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krankungsfälle. Dagegen nahm ein Krankheitsfall bei den Männern 16,7 Tage, bei den Frauen 19,9 Tage in Anspruch. Bei den Orts- und Innungskrankenkassen ist das Verhältnis sogar ein solches, daß nicht nur relativ, sondern auch absolut die Krankheitstage der weiblichen Mitglieder überwiegen. Das legt den Rückschluß nahe, daß die besonders in den niedrigen Lohnklassen stark vertretenen weiblichen Mitglieder aus den allgemein bekannten Gründen zu lange zögern, bevor sie die Hilfe des Arztes in Anspruch nehmen, oder daß es sich eben um eingefressene Übel der oben besprochenen Herkunft handelt, die zu länger andauernder Erkrankung führen. Darum werden die Krankenkassen sich selbst ganz wesentlich nüßen, wenn sie mit dazu beitragen, daß in so entscheidungsschwerer Zeit, wie sie das Wochenbett ist, die Frauen besser verpflegt werden, daß sie längerer Arbeitsruhe genießen. und geheilt und gekräftigt zu ihrer Arbeit zurückkehren können.

In der gleichen Richtung liegen die Vorteile, die der für das dritte Beitragsviertel in Aussicht genommene Unternehmer von der Sache hätte. Auch ihm kann nur daran gelegen sein, daß seine Arbeiterschaft kräftiger, widerstandsfähiger und gesünder, das ist leistungsfähiger, wird. Darum ist es nur billig, wenn er auch zu den Kosten beiträgt und zwar nach Maßgabe der Kopfzahl der von ihm beschäftigten weiblichen und männlichen. Arbeiter. Die im ersten Augenblick etwas befremdlich aussehende Forderung, daß der Unternehmer nach der Kopfzahl der von ihm beschäftigten weiblichen und männlichen Arbeiter steuern soll, findet wohl ohne weiteres ihre Rechtfertigung darin, daß der Lohn der Arbeiter, wie wir gesehen haben, für solche Zwischenfälle nicht ausreicht und andererseits die Segnungen eines geordneten Heimwesens mittelbar auch dem Unternehmer zu gute kommen und zwar in Gestalt gesteigerter Arbeitsfreudigkeit und Fähigkeit aller seiner Arbeiter.

Die hierhin gehörige Beitragsquote für die Familien, deren Vorstände oder Frauen nicht durch private Unternehmer beschäftigt werden (ich denke hier an die kleinen Handwerker, Hausindustriellen, Inhaber von Alleinbetrieben, an die kleinen Beamten 2c.) müßte die Kommune übernehmen. Für den Kundigen bedarf es keines besonderen Nachweises dafür, daß auch hier der Vorteil größer wäre als die Kosten. Die Armenbudgets insbesondere der Großstädte tun in beredter Weise dar, wie oft ein Wochenbett oder ähnliches Veranlassung zum ersten, aber nicht zum leßten Eintreten der Armenbehörde gab. Auch hier zahlt recht häufig der

erste Schritt für alle folgenden, und ich bin überzeugt, daß einsichtige Sachkenner, daß insbesondere die Leiter der großen Armenämter es freudig begrüßen würden, wenn auf solche Weise der Versuch gemacht werden könnte, diesen ersten Schritt zu vermeiden. Es dürfte unschwer nachzuweisen sein, daß das auch im fiskalischen Sinn kein schlechtes Geschäft wäre.

Bleibt noch das 4. Viertel, für das in aller Selbstverständlichkeit der Staat einzutreten hätte. Der Staat, das ist die Volksgemeinschaft, hat das lebhafteste Interesse an der Gesundheit und Wohlfahrt aller seiner Angehörigen. Er hat die Verpflichtung, dafür zu sorgen, auch schon mehrfach anerkannt. So z. B. durch Einrichtung der Invaliditäts- und Altersversicherung. Und wie das B dem A, sollte diesem Anfang, der sich vorgeseht hat, ausgleichend zu wirken, jenes andere folgen, das vorbeugen will. Es liegt ja nahe und ist auch menschlich begreiflich, daß man offensichtliche Übel an erster Stelle zu bekämpfen und zu mildern sucht. Wichtiger aber noch ist es, sie nach Kräften und vor allen Dingen fie rechtzeitig zu verhüten. Nun gibt es aber zweifellos keinen besseren Schuß gegen früh, das ist vorzeitige Invalidität, als eine gesunde Lebensgrundlage und eine Lebensführung, die dazu angetan ist, Gesundheit und Kraft möglichst lange zu erhalten. Das aber geschieht, wenn gesunde Mütter ein gesundes Geschlecht gebären können, wenn sie der Pflege des Säuglings nicht allzufrühe entrissen werden, wenn sie so gekräftigt zur Arbeit zurückkehren, daß sie neben einer zeitlich nicht übertriebenen Tagesarbeit den Pflichten der Mutter gerecht werden können. Ebenso wie es geschieht, wenn der Mann jederzeit zu Hause ein geordnetes und behagliches Familienleben antrifft, wie es sich nicht zuleht auf der Möglichkeit einer regelmäßigen Versorgung des Hauswesens aufbaut.

Neben diesen zweifellos vorhandenen, wenn auch zahlenmäßig nicht nachweisbaren Segnungen, die ein umfassender Schuß der Mutterschaft und des Familienlebens zur Folge haben würde, gibt es andere, die in der Tat auch durch die Überzeugungskraft der Zahl zu wirken vermögen. Erinnern wir uns der Mühlhausener Einrichtung eines mindestens 6 Wochen umfassenden Wöchnerinnenschutes. Die Absicht war wohl in erster Linie der Schuß der Mutter. Das mußte selbstverständlich auch den Kindern zu gute kommen, und als Folge ergab sich eine Verminderung der Säuglingssterblichkeit von 38 auf 25%. Ein volles Drittel Menschenkinder mehr als zuvor wurde dem Leben erhalten. Wie

erfreulich das ist nnd zwar nicht nur vom Gefühlsstandpunkt der Mutter aus angesehen, mag eine kurze Überlegung uns klar machen. Jede Menschenpflanze, die kaum ans Licht getreten, dem Untergang verfällt, gleicht der tauben Blüte, die Kraft und Mark der Pflanze an sich gezogen, dem Haushalt der Natur aber keinen Nußen gebracht hat. So schadet eine über das natürliche Maß hinaus erhöhte Säuglingssterblichkeit dem Haushalt des Staates. Sie ist eine unnüße und ungenüßte, demnach verschwenderische Verausgabung der Volkskraft, eine unverantwortliche Verwüstung der nationalen Leistungsfähigkeit und Zukunftshoffnung. „Der Schuß der Mütter und der Kindheit wird das menschliche Kapital erneuern und verbessern, das für den Staat die Quelle allen Reichtums oder aber, wenn vergeudet, die Ursache unabwendbaren Niedergangs bedeutet."*)

Ich bin am Ende meiner Ausführungen. **) Den Fachleuten der verschiedenen Gebiete muß es überlassen bleiben, diese Anregungen zu ergänzen und auszubauen oder zu berichtigen. Vielleicht ist manchen der Plan zu umfassend und sie würden es vorziehen, auf dem sicheren Grund der gegebenen Versicherungspflicht weiterzubauen. Ihnen sei entgegnet, daß das dem Tropfen auf heißem Stein gleichen würde, und daß das Bedürfnis nach Schuß und Pflege in so kritischer Zeit nicht vor der Türe der nur hausarbeitenden Frau halt macht.

Darüber kann aber wohl kein Streit sein, daß ein solches Bedürfnis vorhanden und daß es für das gesamte Volk ebenso sehr eine Pflicht der Menschlichkeit als ein Gebot der Volkswohlfahrt ist, daß den unwürdigen und durchaus unzulänglichen Zuständen auf diesem Gebiet ein Ende gemacht werde.

*) L' Assurance Maternelle von Louis Frank, Brüssel—Paris, S. 62. **) Zu bemerken ist noch, daß mit vollem Bedacht unterlassen wurde, die naheliegenden Fragen der öffentlichen Wöchnerinnen-, Säuglings- und Kinderfürsorge mit zu behandeln. So wesentlich und unerläßlich eine gleichzeitige Inangriffnahme der hierhin gehörigen Aufgaben auch sein mag: im vorliegenden Falle wäre sie danach angetan gewesen, das schwierige Problem zu verwirren. Auch so konnten nur Anregungen gegeben werden.

Die Jesuiten.

Als der Antisemitismus im Verein mit dem Ultramontanismus die liberale Gemeindeverwaltung der Kaiserstadt an der Donau zu Falle gebracht hatte und die Reaktion ihren Einzug in das von Meister Schmidt erbaute herrliche Rathaus hielt, bat ich Frohschammer, in einer Wiener Zeitung einen Aufsaß über, resp. gegen den Jesuitismus zu veröffentlichen und seine warnende und gewichtige Stimme zu erheben.*) Er antwortete mir, er sei leider gegenwärtig durch philosophische Arbeiten vollauf in Anspruch genommen, er habe jedoch in seinem Schreibtische einen vor Jahren geschriebenen Artikel „Die Jesuiten", den er seiner Zeit nicht publiziert habe und den er mir gerne zur Verfügung stellen wolle. Derselbe ist, wie aus der Einleitung erhellt, im Frühling des Jahres 1866 verfaßt worden, da König Maximilian II. am 10. März 1864 entschlief.

Wien, Februar 1903.

Dr. B. Münz.

o ist denn auch München mit einer Jesuiten-Mission beglückt. Am 10. März zogen sie in München ein, - am Todestage des Königs Maximilian II. Das Trauergeläute um den dahingeschiedenen, vielverehrten und vielbetrauerten König ist zum Triumphgeläute für die Jesuiten geworden, zum Triumphgeläute bei dem endlich errungenen Wiedereinzug in ihre altberühmte und ersehnte ehemalige Residenzstadt München. Bekanntlich hat König Maximilian II. grundsäßlich die Jesuiten und ihre Missionen von seinem Volke, insbesondere von seiner Hauptstadt ferne zu halten gesucht, wie sie auch unter den früheren Königen tros eifriger Bestrebungen keinen Eingang finden konnten. Der Grund davon lag wohl darin, daß er in den Jesuiten die Vorkämpfer der ultramontanen Partei erblickte, sie als Vertreter und gleichsam als Symbol der politisch übergreifenden Kirchengewalt und des konfessionellen Haders betrachtete. Diese Grundsäße und diese Willensmeinung des verewigten Königs konnten an der Stelle nicht unbekannt sein, von welcher die Berufung dieser JesuitenMission ausging; und es ist in der Tat traurig und schmerzlich wahrzunehmen, daß man gerade da, wo man alles, was man ist und hat, der Gnade dieses edlen Fürsten verdankt, nicht einmal

*) Jakob Frohschammer (geb. 1821 † 1893), Professor der Philosophie an der Universität München, war, obwohl selbst katholischer Priester, einer der schärfsten und wirkungsvollsten Bekämpfer des Ultramontanismus im 19. Jahrhundert. Rom belegte ihn mit allen ihm zu Gebote stehenden geistlichen Strafen, boykottierte seine Vorlesungen; aber F. blieb fest und stritt für die Wahrheit bis ans Ende. D. H.

mehr so viel Rücksicht und Pietät beurkundete, um ein so auffallendes Zusammentreffen zu vermeiden, sondern gerade den Tag, welcher der ehrenden Trauer um denselben geweiht war, zur tatsächlichen Verurteilung und Verwerfung seiner Grundsäße und Gesinnung in diesem Betreffe auserwählte! Sollte wirklich zwei Jahre nach dem Tode des so hoch gefeierten Königs auch seinem Geiste schon zu Grabe geläutet sein bei seinem Volke?

Am Tage nach dem Trauerfeste begannen die Predigten. Begreiflicherweise hat die Tagespresse sich alsbald über diese Missionsangelegenheit ausgesprochen, nachdem das Gerücht davon sich verbreitet hatte. Die liberalen Blätter waren selbstverständlich nicht dafür, wenn auch zum Teil nicht geradezu entgegen; um so entschiedener aber nahmen sich die ultramontanen Blätter der Sache an, und man konnte meinen, alles Recht und Heil der katholischen Kirche sei vernichtet, wenn diese Jesuitenmission von der Regierung nicht gestattet werde. Gegen die liberalen Blätter machten sie wiederum, wie dies in solchen Fällen üblich ist, die „Freiheit“ geltend, von der sie sonst nichts wissen wollen, die sie vielmehr auf alle Weise bekämpfen. Sie fanden, daß es nicht folgerichtig sei und nicht gerecht, wenn diejenigen, welche sonst allenthalben der Freiheit, insbesondere auch der religiösen Freiheit das Wort reden, der katholischen Kirche resp. Hierarchie nicht auch die Freiheit gewähren wollten, nach ihren Grundsäßen kirchliche Anordnungen zu treffen und also auch die kirchlich genehmigte Jesuitengesellschaft predigen zu lassen. Dahinter steckt indes nur Sophistik. Es wäre allerdings nicht folgerichtig für den Liberalismus, religiöse Freiheit zu verteidigen und zu fordern und doch irgend einer religiösen Gemeinschaft, auch wenn sie den Staatsgesehen in nichts widerspricht, Berechtigung und Aufnahme zu versagen; aber es ist nicht inkonsequent und nicht ungerecht, den erklärten Feinden der Freiheit, insbesondere der religiösen, entgegenzuwirken und ihnen die Freiheit oder Ermächtigung zu versagen, jene Freiheit in Staat und Religion zu bekämpfen und, so weit es möglich ist, zu vernichten. Das ist unschwer einzusehen für jeden, der gesund zu denken vermag und einsehen will.

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Doch lassen wir das. Die geistliche Oberbehörde der Erzdiözese München-Freising hat es nun einmal für angemessen oder notwendig erachtet, dem religiösen, sittlichen und kirchlichen Leben der Einwohnerschaft Münchens eine Auffrischung und Wiederbelebung angedeihen zu lassen, und da es ihr offenbar schien, daß die zahlreiche Geistlichkeit Münchens dieser Aufgabe nicht gewachsen

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