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240.

Wir sind nur herrschsüchtig in so fern wir auch Menschen sind; denn was heißt herrschen anders, in dem Sinn, wie es hier gebraucht wird, als auf seine eigne Weise, ungehindert thätig zu sein, feines Da seins möglichst genießen zu können. Dies fordert jeder rohe Mensch, mit Willkühr, jeder gebildete mit wahter Freiheit und vielleicht erscheint bei uns Frauen dieses Streben nur lebhafter, weil uns die Natur, das Herkommen, die Geseze eben so gut zu verkürzen scheinen, als die Männer begünstigt sind. Was diese besißen, müssen wir erwerben, und was man erringt, behaup= tet man hartnäckiger, als das, was man ererbt hat.

241.

Ich wünschte, daß wir gar nicht nöthig hätten, uns etwas zu versagen, sondern daß wir dasjenige gar nicht kennten, was wir nicht besißen sollen. Leider ist in unsern Zustånden alles zusammen gedrängt, alles ist bepflanzt, alle Bäume hängen voller Früchte, und wir follen nur immer darunter weggehen, uns an dem Schatten begnügen und auf die schönsten Genüsse Verzicht thun.

242.

Mit Unrecht hält man die Menschen für Thoren, welche in rastloser Thätigkeit Güter auf Güter zu

häufen suchen; denn die Thätigkeit ist das Glück, und für den, der die Freuden eines ununterbrochenen Bestrebens empfinden kann, ist der erworbene Reichthum ohne Bedeutung.

243.

O ihr Menschen, wird die Noth, die euch unter Ein Dach, in Eine enge Hütte zusammen drångt, euch nicht duldsam gegen einander machen? Ist es an den ungeheuren Begebenheiten nicht genug, die auf euch und die Eurigen unaufhaltsam losdringen? Könnt ihr so nicht an euch selbst arbeiten, und euch mäßig und vernünftig gegen diejenigen betragen, die euch im Grunde nichts nehmen, nichts rauben wollen? Müfsen denn eure Gemüther nur so blind und unaufhaltsam wirken und drein schlagen, wie die Weltbegebenheiten, ein Gewitter oder ein ander Naturphänomen?

244.

Ein

Thiere sind nur Zerrbilder des Menschen. Reisender erzählt von der Stadt Graiß: daß er darin so viele Hunde und so viele stumme, halbalberne Menschen gefunden habe. Sollte es nicht möglich sein, daß der habituelle Anblick von bellenden unvernünftigen Thieren auf die menschliche Generation einigen Einfluß haben könnte?

245.

Eine Ableitung unserer Leidenschaften und Netgungen ist der Umgang mit Thieren gewiß.

Und wenn die Vernunft, nach dem gemeinen deutschen Ausdruck, manchmal still stehen kann; so steht sie gewiß in Gegenwart der Hunde still.

246.

Dem wohldenkenden Menschen kommt nur dann etwas scandalds vor, wenn er Bosheit, Uebermuth, Lust zu schaden, Widerwillen zu helfen, bemerkt. Da= von wendet er sein Auge weg; findet dagegen aber kleine Fehler und Mängel lustig, und verweilt besonders mit seiner Betrachtung gern bei Geschichten, wo er den guten Menschen in leichtem Widerspruch mit sich selbst, feinen Begierden und seinen Vorsägen findet; wo alberne und auf ihren Werth eingebildete Choren beschämt, zurecht gewiesen oder betrogen werden; wo jede Anmaßung auf eine natürliche, ja auf eine zufällige Weise bestraft wird; wo Vorfäße, Wünshe und Hoffnungen, bald gestört, aufgehalten und vereitelt, bald unerwartet angenähert, erfüllt und be= stätigt werden. Da wo der Zufall mit der menschlichen Schwäche und Unzulänglichkeit spielt, hat er am Liebsten seine stille Betrachtung, und keiner seiner

Helden, deren Geschichten er bewahrt, hat von ihm weder Tadel zu besorgen noch Lob zu erwarten.

247.

Der Mensch ist niemals ganz Herr von sich selbst. Da er die Zukunft nicht weiß, da ihm sogar der nächste Augenblick verborgen ist; so hat er oft, wenn er etwas ungemeines vornimmt, mit unwillkührlichen Empfindungen, Ahnungen, traumartigen Vorstellungen zu kämpfen, über die man kurz hinterdrein wohl lachen fann, die aber oft in dem Augenblicke der Entscheidung höchst beschwerlich sind.

248.

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Falsche Namensverwandtschaften unterhalten oft den Begriff eines falschen Verhältnisses, und es ist Pflicht, jedem Irrthum und Mißverständniß so viel als möglich vorzubeugen, und gegen alles Wunderbare zu arbeiten, damit das Merkwürdige feinen Plaß behaupte.

249.

Wenn uns im römischen Carneval während des Laufs dieser Thorheiten, der rohe Pulcinell ungebühr= lich an die Freuden der Liebe erinnert, denen wir un= ser Dasein zu danken haben, wenn eine Baubo auf

öffentlichem Plaße die Geheimnisse der Gebährerin entweiht, wenn so viele nächtlich angezündete Kerzen uns an die lehte Feierlichkeit erinnern, so werden wir mitten unter dem Unsinne auf die wichtigsten Scenen unsers Lebens aufmerksam gemacht.

Noch mehr erinnert uns die schmale, lange, ge= drángtvolle Straße an die Wege des Weltlebens, wo jeder Zuschauer und Theilnehmer mit freiem Gesicht, oder unter der Maske, vom Balkon, oder vom Gerůstè, nur einen geringen Raum vor und neben sich übersicht, in der Kursche oder zu Fuße, nur Schritt für Schritt vorwärts kommt, mehr geschoben wird als geht, mehr aufgehalten wird, als willig stille steht, nur eifriger dahin zu gelangen sucht, wo es besser und froher zugeht, und dann auch da wieder in die Enge kommt, und zuleßt verdrängt wird.

Dürfen wir fortfahren, ernsthafter zu sprechen, als es der Gegenstand zu erlauben scheint; so bemerken wir: daß die lebhaftesten und höchsten Vergnügen, wie die hier vorbeifliegenden Pferde, nur einen Augenblick uns erscheinen, uns rühren, und kaum eine Spur in der Seele zurück lassen, daß Freiheit und Gleichheit nur in dem Taumel des Wahnsinns genossen werden können, und daß die größte Lust nur dann am höchsten reizt, wenn sie sich ganz nahe an die Gefahr drängt, und lüstern ängstlich-süße Empfindungen in ihrer Nähe genießet.

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