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aller Rechte meines Vaters, die Sie sich auf mich und Kinder erworben, gibt Ihnen mein Herz am liebsten jenen N Ihrer eigenen Wahl. Ich halte es für meine Pflicht, Ihne Begebenheiten meines wunderbaren Jahres noch vollends n theilen. Im Sommer besuchte ich meine Freundin, die wü Baronesse von Bondeli; und weß das Herz voll ist, geht Mund über; so klagte ich ihr meine Noth in Ansehung der ziehung meiner drei Töchter. Sie war so großmüthig mich h zu lassen, daß sie sich dieser Sorge unterziehen würde. Mit so vieler Achtsamkeit ersuchte sie mich, einige Kleidungsstücke holen zu lassen, wenn ich ihr diese Fürsorge nicht übel ausl Das geschah, und ich habe sie seit dieser Zeit weder besucht mich bedankt. Nach Erlebung des 15. December war meine. Bewegung, diese großmüthige Freundin an meiner Freude nehmen zu lassen. Sie machte mir Bedenklichkeiten und w ihre Entschließung auf Ostern aussetzen. Ich bat nur für m älteste Tochter, aber je eher je lieber, und ich kam ganz besch nach Hause . . Den 27. December erhielt ich meines Herz Wunsch, die Erlaubniß, den Tag darauf meine Tochter hi bringen. Denselben Nachmittag kam mein Sohn von Graventi er führte am 28. seine Schwester in ihrer neuen Mutter Haus" ,,unter der Bedingung, [wie es in einem andern Briefe heißt,] nicht als Fräulein, sondern wie ein ehrliches Dienstmädchen erziehen, für die nackte jährliche Pension, zu der ich nichts den Thaler für den welschen Sprachmeister beitragen kann. ལ bloße Umgang einer so ausgesuchten Gesellschaft von adeligen u bürgerlichen Mädchen, als diese vortreffliche und gelehrte Meister erzieht, ist das größte Glück, was ich meiner Tochter wohl v Herzen gewünscht, aber niemals für sie hoffen können, und höre mit unaussprechlicher Freude, daß zwei ihrer edelsten u schönsten Zöglinge mit einander wetteifern, meiner Lisette Reine in der Musik und im Französischen fortzuhelfen, wozu ihr d Anfang im Italienischen eben so günstig ist, als wenn sie n

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Fischen angefangen hätte." Auf den Einwand einiger er, daß diese gelehrte Erziehung für das Mädchen ei, erwiderte er:,,Meine lieben weisen Herren! Es das Geld, was mir Gott und sein Mittler gegeben, hre und der Bestimmung gemäß anzuwenden, und r wenig an der äußern aber desto mehr an der ung gelegen, mit der es nicht so geschwind geht, als e Erfahrung einbildet." In der That fiel der so Same auf einen dankbaren Boden und der Vater Freude an der Tochter erleben, welche ihren jüngeren später zur Miterzieherin wurde, nach der Anleitung, dazu bei der Frau von Bondeli geworden war. Dem obigen Briefe geschieht indeß noch einer andern Erwähnung, welche,,,wie von ungefähr mit der bisen zusammentreffen mußte, um deren Wirkung mächtig izen, und dem von innen und außen Bedrängten eine so mancher quälenden Arbeit zu verheißen. Fast gleichdem Verlangen des jungen Buchholz erwachte in einer en, edlen und höchstbegabten Frau aus demselben Westehnliche Wunsch, Hamann kennen zu lernen, zunächst nach n Schriften, dann aber auch persönlich. Es war die Amalie von Gallişin. Geboren 1748 in Berlin er des preußischen Generalfeldmarschalls Grafen von 1, war sie, weil die Mutter katholisch war, in einem Kloster und dann bei einer Tante in Breslau erzogen, schon etwas Gründliches zu lernen; hatte dann bei em Geistesleben vermöge eines unersättlichen Erkenntnißeles nachgeholt, ohne damit die Vernachlässigung ihres in geistlicher Beziehung so bald gut machen zu können. Dame der Prinzessin Ferdinand von Preußen diese in die on Aachen und Spaa begleitend, erregte sie durch ihre t, ihren Geist und ihre musikalische Begabung allgemeines und wurde, obschon ohne wirkliche Neigung, die Ge

mahlin des russischen Gesandten im Haag, des Fürsten Galligin, durch welchen sie für ihr geistiges Leben große Förderung erwartete. Als diese Hoffnung fehlschlug, auch der Verkehr mit geistreichen und gelehrten Männern in ihrem Innern nur Uebersättigung und Leere zurückließ, dazu ein Sohn und eine Tochter ihre Erziehung erheischten, beschloß sie sich gänzlich von dem Leben der großen Welt zurückzuziehen und einzig den Wissenschaften sprachlichen, mathematischen, philosophischen und ihren Kindern zu leben. Mit endlich erhaltener Bewilligung ihres Gemahls trennte sie sich von ihm und bezog zunächst in der Nähe des Haags einen Meierhof, der, um alle Freunde vom Besuch abzuschrecken, Nithuis genannt wurde. Ihre nach Freundschaft dürstende Seele fühlte sich dabei glücklich in dem engen brieflichen Verkehr mit dem platonisirenden holländischen Philosophen Hemsterhuys, bis der Wunsch, mit dem in Münster wirkenden Minister von Fürstenberg, diesem hochbegabten und für jegliche geistige und leibliche Wohlfahrt des Landes so thätigen Manne, sich über das Werk der Erziehung zu besprechen, sie auf einer beabsichtigten Uebersiedelung nach der Schweiz in Münster festhielt, wo sie denn vom Jahre 1779 bis zu ihrem Tode 1806 ununterbrochen verblieb. Die Sommerzeit wohnte sie mit ihren Kindern in einem Bauernhause des zwei Stunden entfernten freundlich gelegenen Kirchdörfchens Angelmodde, in den denkbar einfachsten Verhältnissen, aber im lebhaftesten Freundesverkehr mit jenen hochbegabten Männern, welche damals und später Münster hervorragend im besten Sinne des Worts machten. Wir nennen nur noch den edlen Priester Overberg, Beichtvater der Fürstin und,,Normallehrer“ wie ausgezeichneten Lehrerbildner des Bisthums, ferner den gelehrten Sprickmann und den frommen Grafen Leopold von Stolberg, als Glieder dieses durch ernste Bande fast familienhaft geeinigten Kreises: des christlicheren und deutscheren Gegenstücks des gleichzeitigen, literarisch freilich viel berühmteren, Weimarer Dichterhofes.

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Diese an Gesichtszügen wie an Begabung, Weisheit und Energie des Charakters Friedrich dem Großen so ähnliche, an Frömmigkeit ihn immer mehr weit übertreffende Fürstin war es gewesen, welche sich zu dem Verfasser so vieler tiefsinnigen und glaubensstarken, dazu so männlichschlagfertigen Schriften hingezogen fühlte, ungeachtet sie katholisch war. War doch hier Ein Glaube im tiefsten Grunde, welcher die Geister einte wie es immer und überall sich zeigt, wo Jesus Christus als wahrer Gott und Mensch, als Heiland und Heiligmacher in der Seele erfahren worden, unbeschadet aller Unterschirde, welche konfessionelle Auslegungen und Ueberlieferungen der Schrift-Offenbarung aufgerichtet haben für diese Weltzeit. War doch die Fürstin selbst gerade durch den katholischen Minister von Fürstenberg zuerst auf die heilige Schrift gewiesen worden, durch welche ihr ein neues Auge und ein neues Leben aufging. Sie selbst schrieb darüber an einen bald mehr noch zu nennenden Freund, den Hofrath und Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf. „Die heilige Schrift ist für mich in den lezten fünf Jahren die reichste Quelle des Lebens, fast die einzige wirkliche Nahrung meiner Seele geworden, die mir nach der zwanzigsten Lectüre noch eben so neu bleibt und bei jeder ein neues Licht in meiner Seele ansteckt, die mir an und für sich ein größeres Wunderwerk ist, als alle Wunder, deren Urkunde sie ist."

Und wie war sie mit Hamanns Schriften bekannt geworden? Derselbe Jacobi erzählte es letterem, mit dem er seit einigen Jahren durch Vermittelung Lavaters ebenfalls in freundschaftlichen Verkehr getreten, in einem Briefe also: „Einmal, da ich in Münster war und Kleuter [ein protestantischer tiefgründender Theologe in Osnabrück, Uebersetzer des Zendavesta aus dem Fran= zösischen und ebenfalls seit Jahren Hamann befreundet] mich dort besuchte, kam an einem Abend die Rede auf Sie. Die Fürstin wurde sehr begierig, etwas von Ihnen zu lesen. Ich rieth es ihr ab. Kleuker meinte, die Sokratischen Denkwürdigkeiten könnten

allenfalls noch für sie genießbar sein. Auch das wollte ich nicht zugeben, und die Fürstin ließ beinahe ab von dem Mann, der sich unterstanden hatte, Sokratische Denkwürdigkeiten zu schreiben. Unterdessen blieb ihr der Hamann doch immer im Sinne, der so viel bei mir galt und ihr so ganz ungenießbar sein sollte. Den vorigen Sommer (1784) fand ich bei ihr einige Ihrer Hefte, die ihr Buchholz geliehen hatte, und sie war von den Sokratischen Denkwürdigkeiten und manchem Andern sehr erbaut.“

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Sie selbst aber, die Fürstin, schrieb an Jacobi über lettere Schrift: Manches darin war mir unverständlich; was ich aber darin verstand, machte mich begierig alles zu verstehen. Ich las sie zum zweiten male, verstand mehr, zum dritten male, verstand wieder mehr, und doch sind für mich noch dunkle Stellen darin, die ich aber zum Theil für Beziehungen auf Bücher halte, die ich sehr unbelesenes und zum Lesen untüchtiges Geschöpf nicht kenne. Ich war von manchem in diesem Buche so getroffen, so äußerst angezogen, daß ich mir nun alle Mühe gab, mir noch mehr Werke von diesem Manne zu verschaffen. Je mehr ich daran sammelte, (ich habe ihrer etwa fünfzehn) desto mehr entwickelte sich eine Attraction zu dem Verfasser, und zugleich meine Begierde, etwas Näheres von ihm zu wissen . Was mich vollends gewaltig an Hamann zog, waren unsre gemeinschaftlichen Freunde, Platon, Homer, Sokrates und vor allem die heilige Schrift, von der sein ganzes Wesen imprägnirt ist. Mit dieser hat sich Hamann. in meiner Vorstellung dergestalt und auf eine Art, die ich mit Worten in einem Briefe nicht zu sagen vermag, eingewebt, daß ich wie an einem heimlichen Ansaß von Liebe zu ihm krank wurde, der mich trieb, etwas Näheres von ihm zu erfahren."

So wandte sie sich an jene, ihr von früher her flüchtig bekannt gewordene Gräfin Kaiserlingk in Königsberg, von deren Besuch bei Hamann im Jahre 1779 wir Erwähnung gethan (S. 146), mit der Bitte, etwas von des Letteren Lebensweise und Charakter zu erkunden und ihr mitzutheilen. Wie dieser Auftrag

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