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den Unpäßlichkeit hat uns beide sehr betrübt. Ich freue mich aber zugleich, daß Sie sich dem Willen Gottes aufopfern. Er wird Ihnen gnädig sein. Ich bin unter seiner Gnade entschlossen, diesen Sonntag zum h. Abendmahl zu gehen und habe mir vorgenommen, Montags oder Dienstags darauf, so Gott will und ich lebe, Ihrem Wunsche gemäß abzureisen. Gott wolle mein Herz regieren und mir Kraft geben, alle Hindernisse zu überwinden und Seinen Willen mir in Allem gefallen zu lassen. Will Er Sie uns zur Freude und Segen noch länger erhalten, so wird meine Gegenwart und Ankunft wenigstens Ihre Genesung mit befördern helfen und da Sie es wünschen und mich nichts. abhält, so sehe ich es als meine Pflicht an, Ihnen gehorsam zu sein. Ist es Gottes Wille, Sie uns nicht länger hier auf der Welt genießen zu lassen, so sei Er Ihnen und uns Allen gnädig. Ich komme, Ihren väterlichen Segen zu meinem künftigen Leben von Ihren Händen zu empfangen oder Ihnen auch die letzte kindliche Pflicht und Liebe zu erzeigen. Gott regiere alles und lasse Sie seiner väterlichen Obhut empfohlen sein. Beten Sie für mich und meinen Bruder, so lange Ihnen Gott noch den Odem dazu schenkt. Er sei Ihnen und uns Allen gnädig, um seines lieben Sohnes Iesu Christi willen. Amen. Ich ersterbe mit der kindlichsten Liebe und der zärtlichsten Ehrerbietung Ihr gehorsamst verpflichteter Sohn 3. G. H.“

Indeß ging die Befürchtung, der Vater werde sterben, nicht so bald in Erfüllung. Im März konnte Hamann aus dem väterlichen Hause in Königsberg an Lindner in Grünhof melden: „Gott lob! mein geschwinder Gehorsam auf den Wink meines lieben Vaters ist dadurch belohnt worden, daß ich ihn über Vermuthen besser gefunden. Er hat auch schon einen Versuch auszugehen gemacht 2c. 2c." Wenige Tage darauf an den Bruder in Riga:,,Mir gefällt es in meines Vaters Hause so gut als in dem meiner Freunde. Ich kann dem ersteren so wenig helfen und zur Hand gehen, als den letzteren. Dem ungeachtet glaube

ich dem ersteren lieber und nöthiger zu sein als diesen; und ich kann und werde ihn nicht verlassen.“

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In der That verließ er ihn nicht bis zum Tode desselben, sondern pflegte den kränklichen, unterstüßte ihn beim Ausgehen und bewies ihm gewiß alle kindliche Ehre und Liebe. Im Uebrigen aber lebte er ganz seinen Büchern und demnächst seiner Feder, nämlich dem unausgeseßten Briefwechsel mit schon genannten Freunden wie mit dem Bruder in Riga, außerdem aber den Anfängen einer ausgesprochenen und höchstbedeutsamen „Autorschaft“, die ihn, obwohl er ohne Namen schrieb, bald in Deutschland bekannt und berühmt machen sollte. Wie und wieweit diese Muße und freierwählte Thätigkeit auf sein inneres Leben wirkte und von demselben getragen wurde, davon werden die folgenden Auszüge ein ungefähres Bild geben, ein Bild, wie es lehrreicher schwerlich gedacht werden kann.

Zunächst aber galt es, mit dem längere Zeit so befreundeten Hause Berens in Frieden abzuschließen, was über ein Jahr in Anspruch nahm. Man hatte ihm von dieser Seite seine allzuplötzliche Abreise nach Königsberg nicht wenig verübelt, denn obwohl die Brüder von seinem Christenthum so wenig wie von seiner Verschwägerung etwas wissen wollten, hätten sie den geistvollen und vielversprechenden Freund, der ihnen überdies pekuniär und vielleicht sogar contractlich verpflichtet war, am Ende nicht ungern bei sich behalten, sei es auch nur, um ihn auf andere, den ihrigen verwandtere Gedanken zu bringen und ihn danach besser bei sich verwerthen zu können; doch war auch die Stimme der Freundschaft in ihnen noch nicht verstummt. Das Lettere war auch bei Hamann nicht der Fall, wie er denn nie aufhörte, mit den Personen selbst derjenigen freundschaftlich zu verkehren, deren Geist und Gesinnung ihm gar nicht, oder gar nicht mehr zusagend war.

Seine innere Stellung und Stimmung im vorliegenden Verhältniß, namentlich zu Christoph Berens, erhellt aus folgenden

brieflichen Aeußerungen an den Rector Lindner in Riga. Vom 10. März 59: „Ich freue mich über Hrn. Berens (Christoph, aus Petersburg] Ankunft [in Riga], und wünsche herzlich, daß seine eigene Zufriedenheit und die des ganzen Hauses dadurch vollkommen sein möge. Ich habe keine Ursache von meinem Entschlusse abzugehen, den ich gefaßt, an ihn nicht zu schreiben und seine Briefe weder zu erbrechen noch zu beantworten. Ich erkenne alle seine Freundschaft; daß sie ihm fruchtlos und überlästig von meiner Seite gewesen und noch ist, ist meine Schuld nicht, auch nicht einmal meine Sorge. Als einen Freund hasse ich ihn und fürchte ihn gewissermaßen, als einen Feind liebe ich ihn. Es ist wahr, ich habe Dinge gethan, die mir selbst unerklärlich sind, und ihm noch unverständlicher... Mein Gemüth ist, Gottlob! sehr ruhig und heiter, und in einem Gleichgewicht.

An diesem Gleichgewicht ist mir aber auch nicht gelegen

Freilich, geliebtester Freund, ist unser Herz der größte Betrüger, und wehe dem, der sich auf selbiges verläßt! Diesem gebornen Lügner zum Troß kleibt aber Gott doch treu. Unser Herz mag uns wie ein eigennüßiger Laban so oft täuschen als es will, so ist Er größer als unser Herz. Unser Herz mag uns verdammen und schelten, wie es will, ist es denn Gott, daß es uns richten kann? Ich will diese Materie einmal für allemal mit einem Verse schließen, den ich Sonntags mitgesungen:

Hält mir mein Gott die Augen zu,

Kann ich nicht weiter sehen,

Als was ich gegenwärtig thu (auch das nicht immer),

So laß ichs gern geschehen.

Kommt die Vernunft mit ihrer Zunft

In ausgeschmückten Gründen,

So muß ich überwinden."

Inzwischen war der jüngere Berens, Georg, Hamanns zeitweiliger Schüler, ohne Wissen und Willen der Mutter und Brü= der von Riga fort nach Königsberg gegangen, man weiß kaum Hamann's Dienst- und Ruhejahre.

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aus welchen Ursachen, vielleicht in Folge des erwähnten schwe Fehltrittes. Er ließ sich auch bei Hamann nicht sehen; di aber suchte ihn in alter Liebe auf. Er schrieb darüber an I. Lindner (21. März 1759): „Ich habe mir Mühe genug g ben, den jungen B. zu sprechen, habe ihn aber noch nicht a finden können. Es ist mir unendlich viel daran gelegen, selbst zu sehen, und mich nach seinen Umständen zu erkundig Ich habe gehört, daß er alle seine Zeit an öffentlichen Dert zubringe. Er hat durch einen Irrthum seinen Bruder Christo gewaltig beweint, weil er die Nachricht von des jungen S. Ti auf den ersteren mißverstanden. Dieser Umstand von seiner Zä lichkeit macht mir noch einige Hoffnung, da ich weiß, daß die Bruder ihn gleichfalls vorzüglich geliebt.

„Sie sehen, liebster Freund, warum ich heute noch nicht die Herren B. schreiben kann; weil ich noch nichts in Ansehu ihres Bruders ihnen melden kann, dessen Schicksal mir sehr Herzen geht. Ich werde nicht eher schreiben, als bis ich ihn einige Genugthuung über seine Umstände geben kann.“

Gleich darauf aber wendet der Schreibende die Rede a Christoph B., in Bezug auf welchen Lindner eine Art Mittel person abgab, freilich nicht ganz ohne zu dem nunmehrigen Ge ner Hamanns sich parteiisch zu neigen. Für Ihre Einleitun in seine Briefe bin ich Ihnen sehr verbunden. Was Sie Heftig keit in unsers Freundes Zuschriften nennen, kenne ich nicht. I sehe alles als eine Wirkung seiner Freundschaft an, und diese al ein Geschenk sowohl als eine Prüfung Gottes. Er droht ode verspricht mir, mich nicht aus dem Gesichte zu verlieren; ich ih und sein Haus auch gewiß nicht. Er soll sich aber um mich s

wenig bekümmern, als ich um ihn. Ich gönne ihm seine Ge schäfte, und er soll mir meine Muße gönnen. Laßt ihn Got danken, daß er arbeiten kann, und ich bin Ihm für die Ruhe die Er mir gibt, eben so viel schuldig. Prahlen und triumphire muß er nicht. Doch diesen Spruch versteht er eben so wenig im

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· Arbeiten, als Crösus unter seinen Reichthümeru, sinniger Grieche zu ihm sagte [Solon, der sich bei heit wahnsinnig stellte:,,Niemand ist vor seinem Ende eisen!"]. Alle seine Briefe, die er mir geschrieben schreiben kann, selbst diejenigen, die er nicht im Papier zu bringen, habe ich schon gelesen und ausBt, ehe ich einen Schritt aus England gesetzt. Also recht sehr die Nächte, die er darüber zugebracht, sie ■ verloren für ihn selbst aber nicht. Sie werden i werden, und er wird den Nußen davon selbst ein= können, den er mir jest zugedacht hat.

r wird immer der meinige sein. .

e.

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Sein eigener Ich soll mich

das werde ich nicht, wenn ich es auch noch Mit seinen Anklagen kommt er auch zu spät, hts damit für sich selbst noch wider mich ausrichten... Mensch ist also ein unbrauchbarer und undankbarer es bin. Undankbarkeit wurde nur in Aegypten wie en bestraft; große Leute lassen ihre undankbaren Clien= m gedruckten Briefe jest laufen und befümmern sich ie. Unbrauchbar schrieen die Glieder über den Benn ich zu Journalen, Pränumerationswerken und üchern unbrauchbar bin, wenn mich die Welt für hricht ansieht: desto besser für mich. Ohne die Mühe ha, das beste Theil! Ich kann und will arbeiten earbeitet aber wie ein unnüßer Knecht: am liebsten Freunde und Wohlthäter nicht wie ein Heide und die haben ihren Lohn dahin: Ehre und Undank! Iman das Vertrauen zu Ihnen hat, mich auszuholen her zu verstehen, so will ich noch einige Erinnerungen m Freunde zu Gemüth zu führen. Er bleibt immer Gesichtspunkt und fürchtet sich, sobald er denselben veralles damit verschwinde, weil er sich selbst darin nicht fgeworfen findet. Ich kenne seine Lage so genau, weil

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