ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

302

Herman Gummerus, Die römische Industrie.

auch auf diesem klassischen Gebiet des Kleinhandwerks zusammen mit der Maschinentechnik der Fabrikbetrieb eingedrungen, ohne doch das eigentümliche Gepräge desselben wesentlich zu verändern. Als Kunsthandwerk ist das Goldschmied- und Juweliergewerbe im klassischen Altertum getrieben worden und als Kunsthandwerk blüht es auch in unseren Tagen weiter fort.

Nachtrag.

Zu Klio XIV S. 132. Ein Indizium dafür, daß aurarius nicht mit aurifex gleichbedeutend ist, gibt der Umstand, daß unter den Handwerkern, die in den Grabschriften christlicher Zeit aus Korykos in Kilikien genannt werden (Bull, corr. hell. VII 1883 S. 235 ff.), neben avgúgioı (Nr. 35. 36) auch zovoozóo (Nr. 10. 54. 55) vorkommen.

Zu S. 186 Nr. 171. Norton liegt, wie Hübner a. a. O. bemerkt, ganz in der Nähe des jetzigen Städtchens Malton. New Malton, Old Malton und Norton bilden fast eine Siedelung. Hier sind, nach gütiger Mitteilung F. Haverfields, ziemlich viele Überreste aus der Römerzeit gefunden worden, und Spuren eines römisch-britannischen Städtchens bzw. Dorfes sind noch vorhanden. Es ist daher nicht zu bezweifeln, daß die in der Inschrift erwähnte Goldschmiedewerkstatt sich hier befand. Das Alter der Inschrift ohne weiteres nach dem Gebrauch des Akkusativs statt Ablativ mit utor zu bestimmen, ist vielleicht übereilt.

303

Delphische Neufunde. III.

Von H. Pomtow.

III. Hippokrates und die Asklepiaden in Delphi.
(Fortsetzung von Bd. XV S. 1 -77.)

Zahlreiche Asklepiaden, darunter Hippokrates selbst, sind seit dem I. heiligen Krieg bis zum Ausgang des III. Jhdts. mit Delphi in Verbindung getreten, indem sie Weihgeschenke dorthin stifteten oder für geleistete Hilfe die Proxenie erhielten. Es verlohnt sich, im Anschluß an unedierte Weihinschriften diese Beziehungen zusammenhängend zu skizzieren, umsomehr als sich dabei überraschende Resultate für den Verlauf des I. heil. Krieges ergeben. Um für deren Bewertung eine sichere Basis zu gewinnen, ist von den Inschriften um 400 v. Chr. auszugehen

1. Ein Asklepiade von Selinunt.

102. In der N.W.-Ecke der Agora, des römischen Vorplatzes vor dem Temenoseingang, liegt eine große archaische Kalksteinbasis, die man nach der Schrift nicht nach 400 v. Chr. ansetzen darf. Vgl. das Faksimile:

ANE SIKER NONTI

ΑΣΚΛΑΠΙΑΔΑΣ

ΑΚΡΩΝ ΟΡΑΤΩΝΟ
EPOTE SEALA

Abb. 9. Weihinschrift des Asklepiaden von Selinunt (1: 7,5).

Inv.-Nr. 3522. Gefunden am 19. April 1896 zwischen den Häusern Gerogles und Triantes wenige Schritte von dem/Temenoseingang; dort liegt das Stück heut noch, in der Nordwest-Ecke der Agora. Große Basis aus Kalkstein (H. Elias), H. 33, Br. 120/2, Tiefe 67. Die Kanten sind meist weggebrochen. Inv.-Nr. 3522. Φίλ [ιστίων? Δίων?]ος

[ocr errors][merged small]

Die etwas unregelmäßige oτondór-Schrift macht einen recht altertümlichen Eindruck, obwohl II und 2 auf die eben stattgefundene Rezeption des ionischen Alphabets weisen. Der Steinmetz benutzt aber noch die archaischen Zeichen und R und fällt mehrfach in die alte Orthographie zurück: eurórtios1), лoirot. Von dem ersten Buchstaben dieses Stadtnamens scheint ein Rest vorhanden, etwa eine halbe senkrechte Hasta, die nicht zu der Ergänzung stimmen würde, aber die Stelle ist stark verstoßen, und da ein anderer Ortsname, den man in Kos, Rhodos, Knidos etc. vermuten würde, sich nicht gefunden hat, mußte ich schließlich bei []urórtios bleiben, weil schon andere Inschriften und Anatheme die Verbindung dieser Stadt mit Delphi für die Zeit von c. 550-370 bezeugen). Auch in Z. 5 ist der Ethnikonanfang insofern unsicher, als man auch AIN oder AIN lesen könnte.

[ocr errors]

Vergleicht man die Schrift mit den übrigen Selinuntischen Texten, so sehen wir in IG A 515-517, die von Kirchhoff Stud.4 113f. der Mitte des V. Jhdts. zugewiesen werden, dieselben archaischen Formen. R (jedoch erscheint dort schon A mit gradem Querstrich), aber 2 ist noch unbekannt und H vertritt den rauhen Hauch. Etwas jünger ist Imagg.3 p. 56,14, wo schon auftritt. Daher kann man unseren Text, den wir, wenn H und 2 nicht vorkämen, wegen seiner streng archaischen Buchstaben (A,, R) und Schreibart, um 500-480 setzen müßten, kaum bis an das Ende des V. Jhdts. herabdatieren. Und H und 2 auf ionische Schreiber oder Bildhauer zu schieben, verbietet sowohl der Dialekt (in der Signatur auch das noise) als auch die Formen, R, die in Iomien kaum noch im Anfang des VI. Jhdts. vorkamen. So wird man sich vorläufig auf die Zeit von 425-405 beschränken müssen.

Der Bildhauer "Azoor Пlgátoros ist unbekannt. Sein Ethnikon war wohl Air[doc]), (kaum der Lindioi' genannte Stadtteil von Gela, vgl. Thucyd. VI, 4). Daß auch fir[tos] nicht ganz ausgeschlossen wäre, ist oben gesagt. Ist aber das rhodische Lindos gemeint, so müßte man unser Anathem vor 408 v. Chr. setzen, womit auch die 409 erfolgte Zerstörung von Selinunt stimmt, obwohl es bald darauf wieder aufgebaut wurde.

1) Dies -órtos im Stadtnamen ist merkwürdig langlebig und wird noch 30 Jahre später in Delphi beibehalten, obwohl alle anderen Worte ionisch geschrieben sind. Vgl. unsere Neuauflage von Dittenbergers Sylloge3 155a (und über o-ov Meisterhans3 p. 26C. 21137).

3

2) Die älteste Inschrift steht auf dem Grabcippus des Selinuntiers Archedamos, ist Bovorgognoòr geschrieben und gehört etwa in die Jahre 550 bis 520 (Berl. Sitzungsber. 1887, 705). Derselben Zeit wird man das goldene Eppichblatt (oλrov) zuweisen, das nach Plut. Pyth. or. 12 von den Selinuntiern geweiht war. In der neuen Syll. n. 11 und n. 12 not. sind beide Stücke besprochen und ihre Kombination versucht worden, sodaß Archedamos als Gesandter jenes Eppichblatt überbracht hätte, aber in Delphi gestorben sei. Um 425/05 folgt dann das Asklepiadenanathem, und um 373 die in voriger Anm. erwähnte Proxenie für den Selinuntier [Antio]chos, der vielleicht Weihgeschenke des Dionysios I nach Delphi überbrachte (Syll.3 155).

3) [Man würde einfacher noiɛ(1) Zeλiv[óvrios] lesen, aber ɛ = &t findet sich in Selinunt bisher nur im VI. Jahrh.].

Auf der Oberseite sind große Standspuren von 2 Statuen erhalten (vielleicht Asklepios und Hygieia?), die H. Bulle genau aufgenommen hat und analysieren wird.

Während man neuerdings der Ansicht zuneigt, daß der Name 'Asklepiaden' schon bald begann, weniger die Zugehörigkeit zu diesem großen Geschlechte, als vielmehr zu dem Ärztestand im allgemeinen zu bezeichnen, d. h. solche, die den Asklepiadeneid geleistet hätten1), — zeigt unser Text, der m. W. das erste epigraphische Zeugnis für diesen Namen bildet, daß es sich in so alter Zeit nicht um die Bedeutung 'Arzt' handeln kann, sondern wir einen echten Asklepiaden und Hippokratesverwandten vor uns haben. Es ist bekannt, daß in Sizilien und Großgriechenland die Asklepiaden zahlreich vertreten waren, bestand doch in Kroton die 'Pythagoreïsierende' Ärzteschule (Kalliphon, Demokedes, Alkmaion, Hippon, Timotheos, Philolaos), in Sizilien die Schule von Empedokles an (Pausanias, Akron, Philistion); vgl. die Übersicht von M. Wellmann in Lübkers Reallex. 653. Und zwar leitet Thraemer mit Recht Mitglieder der ersteren, wie Demokedes von Kroton. den Leibarzt des Polykrates und Darius, aus dem knidischen Zweig der Asklepiaden ab (REII 1684, wo freilich Z. 27 u. 29 koisch und knidisch verwechselt wird; vgl. 1676, 11), während diejenigen Siziliens aus dem früh untergegangenen rhodischen Zweige stammen dürften, wie Pausanias von Gela (ebda 1684 und 1677, 10; Gela war von Lindiern gegründet), und, wie ich als höchstwahrscheinlich hinzufüge, Akron von Agrigent (REI 1199), der zur Zeit der Pest in Athen war und gewiß an dem berümten Asklepicion seiner Vaterstadt Priester gewesen ist, also gleichfalls dem rhodischen Zweig angehört hat (Akragas gegründet von Gela und dessen Mutterstadt Rhodos). Daß gerade diese sizilischen Ärzte auf ihre Abstammung als Asklepiaden besonderen Wert legten, wird durch das bekannte Epigramm auf den eben erwähnten Pausanias deutlich, das nur wenig älter ist als unsere Inschrift: seine erste Hälfte lautet):

Παυσανίαν ἰητρὸν ἐπώνυμον, Αγχίτεω υἱόν,

τόνδ' Ἀσκληπιάδην πατρὶς ἔθαψε Γέλα κτλ.

Wir haben daher an einem Aoxλarádas in Selinunt nicht den 1) Vgl. Herzog, Koische Forsch. 202, im Anschluß an Thraemer, RE II 1684. Zu verweisen ist auch auf die Parallele des Namens Homeriden' für die späteren Rhapsoden

2) Anth. Pal. VII 508 (Preger, Inser. metr. n. 40). Oben sind die ionischen Formen der Anthol. und z. T. des Diog. L. belassen gegen die von Preger und Bergk PLGr. II 260 hergestellten dorischen, weil ein Eingehen auf diese Fragen hier nicht möglich ist. Gleichwohl bin ich überzeugt, daß wir hier kein Grabepigramm vor uns haben, sondern die Unterschrift einer von der Vaterstadt ihrem berühmten Mitbürger (vielleicht nach dessen Tode) gesetzten Ehrenstatue, daß also statt des unsicheren 29aye, wofür Diog. L. 90ee gibt, vielmehr 9ŋzɛ Téλa zu schreiben ist. Hierauf weist deutlich das tord' hin (dafür bei Diog. L. das sicher falsche, geschmacklose qur'), was Reiske, Preger, Bergk in tÿd', tậd', teid, verbessern wollen, weil bei Grabepigrammen ein solches Lokalpronomen verlangt wird. Daß aber in Buch VII der Anthol. sich öfter Epigramme eingeschlichen haben, die keine sepulcralia sind, ist bekannt (Stadtmüller p. V).

geringsten Anstoß zu nehmen 1). Sein Name kann [torior] gewesen sein2), sodaß die Identifizierung mit dem berühmten Philistion umso näher liegt, weil dieser ebenso wie der genannte Pausanias und sicherlich auch unser Anathemstifter zu der sizilischen Ärzteschule gehörten. Als seine Vaterstadt wird freilich von späten Autoren Lokroi bezeichnet. und wenn demgegenüber Diog. L. VIII 86 und 89 ihn mehrmals SizeÓτYŻ nennt, so kann damit eher seine wissenschaftliche Richtung und die Zugehörigkeit zur Sikeliotischen Schule gekennzeichnet sein, als seine Herkunft. Denn er lebte hauptsächlich in Syrakus, jedenfalls im V. Jhdt. (Christ, Litty. 15 599) und war noch um 388 Arzt am Hofe Dionysios d. älteren3). Dort hat ihn Plato gehört und veranlaßt, Athen zu besuchen. Es wäre durchaus denkbar, daß er das Selinuntische Bürgerrecht besessen und bei einem früheren Aufenthalt in Hellas unser Anathem in Delphi geweiht hat, aber über die bloße Möglichkeit läßt sich nicht hinauskommen. Wenn der Bildhauer Akron. der Namensvetter des großen zeitgenössischen Arztes aus Agrigent, aus dem rhodischen Lindos stammte, kann man ohnehin mit einer Herstellung des Weihgeschenkes im Asklepiadenkreise von Hellas rechnen.

2. Die Hippokrates-Anatheme.

Fast gleichzeitig mit dem vorigen Weihgeschenk, durch welches die Verbindung der Asklepiaden mit Delphi gesichert ist, sind die Spuren, die der ios 1лozgárne dort hinterlassen hat.

A. Die Krankenstatue.

103. Die Statue eines zum Gerippe abgemagerten Kranken, von Hippokrates geweiht, c. 400-375 v. Chr.

Pausanias berichtet X 2, 6 über den Tod des Phayllos folgendes: ἐν τοῖς ἀναθήμασι τοῦ Ἀπόλλωνος μίμημα ἦν χαλκοῦν νοσεροῦ) χρονιωτέρου, κατερρυηκότος τε ἤδη τὰς σάρκας καὶ τὰ ὀστᾶ ὑπολειπομένου μόνα ανάθημα δὲ ὑπὸ Δελφῶν Ἱπποκράτους ἐλέγετο εἶναι τοῦ ἰατροῦ. τούτῳ δὴ ἑαυτὸν ἐοικέναι τῷ ἀναθήματι ἔδοξεν ὁ Φάυλος αὐτίκα δὲ ὑπολαβοῦσα αὐτὸν φθηνώδης νόσος ἐπετέλει τοῦ ἐνυπνίου τὴν μαντείαν.

Betreffs der lange strittigen Erklärung dieser Anathembeschreibung hat Blümner Paus. Bd. III, 630f. das richtige gefunden: inhaltlich könne hier unmöglich ein Skelett gemeint sein, an das die Meisten dachten; denn eine Leiche oder ein Skelett dürfe als etwas Unreines nicht einmal im Abbild in ein Temenos geweiht werden. Sondern wie schon de Witte zum Vergleich eine Bronze heranzog, die in starker Realistik einen zum Skelett abgemagerten Mann in einem Stuhle sitzend darstellt (Rev. archéol. I p. 458ff. u. pl. 13), und wie diese Statuette zweifellos die Weihegabe

1) Thraemer zweifelt daher mit Unrecht an einem Asklepioskult in Selinus (RE II 1676, 68). 2) Der Lücke (10 Buchst.) entspräche auch Diλ[16tog Þik]orog. 3) Die Angabe, es sei Dionys d. jüngere gewesen, beruht auf Verwechselung. Vgl. über Philistion's Leben Wellmann, Fragm. Gr. Ärzte I 68 f.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »