ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

etwa im Jahre 823 stattgefunden haben muß, erkennen wir1). So aber wird im Lebensbilde der geschichtlichen Semiramis wieder für einen Zug der Sage Raum. Daß der König sie als Gattin eines hohen Beamten kennen gelernt und sie dann zu seiner Gemahlin gemacht habe, ist wenigstens nicht ganz ausgeschlossen. Sie kann aber freilich auch als Tochter eines am Hofe Salmanassar's wirkenden babylonischen Beamten oder eines mit einer Babylonierin vermählten Assyrers die Augen des Königssohnes auf sich gezogen haben. Ob sie königlichen Geblüts war, wissen wir nicht.

Mit Obigem ist aber die Bedeutung des neuen Textes, soweit Semiramis in Betracht kommt, noch nicht erschöpft. Sie erstreckt sich auch auf die Entstehung der Sage, auf die Entwicklung der Sagengestalt aus der geschichtlichen Persönlichkeit.

Ich betrachtete es als bekannt und allgemein zugegeben, daß zum Bilde der Sagengestalt und Romanfigur die babylonische Kriegs-2) und Liebesgöttin Ištar und die sie betreffenden Legenden wesentliche Züge geliefert haben. Es komme nur darauf an, zu erklären, wieso die Gestalt der Semiramis zu solcher Verschmelzung reif geworden ist.

Den entscheidenden Wegweiser gibt der Umstand, daß Semiramis und ihr lediglich nach Niniveh eponym bezeichneter Gemahl in der Sage als erste Herrscher Assyriens galten, während in Wahrheit zu ihrer Zeit das selbständige assyrische Königtum auf ein mindestens 800 jähriges Bestehen zurückblicken konnte.

Es ist das umso bezeichnender, als bei Ktesias (Diod. II 1, 4) noch eine Erinnerung an den wahren Sachverhalt nachklingt3).

„In Asien“ hat es früher Könige (¿ygógio Baõikete) gegeben, or οὔτε πράξις ἐπίσημος οὔτε ὄνομα μνημονεύεται; mit Ninos, dem Könige der Assyrer, wird das anders. Eine solche Vorstellung kann unmöglich auf assyrischem oder babylonischem Boden erwachsen sein, sondern nur bei einem Fremdvolk von primitiven Sitten, das zur Zeit, da die Sammuramat an der Leitung der Geschicke Assyriens so bedeutsam beteiligt war, zum erstenmal mit den kriegerischen Assyrern in nähere und empfindliche Berührung kam, und von dem Reichtum und der Pracht

1) Erfolgte sie noch bei Lebzeiten Salmanassars III., als dessen Schwiegertochter sie in ihrer Steleninschrift ausdrücklich bezeichnet wird, so müßten wir, da jener 825 (824) starb, um zwei bis drei Jahre weiter zurückgehen.

2)

„Istar, ihr Fest ist der Kampf,

wenn sie hüpfen zum Angriff (?). Feuer kaum hält sie's in die Höhe (?) werden (?) sie (schon) zu Asche (?).“

siehe H. Zimmern, Istar und Saltu, ein altakkadisches Lied (Verh. Sächs. Ges. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 68 [1916] Heft I, S. 12f.). Vgl. oben S. 250 Anm. 1.

3) Siehe bei Roscher Bd. IV, Sp. 690.

seiner Städte Kunde erhielt. Dann erklärt es sich vollauf, daß diese Herrscherin als Begründerin der assyrischen Macht und Herrlichkeit betrachtet wurde. Das trifft, wie ich betonte, in besonderem Maße zu für die Meder, deren erste nachdrückliche Kämpfe mit den Assyrern gerade unter Adadnirari's Regierung fielen, d. h. in die Zeit, da in Wahrheit Semiramis, seine Mutter, die Geschicke des Reiches lenkte. Vorher ein vorläufiger Zusammenstoß unter Salmanassar III. im 24. Regierungsjahr und ein weiterer unter Samsi-Adad, dem Gemahl der Semiramis. Ktesias aber schöpft, wie verschiedentlich und ganz unabhängig von der Semiramis-Frage u. A. von Duncker und Noeldeke erkannt wurde, aus medischpersischen Gesängen, Legenden und Mären1), und der Hinweis auf die Hose als ein für die Tracht der Meder und Perser charakteristisches Kleidungsstück, stützt diese Erkenntnis 2).

Jetzt aber kommt als wesentlich hinzu, daß von den acht Feldzügen, die die Eponymenchronik für Adadnirari's Regierung verzeichnet, der erste in sein erstes Regierungsjahr nach offizieller Rechnung, d. h. in das erste Jahr der Regentschaft, alias der Alleinherrschaft der Semiramis fiel. Mit anderen Worten, die nachdrücklichen Kämpfe der Assyrer gegen die Meder wurden von der Semiramis eröffnet. Das ergibt eine kaum erwartete überraschende Bestätigung und ermöglicht eine schärfere Fassung meiner Erklärung der Sage.

Von den Medern und Persern ist die Sage wahrscheinlich schon lange, che das Zweistromland unter ihre Herrschaft geriet, dorthin zurückgelangt und mit weiteren Elementen einheimischer Tradition ausgestattet worden. Zu diesen gehört"), wie schon früher von Ungnad vermutet und durch die Scheil'sche Königsliste klar geworden 4), die Legende von einer altbabylonischen Dynastiegründerin, die, ursprünglich eine Schenkin und in Wahrheit wohl noch etwas Schlimmeres, im vierten Jahrtausend (oder zu Beginn des dritten) 100 Jahre lang geherrscht haben soll.

1) Klio I, S. 280 Anm. 6 und was dort zitiert wird. Bei Roscher IV Sp. 691. Die historische Semiramis, S. 52.

2) Bei Roscher a. a. O. 692 f. Die historische Semiramis, S. 64 f. Die Bemerkung bei Diodor II 10, daß die hängenden Gärten nicht von der Semiramis, sondern von einem späteren Könige herrühren, geht wie das ganze cap. 10 nicht auf Ktesias, sondern auf Kleitarchos als Nebenquelle Diodors zurück und polemisiert gegen Ktesias. Siehe P. Schnabel, Berossos und Kleitarchos, Diss. Jena 1912 (= Prolegom. u. Kommentar zu Berossos' Babyloniaka Kap. III) S. 34f. und die dort Zitierten. Danach sind meine Äußerungen a. a. O. zu berichtigen.

3) Elemente dieser sagenhaften Tradition finden wir sowohl bei Panyassis (Klio I, 281) wie in der Bezeichnung eines Tores der Stadt Babylon als „Tor der Semiramis“ (vielleicht im Anschluß an das in Babylon tatsächlich vorhandene Istartor, das freilich kein Stadttor im eigentlichen Sinne des Wortes war) in der Mär vom Falle Babels bei Herodot III. 155; siehe bei Roscher IV, 694 f. 4) Siehe Klio Bd. XIV, S. 126. Das Jahr 1913, S. 437.

Soviel über den neuen Text und den Gewinn für die Kenntnis der geschichtlichen Gestalt der Semiramis und der Entstehung der SemiramisLegende.

Indem ich im Übrigen auf meine früheren Darlegungen verweise, stelle ich hier im Rückblick

1) die Semiramis-Sammuramat betreffenden Tatsachen,

2) die in der Sage mehr oder weniger deutlich erhaltenen historischen Züge

zusammen.

1) Sammuramat, Babylonierin von Geburt und im Gedächtnis der Babylonier als Urheberin bedeutender hydrotechnischer Anlagen noch zu Herodots Zeiten fortlebend, wurde um das Jahr 825 die Gemahlin SamsiAdad's IV. und damit Schwiegertochter Salmanassar's III. (vgl. S. 252 Abs. 1).

Nach dem Tode ihres Gemahls führte sie die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Adadnirari. Durch die Einführung des babylonischen Gottes Nebo in Assyrien 787 bahnte sie einen staatsrechtlichen Ausgleich zwischen den unter assyrischem Szepter vereinigten einander feindseligen Völkern, den Assyrern und Akkadiern, an.

In ihr erstes Regierungsjahr fällt der erste ernstliche Zusammenstoß der Assyrer mit den Medern, der sich in der Folge während der Regierung ihres Sohnes, die in Wahrheit auch fürderhin eine Samtherrschaft von Mutter und Sohn gewesen sein wird, noch siebenmal wiederholte. Ebenso hatten die Assyrer zu ihrer Zeit im Gebiete des Urmia-Sees schwere Kämpfe mit den Urarto-Chaldern, den damaligen Bewohnern des späteren Armeniens, zu bestehen, die sich unter der Regierung ihres Enkels Salmanassars IV. fortsetzten.

2) Sicher geschichtliche Züge, die sich in der Sage erhalten haben, sind die Richtung der Feldzüge eben gegen die Meder und die Armenier und die Regentschaft für den unmündigen Sohn. Wahrscheinlich gehört hierher auch die Unzufriedenheit des Sohnes mit der seine Unmündigkeit überdauernden fortgesetzten mütterlichen Bevormundung.

Auch die Legenden von ihrer Bautätigkeit entbehren der tatsächlichen Grundlage nicht völlig: Dämme zur Regulierung der Bewässerung sind für Babylonien durch Herodot bezeugt, der Bau des Nebotempels in Kalach geht offenbar auf ihre Veranlassung zurück.

Eine Einwirkung der Sage auf die späteren Anschauungen über die assyrische Gesamtgeschichte liegt vor in der Vorstellung von den beiden assyrischen Dynastien, der der Derketaden1) und der des Gärtners

1) Daß sich an die Semiramis selbst Züge der Königberufungssage angeknüpft hatten, sahen wir bereits. Dahin gehört auch die Aussetzung nach der Geburt als Tochter der syrischen Göttin Derketo (Diod. II, 4) und das Aufwachsen im Verborgenen. Über diese und andere Züge der Sage Näheres bei Roscher IV, Sp. 693 f.

Beλntágas, die wir im Gegensatz zu Ktesias, der nur eine fortlaufende assyrische Dynastie kannte, bei dem Byzantiner Agathias „nach Bion und Alexander Polyhistor" finden.

Der Gärtner Bɛλntágas (bab. Bêl-êțir „Bêl hat errettet" oder „ist Retter") verkörpert die uralte Königsberufungsage1), die wir im Zweistromlande an mindestens zwei uralte assyrische Könige geknüpft sehen, an Sargon I. von Agade und an Bêlibni, den Gärtner des Königs Irraimitti, der sich, nachdem er zunächst vorübergehend auf den Thron gesetzt worden war, nach des Königs plötzlichem Tode der Herrschaft bemächtigt. Es ist klar, daß Beletaras als uralter König und Reichsgründer in dieser Fassung der Sage nur deshalb als Begründer einer zweiten späteren Dynastie auftritt, weil der erste Platz durch die Semiramis als Schöpferin des assyrischen Reiches und seiner ersten Dynastie sowie als Gründerin Babylons in Anspruch genommen war) 3).

1) Siehe S. 254 Anm. 1.

2) Vgl. meine Abhandlung Bytaras und Beintágas, Festschrift für Th. Noeldeke (1906). Dort ist auch (S. 1009) gegen Marquart, Die Assyriaka des Ktesias, nachgewiesen, daß Ktesias vor Ninos und Semiramis bis auf Sardanapal eine ununterbrochene Dynastie angenommen hatte. Vgl. bei Roscher IV, Sp. 696.

3) Daß Berossos die historische Semiramis kannte und chronologisch richtig bestimmte, was durch Ausfall eines Satzes und dadurch geförderte Verschiebungen bei seinen Benutzern verdunkelt wurde, habe ich Klio III 149; VIII 230 f.; X 484 ff. gezeigt. Berossos gedenkt auch der hängenden Gärten und berichtet, daß sie von Nabukodrossoros für seine medische Gemahlin Amytis geschaffen worden sind. Schnabel weist darauf hin, daß Kleitarchos bei Diodor II 10 (s. o. S. 253 Anm. 2) und bei Curtius V 1, 35 in der Hauptsache genau das Gleiche berichtet und betrachtet Berossos als direkte Quelle des Kleitarchos, den er mit erwägenswerten Gründen als Zeitgenossen Alexanders des Großen ablehnt und in die Zeit nach 260 v. Chr. verweist.

256

Die römische Industrie.

Wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungen.

Von Herman Gummerus.

Kapitel III1).

Die geschichtliche Entwicklung des römischen Goldschmied- und Juweliergewerbes.

1. Von den Anfängen bis auf c. 150 v. Chr.

Der Gold- und Silberschmied tritt bei allen Völkern auf einer verhältnismäßig frühen Kulturstufe auf. Davon aber ist bis zum Aufkommen einer einheimischen Goldschmiedekunst noch ein weiter Schritt. Was die Römer betrifft, haben wir allen Grund anzunehmen, daß die schlichten Bauern, die in vorgeschichtlicher Zeit die Dörfer auf dem Palatin, auf dem Oppius, auf der Velia und auf dem Quirinal bevölkerten), ihren geringen Bedarf an Schmuckgegenständen aus edlen Metallen durch den Ankauf von phönikischen, etruskischen und (später) griechischen Krämern befriedigten. Der Umstand, daß goldene und silberne Gegenstände in den älteren Gräbern auf dem Esquilin. am Forum und auf dem Quirinal nur ausnahmsweise gefunden werden), ist ein deutlicher Beweis dieser bäuerlichen Einfachheit.

Anders gestalteten sich die Verhältnisse, sobald Rom im VI. Jahrhundert unter die Herrschaft etruskischer oder mit den Etruskern eng verbundener Könige kam. Zwar sind auch in den Gräbern aus dieser Zeit keine größeren Gold- und Silberfunde gemacht worden. Dies aber mag teils, wie Pinza annimmt1), darauf beruhen, daß der Boden schon in römischer Zeit durchgraben und aller Wertsachen beraubt worden ist. teils darauf, daß bis jetzt keine Königsgräber und auch keine Gräber reicher Leute entdeckt worden sind. Warum wären nicht die römischen Könige ebenso prachtliebend wie die Nachbarfürsten von Praeneste und die der Falisker gewesen? Allerdings haben diese, wie die Funde be1) Einleitung nebst Kapitel I und II s. Klio XIV S. 129-189. 2) Vgl. Giov. Pinza, Monumenti primitivi di Roma Rom 1905, S. 776 ff.

=

Monumenti Lincei XV,

3) Pinza a. a. O. S. 552 ff. So auch in den Gräbern auf dem Albanerberge. 4) Pinza, Monumenti paleoetnologici raccolti nei musei Capitolini, Bull. della comm, arch. comun., 1912, S. 15 ff.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »