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Das Schlachtfeld von Cannä.

(Mit einer Skizze.)

Von Konrad Lehmann.

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In seinem großen Werke Antike Schlachtfelder widmet Kromayer der Schlacht bei Cannä eine besonders ausführliche Untersuchung, (Berlin 1912, Band III, 1, S. 278–388), und gelangt zu dem Ergebnis, daß das Schlachtfeld auf dem rechten Aufidus-Ufer, und zwar unterhalb Cannä anzusetzen sei. In seiner Vorbemerkung" sagt er (S. 280): „Bei einer Untersuchung über die Schlacht von Cannä sind es vor allem zwei Probleme, welche die Aufmerksamkeit fesseln und vielfache Behandlung gefunden haben, nämlich erstens das lokale Problem, mit welchem die Frage nach der strategischen Gesamtsituation eng verbunden ist, und zweitens das taktische Problem, welches nur den Gang der Schlacht selbst betrifft. Beide Probleme stehen hier in loserem Zusammenhange als sonst, da anerkanntermaßen die Schlacht in der Ebene stattgefunden hat und Terrainunebenheiten auf ihren Gang keinen Einfluß gehabt haben."

Mir scheint jedoch dieses Urteil nicht zutreffend zu sein. Vielmehr bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß das Gelände von geradezu ausschlaggebendem Einfluß auf die Wahl des Kampfplatzes seitens der römischen Heeresleitung gewesen ist und daß die zuverlässige Ermittelung der Stätte jenes weltgeschichtlichen Ringens zwischen der römischen Bürgerwehr und dem genialen karthagischen Feldherrn durchaus nicht ohne Bedeutung für die Beurteilung der römischen Taktik bei Beginn des großen Krieges ist. Eine Nachprüfung des topographischen Ansatzes Kromayers und damit zugleich der übrigen Forschungen über das Schlachtfeld von Cannä scheint mir daher wichtig genug, um ihr eine erneute Untersuchung zuteil werden zu lassen.

Kromayer läßt (S. 295) „die römische Schlachtreihe von dem Rideau bei Rione del Carcere bis etwa nach Rione Vecchia an der Chaussee nach Barletta und die Karthager ihnen südlich gegenüber Aufstellung nehmen".

Dagegen sind jedoch zunächst schwere sachliche Bedenken geltend zu machen, die übrigens in der Hauptsache schon von Hans Delbrück gegen die Annahmen von Wilms, Hartwig und Schwab hervorgehoben

worden sind'). Erstens wäre eine Stellung der Römer mit dem Rücken gegen das Meer, das überdies nach Kromayer nur etwa 5 bis 6 km hinter ihrer Linie gelegen hätte, ein grober Verstoß gegen die einfachsten Grundregeln der Heerführung gewesen. Die große, schwer bewegliche Truppenmasse, wie sie Rom bis dahin noch niemals auch nur in annähernder Stärke im Felde beisammen gehabt hatte, hätte sich ihrer Bewegungsfähigkeit vollständig beraubt und sich in die größte Gefahr gebracht, vom Feinde in die See geworfen zu werden. Eine solche an sich höchst bedenkliche und fehlerhafte Maßregel ist vernünftiger Weise als Ausnahme nur denkbar entweder bei einem Angreifer, der im Vertrauen auf seine unbedingte taktische Überlegenheit ein solches Wagnis nicht scheut, wenn er dadurch den Sieg desto vollständiger und für den Gegner vernichtender gestalten zu können glaubt, oder für ein angegriffenes und in äußerste Bedrängnis geratenes Heer, wenn es dem Gegner auf andere Art nicht mehr ausweichen konnte und nur noch durch einen Sieg auf dem Schlachtfelde sich aus seiner verzweifelten Lage retten zu können hoffen darf. Keiner von beiden Fällen jedoch trifft auf die Römer zu. Sie suchten zwar notgedrungen die Entscheidung, aber keineswegs in einem beliebigen Gelände und mit solcher Unbedingtheit wie Hannibal. Außerdem waren nicht die Römer die taktisch überlegenen und manövrierfähigeren, sondern wie sie selbst genau wußten, die Karthager. Ferner war es doch Varro, der das Schlachtfeld aussuchte, ohne dabei irgendwie durch den Feind gedrängt worden zu sein, indem er über den Fluß ging und den Gegner erst hinter sich herzog. Unter diesen Umständen wäre die Wahl des Schlachtfeldes mit dem Rücken gegen die nahe See seitens der römischen Heeresleitung militärisch sinnlos gewesen; vielmehr hätte Varro gerade eine Stellung wählen müssen, die ihm die Verbindung mit der Via Appia und Rom gestattet, die Karthager aber genötigt hätte, unter möglichst ungünstigen Bedingungen, eben mit dem Rücken gegen das Meer, die Entscheidung zu suchen2). Außerdem hätte die Rücksicht auf die Verpflegung den Römern die von Kromayer vorgeschlagene Aufstellung unbedingt verbieten müssen. Kromayer selbst sagt (S. 300 f.): „Nicht nur in taktischer Hin

1) Geschichte der Kriegskunst. 2. Aufl. Berlin 1908. Band I, S. 331 ff. und Die Schlacht bei Cannä. Historische Zeitschrift (Band 109), 3. Folge, 13. Band (1912), S. 502 ff.

2) Vgl. Delbrück, Kriegskunst, S. 332f.: „Eine Stellung der Römer abwärts von den Puniern am Aufidus mit dem Rücken gegen das Meer ist, soweit ich sehe, weder mit der gesunden Vernunft noch mit dem Verlauf der Ereignisse vor, während und nach der Schlacht zu vereinigen. Die Römer hatten die Möglichkeit, Hannibal zur Schlacht herauszufordern, indem sie mit einer guten, natürlichen Rückzugslinie aus dem Hügelland etwas in die Ebene vorrückten. Weshalb sollen sie stattdessen, um Hannibal geradezu herumgehend, eine Stellung ohne natürlichen Rückzug gewählt haben?"

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sicht stellte die Bewältigung dieser Massen Aufgaben, denen die damaligen (römischen) Führer sich nicht gewachsen gezeigt haben, sondern fast noch größer müssen wir uns die Schwierigkeiten für die Verpflegung vorstellen. Hier mußten in dem nach unseren Begriffen dünn bevölkerten Lande mit seinen mehr als mangelhaften Kommunikationen die weitgehendsten Vorkehrungen getroffen werden. Wir können uns die Schwierigkeiten der Ernährung solcher Massen unter diesen Umständen kaum groß genug vorstellen." Dazu kommt, daß nach Polybius III, 107, 2ff. Hannibal gerade durch die Wegnahme Cannäs und der dort von den Römern angelegten Magazine seine Gegner in die größte Verlegenheit gebracht hatte1), und daß diese ganze Gegend bereits ausgesogen war2). Ferner ist nach Pol. III, 112, 2 Aemilius Paullus selbst der Überzeugung, daß Hannibal wegen Verpflegungsschwierigkeiten sich nicht lange mehr würde in dieser Gegend halten können 3). Um so unverständlicher wäre es gewesen, wenn Varro ohne Not mit seinem großen Heere, das mit dem Troß kaum weniger als 100000 Mann zu Fuß und 10000 Tiere gezählt haben kann, eine Stellung mit dem Rücken gegen die See gewählt hätte, zumal da eine ausreichende Versorgung solcher Massen durch Schiffssendungen von Unteritalien und Sizilien her frühestens in einigen Wochen möglich gewesen wäre.

Zweitens ist gegen Kromayers Auffassung der sachliche Einwand zu machen, daß hier die römische Aufstellung mit ihrer linken Flanke völlig ungedeckt in der freien Ebene stehend erscheint. Bei der unbedingten Überlegenheit gerade der karthagischen Reiterei über die römische nicht nur an Gefechtswert, sondern auch an Zahl hätte die römische Heeresleitung auf diese Weise es dem Gegner doch gar zu leicht gemacht, die von ihm mit allen Mitteln erstrebte Umgehung auszuführen und durch einen Rückenangriff die einzige gefährliche Stärke der Legionsphalanx, die Stoßkraft nach vorn, lahmzulegen. Übrigens stand auf diesem Flügel die bundesgenössische Reiterei der Römer, während die nationalrömische an den Aufidus angelehnt war. Da wir jedoch von Polybius (III, 107, 6) hören, daß die gesamte Bundesgenossenschaft der Römer bereits unzuverlässig zu werden angefangen hatte (τῶν συμμάχων πάντων μετεώρων övtor Tais diaroiaus), wäre es zum mindesten verwunderlich, wenn Varro an diesen gefährdetsten Platz nicht seine besten Streitkräfte gestellt hätte. 1) (Αννίβας) καταλαμβάνει τὴν τῆς Κάννης . . ἄκραν· εἰς γὰρ ταύτην συνέβαινε τόν τε σῖτον καὶ τὰς λοιπὰς χορηγίας ἀθροίζεσθαι τοῖς Ῥωμαίοις ..., ἐκ δὲ ταύτης ἀεὶ πρὸς τὴν χρείαν ἐπὶ τὸ στρατόπεδον παρακομίζεσθαι. . . . τῆς παρασκευῆς δὲ καὶ τῆς ἄκρας τότε καταληφθείσης οὐ μικρὰν συνέπεσε ταραχὴν γενέσθαι περὶ τὰς τῶν Ῥωμαίων δυνάμεις.

2) της χώρας καταφθειρομένης.

3) ὁρῶν, ὅτι ταχέως αναγκασθήσονται μεταστρατοπεδεύειν οἱ Καρχηδόνιοι διὰ τὸν πορισμὸν τῶν ἐπιτηδείων.

Also auch rein taktische Gründe sprechen gegen die Kromayer'sche Auffassung.

Drittens halte ich Kromayers Vorstellung von der Verpflegung des römischen Heeres, auf welche er seine Ansicht von den Heeresbewegungen aufbaut, für militärisch unhaltbar. Er faßt (S. 283) die Angabe des Polybius III, 107, 2 so auf, daß die römischen Truppen bereits in der Zeit, als sie noch im Winterlager bei Gerunium standen, bis zur Wegnahme der Magazine von Cannä durch Hannibal von hier aus ihre Lebensmittel bezogen hätten. S. 301 schränkt er diese Anschauung freilich ein wenig ein, indem er sagt: „Nun hatten die beiden konsularischen Heere schon bei Gerunium ihre Verpflegung nach Polybius auf Apulien gestützt, wenn auch wohl kaum ausschließlich, so doch zum großen Teil. Cannä war das Hauptmagazin gewesen, aus dem die Transporte zur Armee erfolgten." Gerunium (Colle d'Armi bei Castel Dragonara, 26 km nordwestlich Lucera, des alten Luceria) liegt jedoch von Cannä nicht weniger denn 105 km entfernt. Schon diese bedeutende Entfernung macht Kromayers Auslegung der polybianischen Angabe unwahrscheinlich. Denn wieviel Fuhrwerke und Tragtiere nebst Troßleuten hätten auf der 3 bis 4 Tagemärsche weiten Strecke dauernd unterwegs sein müssen, um auch nur für 30000 Mann die Lebensmittel herbeizuschaffen? Vor allem aber, hätte nicht Hannibals Reiterei Gelegenheit finden sollen, jeden dieser Transporte abzufangen? Überdies wenn die Römer bei Gerunium ihre Lebensmittel aus dem 105 km entfernten Cannä hätten beziehen wollen, wozu hätten sie diese dann erst aus Canusium nach dem nur 10 km entfernten Cannä und nicht unmittelbar nach Gerunium senden sollen?')

Wichtiger aber noch als diese sachlichen Bedenken scheinen mir einige quellenkritische Erwägungen zu sein, die der Kromayer'schen Anschauung widerstreiten.

Denn nach Polybius und Livius stand Hannibal zu der Zeit, als sich ihm das römische Heer, um die Schlachtentscheidung zu suchen, näherte, bei Cannä, also auf dem rechten Aufidus-Ufer, am Tage der Schlacht aber ging er über den Fluß. Das Schlachtfeld wäre demnach auf dem linken. Ufer zu suchen. Auf demselben Ufer, auf welchem die Schlacht stattfand, war beiden Quellen zufolge das kleinere römische Lager, das größere mithin auf dem rechten. Das paßte jedoch nicht zu Kromayers Grundauffassung, wonach das römische Heer aus der Gegend von Gerunium her kam; denn danach hätte das größere römische Lager auf dem linken, das über den Fluß vorgeschobene kleinere hingegen auf dem rechten Ufer sein müssen. Infolgedessen glaubt Kromayer sich die Bewegungen Hannibals anders vorstellen zu müssen und faßt die Worte des Polybius III,

1) Pol. 107, 3: εἰς γὰρ ταύτην συνέβαινε τόν τε σῖτον καὶ τὰς λοιπὰς χορηγίας ἀθροίζεσθαι τοῖς Ῥωμαίοις ἐκ τῶν περὶ Κανύσιον τόπων.

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111, 11: (Αννίβας) κατεστρατοπέδευσε ποιούμενος τον χάρακα παρὰ τὴν αὐτὴν πλευρὰν τοῦ ποταμοῦ τῇ μείζονι στρατοπεδείᾳ τῶν ὑπεναντίων als ein „Verlegen" des karthagischen Lagers auf das linke Flußufer auf (S. 284). Seine Auffassung von der Entwickelung der Heeresbewegungen legt er S. 304 folgendermaßen dar: „Hannibal hatte sein Lager bisher in unmittelbarer Nähe des eroberten Cannä und der Magazine gehabt; jetzt geht er den Römern entgegen über den Fluß in die große Ebene hinein, in der sie lagern. Natürlich hat Hannibal das Südufer damit nicht ganz aufgegeben. Hier liegen ja seine Magazine und Cannä. Er hat in dem Orte eine genügende Besatzung gelassen, um ihn zu decken. Das ist so selbstverständlich, daß eine Nichterwähnung dieser Tatsache bei einem Militär wie Polybius nicht auffällt." Er setzt also auch bei den Karthagern zwei Lager voraus, während die Quellen dies nur für die römische Seite berichten. Ja, der Wortlaut des Livius verbietet diese Auslegung ausdrücklich, wie Kromayer selbst zugibt, indem er freilich den Wert des livianischen Zeugnisses leugnet (Anm. 3): „Livius widerspricht allerdings positiv; er sagt (XXII, 44, 3): ex minoribus castris liberius aquabantur Romani, quia ripa ulterior nullum habebat hostium praesidium. Indessen wiegt ja eine militärische Notiz, welche sich nur bei Livius findet, nicht eben schwer." Einer solchen Behandlung ausdrücklicher Angaben des Livius kann ich mich ohne zwingendere Gründe nicht anschließen, umsoweniger da auch bei Polybius von einem Wechsel des Ufers durch Hannibal vor dem Schlachttage nichts steht. Vielmehr bedeutet xarɛorQaToлéder nach dem Zusammenhange des Berichtes nur das Beziehen eines Feldlagers behufs Annäherung an den Feind und Vorbereitung der Feldschlacht im Gegensatz zu der Besetzung der Höhenstellungen bei Cannä, die Hannibals einziger Rückhalt in Feindesland waren1). Ich sehe also keinen Anlaß, eine solche Umdeutung der Quellen als nötig oder auch nur möglich anzuerkennen, und halte es für wahrscheinlicher, daß der Fehler in Kromayers eigener Voraussetzung zu suchen sein wird.

κατεστρατο

Auch die Ansetzung der beiden Heere auf dem von Kromayer angenommenen Schlachtfelde befindet sich nicht in der erforderlichen Übereinstimmung mit den Quellenzeugnissen. Denn erstens sagt Polybius (113, 3): (Varro) τοὺς μὲν οὖν τῶν Ῥωμαίων ἱππεῖς παρ' αὐτὸν τὸν ποταμὸν . . κατέστησε, und (§ 7): (Hannibal) ἐτίθει δ ἐπ ̓ αὐτὸν μὲν τὸν ποταμὸν τοὺς Ἴβηρας καὶ Κελτοὺς ἱππεῖς ἀντίους τοῖς τῶν Ῥωμαίων iллεvб. Polybius betont also an beiden Stellen nachdrücklich, daß der

1) Vgl. Pol. III, 111, 11.: 'Αννίβας δὲ καλεῖ τὰ πράγματα μάχεσθαι καὶ συμβάλλειν παρακλήσεως τὸν καιρὸν συνῆγε τοὺς πολλούς. σας πάντας εἰς τοὺς πέριξ τόπους, ήρετο - χρήμα κατεστρατοπέδευσε usw.

κατὰ τὸν αὐτὸν καιρὸν θεωρῶν, ὅτι τοῖς πολεμίοις . . κρίνας προσδεῖσθαι ἀθροισθέντων δὲ περιβλέψαι κελεύΤαῦτα διαλεχθεὶς - - ἀφῆκε καὶ παρα

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