evangelium” (χωρὶς νόμου, χωρὶς ἔργων νόμου διὰ πίστεως, πίστει, διὰ τοῦ εὐαγγελίου).284) Ile, sie sur Gre langung der Gnade und Seligkeit das Geseß nicht ausscheiden wollen, bleiben unter dem Fluch des Gesezes, weil das Gesetz über jeden Menschen den Fluch ausspricht, der nicht geblieben ist in alle dem, das geschrieben steht im Buche des Gesetzes, daß er's tue.285) Daher sagt Luther mit Recht, daß jeder Christ die Kunst der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium verstehen müsse. Wo es an diesem Stück mangelt, da kann man einen Christen vor einem Heiden oder Juden nicht erkennen." 286) Ein Mensch ist ein Christ und bleibt ein Christ nur dadurch, daß er in seinem Gewissen wider die Anklagen des Gesetzes sich mit dem Evangelium tröstet, das ihm die Vergebung seiner Sünden ohne Gesetz" zusagt. Auch sind Heiligung und Werke nur bei den Menschen möglich, die nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind.287) Dies alles wird ausführlich dargelegt im Anschluß an die Lehre von den Gnadenmitteln unter dem. Abschnitt „Gesetz und Evangelium".288) Hier, wo es sich um die „Einteilung" der Schriftlehren und um die Charakterisierung der rechten Theologie" und eines rechten „Theologen" handelt, möge der folgende kurze Umriß Platz finden.

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Das in der Schrift vorliegende Wort Gottes teilt sich dem Inhalte nach in Gesetz und Evangelium.289) Beide muß der Theologe unverkürzt und unverändert lehren. Er darf weder etwas vom Gesetz preisgeben noch eine Änderung am Evangelium vornehmen. In bezug auf das Gesetz heißt es: Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz (lora Ev uía xɛoaía), mit der hinzugefügten Warnung: „Wer eins von diesen kleinsten Geboten auflöset und lehret die Leute also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich.“ 290) Und was das Evangelium betrifft, so spricht der Apostel Paulus den Fluch aus über jeden, der ein anderes Evangelium lehrt, als er selbst gelehrt hat.291)

284) Röm. 3, 21. 28; Gal. 2, 16; Röm. 3, 22; 1 Kor. 15, 2; Eph. 2, 8.
285) Gal. 3, 10.
287) Röm. 6, 14.

286) St. L. IX, 798.
288) III, 259 ff.

289) In der ganzen Schrift ist Gottes Gesetz gelehrt (Matth. 22, 37-40); ebenso ist in der ganzen Schrift Gottes Evangelium gelehrt (Röm. 1, 1. 2; 3, 21; Apoft. 10, 43). Daher die Apologie (M., 87, 5): Universa Scriptura in hos duos locos praecipuos distribui debet: in legem et promissiones. Alias enim legem tradit, alias tradit promissionem de Christo.

290) Matth. 5, 17-19.

291) Gal. 1, 7-9.

Nun sind aber Gesez und Evangelium ihrem Inhalte nach vollkommene Gegenfäße, „,plus quam contradictoria".292) Wie denn? Das Gesetz verflucht den Menschen, der es nicht vollkommen gehalten hat.293) Nach dem Evangelium rechnet Gott dem Menschen die übertretung des Geseßes nicht zu.294) Was soll bei dieser Sachlage der Theologe tun? Er muß, um nicht selbst in Verwirrung zu bleiben und bei andern Verwirrung anzurichten, Gesetz und Evangelium voneinander zu scheiden wissen. Die rechte Scheidung besteht darin, daß er beide auf die von der Schrift bestimmten Gebiete zu beschränken weiß, auf denen sie nach Gottes Willen und Ordnung Geltung haben.

1. Aus dem Gesetz soll der Theologe die Erkenntnis der Günde febren, διὰ γὰρ νόμου ἐπίγνωσις ἁμαρτίας 295) δίε 23er. gebung der Sünden hingegen oder die Rechtfertigung nur aus sem Evangelium, λογιζόμεθα οὖν πίστει δικαιοῦσθαι ἄνθρωπον zwois koyar vóμov.296) Wer die Vergebung der Sünden auch aus dem Gesetz lehrt, ist kein christlicher Theologe, sondern ein Verführer, Ser vom Chriftentum abfallen lehrt, κατηργήθητε ἀπὸ Χριστοῦ οἵ τινες ἐν νόμῳ δικαιοῦσθε, τῆς χάριτος ἐξεπέσατε. 297) Gr gehört 3ut der Klasse von Lehrern, in bezug auf welche der Apostel ihrer Schäd lichkeit wegen den Wunsch ausspricht: "Opelov naì àлоzóчоντai oi ȧvaotatovνtes &μãs.298) Damit hängt die Scheidung von Gesetz und Evangelium nach der Beschaffenheit der Personen zusammen. Das Gesetz ist den Menschen vorzuhalten, die noch stolz und sicher sind, das heißt, sich nicht des Zornes Gottes und der ewigen Verdammnis schuldig geben. Was das Gesetz sagt, so belehrt uns der Apostel, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, vа лãν στόμα φραγῇ καὶ ὑπόδικος γένηται πᾶς ὁ κόσμος τῷ θεῷ.299) Das Evangelium hingegen ist denen vorzulegen, die durch das Bejet gerenüitigte uns 3erflagene Sergen baben, πτωχοὶ εὐαγγελί ζονται,300) εὐαγγελίζεσθαι πτωχοῖς.301)

σεως.

292) Luther zum Galaterbrief. Ed. Erl. II, 105; St. 2. IX, 447.

293) Gal. 3, 10; Röm. 3, 9—19; auch 2 Kor. 3, 9: † diaxovía tñs zaraxoi

294) 2 for. 5, 19: μὴ λογιζόμενος αὐτοῖς τὰ παραπτώματα αὐτῶν. poft. 20, 24: τὸ εὐαγγέλιον τῆς χάριτος τοῦ θεοῦ. llud 2 for. 2, 9: ἡ διακονία τῆς δικαιοσύνης.

295) Röm. 3, 20.

298) Gal. 5, 12.

301) Lut. 4, 18.

296) Röm. 3, 28.

299) Röm. 3, 19.

297) Gal. 5, 4.
300) Matth. 11, 5.

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