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nend, dies Beispiel für sich allein zu behandeln wenn es ein anderes Buch als grade die Offenbarung wäre. Man könnte auch von einer besonderen Hermeneutik für das Johannesevangelium reden, und deren Wandlungen in lezter Zeit darzustellen, wäre noch interessanter. Aber ich will den Versuch machen, auf das Ganze zu gehen, so unvollständig dabei die Charakteristik bleiben wird.

Dabei beschränke ich mich auf die Exegese. Die damit eng zusammenhängenden Fragen der sog. Einleitung und der biblischen Theologie werden wir nur gelegentlich streifen. Gewiß ist die Einzelexegese mannigfach bestimmt durch die kritischen und die systematischen Anschauungen, die der Exeget an seinen Text heranbringt. Aber so verhängnisvoll grade die Systematik wie für die alte dogmatische, so auch wieder für die jeßige religionsgeschichtliche Exegese ist: es würde viel zu weit führen, die Voraussetzungen der Exegese hier zu behandeln 1). Was wir ins Auge fassen, ist der Textabschnitt, wie ihn etwa der Pfarrer für seine Predigt braucht. Wie behandelt diesen die heutige Exegese?

Ich nehme kurz einige Grundprinzipien vorweg, die selbstverständlich erscheinen können, aber doch nicht übergangen werden dürfen, weil sie das Fundament aller neueren Exegese bilden.

1) Da ist es zunächst einmal selbstverständlich, daß die N.T.lichen Schriften nicht anders zu bearbeiten sind als andere Literatur auch; daß die Scheidewand gefallen ist, die einst zwischen

1) Nur hingewiesen sei darauf, wie viele Aufstellungen der sog. religionsgeschichtlichen Schule, die ganze Auffassung der Person Jesu und seiner Lehre, des Verhältnisses von Paulus zu Jesus u. a. m., nicht Resultat der religionsgeschichtlichen Eregese, sondern einer davon unabhängigen Gesamtanschauung, religionsphilosophischer Prämissen (Pfleiderer, Troeltsch) und religiöser Stimmungen (von Lagarde her) ist. Was gemeinhin religionsgeschichtlich" heißt, ist ein synkretistisches Gebilde, Produkt aus einer Methode und einer Gesamtanschauung, einer Arbeitsweise und einer Betrachtungsweise, die an sich nichts miteinander zu tun haben. Vgl. M. Reischle, Theologie und Religionsgeschichte, 1904. Wir haben es hier nur mit der religionsgeschichtlichen Methode" in ihrer Anwendung auf die Exegese des N.T.s zu tun.

theologischer und sonstiger philologisch-historischer Exegese bestand. Die Bibel hatte ihre eigne Hermeneutik, ihre eigne Grammatik; sie verlangte eine Critica sacra. Trotz der Bemühungen der Erlanger, diese Auffassung in modern modifizierter Form zu erhalten, trok des in Prari darauf fußenden Verfahrens einzelner Exegeten muß diese Anschauung jezt als aufgegeben gelten. Es ist allgemeine Vorausseßung, daß die Schriften des Urchristentums literargeschichtlich betrachtet ohne Unterschied des kanonischen und nicht kanonischen ein Teil der hellenistischen Volksliteratur sind. Man verlangt darum von dem Exegeten ein nicht geringes Maß von Kenntnis der gleichzeitigen jüdischen und griechischen sowie der anschließenden altchristlichen Literatur'). Vorzügliche Sammlungen und handliche Uebersetzungen erleichtern aber auch dem Studenten die Aneignung dieses Stoffes. Wir danken dieser bewußten Einarbeitung des biblischen in die Gesamtliteratur eine Fülle wertvoller neuer Aufschlüsse und — nicht der kleinste Erfolg daß auch Nichttheologen sich dafür interessieren und mitzuarbeiten beginnen.

2) Da ist zweitens ebenso selbstverständlich, daß die Exegese auf sorgfältige sprachliche Textanalyse aufgebaut sein muß. Seit Winer darf es niemand mehr wagen, den Text mit wissenschaftlicher Miene sprachlich zu vergewaltigen. Praktisch geschieht dies leider noch gar oft. Es ist immer bequemer, die reifen Früchte homiletischer Winke vom Baume zu pflücken, als im Schweiße des Angesichts den harten Boden der Syntar zu beackern. Doch wie viel sproßt dem entgegen, der die Mühe nicht scheut! Eine neue Welt ist uns aufgegangen, seitdem wir begonnen haben, einerseits die Septuaginta gründlich zu erforschen wozu wir jetzt an HatchRedpath' Konkordanz ein treffliches Hilfsmittel besitzen -, andrerseits die uns in den Papyrusschätzen Aegyptens mit ungeahnter Reichhaltigkeit vor Augen tretende unliterarische Umgangssprache des Volkes zur Erklärung des Neuen Testaments, dieses Volks

1) S. z. B. Heinrici's Begriffsgeschichtliche Untersuchung der Bergpredigt, 1905, wo troß scharfer Ablehnung der religionsgeschichtlichen Eyegese mit einem reichen Vergleichsmaterial aus jüdischen und griechischen Moralisten gearbeitet wird.

buches im höchsten Sinne, heranzuziehen ein Verfahren, als dessen unermüdlicher Prophet hier Ad. Deiß man n genannt zu werden verdient'). Die Berührung zweier Wissenschaften wirkt stets befruchtend. So haben nicht nur wir Theologen für unsere Exegese, sondern ebenso die Philologen für die Sprachgeschichte viel daraus gelernt.

Besonders wichtig erscheint es mir, daß wir dabei jezt mehr als früher auf die sprachliche und literarische Form achten. Eine Stilistik fehlt uns freilich auch noch seit Wilke's Rhetorik (1863). J. Weiß hat einige wertvolle Ansähe zu einer solchen geliefert 2). Aber praktisch wird mehr und mehr damit gerechnet, daß nicht jedes Wort wie ein ölhaltiger Kern zu pressen ist, sondern manches Konventionelle sich auch schon in der Ausdrucksweise der N.T.lichen Autoren findet, manches gesagt oder geschrieben wurde, um dem Sah eine Abrundung, der Periode Schwung zu geben, um Rhythmus zu erzielen, einen gefälligen Eindruck zu machen.

3) Da ist schließlich und das ist die Hauptsache allgemein anerkannt, daß die Eregese danach zu fragen hat, was der Verfasser mit den Worten hat sagen wollen, nicht aber nach dem geheimnisvollen Untersinn, den der h. Geist, dem menschlichen Autor vielleicht unbewußt, hineingelegt hat. Es gilt nicht nur die Worte zu verstehen, sondern auch den Gedanken zu erklären aus den psychologischen Voraussetzungen des Verfassers heraus. So arbeitet auch die Erlanger Schule. Für die apokalyptische Konzeption in II Th. 2 beruft sich Zahn keineswegs etwa auf unmittelbare Offenbarung; er lehnt auch deren direkte Ableitung aus dem inspirierten Buch Daniels und den Weissagungen Jesu ab; vielmehr konstatiert er ein Weiterspinnen der christlichen Prophetie an dem hier Ueberlieferten, woraus dann Paulus in seine Predigt aufnahm, was seine Prüfung bestand 3). Also alles menschlichpsychologisch! Psychologische Eregese ist ein bis zum Ueberdruß

1) Bibelstudien 1895, Neue Bibelstudien 1897, Die sprachliche Erforschung der griech. Bibel 1898, Hellenistisches Griechisch RE3 VII 627–639. 2) Beiträge zur paulinischen Rhetorik in Theol. Studien, Festschr. f. B. Weiß 1897.

3) Einleitung I 163.

gehörtes Schlagwort geworden 1). Ja man begnügt sich nicht mehr damit zu fragen, wie der Autor die Worte verstand, man will weiter vordringen bis zu dem Verständnis der ersten Leser. Sehr originell hat ein englischer Theologe 2) den I Theff.brief einmal unter der Voraussetzung behandelt, daß ein Heide, der nur eben von dem Christentum als einer neuen Erscheinung in seiner Vaterstadt Thessalonich gehört hat, sich Einblick in das Schreiben des Missionars verschafft: was für Gedanken mußte dieses bei ihm hervorrufen? In der Tat ist es für die Exegese nicht unwichtig, sich dessen bewußt zu sein, daß oft das Verständnis der in heidnischen Anschauungen groß gewordenen griechischen Leser ein anderes gewesen sein wird, als es der im Judentum aufgewachsene christliche Verfasser beabsichtigt hatte. Bornemann betont mit Recht, wenn schon übertreibend, wie viel neues schon in dem einen Wort „Gott" statt Zeus, Apollo, Dionysos, die Götter oder die Gottheit lag3). Umgekehrt sagt Paulus der Jude das denkbar Höchste, etwas Einzigartiges von Jesus Christus aus, wenn er ihn den xúρtos nennt. Dem heidnischen Untertan der Cäsaren war das deus ac dominus noster nichts Absonderliches *).

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Mk. 1, 27 schildert den Eindruck von Jesu erstem Auftreten als διδαχὴ καινὴ κατ' ἐξουσίαν. Sad 1, 22 „er lehrte ὡς ἐξουσίαν ἔχων und nicht wie die Schriftgelehrten" ist darunter die unmittelbar aus dem Gottesbewußtsein, aus der eigenen persönlichen Gewißheit schöpfende, selbstautoritative Art gemeint, mit der Jesus seine Predigt vortrug im Unterschied von der ganz in traditionellen Autoritäten befangenen Art der Rabbinen: R. Simeon hat gesagt, er habe von R. Gamaliel gehört, daß R. Hillel gesagt habe, spricht Jesus: ich aber sage euch. Da aber jene Predigt mit Dämonenaustreibung verbunden ist, so ist es sehr wohl möglich, daß heidenchristliche Leser hier in hovoía den geläufigen Ausdruck für

1) Wrede, Messiasgeheimnis 3, sagt nicht unrichtig: die Wissenschaft vom Leben Jesu krankt an der psychologischen Vermutung. Er unterschäßt aber die von den Evangelisten selbst in dieser Richtung gegebenen Winke. 2) E. Medley im Expositor V ser. IV 1896, 359–370.

3) Meyers Kommentar zu den Thess.Br. 5. u. 6. Aufl. 68 f. u. ö. 4) Deißmann, Bibelstudien 77.

die auf Kenntnis der Zauberformel beruhende Macht über die Geister1) fanden schon Lukas scheint es so verstanden zu haben, wenn er die beiden auf Lehre und Heilung bezüglichen Säßchen zusammenzieht 4, 36.

Wir sind gewohnt evayyéλov von Jes. 61, 1 u. ä. St. herzuleiten. Und in der Tat wird sich daraus der Gebrauch für Jesu Predigt vom Reiche erklären. Später bezeichnet es bekanntlich die Botschaft von Jesus, insonderheit die Darstellung seines Lebens und seiner Taten. Die Verschiebung begreift sich zunächst aus innerchristlichen Motiven. Seit wir aber wissen, daß schon im J. 9 v. Chr. der Landtag von Asia in einer Proklamation über die Feier des Geburtstages des Augustus als des Weltheiαηδες von τὰ δι' αὐτὸν εὐαγγέλια (prict 2), werden wir bier einen sakralen Terminus für das Leben des in Menschengestalt erschienenen Heilandgottes anerkennen, der jener Verschiebung im Begriff Evayyékov bei Heidenchristen sehr entgegenkam.

Jedenfalls wird man mit dem oft gehörten exegetischen Argument: das konnten die Leser ja nicht verstehen, etwas vorsichtiger umgehen müssen, um so mehr, als die allerneueste Exegese uns wieder lehrt, daß die Autoren selbst nicht immer alles in seiner ursprünglichen Bedeutung verstanden, was sie schrieben.

Mit alledem ist aber fast nur Selbstverständliches gesagt. Es sind die großen Errungenschaften der Arbeit mehrerer Generatio= nen, die wir Jüngeren schon ererbt haben. Ich empfinde es als Pflicht, immer wieder nachdrücklich zu betonen, wie sehr wir auf den Schultern dieser Früheren stehen, wie viel Dank wir ihnen schulden. Diese Grundlagen der modernen Eregese sind auch in allen Lagern anerkannt, so mannigfach ihre Durchführung sich abstuft.

I.

Soll ich nun aber die neueste Wendung, die unsere Exegese

1) Reihenstein, Poimandres 48 f.

2) Inschrift von Priene, publ. v. Mommsen und v. Wilamowiß-Möllendorf, Mitteilungen des K. archäol. Instituts, Bd. 23, 3, 275-293; dazu Harnack, Christl. Welt 1899, 51, 1201; Furrer, Leben Jesu 243; Wellhausen, Einl. in die drei ersten Evangelien 109.

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