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solchen Durchbruch für die Schlachten am Trebia und am Trasimenus mit Nachdruck hervorhebt, bei Cannä nichts davon zu berichten. Zweitens bedeutet das διέκοψαν τὴν τάξιν auch gar nicht einen Massendurchbruch des römischen Fußvolks durch die karthagischen Linien, sondern nur eine Zerstörung der ursprünglichen Aufstellung der Kelten und Iberer, des μηνοειδές σχήμα).

Dieselbe Stelle nun, die sich uns als das Schlachtfeld ergeben hat, auf welchem über 75000 oder jedenfalls mindestens 50000 Mann an einem Tage ihr Leben aushauchten, heißt im Volksmunde noch heute „der

übergangen hat, und das wir ganz ebenso wie das Entkommen der durchgebrochenen Truppe nach dem Gange des Ereignisses einfach postulieren müssen. Die Tatsache, daß wir in diesem Punkt einen lückenhaften Bericht vor uns haben, ist nicht zu leugnen.“

2) Polybius berichtet 115, 5 das Zurückweichen der keltisch-iberischen Abteilungen nach kurzem, tapferem Widerstande (ἐπὶ βραχὺ μὲν οὖν τῶν Ἰβήρων καὶ τῶν Κελτῶν ἔμενον αἱ τάξεις καὶ διεμάχοντο τοῖς Ῥωμαίοις γενναίως· μετὰ δὲ ταῦτα τῷ βάρει θλιβόμενοι κλίνοντες ὑπεχώρουν εἰς τοἐπίσω λύσαντες τὸν μηνίσκον). Dann fährt er fort: „Indem die römischen Manipel ihnen folgten, zerstießen sie leicht die feindliche Stellung" (αἱ δὲ τῶν Ῥωμαίων σπεῖραι κατὰ τὴν ἐκθυμίαν ἑπόμενοι τούτοις διέκοψαν ῥᾳδίως τὴν τῶν ὑπεναντίων τάξιν), und zwar liegt der Ton offenbar auf dem „leicht"; denn wenn einmal die karthagische Linie ins Wanken geraten war, so war das ἕπεσθαι und διακόπτειν τὴν τάξιν seitens der Römer ziemlich selbstverständlich, wohl aber bedurfte die leichte Überwindung dieses Teiles der karthagischen Streitmacht einer besonderen Erklärung. Der Sinn der Stelle ist also: es wurde den Römern leicht, die feindliche Aufstellung zu zerstoßen aus zwei Gründen: erstens weil Hannibals Linie keine große Tiefe hatte, zweitens weil infolge der μηνίσκος-Stellung der Kelten und Iberer in der Mitte der Kampf begann und demzufolge auch die Mitte des Legionsfußvolks früher zum Sturmangriff kam und vor die beiden Flügel vorprallte (ἅτε δὴ τῶν μὲν Κελτῶν ἐπὶ λεπτὸν ἐκτεταγμένων, αὐτοὶ δὲ πεπυκνωκότες ἀπὸ τῶν κεράτων ἐπὶ τὰ μέσα καὶ τὸν κινδυνεύοντα τόπον· οὐ γὰρ ἅμα συνέβαινε τὰ κέρατα καὶ τὰ μέσα συμπίπτειν, ἀλλὰ πρῶτα τὰ μέσα διὰ τὸ τοὺς Κελτοὺς ἐν μηνοειδεῖ σχήματι τεταγμένους πολὺ προπεπτωκέναι τῶν κεράτων ἅτε τοῦ μηνίσκου τὸ κύρ τωμα πρὸς τοὺς πολεμίους ἔχοντος). Noch immer aber ist von einem Durchbruch keine Rede, sondern nur von einem Nachdrängen der Römer hinter der weichenden feindlichen Mitte (πλὴν ἑπόμενοί γε τούτοις οἱ Ῥωμαῖοι καὶ συντρέχοντες ἐπὶ τὰ μέσα καὶ τὸν εἴκοντα τόπον τῶν πολεμίων). Als Erfolg dieser Bewegung sehen wir auch jetzt noch keinen Durchbruch, sondern nur die Einklammerung der vorgedrungenen römischen Mitte auf beiden Flanken durch. die Libyer (οὕτως ἐπὶ πολὺ προέπεσον ὥστ' ἐξ ἑκατέρου τοῦ μέρους κατὰ τὰς ἐκ τῶν πλαγίων ἐπιφανείας τοὺς Λίβυας αὐτῶν γενέσθαι τοὺς ἐν τοῖς βαρέσι καθοπλισ μοῖς. · — ἐξ οὗ συνέβη κατὰ τὴν ̓Αννίβου πρόνοιαν μέσους ἀποληφθῆναι τοὺς Ῥωμαίους ὑπὸ τῶν Λιβύων κατὰ τὴν ἐπὶ τοὺς Κελτοὺς παράπτωσιν). Versteht man also unter dem διέκοψαν τὴν τῶν ὑπεναντίων τάξιν nur die Zerstärung der ursprünglichen Aufstellungsform der Kelten und Iberer, nicht aber einen Massendurchbruch der Römer, so ist an der polybianischen Darstellung nichts aus

zusetzen.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte XV 1/2.

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Konrad Lehmann, Das Schlachtfeld von Canni.

Blutacker“ (Pezzo del sangue)'). Die Verteidiger der Linksufer-Theorie haben die Beziehung dieses Namens auf die Hannibalschlacht für unmöglich erklärt und gemeint. daß diese Bezeichnung auf irgend ein anderes lokales Vorkommnis oder auf einen der mittelalterlichen Kämpfe in dieser Gegend zu beziehen sei2). Auch ich bin im allgemeinen nicht geneigt, einer solchen unbestimmten Überlieferung einen großen Wert beizumessen. Da indessen die übrigen Kämpfe, die sich in der Umgegend von Cannä abgespielt haben, sich erstens mangels unzureichender Quellenangaben gar nicht auch nur annähernd localisieren, zweitens an Umfang wie an geschichtlicher Bedeutung sich auch nicht entfernt mit der Schlacht des Jahres 216 v. Chr. vergleichen lassen3), und da ferner die kritische Betrachtung des polybianischen Berichtes uns völlig unabhängig von jener Volksüberlieferung auf die Terre di Caraldo geführt hat, so bin ich doch nicht abgeneigt, die Pezzo del Sangue auf die große Römerniederlage zu beziehen.

Sache einer weiteren Untersuchung soll es sein, die sich aus der Ermittelung des Schlachtfeldes ergebenden Schlußfolgerungen für die römische Manipulartaktik und Bewaffnung zu ziehen.

1) Hierher hat auch schon Chaupy, der bereits oben (S. 168) von uns anerkennend erwähnt wurde wegen seiner richtigen Deutung der polybianischen Angaben über die Aufstellung der beiden Heere, das Schlachtfeld verlegt (a. a. O. S. 500): C'est donc sur la rive gauche de l'Aufide, où la plaine ne connoît point de bornes, et dans l'endroit précis qui en porte encore le nom de Campo-del-sangue, que se passa ce grand évènement. Freilich beschränkte sich seine Erkenntnis auf die quellenkritisch-topographische Ermittelung des linken Flußufers ohne klare Anschauung von den militärischen Bedingungen.

2) z. B. Huelsen in Pauly-Wissowas Realencyclopädie unter Cannae.

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3) 89 v. Chr.: Cosconius' Sieg über die Samniten. Vgl. Appian, bell. civ. I, 52: ὁ Κοσκώνιος ἐλαττούμενος (von Canasium) ἐς Κάννας ὑπεχώρει. Τρε βάτιος δ' αὐτὸν ὁ τῶν Σαυνιτών στρατηγός, ποταμοῦ διείργοντος, ἐκέλευεν ἢ περάν ἐπ' αὐτὸν ἐς μάχην, ἢ ἀναχωρεῖν ἵνα περάσειεν, ὃ δἀναχωρεῖ, καὶ διαβάντι τῷ Τρε βατίῳ προσπεσὼν μάχῃ τε κρείττων ἐγένετο, καὶ φεύγοντος ἐπὶ τὸ ῥεῦμα αὐτοῖ μυρίους καὶ πεντακισχιλίους διέφθειρεν· οἱ δὲ λοιποὶ μετὰ τοῦ Τρεβατίου διέφυγον ἐς Κανύσιον. Oktober 1018: Niederlage des Meles von Bari und seiner Normannen durch oströmische Streitkräfte irgendwo in der Umgegend von Cannae. 4. Mai 1041: Sieg der Normannen (2000 Mann). Vgl. Annalen von Bari: apud Montem Maiorem (Montemaggiore?) iuxta fluenta Aufidi initiatum est proelium. Und Wilhelm von Apulien: Agmine collecto Graecorum rursus ad amnem Cannis adfinem, qui dicitur Aufidus, omnes, Quos secum potuit Michael deducere, duxit. 26. Oktober 1201: Niederlage Dipolds von Schweinspennt durch Walter von Brienne (in territorio Barlettae prope pontem Cannarum, ad undam pontis Cannarum prope Barulum, Salpium, also zwischen der Ofantobrücke bei Cannä und dem See von Salpi. Vgl. Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig. Leipzig 1878. Band II, S. 45, Anm. 3.

Mitteilungen und Nachrichten.

Amerikanische Ausgrabungen in Medinet Habu im Jahre 1913. Von Ludwig Borchardt.

Der seither verstorbene Mr. Theo. M. Davis ließ auf Anraten des seither auch verstorbenen M. Maspero, damals noch Generaldirektor des ägyptischen Altertümerdienstes, in den ersten Monaten 1913 durch Mr. H. Burton einige Räume des Palastes Ramses' III'), den dieser sich in dem gleichfalls von ihm errichteten Tempel von Medinet Habu im westlichen Theben erbaut hatte, ausgraben. Ich hatte Gelegenheit, im Frühjahr 1914 die Grabungsstätte zu besichtigen und dabei die Hauptmaße abzuschreiten. An der Hand der danach gefertigten Skizzen (Abb. 1 u. 2) ist der Befund schnell zu erläutern.

Der Palast liegt2) mit seiner Achse senkrecht zu der des Tempels, seine Fassade bildet gleichzeitig die linke Seitenwand des ersten Tempelhofes. Hinter der Reihe von 8 Säulen, deren mittleres Paar weiteren Abstand zeigt als die übrigen, ist die Wand durch ein vorspringendes Mittelstück gegliedert. Die Mitte des Vorsprungs nimmt das über 2 m über dem Boden liegende bekannte Audienzfenster ein, unter dem die für diesen Platz charakteristische Szene in einem Reliefstreifen dargestellt ist: das Erscheinen hoher ägyptischer Beamter und der Völker des Nordens und Südens, vertreten durch Gesandte und Gefangene; die Gefangenen werden durch ägyptische Soldaten niedergeworfen, soweit sie nicht gutwillig grüßen"). Das Mittelstück der Darstellung, gerade unter dem Audienzfenster, ist das übliche Zeichen der Vereinigung beider Länder mit deren Wappenpflanzen. Der oben im Audienzfenster erscheinende König wird also gewissermaßen von diesem Symbol seiner Würde getragen. Die eben beschriebenen Darstellungen rechts und links von diesem Symbol sind Szenen, die sich hier vor dem Audienzfenster wohl oft ereignet haben mögen.

Rechts und links vom Fassadenvorsprung führt je eine Tür in den Palast, ganz hinten in der Westecke der Fassade noch eine weitere in den Hof zwischen

1) Vgl. dazu meine Bemerkungen im Baedeker, Aegypten S. 306.

2) Borchardt, a. a. O. und Hölscher, Das hohe Tor von Medinet Habu, S. 48 ff.

...

3) Vgl. Daressy, Note explicatif... de Medinet Habou, S. 102: „fêtes données

· par les soldats, qui se livrent à des luttes et à des exercices d'escrimes.“

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Tempel und Palast. Da das Terrain hinter der Fassade höher liegt als im Tempelhof, so befinden sich hinter den Türen ansteigende Rampen. Durch die beiden Türen neben dem Vorsprung kommt man in schmale Vorräume, die zu beiden Seiten des dem Fassadenvorsprung entsprechenden Hauptsaales sich

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Die vordern Räume des Palastes Ramses' III. in Medinet Habu. Grundriß.

befinden. Dieser ist dreischiffig mit zwei Säulenreihen, deren Lage und Höhe durch die Balkenspuren in der Hinterseite der Fassadenmauer genau bezeichnet sind. Überhaupt zeigt uns diese Hinterseite eigentlich noch den vollständigen Abdruck des sich an sie einst anschließenden Gebäudes, so daß ich danach den Schnitt durch dasselbe einwandfrei skizzieren konnte

(Abb. 2). Die Außenseiten des Gebäudes waren geböscht, aber anscheinend ohne den in stärkerer Böschung die Tempelmauer tragenden Sockel; sie waren über das flache Dach hochgeführt und oben mit Rundstab und Hohlkehle gegekrönt. Die beiden Vorräume waren mit parabolischen Tonnen überwölbt. Der Hauptsaal in der Mitte überragt die Vorräume, so daß ihm hohes Seitenlicht zugeführt werden konnte. Der Schnitt zeigt also den üblichen basilikalen Typus der ägyptischen Wohnhausschnitte, auch mit den von mir schon aus alten Abbildungen erschlossenen1) hochgeführten Fassadenmauern. Im Hauptsaal führt eine zweiläufige flache Treppe zur Rückseite des Audienzfensters empor. Die Lage der Verbindungstüren zwischen den Haupt- und den beiden Nebenräumen, sowie der Türen von da ins Freie ist durch die noch an ihren Stellen liegenden Schwellen gesichert. Hinter dem Hauptsaal des Teiles hinter der Fassade, der der „breiten Halle" im gewöhnlichen Wohnhause entspricht, liegt die „tiefe Halle", die hier zum Thronsaal wird. An ihrer Hinterwand ist der mit drei Treppen ersteigbare Untersatz des Thrones noch erhalten. Mit den Säulen davor sieht es aus, als habe er unter einem Baldachin

Abb. 2.

Schnitt durch die vordersten Räume des Palastes Ramses' III. in Medinet Habu, gegen NO gesehen.

gestanden. Dies ist aber nur scheinbar, die beiden Säulen vor dem Thron sind nur die letzten von zwei Reihen. Als Wandauflager der Architrave für diese Reihen dienten zwei in die Ziegelwand eingelegte Sandsteinpfeiler. Gleiche finden sich noch an zwei Stellen in diesem Gebäude, einer dicht an der Ecke des Pylons, der also eine von SO nach NW gehende Säulenreihe bestimmt, und zwei im nordwestlichen Teile des Gebäudes, gleichfalls für einen SO-NW laufenden Architrav. Die Ziegelmauern um diese Pfeiler sind fast völlig abgetragen, ebenso alle übrigen. Nur die Türschwellen, die aus Haustein sind, gaben mir noch Anhaltspunkte, den Mauerverlauf zu sehen. So ergaben sich außer den geschilderten Haupträumen rechts und links vom Thronsaal ein kleineres Zimmer gleichfalls mit Untersatz für einen Thron und ein größerer Raum mit anschließender Waschgelegenheit.

1) Siehe Mitteilgn. der Deutschen Orient-Gesellschaft Nr. 52, S. 19 u. Zeitschrift f. Bauwesen 1916, Sp. 550 u. 557.

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