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Sie tritt vor den König und erklärt, die Tafelrunde sei entehrt, seit ein Falscher an ihr Platz genommen. Darauf schilt und verflucht sie Parzival:

Der Hölle hat Euch zuerkannt

Im Himmel schon des Höchsten Hand!
Verflucht sollt Ihr auf Erden

Von jedem Edlen werden,

Jhr, Bann des Heils, des Glückes Fluch,
Der in den Wind den Lorbeer schlug,
Nach Mannesehre nicht verlangte,
An edler Würde so erkrankte,

Daß Euch kein Arzt je macht gesund!

Auf Euer Haupt schwört's gleich mein Mund:
(Spricht jemand diesen Eid mir vor?)
Nie fand man größer Falsch zuvor

An einem also schönen Mann,

Ihr tück'sche Angel, Natterzahn! (316, 7-20.)

Sie fährt dann fort, ihm vorzuhalten, wie er beim Anblick des Schwertes, des Grales, der silbernen Messer und des Speeres stumm geblieben, theilt ihm mit, wie sein heidnischer Bruder Feirefiß im Morgenland bereits das reichste Königthum erworben, und stellt den entarteten Sohn seinem Vater Gahmuret entgegen. Und diese Vorwürfe schleudert nicht Leidenschaft gegen Parzival, sondern ein tiefbekümmertes, treues Herz:

Kundrie selbst das Leid bezwang;
Laut weinend sie die Hände rang,
Daß Zähr auf Zähre niederschoß:

Groß Leid ihr aus den Wimpern floß.

So lehrt' die Treue diese Maid,

Zu flagen ihres Herzens Leid. (318, 5-11.)1

64. Wir müssen bei der erschütternden Scene, welche Parzival plötzlich von der Höhe des Ruhmes in die tiefste

1 Ueber Kundriens Rolle s. Nr. 65.

Schande stürzt, und bei der so dramatisch wirksamen Darstellung derselben leider abermals die Frage stellen, was der Held denn eigentlich verbrochen hat, wenn er mitten in der Herrlichkeit der Gralburg seine Neugier bezwang. Hatte ihn doch so der greise Gurnemanz geheißen, dem er nach der Mutter Rath gehorchen zu müssen glaubte. Man kann sagen, und der Dichter sagt es in der That, Parzival habe die Pflicht liebevoller Theilnahme am Leiden des Gralkönigs verlegt. Allein konnte er nur eine Ahnung davon haben, daß ein Wort der Nachfrage für diesen und ihn selbst verhängnißvolle Folgen haben werde? Man mag noch einwenden, der Stoff sei märchenhaft, und im Märchen spiele der Zufall eine Rolle. Gewiß; aber damit opfert man das psychologische und ethische Moment, das im Stoffe liegt und das auch alle darin suchen. Das Schlimmste ist, daß wir es hier gerade mit einem Wendepunkt zu thun haben, welcher für die Entwicklung der epischen Handlung der allermaßgebendste ist. Der Ziel- und Höhepunkt in Parzivals Leben ist ja seine Erhebung zum Gralkönig, der kritische Wendepunkt in demselben aber eben die Verfehlung dieses Zieles bei seinem ersten Besuche und diese wird nun durch einen bloßen Zufall, der im Grunde nur durch einen andern Zufall aufgehoben werden kann, begründet. Der Dichter selbst hebt schließlich nur hervor, daß Parzival „rechte Falschheit“, d. h. eigentliche Bosheit stets gemieden und sich neben anderen Vorzügen das Schamgefühl bewahrt habe, das doch der Seele Krone" sei; allein damit ist das Räthsel nicht gelöst (vgl. Nr. 56, doch auch Nr. 107 Ende).

65. Kundrie ist eine Mißgestalt gleich ihrem Bruder

1 Je ausgebildeter das ritterliche Ehrgefühl war, desto empfindlicher war auch die öffentliche Beschämung in so hehrer Gesellschaft.

Malcreatur (vgl. 517, Nr. 84). Als Gralbotin hat sie die doppelte Aufgabe, Parzival für den begangenen Fehler zu strafen und mittelst der Züchtigung zur Einkehr in sich selbst zu bestimmen. Ihre Absicht ist wohlwollend und entspricht der Huld, mit welcher der Gral sie dem sündigen Nitter nachgesandt hat darum heißt sie getreu und mischt Thränen der Liebe unter ihre Vorwürfe. Sie muß aber tadeln und strafen, indem sie das mahnende und zeihende Gewissen vorstellt – darum erscheint sie in erschreckender Mißgestalt und bringt die äußerste Schande über den Schuldigen. Scheidend bittet sie die anwesenden Ritter, sich der vier Königinnen und vierhundert Jungfrauen anzunehmen, welche von Klinschor auf Château Merveille gefangen gehalten werden; sie selbst eilt noch heute ebendahin. So nimmt sie mit dem Schmerzensrufe Abschied : „Ach Munsalväsche, Jammers Ziel! Weh, daß dich niemand trösten will." 1

66. Eine neue Verwicklung entsteht durch die Erscheinung Kingrimursels. Er tritt, ohne zuvor Helm und Schwert abzulegen, zornentbrannt in die Versammlung und fordert Gawan, der bald zweiter Hauptträger der epischen Handlung werden soll, auf den vierzigsten Tag zum Zweikampf heraus, weil er seinen Herrn und Verwandten bei einem friedlichen. Zusammentreffen, erschlagen habe: das habe ihn Judastreue gelehrt. Artus glaubt nicht an die Schuld seines Nitters; Beaucorps, Gawans Bruder, will durchaus für den Entehrten den Streit ausfechten (ein liebliches Intermezzo [323]). Allein jener, sich keiner Schuld bewußt, will selbst den Strauß bestehen..

1 Als Zauberin (Sorcière) ist Kundrie „an Künsten reich" und dreier Sprachen mächtig. Doch ihre Kunst dient dem Gral, dem selbst das Morgenland seine Wunder zu Gebote stellt (Nr. 84).

Ein weiteres Zwischenspiel ist Cunnemarens Vermählung mit Klamide durch Parzivals Vermittlung, der damit die für ihn Geschlagene ehrt und feinen ehemaligen Nebenbuhler um die Hand Condwiramurs theilweise entschädigt. Während alsdann Artus und die vornehmsten Frauen nähertreten, um Parzival zu trösten 1, erzählt Ekuba, die Heidin von Janfuse, welchen Ruhm sich Feirefiß im Orient erworben (328). Unser Held dankt für den Trost und erklärt, die erlittene Schmach durch Aufsuchung des Guals tilgen zu wollen (329 und 330). Artus und viele andere versichern ihn beim Abschied ihrer Gewogenheit und Bereitschaft zur Hülfeleistung. Zuleht sieht man noch ihn und Gawan mit einander reden. Dieser wünscht zur gefahrvollen Fahrt ihm und sich selbst Gottes Segen.. Der Waleis sprach: Weh, was ist Gott? Wär' der noch mächtig, solchen Spott Hätt' er uns wohl nicht vorbehalten,

Könnt' Gott noch seiner Allmacht walten.
Ich hab' in seinem Dienst beharrt,
Seit seiner Gnad' ich inne ward.
Nun will ich ihm den Dienst versagen,
Und hat er Haß, ich will ihn tragen.
Freund, kommt für dich des Kampfes Zeit,
So schüß' ein Weib dich in dem Streit;
Sie mögen stärken deine Hand,

Wird Sittsamkeit an ihr erkannt
Und rechte Frauengüte:

Die Minne dich behüte! (332, 1-14.)

Bis zur Verzweiflung an Gott hat also die erlittene Schmach Parzival verstimmt. Damit ist er auf die schlimmsten moralischen Abwege gerathen, oder anscheinend durch

1 Sie haben durch Kundrie Namen und Herkunft des rothen Ritters erfahren.

einen Zufall und unverdiente Vorwürfe gedrängt worden. Aber wie soll er nun den Gral finden? Es kann vorerst nur eine lange Frrfahrt fölgen, dann etwa Parzivals Bekehrung und neue Berufung. Dieses ist in der That der Plan des Dichters; er füllt aber die Zeit der Gottentfremdung mit den Abenteuern Gawans aus; wir werden unten sehen, warum.

Es handelt sich vor Allem um die Befreiung der vier Königinnen, von denen zwei Gawans Schwestern, eine seine Großmutter, Artus' Gemahlin, die vierte endlich seine Mutter und Artus' Schwester ist. Der Dichter gönnt ihnen allen der Minne Dienst und Freude, deren er doch selbst entbehre abermals eine persönliche Minneklage, wie sie uns schon früher begegnet ist. Gawan wird das genannte Abenteuer, auf welches der Dichter besonders durch die nähere Bezeichnung der gefangenen Königinnen die Aufmerksamkeit spannt, dereinst bestehen. Zunächst ruft ihn aber die Pflicht zu einem andern Kampfe. Er nimmt Abschied, mit ihm auch Klamide, ferner Orilus mit Jeschute. Schließlich betont der Dichter, daß er doch jezt von Frauen besser gesungen, als er einst gegen Eine zu thun genöthigt war; er wolle auch die Märe" (die Erzählung) fortsehen, wenn es ihm ein süßer Mund gebiete. Die Zerstreuung der Tafelrunde und diese letzte abschließende Bemerkung bezeichnet (obwohl der ganze Abschnitt 336 und 337 in den meisten Handschriften fehlt) recht angemessen den großen Wendepunkt des Gedichtes, wo Parzival der Gottvergessenheit anheimfällt und unseren Blicken auf längere Zeit entschwindet.

"

16. Gawan und Obilot.

(338 bis 397.)

67. Wolfram will auf die Gefahr hin, die Gunst unverständiger Hörer einzubüßen, von der Art schlechter Dichter

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