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also die geistliche Oberleitung der katholischen Kirche auf franzöfischer Waffengewalt, und das wahre Fundament des Papsttums ist also die Regierungsgewalt und der Wille Napoleons III., dessen christlicher Glaube nicht gerade der stärkste und reinste sein soll.

Ebenso verhält es sich mit den Jesuiten, welche in Verbindung mit dem Papsttum die festeste Stüße der Throne zu sein behaupten. Die Geschichte bezeugt etwas anderes. Nicht jene Throne und Dynastien waren die festesten, welche sich mit dem Jesuitismus am meisten verbunden und dessen Grundfäße angenommen und geltend gemacht haben. Diese haben sich vielmehr großenteils ihren Völkern am verhaßtesten gemacht und sind schließlich gestürzt worden. Die bourbonischen Dynastien können davon erzählen. Freilich ist man sogleich bereit zu behaupten, diese Dynastien seien gestürzt worden, das revolutionäre Zeitalter überhaupt sei hereingebrochen, weil die Wirksamkeit der Jesuiten gebrochen, der Jesuitenorden aufgehoben worden sei. Vergeblich. Das revolutionäre Zeitalter war herangereift, der revolutionäre Geist hatte sich ausgebildet schon lange, ehe der Jesuitenorden anfgehoben wurde, wie sie andererseits doch selber wieder zugeben. Sie haben sich als machtlos erwiesen gegenüber dem sich entwickelnden Geiste der Völker, gegenüber der Wissenschaft und Bildung. Sie waren ihrer Zeit und deren Verhältnissen nicht gewachsen, ihre Grundsäße und Strebungen erwiesen sich nicht als die richtigen und heilsamen für Kirche, Staat und Völker, und darum gingen sie selbst zu Grunde und jene, die ihre Grundsähe angenommen hatten und befolgten. In der neuesten Zeit war es ja nicht anders. Sie waren in Italien in den fünfziger Jahren wieder allmächtig geworden und hatten sich mächtig ausgebreitet und zur Geltung gebracht. Aber wiederum brachten sie den Fürsten, welche sie förderten und begünstigten, keine Stärke und erwiesen sich machtlos dem Volke gegenüber in der Zeit der Gefahr. Freilich versucht man auch hier Ausrede und Beschönigung. Die Veranlassung zur Unzufriedenheit des Volkes mit der weltlichen Regierung des Papstes und der anderen Vertriebenen sollen nur einige verhältnismäßig wenige unzufriedene, schlechte Menschen gewesen sein, die durch Aufreizung, Bestechung und dergl. alle Unruhen und Revolutionen zuwege brachten und bewirkten, daß die Jesuiten keinen Einfluß mehr auf das Volk zu üben vermochten. Geseßt es sei wirklich so, was beweist denn dies? Nun wiederum nichts anderes, als daß die Jesuiten ihrer Zeit und ihrer Aufgabe mit ihren Grundsäßen und ihrer Methode der Wirksamkeit nicht mehr

gewachsen sind und das verloren ist, was sich auf sie verläßt. Sie verstehen die Kunst, rasch sich irgendwo einzuführen und festzuseßen, große Mittel für sich zu gewinnen, aber sie vermögen nichts in der Zeit der Gefahr für ihre Schüßlinge, im Gegenteile ihr Eingreifen verschärft und verbittert die Verhältnisse und trägt dazu bei, sie zum Extrem zu korrumpieren. Wenn sie aber der falschen Wissenschaft und Bildung, dem Unglauben, der Sittenverderbnis gegenüber ohne polizeiliche Gewalt nichts vermögen und der Revolution gegenüber sich machtlos erweisen, sie eher fördern und herausfordern als verhindern, wozu sind sie denn, wozu braucht man sie? Für die Guten nicht, wenn sie gegen die Bösen nichts vermögen. Sie gleichen da jener eigentümlichen Polizei, welche die ruhigen, ordentlichen Bürger in allen Verhältnissen bevormundet, stört und quält, von den Schlechten, Abgefeimten aber in aller Weise hintergangen wird und ihnen faft mehr Förderung als Hemmung zu bereiten geeignet ist.

Das neue englische Unterrichtsgeseh.

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Von E. E. Lehmann (London).

in geistreicher Schriftsteller hat die Engländer die Chinesen Europas genannt. Und in der Tat, an zähem Festhalten althergebrachter Gewohnheiten und Lebensanschauungen stehen sie den Bürgern des himmlischen Reiches nicht allzusehr nach; sogar die Zöpfe fehlen ihnen nicht. Beispielsweise besagt ein englischer Zopf, daß jedermann, sobald er nur Vollblutengländer ist, all und jedes auf dem Gebiete des Staats- und öffentlichen Lebens ganz ebenso gut versteht wie der gebildetste Fachmann. Natürlich hat das gar merkwürdige Erfahrungen zur Folge. Der Durchschnittsengländer meint jedoch: tut alles nix, so lang es mir nicht an den Kragen geht. Ihm gilt überhaupt Bildung mehr für etwas Schädliches, denn für etwas Nüßliches. Wir Deutschen sind der Überzeugung, Bildung mache frei; der Engländer jedoch steift sich darauf, daß er persönliche Freiheit und politische Macht

besiht ohne Bildung. Erst in den letzten Jahren hat der Britte infolge der drängenden deutschen und amerikanischen Konkurrenz auf allen Märkten der Welt seine Augen weiter aufgetan und über die Küstenränder seines Inselreiches die Blicke zu anderen Völkern, deren Einrichtungen und deren Bildung hinüberschweifen laffen. Dabei fand er zu seinem Erstaunen, daß seine Wettbewerber fähig wurden, auf jedem Gebiete ihm das Brot vom Munde wegzunehmen eben infolge ihrer größeren Bildung. Mit einem Seufzer entschloß er sich deshalb, auch seinerseits etwas mehr für Bildung und Schule im eigenen Lande zu tun, denn bisher.

Die Frucht dieses Entschlusses ist das neue vom Ministerium Balfour dem Parlamente vorgelegte Unterrichtsgeseß. Das Geset ist übrigens keineswegs ohne jede Vorgänger. Nach den vollkommen chaotischen und für ein modernes Kulturvolk unbegreiflichen Zuständen, die auf dem Gebiete des Schulwesens bis über die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts hinaus in England ge= herrscht hatten, machte W. E. Forster, zur Zeit Vizepräsident des Staatsrates der Königin Viktoria, in dem von ihm ausgearbeiteten und zum Geseße erhobenen Entwurf für Ausstattung des Elementarunterrichts in England und Wales 1870 den ersten Versuch, dem Staate auf dem so wichtigen Gebiete des öffentlichen Unterrichtes eine Art von Einfluß zu sichern und dem englischen Volksschulwesen so etwas wie eine in sich geschlossene Organisation zu geben.

Zum Verständnis deutscher Leser muß hier bemerkt werden, daß es einen Unterrichtsminister in England weder jemals gegeben hat, noch bis auf diesen Tag gibt. Erziehungs- und Schulsachen unterstehen dem Staatsrate des Monarchen. Das hätte bei den herrschenden Zuständen im englischen Parlament, wo alles mehr oder weniger zur Parteisache gemacht wird, vielleicht für die englische Schule von recht guten Folgen sein können, wenn man die Schule und ihre Verfassung als ein allen gemeinsames Volksgut dem Hader der parlamentarischen Fraktionen zu entrücken vermocht hätte. Da jedoch für Unterrichtszwecke, wie für alle anderen Staatsanstalten das Geld verfassungsmäßig vom Parlamente bewilligt werden muß, zog die englische Schule aus ihrer unmittelbaren Unterordnung unter den königlichen Staatsrat nur wenig oder gar keinen Nußen. Am besten beweisen das die Zustände vor dem Forsterschen Unterrichtsgeseh. Mehr oder weniger lag bis zum Jahre 1870 der öffentliche Unterricht ausschließlich

in den Händen der Geistlichkeit und privater Schulunternehmer. Die Geistlichkeit war schon seit den Zeiten Heinrichs VIII. die eigentliche Hüterin jeder Bildung in Großbritannien; die früher so berühmten, jezt aber, soweit sie überhaupt noch bestehen, im Verfall begriffenen Grammar schools (Grammatikschulen) für den Mittelstand verdankten ihr Dasein dem Einflusse der Kirche. Wie die römisch-katholische, begriff auch die anglikanische Geistlichkeit den Einfluß, welchen sie durch Beherrschung der Schule über das ganze englische Volk erhalten mußte. Genossen und mächtige Helfer für ihre Bestrebungen entstanden der Kirche in den alten Adelsgeschlechtern, deren jüngere Söhne als Geistliche reich dotierte und einflußreiche Lebensstellungen fanden. Mit der Einführung der großen Reformgeseße des alten Gladstone, welche die Gewalt der alten Aristokratie und der Geistlichkeit durch Ausdehnung des Wahlrechts auf fast alle volljährigen englischen Bürger bis zu einem gewissen Grade im Parlamente brachen, erlitten auch die Bestrebungen der Kirche auf dem Gebiete des öffentlichen Schulwesens einen tüchtigen Stoß; viele und weite Kreise des englischen Volkes verlangten die Befreiung der Volksschule von der Kirche, zumal unterdessen neben der anglikanischen und der römischkatholischen Kirche eine ganze Reihe religiöser Sekten emporgekommen waren, deren religiöses Bekenntnis sich keineswegs mit den religiösen Bekenntnissen der beiden größten christlichen Kirchenorganisationen deckte. Forster entsprach in dem von ihm ausgearbeiteten Schulgeseßentwurf diesen Wünschen durch die Bestimmung, „daß in keiner öffentlichen Elementarschule, soweit solche vom Staate als öffentliche Schule anerkannt sei, ein bestimmter religiöser Katechismus oder ein besonderes religiöses Glaubensbekenntnis gelehrt werden solle“. Mit anderen Worten: Forster schuf durch seinen vom Parlamente zum Geseß erhobenen Verfassungsentwurf für die Schule das, was wir in Deutschland die konfessionslose Volksschule nennen. Dazu teilte er ganz England und Wales (Schottland und Irland haben ihre besonderen Schulverfassungen) in eine bestimmte Anzahl von Schuldistrikten, deren jeder einer bestimmten Einwohnerzahl entsprach. Jeder Schuldistrikt erhielt einen Ausschuß für Schulangelegenheiten. Dieser Ausschuß wurde jedoch für gewöhnlich nicht etwa von der obersten Schulbehörde also der mit dem öffentlichen Unterrichtswesen betrauten Abteilung des Staatsrates ernannt, sondern von den Steuerzahlern und aus der Mitte der Steuerzahler erwählt. Der Ausschuß hatte innerhalb seines ihm

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zugewiesenen Wirkungskreises für einen hinlänglichen Elementarunterricht der aufwachsenden Generation alle nötige Fürsorge zu treffen; das heißt, der Ausschuß sollte dahin wirken, daß jedes Kind von seinem fünften bis zu seinem zwölften oder dreizehnten Jahre lesen, schreiben und rechnen lernte; und daneben selbstverständlich eine oberflächliche Einsicht bekam in Geographie und Geschichte, Religion und Naturkunde.

Art und Weise und Weg und Methode des Unterrichts in den Elementarschulen blieben dem örtlichen Schulausschusse, welcher selbstverständlich zum allergrößten Teil aus Laien bestand, durchaus überlassen. Beispielsweise konnte der gesamte Unterricht des Schulkreises von Privatunternehmern besorgt werden. Die Vorsteher oder Eigentümer solcher Privatschulen verständigten sich dann mit dem Schulausschuß; häufig erhielten sie eine finanzielle Unterstüßung aus den Fonds, welche durch die von der Bevölkerung des Schuldistriktes erhobene Schultare zu Gebote standen; häufiger aber strebten sie nach Zuschüssen aus den vom Parlament dem Staatsrat für Schulzwecke bewilligten Geldern. Mit diesen Zuschüssen hatte es eine ganz eigene, dem festländischen Leser schwer verständliche Bewandtnis. Ihre Gewährung und ihre Höhe hing nämlich bis jezt ab von dem Zustande der Schule und von den Ergebnissen der Prüfung, welcher die Schulkinder zweimal des Jahres in Gegenwart von Regierungsschulinspektoren unterworfen wurden. Es ist leicht einzusehen, daß besonders diese leßtere Bestimmung eine bloße Abrichtung der Zöglinge zur Folge hatte, denn je mehr, wenn ich mich so ausdrücken darf, der Schulmeister oder Schuleigentümer in seinem pädagogischen Schaufenster für den Schulinspektor auszustellen vermochte, desto höher fiel der Staatszuschuß für ihn und seine Schule aus; die unabweisbare Folge davon war, daß sehr häufig, wie bei gewissen deutschen Zigarrengeschäften, alle vollen Kisten im Schaufenster stehen, der Laden aber selbst nur leere Kisten enthält, geradeso all das bißchen Wissen der Kinder in einer bloßen Abrichtung für die Prüfung, einer bloßen pädagogischen Schau enthalten war, während jedes solidere und nähere Verständnis für das Gelernte fehlte. Man suchte den hier kurz gekennzeichneten schweren Übelstand damit zu beseitigen, daß man den Zuschuß der Regierung zum Teil abhängig machte von einem der einzelnen Schule bewilligten Zuschuß des lokalen Schulausschusses; dennoch bei der unzulänglichen Sachkenntnis dieses Schulausschusses in Schulangelegenheiten blieb das Übel zum großen Teil bestehen.

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