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Thore und nur einmal im Voriges Jahr desto mehr viel gehabt, daß ich jezt

ich diesen Sommer nicht vor dem öffentlichen Garten gewesen bin. Abwechselungen, und vielleicht zu abrechnen kann. Wer weiß, was künftiges Jahr auf mich wartet. Gedächtniß und Hoffnung erseßen das Leere des Gegenwärtigen. - Mein alter Vater hat sich sehr erholt und ge= nießt einer neuen Jugend. Er beschämt in Munterkeit und Feuer seine Söhne."

In demselben Monat an Lindner in Riga: Da diesen Sommer eine Quarantaine für mich gewesen ist, so freue ich mich auf den Winter, wie der Landmann auf die Ernte. Heute den Alkoran [arabisch] zu Ende gebracht, und vorige Woche habe ich meinen Aristoteles auch schon verwahren können. Sie sehen also, wie ruhig, wie vergnügt und dankbar ich den 27. d. M. [f. Geburtstag] werde feiern können. Bis hieher hat der Herr geholfen! Es thut mir nicht leid, daß ich mir eine kleine Fasten in Ansehung der Sommer-Ergöglichkeiten auferlegt; ich habe vielleicht dadurch mehr gewonnen, als ich selbst übersehen und berechnen kann. Ein paar Tage verschleudert, so wäre das Ebenmaß verloren gegangen, worüber ich mich jetzt bei dem Abschnitte, den ich diese Woche machen werde, erfreuen kann. Diese Erfahrung muntert mich zu desto mehr Treue im Gebrauch derjenigen Zeit auf, die mir_jezt noch gegeben wird. Sie werden sich daher gar nicht wundern, liebster Freund, wenn Sie in langer Zeit vielleicht keinen Brief von mir erhalten werden [?], weil ich vielleicht nur auf diesen Winter Rechnung machen kann. Wenn sich indeß Fälle finden sollten, wo niemand als ich Ihnen hier dienen könnte, so werden dies Ausnahmen sein, und den Geseßen der Freundschaf soll kein Abbruch geschehen, solcher nämlich, die im Geist und nicht im Buchstaben bestehen, die Empfindungen des Herzens und nicht Satzungen des Gebrauches sind."

Hamann sah also voraus, daß die Zeit seiner Muße über furz oder lang zu Ende gehen mußte; sein Vater hatte sich Hamann's Dienst- und. Ruhejahre.

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ziemlich erholt und bedurfte seiner Pflege kaum mehr, und se Bruder konnte er ja auch wenig helfen. Um so eifriger f er die Zeit auszukaufen, und zwar nicht mit Studien a auch mit Niederschreiben und Veröffentlichen dessen, was feuriges Gemüth und seinen nimmer ruhenden Kopf bew veranlaßt einmal durch jene Studien selber, dann aber und nehmlich durch die herrschenden Meinungen der Zeit, in wel und der Menschen, mit welchen er lebte oder brieflich verkel und deren Schriften ihn zur Rechtfertigung der erkannten höh Wahrheit und zur Anwendung derselben auf verschiedenen Gebi des Wissens und Lebens aufriefen. So entstanden in dieser 1759-62, außer den genannten Sokratischen Denkwürdigkei die Wolken, ein Nachspiel" der vorigen, gegen die Krit derselben aufs nene erweisend, daß die sokratische Unwissenheit Thorheit zu allen Zeiten die wahre Weisheit sei. Sodann Reihe von kürzeren Auffäßen unter z. Th. sonderbaren Tite vereinigt herausgegeben als „Kreuzzüge des Philologen d. h. des Liebhabers der Sprache oder des Worts und seir Ursprungs, des ewigen Wortes, des Logos (Joh. 1, 1). Un diesen zwölf Auffäßen ragen besonders hervor: „die Ma [Magier, Weisen] aus Morgenlande zu Bethlehem," ei Weihnachtsgabe, veranlaßt durch den Vorübergang der Venus der Sonnenscheibe und durch die Sendung einer gelehrten & sellschaft nach Arabien zur Erforschung biblischer Alterthüme das „Kleeblatt hellenistischer Briefe," ursprünglich an ein Königsberger Gelehrten nach einander geschrieben und von d Sprache und Schreibart des Alten und Neuen Testamentes w der griechischen Classiker und von deren Studium handelnd; gar besonders aber die „Aesthetica in nuce, eite Rhapsodie fabbalistischer Poesie", worin Hamann alles, was er sonst üb Vernunft, Glauben und Offenbarung, Theologie, Philosophi Geschichte, Natur und Kunst, über heilige und weltliche Schrif steller, alte und neue Literatur und Sprache bis dahin gedach

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in gedrängtester, sinn und gedankenreichster Kürze ung für die höchste Wahrheit lebendig zusammenfaßte, ewaltigen Zeugniß wider die flache Aufklärung seiner andern Schriften aus diesen Jahren mögen wir noch Essais à la mosaïque", gegen die französische Liteden Voltaireschen Geist [bon sens, den gesunden tand, der nichts Höheres anerkennt] gerichtet; in Sprache; und Fünf Hirtenbriefe, das Schuldrama durch Lindners Briefwechsel veranlaßt; außerdem ststeller und Kunstrichter“, „Leser und Kunstrichter" ne Kritiker insonderheit. Alles dieses voll Geist und voll treffendster und fruchtbarer Wahrheiten, aber so voller Bild- und Gleichnißworte und Citate aller chriftsteller, daß das Verständniß vieler Stellen sehr

das Alles, Studien und Autorschaft und vielleicht ere Sorge noch, war Hamann aber zuletzt in einen Abspannung gekommen, der ihm im Sommer 1762 gsreise nach Elbing zu seinen Verwandten mütterlicher annehmbar machte. Eine alte Muhme konnte er dort=

Einen jungen Vetter, der sie beide von Königsberg. olte, mußte er nach kurzer hißiger Krankheit sterben rend er noch zum Besuch dort war. An Lindner in 6 er nach Rückkunft: „Ich ging mit einer halben 3 nach Elbing und mit dem größten Bedürfniß, Luft mich zu zerstreuen, zu besinnen, und wieder zu erholen. n habe ich zugebracht, ich weiß nicht wie."

darauf hatte er die Freude, diesen Freund von önigsberg zum Besuch zu sehen. „Es ist mir angeesen, als ich es Ihnen zu verstehen geben kann, nachher an denselben, einen so alten, guten Freund rmt zu haben. Wir wollen mit diesem Vorschmack jen Glückes zufrieden sein. Geduld bringt Erfahrung,

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Erfahrung aber bringt Hoffnung. Hiermit wollen wir uns trösten unter einander."

Daß Hamann selbst des Trostes und der Stärkung bald noch in anderer, ungeahnter Weise bedürfen würde, sollten ihn die folgenden Jahre lehren. Die leßten vier waren die ihm geschenkten Ruhejahre vor den kommenden Dienstjahren. Mit wie vielerlei Arbeiten er sie ausfüllte, haben wir einigermaßen erfahren. Die guten Früchte sollten sich zum Theil erst viel später zeigen.

3. Abermals Unruhen.

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Mit dem Jahre, welches seinem Vaterlande den Frieden wiedergab (1763), begann für Hamann eine Zeit der Sorgen und Unruhen, der Friedlosigkeit nach dem Aeußern und leider auch dem Innern nach. Wie konnte es im Grunde auch anders sein! Das Studiren sowenig als das Produciren kann ohne eine mitgehende tiefere Geistesarbeit die wahren Bedürfnisse der Seele und des ewigen Geistes stillen. Ueber kurz oder lang mußte ein Rückschlag erfolgen. So auch hier. Es kam hinzu, daß die Pflicht gegen den Vater wie gegen sich selbst nachgerade gebot, sich nicht länger von ersterem ernähren zu lassen, sondern selbst „sein Brod zu verdienen“, seinen Lebensunterhalt sich zu erwerben. Aber auf welchem Wege? Graben mag [kann] ich nicht, so schäme ich mich zu betteln", mochte es hier auch heißen. Graben, nämlich ein bestimmtes Amt, ein niederes oder höheres Schulamt etwa, mit seinen täglichen anstrengenden Aufgaben übernehmen: er mochte und konnte es nicht, weil er, obwohl an Kenntnissen reich und überreich, der strengen Gedankenzucht und methodischen Lehrweise entwöhnt und entfremdet war, ja vielleicht auch, weil von Hause aus seinem blißartigen Geiste eine ruhig fortschreitende Unterrichtsweise versagt war. Nur für gleichartig Beanlagte, wie später sein eigener Sohn es war, wäre er der rechte und fruchtbare Lehrer gewesen und ist es gewesen; für den langsameren Verstand der Mittelmenschen war seine Art wenig geschaffen; nur göttliche Geisteskraft hätte ihn auch dazu ausrüsten können. Sie würde

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