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I.

Am neuen Jahrstage.

Evangelium Lyc. II. v. 21.

er bu den Strom der Zeiten lenkst, und unver änderlich, ewig dir selbst gleich, unendlich erhaben bist über seine Gewalt, Gott und Schöpfer uns ser aller, uns, hast du zu' Kindern der Zeit bes stimmt, und wir fühlen, wir fühlen unsre Vergång. lichkeit. Entstanden in der Zeit, erst vor Kurzem dem Nichts entriffen, und hervorgeruffen ans, Licht, sehen wir unsre Jahre dahin eilen, and folgen ihrem Zuge; nähern uns mit jedem Tage, mit jeder Minute dem Augenblicke, wo wir wieder verschwinden fol. len aus der sichtbaren Welt. Wie fürchterlich würde die Zeit uns seyn, wie würden wir zittern vor dies ser Zerstörerin, wenn du ihr nicht gebieten könntest, wenn sie nicht in deiner Macht wåre, wenn du sie nicht für uns in eine wohlthätige Mutter verwandelt hättest, Allgütiger! Durch sie hast du uns Daseyn und Kraft, und Bildung, und Wohlfahrt gegeben; unter ihrer milden Pflege sind wir empor gewachsen; aus ihrer Hand haben wir die Vortheile empfangen, die wir geniessen; durch ihren Einfluß sind wir ges worden, was wir sind. Mit getrostem Muthe, mit ́ ช D. Reinh. Pred. ateSamml. Ifter B. 1796.

freudiger Hoffnung segnen wir also diesen Morgen, der uns so mächtig an ihren Fortschritt erinnert, der es uns so fühlbar werden låßt, wie sie mit uns eilt, wie unaufhaltsam sie uns fortführt. Sie stehet un ter deiner Leitung, Allmächtiger; auch im neuen Jahre wird sie also nicht aufhören, Wohlthaten deis ner Vaterhuld über uns auszubreiten, und ihre Ge, schöpfe mütterlich zu pflegen. und sollte sie uns in diesem Jahre von sich stossen: sie übergiebt uns dir, allgütiger Vater, und die Ewigkeit, die Ewigkeit nimmt uns in ihren Schooß auf. Wir fürchten also nichts, denn du bist bey uns, du, der du bleibest, wie du bist, und dessen Jahre kein Ende nehmen..

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Laffet es uns eingestehen, meine Brüder, der Morgen eines neuen Jahres müßte sehr schwermüthige Betrachtungen bey uns veranlas fen, wenn uns der Glaube an Gott nicht berechtigte, die Zeit für unsre Wohlthäterin zu halten. Was heißt ein neues Jahr antreten anders, ais den ståten, unaufhaltsamen Gang wahrnehmen, mit welchem die Zeit fortschreitet; was heißt es anders, als fühlen, ein grosser Theil derjenigen Zeit, die wir selbst hier zuzubringen haben, sen ganz und unwiederbringlich verschwunden; was heißt es anders, als empfinden, die Summe der Jahre, die wir noch vor uns haben, werde immer Fleiner, und sey vielleicht schon zu Monaten, Wochen und Tagen zusammengeschwunden; was heißt es anders, als sich der grossen Vergånglichkeit bewußt werden, die man mit allen Geschöpfen der Zeit gemein hat, und die zerstörende Gewalt erbli cken, mit der sie alles wieder vernichtet, was sie hervorgebracht hat? Kann man sich dieß alles vorstellen, ohne wehmüthig zu werden; und wür

ben wir nicht die unglücklichsten, die trostlosesten unter allen Geschöpfen seyn, wenn der Glaube an Gott, und an seine våterliche Huld und Regierung uns in der Zeit nicht etwas ganz anders wahrnehmen ließe, als eine Feindin unsers Da seyns und unsrer Wohlfahrt?

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Ja, meine Brüder, Kinder der Zeit sind wir, dieß können wir nicht läugnen; unser ganzes irdisches Leben ist der Beweis davon. Aber wir sind es unter Gottes Leitung; Er ist es, der uns den Bedingungen der Zeit unterwor. fen hat. Und wahrlich, auch diese Einrichtung seiner Weisheit ist väterlich; auch hier finden wir, wenn wir alles genauer überlegen, Proben jener unendlichen Güte, die uns der Sohn Gottes ver. kündigt und zugesichert hat, und die überschwånglich thun kann, über alles, was wir bitten und verstehen. Lasset uns diesen Gedanken fassen, mei ne Brüder! laffet uns untersuchen, was uns die Zeit ist und seyn soll, wenn wir sie mit dem Ernst, mit der Sammlung, und mit dem vesten lebendigen Glauben weiser Christen betrachten. Mas' uns auch in dem Jahre, das wir heute antreten, bevorstehen mag, die Zeit mag in demsel ben für uns aufhören, oder fortdauern, fie mag Gutes oder Böses für uns herbeyführen: haben wir sie so ansehen und beurtheilen lernen, wie sie angesehen und beurtheilt werden soll; so werden wir getrost seyn, so werden wir die Unterwerfung, den Muth und das Vertrauen beweisen können, wel ches Christen unter allen Umständen auszeichnen muß. Gott segne den Anfang, den wir in die sem Jahre mit seiner öffentlichen Verehrung ma chen, und lasse uns dem neuen Zeitraume getrost

entgegen sehen. Wir flehen um diese Gnade in stiller Andacht.

Evangelium: Luc. II. v. 21.

Auch der Sohn Gottes stand, wie ihr aus dem vorgelesenen Evangelio sehet, m. 3. als Mensch unter den Bedingungen der Zeit, unter welchen wir alle stehen; auch Er war ein Kind derselben. Ihr Einfluß ist in allem sichtbar, was das Evangelium von ihm bemerkt. In der Zeit erhielt er sein Daseyn als Mensch; denn noch ehe er im Mutterleibe empfangen war, war sein Name bereits genannt. Die Zeit unterwarf ihn der Beschneidung, denn jeder jüdische Knabe mußte nach dem Geseze beschnitten werden, wenn acht Tage nach seiner Geburt um waren. Die Zeit bestimmte endlich die Umstände, die Vortheile, die Bequemlichkeiten; aber auch die Gefahren, Versuchungen und Leiden, die ihn als Mitglied des jüdischen Volks erwarteten, und die mit seinem Leben auf Erden verknüpft seyn sollten. Nehmet an, er wåre zu einer andern Zeit, er wåre früher oder später gebohren worden: so würde sich alles åndern, er würbe dann als Mensch zwar noch immer ein Kind der Zeit, aber nicht mit allen den Umständen seyn, mit Dehen er es war. Daß sich alles so zutrug, war Gottes Werk, m. 3. Jesus war ein Kind der Zeit unter Gottes Leitung. Auch dieß ist im Evangelio bemerkt. Ein Engel Gottes hatte feinen Namen genannt, ehe denn er im Mutterleibe empfangen war; so genau, so absichtsvoll und weise hatte Gott den Zeitpunkt vestgefeht, wann Christus auf Erden erscheinen sollte, daß er seiner Mutter im Voraus angezeigt, daß sie

auf alles vorbereitet werden konnte. Wie merk würdig ist diese Einrichtung, meine Brüder! Wir haben sie mit Je su gemein; auch wir sind abs hängig von der Zeit, und stehen unter Gottes Regierung. Sollten wir jeßt, da wir im Begriff find, einen neuen Abschnitt der Zeit anzufangen, nicht gern bey einer Sache verweilen, die so wichtig für unser irdisches Daseyn ist, und uns so viel Stoff zu heilsamen Betrachtungen barbietet? Wohlan al fo, die Wahrheit, daß wir Kinder der Zeit unter Gottes Leitung sind, soll unser Nach. denken dießmal beschäftigen; ich will sie beweisen und anwenden, ich will euch von ihr zu über Jeugen suchen; und hernach den Gebrauch. erflåren, welchen wir beym Eintritt in das neue Jahr davon machen sollen.

Wir sind Kinder der Zeit unter Gottes Leitung, dieß ists, was ich behaupte. Die Dauer und Folge aller Verånterungen, die sich auf Erden zutragen, nennt der Sprachgebrauch des gemeinen Lebens, die Zeit, m. 3. So versteht man dieses Wort, wenn man sagt, die Zeit lehre etwas; sie bringe etwas ans licht; ihr sey alles möglich; sie veråndere, zerstöre, zernichte alles; Niemand. könne ihr widerstehen, Niemand sie aufhalten, Niemand sie wieder zurückbringen, wenn sie einmal entflohen sey. Wer von dieser Dauer und Folge der Veränderungen auf Erden so ganz abhängt, daß sich die Spuren davon in allem finden, was er ist und hat, daß man sagen kann, ohne diesen Einfluß würde er gar nicht seyn, was er ist: den kann man wohl mit Recht ein Geschöpf, ein Kind der Zeit nennen; man fann fie als die Mutter bes

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