ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

scholastischen Schablone, daher ist es unzulässig und wer dergleichen im Vertrauen auf vernünftiges Denken und das geistige Bedürfnis der Gegenwart behauptet, der ist unkirchlich, unchristlich.

Nach den Grundsäßen der Jesuiten und ihrer scholastischen Anhängerschaft müßte man annehmen, daß in der Geschichte der Menschheit die späteren Jahrhunderte und Generationen die jüngeren und daher unmündigen seien, die früheren aber die älteren und mündigen; so ist es aber nicht, sondern die späteren Jahrhunderte und Generationen sind die älteren und bei normaler Entwickelung die mündigeren, und die neueste Zeit ist die älteste und ihrer Bildung und Einsicht gebührt daher jedenfalls ebenso viel oder der Natur der Sache nach sogar mehr Vertrauen als jener der früheren Zeiten. Denn die menschliche Erkenntnis, die Bildung und Wissenschaft ist eine natürliche, geschöpfliche, den Bedingungen, den Geseßen des Natürlichen unterworfen, mag der Inhalt derselben Natur oder Offenbarung sein. Das will man freilich auf jesuitischscholastischer Seite nicht zugeben, die Philosophie und Theologie soll seit Jahrhunderten schon wesentlich vollendet sein, inhaltlich und selbst der Form und Methode nach. Nur für die Naturwissenschaft und für die archäologische und ästhetische Forschung will man einen Fortschritt als zulässig und notwendig erachten. Auch von der Geschichte will man nicht viel wissen, außer etwa um einzelne widerspenstige Ereignisse dem scholastischen System anzupassen. Als wäre es irgend vernünftig denkbar, daß zwar vom Leichteren, dem natürlichen Menschen unmittelbar Zugänglichen erst nach Jahrhunderten oder Jahrtausenden allmählich sichere Kenntnis gewonnen und die Wissenschaft davon vervollkommnet würde, dagegen die Wissenschaft vom Schwierigeren, vom Geistigen und Göttlichen schon viel früher vollendet und fix und fertig geworden sei und zwar zur Zeit der Scholastik, wo man in Bezug auf die Natur und Geschichte in so tiefer Unkenntnis sich befand! Und selbst wenn es so wäre, so könnte doch die jesuitisch-scholastische Ansicht nicht die richtige, konsequente sein, sondern dann müßte man lieber gleich zurückgehen bis zur Zeit der Dogmenbildung und der Kirchenväter, was man aber von dieser Seite nicht zugestehen will, da man bei diesen zu wenig feste Formeln findet, mit denen sich in mechanischer Weise hantieren läßt. Die Kirchenväter selbst sollen vielmehr erst nach den Scholastikern verstanden, gedeutet werden wie die alten Philosophen. Die jesuitisch-scholastische Wissenschaft schließt also gerade die zwei lebensvollen, fruchtbaren Perioden des wissenschaftlichen Strebens aus oder läßt sie wenigstens nicht

zur Geltung kommen, nämlich die Zeit des noch jugendlichen, in erster Frische strebenden Christentums und das wissenschaftliche Streben der Theologie und Philosophie der neueren Zeit, das durch die großen Fortschritte aller übrigen Wissenschaften so sehr Anregung und neue Befruchtung erhalten hat. Man will in Bezug auf Resultate und Methode auf einem bestimmten Punkt der Vergangenheit still stehen; da aber in allem übrigen Vorwärtsstreben stattfindet, so ist dies nicht bloß ein Stillestehen, sondern ein Zurückbleiben. Die Jesuiten und ihre Anhänger haben daher in neuerer Zeit in keiner Beziehung irgend Bedeutendes geleistet, nichts gegenüber dem Materialismus und Naturalismus, wenn auch nach und nach manche von ihnen anfangen, aus den Leistungen anderer Bücher hierüber zusammenzustoppeln, nichts gegenüber dem Pantheismus, den sie nicht verstehen und noch weniger würdigen können; dem Rationalismus sind sie selbst weit mehr verfallen als jene Philosophen, die sie des Rationalismus beschuldigen und um desselben willen verfolgen lassen, nur mit dem Unterschied, daß sie ihn zuleßt mechanisch, durch sogenannte Unterwerfung von sich abtun und dadurch zeigen, daß sie einer wissenschaftlichen Überzeugung gar nicht fähig sind, sondern ihre sogenannte Wissenschaft nur wie ein äußerliches Werkzeug ge= brauchen, das sie beliebig nehmen und wieder wegwerfen können. Wenn der eine oder andere ihrer Schüler in kirchengeschichtlicher Forschung einiges leistete, so geschah es nur, weil sie in Deutschland dazu Anregung erhielten und die Methode ihrer Lehrer verließen, und auch da dienen sie größtenteils beschränkten Tendenzen und Parteizwecken. Endlich selbst in der Polemik (Symbolik) gegenüber dem Protestantismus, einstens ihrer Stärke, haben sie in neuerer Zeit nichts geleistet, was sich irgend entfernt mit Mühlers Leistungen in dieser Beziehung vergleichen ließe. Perrone, der gegenwärtig als das wissenschaftliche Haupt der Jesuiten und jesuitischen Partei gelten kann, kommt in seiner Schrift über den Protestantismus über die Anschauungsweise des 16. Jahrhunderts nicht hinweg; er vermag im Protestantismus nichts zu erblicken als das größte Verbrechen, das je begangen worden ist, und die Protestanten können ihm daher nur als Verbrecher erscheinen (wenigstens die gebildeten), über die man als solche die schwersten Strafen verhängen müßte, wenn man nur könnte. Diese wissenschaftliche Unfähigkeit und Unfruchtbarkeit ist übrigens nicht Schuld der Personen, sondern des Ordens und seiner Bildungsweise. Die logische Bildung ist zwar an sich gut

und förderlich, aber die einseitige bloß logische Dreffsur verbildet den Geist und macht ihn unfruchtbar. Sie macht zwar fähig zum scholastischen Betrieb der Wissenschaft, zur syllogistischen Handhabung gegebener Grundsäße und Vorausseßungen; sobald es sich aber um die Prinzipienfragen in Philosophie und Theologie selbst handelt, wie das in unserer Zeit so sehr der Fall ist, dann erweist sie sich als unfähig. Sie vermögen den Gegner nicht zu fassen und nicht zu treffen, da sie nur auf Grundlage ihrer Vorausseßungen stark sind, die der Gegner nicht teilt. Das zeigt sich allenthalben bei naturwissenschaftlichen, philosophischen uud historischkritischen Problemen. Was sie z. B. in der brennenden Frage über den göttlichen Charakter Christi zu sagen wissen, ist durchaus ungenügend und trifft nicht die jeßigen Gegner, sondern allenfalls nur die Rationalisten vor 50 und mehr Jahren, die jest längst überwunden sind.

So verhält es sich mit der Wissenschaft der Jesuiten, sie stehen in dieser Beziehung bei weitem nicht auf der Höhe der Zeit und können daher gegen die Gebildeten in der Tat auch gar nichts ausrichten. Wollte man daher durch diese Mission an die „Vernunft“ der Gläubigen sich wenden und ihre Einsicht fördern, so waren nicht gerade Jesuiten notwendig oder auch nur besonders geeignet; jede Diözese schließt sicher eine hinreichende Anzahl von Priestern in sich, die in Deutschland und nicht nach scholastischer Methode gebildet sind und ebenso gut oder vielmehr noch besser geeignet wären, die Gläubigen zu belehren und zu bilden. Wollten sich die Bischöfe diese zu Missionen auserlesen und berufen, sie würden dadurch ihrem eigenen Klerus Vertrauen erweisen, würden durch solche bevorzugende Gelegenheit erhöhterer Wirksamkeit seinen Eifer anspannen und den Tüchtigsten Gelegenheit geben, sich kenntlich zu machen und vor dem Verkommen in unzulänglicher Wirkungssphäre zu bewahren. Allerdings würde eine so gebildete Mission vielleicht weniger Neugierige anziehen und unscheinbarer bleiben, allein an guter Wirkung und Segen dafür reicher und reichhaltiger werden.

Vielleicht lassen sich aber die sittlichen Zwecke einer Mission am besten, sichersten gerade durch Jesuiten erreichen, entweder weil etwa ihre Sittenlehre die reinste, gesündeste ist, oder weil sie es am besten verstehen, der Sittenlehre Eingang und Befolgung zu gewinnen. Was nun die Reinheit der Sittenlehre betrifft, so haben bekanntlich die Jesuiten die öffentliche Meinung nicht für sich, daß sie sich darin auszeichnen; man hat ihnen vielmehr von

jeher eine zu laxe, spisfindige Moral zum Vorwurf gemacht. Wir wollen uns hier darauf nicht einlassen und bemerken nur, daß allerdings der sogenannte Probabilismus, d. h. die Annahme, daß man in zweifelhaften Fällen seinen Willen und seine Handlungen auch durch die schwächeren Gründe bestimmen lassen dürfe, psychologisch betrachtet für die Sittlichkeit nicht förderlich sein kann; nicht als ob sie gerade immer und absolut schlecht wäre, sondern weil sie die einfache reine Ehrlichkeit des Gewissens zu trüben, zu beeinträchtigen geeignet ist, und weil es überhaupt eine Störung des kindlichen Verhältnisses des Menschen zu Gott ist, wenn er sein sittliches Verhalten, seinen Gehorsam, seine Hingebung an Gott zum Gegenstand kluger Berechnung oder spitfindiger Abwägung macht. Indeß wir nehmen davon Umgang, wir geben zu, daß die Jesuiten keine andere Sittenlehre predigen als die katholische Kirche überhaupt, und wollen die Beschuldigung einer layeren Moral als unbegründet betrachten. In diesem Falle stehen sie dann aber auf gleicher Stufe mit den übrigen Priestern der katholischen Kirche und ein Grund zur Bevorzugung liegt auch in dieser Beziehung eben darum und im günstigsten Falle nicht vor.

Sie verstehen es aber vielleicht besser, die Lehren der christlichen Moral zu verkünden und die Menschen zur Befolgung derselben anzuleiten und zu bewegen! Angesichts einer gewissen Virtuosität des Vortrags möchte man geneigt sein, dies zuzugeben, allein die entscheidende Antwort muß das wirkliche sittliche Leben derjenigen geben, die vorzugsweise unter der Leitung der Jesuiten standen oder stehen. Wir müssen also die Geschichte fragen. War überall oder wenigstens größtenteils da, wo Jesuiten das religiöse und sittliche Leben der Menschen leiteten, die größte, reinste Sittlichkeit zu finden? Diese Frage muß entschieden verneint werden. Es ist bekannt, daß die Sittenverderbnis im vorigen Jahrhundert hauptsächlich von den Höfen und den höheren Gesellschaftsklassen ausging und von da erst nach und nach in die niederen Klassen, ins Volk eindrang. Die Sittenverderbnis entstand und herrschte also gerade bei jenen Menschen, deren Erziehung, Bildung und geistliche Leitung fast ausschließlich den Jesuiten anvertraut war. Auch jene Höfe, an denen Jesuiten als Beichtväter fungierten oder sonst Einfluß hatten, zeichneten in der Regel sich nicht eben durch sittliche Reinheit aus, sondern ragten öfters gerade durch das Gegenteil hervor. Man weiß, wie es gerade in Frankreich am Hofe und in den höheren Ge

sellschaftskreisen in dieser Beziehung stand. Dieser Sittenverderbnis des achtzehnten Jahrhunderts ward übrigens im siebenzehnten Jahrhundert gründlich vorgearbeitet und zwar auch unter großem, ja überwiegendem Einfluß der Jesuiten. Da leitete man die Menschen und insbesondere auch die Fürsten an, im Interesse des Glaubens jedes christliche Gebot der Sittlichkeit zu mißachten, ja jede Forderung christlicher Liebe mit Füßen zu treten und durch Krieg, Verfolgung, Grausamkeiten und Bluttaten das wahre Christentum zu fördern. Kein Wunder, wenn das so abgestumpfte sittliche Gefühl im nächsten Jahrhundert und zum Teil schon gleichzeitig auch in anderer Beziehung sich ohnmächtig erwies; mußten doch selbst arge sinnliche Ausschweifungen fast noch wie Betätigungen christlicher Nächstenliebe erscheinen im Vergleich mit den Untaten und Verbrechen gegen Menschen anderer Überzeugung, die im Interesse des Glaubens als zulässig, ja zum Teil sogar als verdienstlich galten! Es muß also verneint werden, daß da, wo die Jesuiten vorherrschend Einfluß übten und die Erziehung und das geistige Leben leiteten, die Sittlichkeit vorherrschend in Blüte war. Sie haben durchaus nicht in hervorragender Weise das Geschick oder die Kunst bewährt, sittlich zu bilden. Auch in dieser Beziehung also ist kein Grund da, gerade Jesuiten zur Mission zu berufen, um den Zweck sittlicher Erneuerung und Besserung zu erreichen.

Ebenso verhält es sich in Bezug auf den Glauben. Es wird heutzutage sehr oft so von den Jesuiten gesprochen, als ob von ihnen allein das Heil der Kirche und der Welt abhänge, als ob sie allein imstande wären, den christlichen Glauben vom gänzlichen Untergange zu retten und wieder herzustellen. Wir müssen auch dem widersprechen. Fragen wir nur wieder die Geschichte, die Wirklichkeit der Vergangenheit und Gegenwart. Es zeigt sich keineswegs, daß in dem Maße, als die Jesuiten Einflußz hatten und herrschten, auch der Glaube stark war und blüte. Blicken wir wieder auf das achtzehnte Jahrhundert, das sich so sehr durch Unglauben und Frivolität auszeichnete. Auch diese waren wiederum gerade in jenen höheren Kreisen anzutreffen, auf welche die Jesuiten hauptsächlich Einfluß übten. Wir wollen. nicht sagen, daß sie die Ursache davon waren, aber sie waren nicht imstande, diese Geistesrichtung zu verhüten, obwohl ihnen die Erziehung der adeligen Jugend größtenteils anvertraut war. Man kann sagen, daß unter der Bebrütung des Jesuitenordens oder meinetwegen troß derselben die ungläubige, frivole Brut im acht

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »