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zehnten Jahrhundert in den höheren Klassen der Gesellschaft aufgewachsen ist, und von da hat sich der Unglaube wie die Unsittlichkeit allmählich den niederen Klaffen mitgeteilt. Und blicken wir auf die Gegenwart und auf die Gegenden und Völker, welche dem vorherrschenden Einflusse der Jesuiten besonders ausgesett waren, so finden wir auch da nicht, daß der religiöse Glaube durch sie besonders gefördert und in Aufschwung gebracht worden sei. In Italien z. B. haben sie seit mehr als fünfzehn Jahren in den meisten Gegenden die größte Herrschaft, den höchsten Einfluß ausgeübt und doch werden sie selber kaum zu behaupten wagen, daß der christliche Glaube sehr zugenommen habe und sehr lebendig sei. Nach allem, was verlautet, ist vielmehr Aberglaube bei dem ungebildeten Volke, Unglaube bei den Gebildeten vorherrschend. Die Jesuiten besihen also erfahrungsgemäß auch nicht das unfehlbare Mittel, den Glauben wieder herzuzaubern und neu zu beleben. Die Erfahrung gibt vielmehr die Andeutung, als ob ihre Methode und ihre ganze Wirksamkeit mehr geeignet wäre, das Christentum und die Kirche gerade dem denkenden Teile der Völker zu verleiden, ja sogar verhaßt zu machen. Man hat also Grund, sie nicht geradezu als die einzigen Retter der Kirche zu bezeichnen und die Erfolge ihrer Missionen mehr als Scheinerfolge zu betrachten, denen die nachhaltige Wirkung fehlt. Wie die Kirche ihre besten Zeiten hatte, als es noch keine Jesuiten gab, so kann sie ohne dieselben wieder bessere Zeiten herbeiführen.

Man wird zwar hier gleich auf die großen Verdienste hinweisen, welche sich die Jesuiten in den früheren Zeiten ihres Bestehens, insbesondere dem Protestantismus gegenüber erworben haben. Man wird behaupten, es sei hauptsächlich ihrer Tätigkeit zu danken, daß der Protestantismus in seiner Ausbreitung zum Stillstand gebracht und aus vielen Gebieten wieder verdrängt wurde, wo er bereits allgemein um sich gegriffen hatte. Gewiß, wir bestreiten dies gar nicht; schon die Geschichte Österreichs und Frankreichs bezeugt es ja hinlänglich. Aber wir behaupten, daß die Jesuiten diese Erfolge nicht durch ihre geistliche Tätigkeit, nicht durch ihre Wissenschaft und ihre Missionen errungen haben, sondern dadurch, daß es ihnen gelang, die weltliche Macht für ihre Bestrebungen zu gewinnen und aufzubieten, Druck, Zwang, grausame Verfolgungen gegen die Andersgläubigen auszuüben und sie dadurch zur Verleugnung ihres Glaubens oder zur Flucht und Auswanderung zu nötigen. Das ist aber keine priesterliche, keine christliche Art der Wirksamkeit, sondern eine muhammedanische.

Sie hat auch schließlich wenig Segen gebracht, sondern es ist jeßt aus übel nur ärger geworden. Das zeigt sich sehr klar schon darin, daß wir jest gerade von ultramontaner Seite öfter den Wunsch und die Aufforderung aussprechen hören, es möchten jezt die gläubigen Katholiken und Protestanten gegenüber dem Liberalismus, dem Unglauben, dem Materialismus u. s. w. zusammenhalten. Es ist also jezt so weit gekommen, daß man sich um den Beistand derjenigen bemüht, welche man früher als Keger, als Verbrecher auf Leben und Tod bekämpft hat, an denen insbesondere die Jesuiten zu Helden geworden sind und sich ihre Verdienste errungen haben. Der Segen jener Wirksamkeit kann nicht hoch angeschlagen. werden, wenn es troßdem dahin gekommen ist, daß man jezt mit dem in Bund treten will, was man früher wie die Pest geflohen und bekämpft hat. Es liegt ein offenbares Eingeständnis darin, daß man früher Unrecht getan entweder durch Überschäßung des eigenen Glaubens oder durch zu tiefe Herabwürdigung des fremden, oder aber man meint es auch jest mit diesem Bündnis nicht redlich und möchte blos den noch verhaßteren Gegner durch dasselbe besiegen, um dann wozu es allerdings allen Anschein hat mit dem Bundesgenossen den alten Kampf auf Leben und Tod wieder zu beginnen. Wie dem aber auch sei, sicher ist dies, daß es allerdings den Jesuiten gelungen ist, durch harte, blutige Strenge und Verfolgung die Protestanten vielfach, namentlich) in Österreich und Frankreich zu hemmen und zu unterdrücken, daß aber unter ihren Augen, unter ihrer Herrschaft und gleichsam aus ihrer Wirksamkeit hervor eine andere religiöse oder irreligiöse Richtung entstand, die sich zuleht als viel gefährlicher und ärger erwies als der so streng und blutig bekämpfte Protestantismus. Es hat sich also gezeigt, daß der Jesuitenorden den Lauf der Dinge in der europäischen Menschheit nicht aufzuhalten vermochte mit all' seiner Macht, Tätigkeit, Klugheit und allen Mitteln, die er anwandte, und die leßten Dinge sind trot alledem ärger ge= worden als die ersten. Sie haben sich selbst nicht zu behaupten vermocht, die Geschichte, die Geistesbildung, die Aufklärung ließ sich nicht eindämmen, sondern schritt über sie hinweg und verwarf sie endlich ganz, und der einzige Erfolg ihres Gegenkampfes besteht vielleicht nur darin, daß die Gegensäte bitterer, schärfer wurden zwischen Christentum und Kirche einerseits und Wissenschaft, Bildung und Liberalismus andererseits.

Angesichts dieser Tatsachen aus Vergangenheit und Gegenwart kann es nur als berechtigt erscheinen, wenn man von den Jesuiten

nicht das Heil der Welt, keine besondere Förderung des Christentums und der Kirche erwartet, und wenn man von ihnen nicht die überspannte Erwartung hegt, als ob von ihnen und ihrer Partei die Wiedererneuerung, Regeneration des religiösen und christlichen Lebens der abendländischen Völker ausgehen könne. Was uns so die Geschichte lehrt, das können wir auch unschwer erkennen, wenn wir die Art ihrer gegenwärtigen Wirksamkeit, beispielsweise die Methode und den Inhalt ihrer Predigten betrachten. Sie predigen nicht kindlichen, einfachen Glauben, und doch auch wieder keinen wissenschaftlich begründeten, aufgeklärten. Sie sagen zwar, sie wollten sich an den Verstand, nicht an das Gefühl wenden, in der Tat aber nehmen sie hauptsächlich die Einbildungskraft und das Gemüt der Zuhörer in Anspruch; sie bringen daher nicht Einsicht, sondern nur Einbildungen in denselben hervor und erzielen nicht deren Erleuchtung, sondern hauptsächlich nur Aufregung. An einer gewissen Logik fehlt es ihnen allerdings nicht, aber es ist nur Logik im kleinen, der es an einer festen Grundlage fehlt, die größtenteils unbestimmte Säße und Gleichnisse ausbeutet. Diese Eigentümlichkeit ihrer Predigten gewährt ihnen zwar manche Vorteile, wirkt anziehend, aufregend auf die Zuhörer und erzeugt augenblicklichen Erfolg, allein dieser kann der Natur der Sache nach nicht nachhaltig sein und erweist sich zuleht als Scheinerfolg, wenn ihm nicht irgend eine äußere Macht oder Gunst zur Aufrechthaltung zur Verfügung steht. Man kann ihr Verfahren wohl kurz dahin charakterisieren, daß sie Gott möglichst vermenschlichen (anthropomorphosieren) und den Menschen resp. Menschengeist möglichst versinnlichen (naturalisieren); das macht die Sachen deutlich und bringt sie der grobsinnlichen Natur der Menschen nahe. Aber für den Denkenden zeigen sich bei dieser Behandlungsweise bald viele Widersprüche. So wird z. B. einmal Gott als ein Vater gezeigt und die Menschen werden als seine Kinder bezeichnet, die unmittelbar von ihm stammen, ihm nahe stehen und alles Beste von ihm zu gewärtigen haben; dennoch wird aber dann Gott auch wiederum als König betrachtet, der in unnahbarer Herrlichkeit thront, einen großen Hofstaat um sich hat und nur durch Mittelspersonen im Himmel und auf Erden mit den armen Menschenkindern verkehrt. Das muß sich dem Denter alsbald als ein Widerspruch zu erkennen geben, denn ist Gott für die Menschen ein Vater und sind diese seine Kinder, so werden sie in einem unmittelbaren Verhältnis zu ihm stehen und es wird nicht erst ein ganzes Hofgesinde dazwischen gestellt sein, durch

welches er wie mit ganz Fremden den Verkehr unterhält. Welcher gute, edle Vater wird denn ein solches Verhältnis zwischen sich und seinen Kindern aufrichten? Ein irdischer König braucht wohl eine Schar von Beamten und Dienern, weil er selber an Kraft und Einsicht beschränkt ist und also nicht alles selbst zu tun vermag; bei Gott dagegen fällt dieser Grund vollständig hinweg, und er braucht sein Vaterverhältnis zu den Menschen nicht erst durch einen Hofstaat aufzuheben, sondern kann sein Königsein unmittelbar damit verbinden. Gleichnisse dieser Art passen mithin nicht und verwirren den Menschengeist mehr, als daß sie ihn aufklären, wenn durch sie praktische Einrichtungen und praktisches Verhalten im religiös-christlichen Gebiete gerechtfertigt werden wollen. Die menschliche Seele wird zwar einerseits als Geist, d. h. als ein Wesen betrachtet, das an sich bestehen kann, unabhängig vom sinnlichen, stofflichen Leibe, andererseits aber werden ihr doch auch nach ihrem Abscheiden vom Körper noch Eigenschaften oder Fähigkeiten zugeschrieben, als wäre sie noch mit dem sinnlichen Leibe begabt, um gewisse andere, eigentümliche Lehren zu be= gründen, z. B. ihre Fähigkeit, in der Hölle von einem wirklichen materiellen Feuer gebrannt oder gequält zu werden. Man beruft sich dabei auf die Natur der Seele, durch den sinnlichen Leib der Empfindungen, Leiden fähig zu sein, woraus offenbar hervorgehe, daß das Stoffliche auf ihr Wesen einwirken könne. Man wird recht haben, wenn auch die abgeschiedene Seele noch sensible Nerven hat, denn diese sind die notwendige Bedingung der Empfindung; wo sie fehlen, hört alle Empfindung auf, das Glied des Leibes, dem sie durchschnitten sind, wird empfindungslos. Im übrigen könnte man auf denselben Grund hin auch annehmen, daß die abgeschiedenen Seelen noch des Hungers und Durstes, des Zeugungstriebes u. s. w. fähig sind. Wir kämen demnach so ziemlich zum Glauben der Wilden vom Zustand der gestorbenen Menschen. Daraus mag erhellen, daß man Ursache habe, hier ein wenig vorsichtig zu sein!

Sonst ist an den Predigten der Jesuiten noch wahrzunehmen, daß fie öfters über Schwierigkeiten, statt sie ernsthaft zu betrachten und womöglich zu lösen, geringschäßig und oberflächlich mit einem Spott oder Wit hinweggehen, was weder der Würde der Sache angemessen ist, noch dem Glauben und dem Denken irgend genugtun kann.*)

*) Es wird uns von mehreren Seiten bestätigt, daß namentlich ein hervorragender Prediger bei der Münchener Jesuiten-Mission es liebte, bei Be

Die kirchliche Hierarchie liebt es, sich bei den weltlichen Regierungen resp. Dynastien dadurch zu empfehlen, daß sie sich als Schuß und sicherste Stüße der Throne bezeichnet und behauptet, daß, wenn sie an Macht und Einfluß verliere, dann auch in demselben Maße die Throne der Fürsten wanken und endlich stürzen. Und der Papst unterläßt nicht, dies von Zeit zu Zeit in feierlicher Weise den Fürsten ins Gedächtnis zu rufen und sie zur Hingebung an die Hierarchie und den heiligen Stuhl insbesondere aufzufordern, in welchem Falle allein ihre Macht und ihr Ansehen gesichert sein könne. Dasselbe pflegt auch vom Jesuitenorden behauptet zu werden. Allein auch dies wird weder bei dem einen noch bei dem anderen von der Betrachtung der Geschichte der Vergangenheit und der Gegenwart bestätigt. Die aufs stärkste zentralisierte Kirchengewalt, das absolutistische Papsttum kann heutzutage den weltlichen Herrschern keine Stüße, kein Schirm sein, und die Befolgung der Grundsäße und Ratschläge des Papstes würde den weltlichen Fürsten vielmehr schädlich und verderblich statt nüßlich sein. Das Wahre ist, daß der Papst seine eigene weltliche Herrschaft seinen Untertanen gegenüber nicht schüßen und behaupten kann, sondern des Schußes, der Gewalt, der Bajonette fremder Fürsten bedarf, um sich als weltlicher Herrscher behaupten zu können und seine Untertanen in Botmäßigkeit zu erhalten. Wie soll er dann also die Hauptstüße der Throne der weltlichen Fürsten sein? Sogar seine geistliche Gewalt beruht gegenwärtig hauptsächlich auf dem Schuße der weltlichen Fürsten, wenn es wahr ist, daß zum kirchlichen Primat, zur Ausübung der geistlichen Obergewalt notwendig und wesentlich der Kirchenstaat, die weltliche Herrschaft gehöre, wie der Papst und der Episkopat jezt allgemein behaupten. Die weltliche Herrschaft kann er unbestritten nur noch durch die französischen Bajonette behaupten, ohne diese würde sie kaum einen Tag mehr dauern; wenn nun diese weltliche Gewalt, dieser Kirchenstaat wesentlich zum geistlichen Primat gehört, so beruht also dieser selbst und streitung materialistischer Ansichten zu sagen: „Der Materialismus oder die Philosophie“, so daß das Publikum nicht anders als annehmen mußte, Philosophie und Materialismus seien miteinander identisch. Dagegen ist entschieden Verwahrung einzulegen. Die deutsche Philosophie hat, denke ich, dem Materialismus gegenüber mehr geleistet, als der ganze Jesuitenorden je dagegen geleistet hat und bei seiner jeßigen Wissenschaft zu leisten imstande ist. Und ist es nicht eben gewissenhaft, auf solche Weise die Philosophie und die Philosophen bei dem Publikum zu verdächtigen und dem Vorurteil oder der Verachtung preiszugeben!

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