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Es handelt sich also bei der Kunst Amenophis' IV. mehr um eine Steigerung und eine Ausbildung schon vorhandener Elemente') denn um eine völlige Umwälzung.

Ebenso sei in der auf Amenophis IV. folgenden Zeit kein eigentlicher Bruch vorhanden gewesen. „Die spätere Kunst knüpft eben" (so Borchardt S. 23), „da nirgends abgerissen war, auch nirgends an, sie ist nur eine ganz regelmäßige Weiterentwicklung der Kunst Amenophis' III. und IV. Bis zu Sethos I. (ca. 1400 v. Chr.) ist sie noch auf einer gewissen Höhe, mit den Ramessiden begannen dann die geringeren Leistungen. Die Höhe dieser ganzen, wohl als Folge der asiatischen Kriege und der politischen Machtentwicklung Ägyptens unter Thutmosis III. (ed. 1475 v. Chr.) einsetzenden Blütezeit der Kunst des neuen Reiches scheint bereits unter Amenophis III. (ca. 1415–1380) v. Chr. erreicht zu sein, die Zeit Amenophis' IV. (ca. 1380–1360) v. Chr. leidet, trotzdem sie noch an Glanzleistungen reich ist, doch schon an Überfeinerung und Maniriertheit, von da an geht es ziemlich schnell bergab“.

Diese Auffassung steht aber doch nicht im Widerspruch mit Anschauungen, wie sie schon früher ausgesprochen waren.

Die Darlegung des Sachverhalts in Springers Kunstgeschichte 1915 (S. 47) z. B. ist von Borchardt's Auffassung nur dem Grade nach verschieden: „Diese freie Richtung, deren Anfänge sich seit der Hyksoszeit verfolgen lassen, die dann unter Thutmosis IV. und Amenophis III. sich mehr entfaltete, kam erst unter Amenophis IV. zu voller, wenn auch einseitiger Entwicklung, da er sie als Staatskunst privilegierte . . . Haremheb, der erste König der 19. Dynastie, räumte alsbald mit seinen Neuerungen auf und kehrte zu den alten, festen Traditionen zurück, ohne daß jedoch alle Errungenschaften der Amenophiszeit verloren gingen."

Ähnlich steht es mit der Religion. Der Aton-Kult kommt aus On-Heliopolis unweit Kairo. Als Zwischenstation wird mit Breasted und Borchardt das südliche On-Heliopolis, d. h. Hermonthis, heute Erment, anzusehen sein. Hier war ein Bruder der Teje Hohepriester. Amenophis III. aber residierte in nächster Nähe von Hermonthis, und Amenophis IV. ist dort vielleicht geboren, jedenfalls verlebte er seine Jugend dort, denn die große Palastanlage Amenophis' III. bei Medinet Habu gehört nicht zum thebanischen, sondern zum später davon abgetrennten hermonthitischen Gau. Amenophis IV. aber hat sich dort krönen lassen, wie es in seiner Titulatur ausdrücklich heißt: „der sich die Krone im südl. On-Heliopolis aufgesetzt hat.“

Wann ist nun der Aton-Kult von Hermonthis nach Tell-el-Amarna gekommen? Nach der bisherigen Ansicht erst unter Amenophis IV., der hier die „Horizont der Sonnenscheibe" genannte Stadt gründete. Die Grabungen zeigten zwar, daß hier schon vorher eine Anlage bestanden habe, aber wie man annehmen mußte, unter anderem Namen. Aber ein seit langem bekanntes Reliefbruchstück, auf dem Amenophis IV. die strahlende Sonnenscheibe verehrt, gibt

1) Vgl. A. Springer, Kunstgesch. des Altertums 10 (nach A. Michaelis bearbeitet von Paul Wolters) S. 44: ... „ja es beginnt etwa mit Thutmosis III. ein Umschwung, der unter seinen Nachfolgern Amenophis II., Thutmosis IV. und Amenophis III. die Richtung auf einen gesunden Naturalismus einschlägt. Diese vielversprechende Bewegung hätte der alternden Kunst einen neuen Aufschwung geben können, wäre sie nicht von Amenophis' III. Nachfolger zu einer förmlichen Kunstrevolution gesteigert worden."

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der letzteren folgende nähere Bezeichnung: „die Sonnenscheibe... wie sie im Bau Thutmosis' IV. im Tempel der Sonnenscheibe in der Stadt Horizont der Sonnenscheibe verehrt wird." Also hat es bereits unter Amenophis' IV. Großvater Thutmosis IV. in Tell-el-Amarna einen Tempel der Sonnenscheibe gegeben, in dem dieser König einen besondern Bau errichten lassen konnte. Daß die Stadt damals schon Horizont der Sonnenscheibe geheißen habe, wie Borchardt annimmt, folgt aus der Inschrift, die ja von Amenophis IV. herrührt, an sich nicht.

Borchardt fügt als weiteres Argument hinzu, daß der König eine Neubenennung gewiß in den Grenzstelen erwähnt hätte, während er in seinen Inschriften aus dem vierten Jahre nur sage, daß er die Stadt „Horizont der Sonnenscheibe" nebst ihrem Gebiet östlich vom Nil seinem Vater, der Sonnenscheibe, zu eigen gebe und in den Inschriften aus dem 6. Jahre, daß er dieser Schenkung auch die Westseite des Gebiets hinzufüge. Mußte der König wirklich die Benennung, wenn sie von ihm herrührte, hier ausdrücklich hervorheben, besonders wenn sie eventl. schon kurz nach seinem Regierungsantritt erfolgt war?

Alles in Allem wird, so scheint mir, durch Borchardt's Beobachtungen die Sonderstellung, die Amenophis IV. einnahm, eher in ihren Vorbedingungen und ihrer Entwicklung geklärt, als in Abrede gestellt. Das Neue erscheint weniger abrupt und die Verbindung mit der vorhergehenden und der nachfolgenden Periode näher und besser bestimmt.

Amenophis IV. hat an die früher vorhandenen Ansätze zu der Verehrung der Sonnenscheibe angeknüpft. Gewiß. Wo aber finden wir in der vorausgehenden Zeit eine solche ausschließliche Versenkung in die neue Lehre? Und ist nicht allein schon die Namensänderung des Königs Echen-Aton ein revolutionärer Schritt?

Daß ihm die Ägypter im allgemeinen kein gutes Andenken bewahrten er wurde (Borchardt S. 32) in einer protokollierten Zeugenaussage zur Zeit des Haremheb als der „elende Kerl vom Horizont der Sonnenscheibe" bezeichnet trifft zu. Das erklärt sich aber einmal aus seiner Vernachlässigung der Verwaltungsgeschäfte und der auswärtigen Politik und zweitens aus dem durch seinen frühen Tod ermöglichten Sieg der Gegenpartei, die sein Andenken zu tilgen oder zu verkleinern suchte.

Amenophis IV. bleibt darum doch der Hauptträger der Ideen, die in den herrlichen Sonnenpsalmen und in den großartigen Arbeiten aus den Bildhauerwerkstätten von Tell-el-Amarna ihren vollkommensten Ausdruck finden 1).

1) [Korrektur-Zusatz 22. I. 18. Wie ich aus der Deutschen Literatur-Zeitung 1917 Nr. 50 S. 1463 ff. ersehe, hat G. Steindorff in einem in der Religionswissenschaftl. Vereinigung 27. X. 18 gehaltenen Vortrage sich gleichfalls gegen die von Borchardt vertretene Abkehr von der bisherigen Auffassung Amenophis' IV. als eines schöpferischen Neuerers auf religiösem Gebiet ausgesprochen. „In der von Amenophis IV. eingeführten Religion liegt in der Tat ein großes religionsgeschichtliches Ereignis vor," das uns berechtigt, „den Ketzerkönig als einen der Geisteshelden des alten Orients zu preisen“.]

Priapos-Troja-Sigeion.

Von C. F. Lehmann-Haupt.

Auf einem Ausflug nach Troja, den ich gemeinsam mit mehreren österreichischen Offizieren machte, darunter Herrn Dr. Draxler und Herrn stud. Schachermeyer, einem meiner Hörer aus dem Sommersemester 1915, dem letzten, in dem ich in Deutschland Vorlesungen hielt, legte das Schiff außergewöhnlicher Weise in der Bucht von Kara-Bigha an. Das Dorf Kara-Bigha liegt ungefähr in der Mitte zwischen der Mündung des Granikus (heute Bigha) im Süden und einem weit ins Marmara Meer ostwärts vorspringenden Kap im Norden mit malerischen, vom Meere aus weithin sichtbaren Ruinen, welches wohl die Lage des alten Priapos bezeichnet. Da das Schiff, ein Minenleger, der als militärischer Verbindungsdampfer zwischen Konstantinopel und den Dardanellen diente, 2 Stunden Halt machte, um Häcksel einzuladen, blieb gerade Zeit zu einer flüchtigen Besichtigung. Das Dorf Kara-Bigha liegt auf und unterhalb einer ca. 25 m hohen Erhebung, von der aus man die Mündung des Granikus blinken sieht. Im Dorfe selbst fanden wir einen Trog aus Marmorkalk (?), wohl zu einer Getreidemühle gehörig und vermutlich aus dem Altertum stammend. Ein ähnliches Stück aus schwärzlichem granitartigen Gestein fand sich in der Nähe einer verfallenden Mühle. Von dort führte uns ein Geschwindmarsch von ca. 30 Min. in nördlicher Richtung meist am Meer entlang an den Fuß der Ruinenstätte auf dem Kap. Zehn Minuten vorher bemerkten wir auf dem Wege dorthin einen in ost-westlicher Richtung aufs Meer zulaufenden Schützengraben, der bis auf den gewachsenen Fels geführt war. Da er keinerlei antike Überreste zeigte, ist anzunehmen, daß die antike Stadt sich nicht bis hierher erstreckte. Ca. 100 Schritte vor Beginn des Anstieges kamen wir an einer Cisterne vorbei. Sie war der Hauptsache nach aus regelmäßig behauenen Quadern gebaut. Nach dem oberen Rande zu bestand jedoch das Mauerwerk in ungefähr 1 m Höhe aus unregelmäßig behauenem Bruchstein. So waren deutlich zwei Perioden zu unterscheiden; die Erhöhung des Bodens hatte in späterer Zeit eine Aufhöhung erfordert, das antike Mündungsstück aus Marmor hatte man jedoch beibehalten. Die tiefen Einschnitte von den Stricken, an denen die Schöpfeimer herabgelassen worden waren, bestätigen das hohe Alter.

Mindestens zwei Perioden sind, wie wir sehen werden, auch bei der Ruinenstätte zu unterscheiden. Das Kap bildet den Auslauf eines west-östlich streichenden Felsrückens, der, wie das Kap selbst, mit seiner Nordseite steil ins Meer abfällt. Auf der höchsten Erhebung, die das Marmarameer und dessen Südküste weithin beherrscht, ist gegenwärtig ein Geschütz aufgestellt. Das Kap hat die Form eines Trapezes, von welchem drei Seiten vom Meer bespült werden, während die vierte nach SO. gerichtete Seite durch einen vom oben erwähnten Felsrücken abzweigenden Querriegel gebildet wird. Da die Stadt vom Lande aus nur hier zugänglich war, trug dieser Querriegel eine verhältnismäßig starke Befestigung, bestehend aus einer Mauer und einer Anzahl turmartiger Erhebungen. Die erhaltenen Reste der Mauer bestehen aus unregelmäßigem Bruchstein, die der Türme aus rotgebrannten Flachziegeln zwischen fast doppelt so starken Mörtelschichten. Von vier größeren Turmbauten sind neben kleineren Resten aus Ziegeln die Außenmauern erhalten. Diese zeigen zwei Stockwerke; an der Innenseite des oberen ist der Ansatz einer Wölbung bemerkbar, woraus man auf eine gewölbte Decke des oberen Stock

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werkes schließen kann, wie sie auch in den Türmen der Innenmauer von Konstantinopel vorkommt. Die Bauart schließt eine Herkunft aus dem älteren Altertume aus. Der Bau gehört offenbar einer oder mehreren späterbyzantinischen oder frühmittelalterlichen Perioden an.

An der Westküste deutliche Reste einer Seemauer aus Bruchstein mit Mörtel, vielleicht jünger als die oben erwähnten Türme, da Plattenziegel von diesen verwendet. Außerdem Mauerblöcke eingebaut. Diese Mauer setzt sich auch an der Nordseite fort, und in der Nähe dieser Nordmauer ist nach Aussage der zur Bedienung des Geschützes gehörenden Soldaten das einzige Stück gefunden worden, das eine Besiedlung der Stätte im Altertum unmittelbar beweist. Fragment aus weißem großkörnigem (wohl prokonnesischem) Marmor. Reste einer Inschrift in 4 Zeilen, darüber, wie die Photographie zeigt, der untere Teil einer Skulptur, von der zwei gerundete Absätze zu unterscheiden sind. Links unten ein Stück mit Teilen von Z. 3 und 4 abgebrochen.

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Die Zierhäkchen und die Ligaturen TE Z. 1, NП Z. 2 weisen in verhältnismäßig spätere Zeit, doch wird man, da und E noch nicht den gerundeten Formen C und E gewichen sind, nicht allzu weit heruntergehen dürfen. Vgl. die in dieser Zeitschrift VIII 497 ff. veröffentlichte Inschrift aus Tigranokerta. F. von Hiller: "Gute Kaiserzeit. Etwa II. Jahrh. p. C.“

Man würde zunächst mit den ohne Weiteres sicheren Ergänzungen lesen:

κατεσκεύ[ασα

[τὸν ἐμὸν πατέρα]
[μνήμης χάριν
μετακειν ήσῃ

Aber die Inschrift hat noch einen Kniff. Mit der Ligatur N + II", so schreibt mir von Hiller, „haben Sie Recht". (Er hatte anfangs an tòv ]uor tapov gedacht.) „Man sieht die fortlaufende obere Barre bei Lampe zwar schwach, aber man sieht sie doch. Aber man sieht am M auch noch einen An

satz, und der stammt offenbar von einem 2, das mit dem M ligiert war. Also war es plouóv." Die rundliche Vertiefung zwischen den Hasten des M in Z. 2 hatte ich für eine Verwitterung gehalten, umsomehr, als die rechte Hasta mit einem Zierhaken zu endigen und keine Verbindung mit der Vertiefung zu bestehen schien. Die nicht sehr tief eingegrabene Verbindungslinie ist aber wohl nur etwas abgerieben, und die große Regelmäßigkeit der Vertiefung spricht auch für absichtliche Anbringung.

Trifft dies zu, so wäre zu lesen und etwa zu ergänzen:

[ὁ δεῖνα] κατεσκεύ[ασα -
[τὸν βωμὸν Πα - -
μνήμης χάριν.

[ἐὰν δέ τις μετακινήση
[δώσει εἰς τὸν ἱερώτατον]
φίσκον * -

Vgl. CIG 3809 : Αρισταγόρας” Θεογένους ζῶν φρονῶν ἔστησα τὸν βωμὸν ἐμαυτῷ καὶ Χρύσα τη συμβίῳ μνήμης χάριν.

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Auf dem Wege von Jenischehir nach Troja überschreitet man das jetzige Hauptbett des Skamander auf einer Brücke; der neugebildete stattliche Arm (Dörpfeld, Troja und Ilion S. 618, Karte Tafel I) muß zu Pferde durchfurtet werden. Das alte Bett des Skamander, da, wo sich ein wenig südlich der Einmündung des alten Simoeis-Bettes nach Dörpfeld die Furt befand, zeigt Abb. 2 nach unserer Aufnahme (Standort gegenüber Kum-köi, der Stätte des 90wouds лediolo, an der Stelle des m von Kalifath-Asmak auf der genannten Karte).

Die Jahreszeit, mit dem Fehlen alles wuchernden Grüns, war der Aufnahme besonders günstig.

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