ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

zwar die Antwort auf diese Frage, wenn sie ins Einzelne geht, wie sie denn ins Allereinzelnfte gehen soll, bei jedem besonders lauten. Wie sie aber auch laute, ja, wie tausendfältig verschieden: antreiben soll sie uns, alle! noch tiefer das vornehmste Gebot in unserem Herzen zu bewahren, noch sorgfältiger das vornehmste Gebot in unserem Verhalten zu befolgen, noch ernstlicher das vornehmste Gebot in unserm Kreise zu behaupten. Diesem Antriebe wollen wir nicht widerstehen.

Als Moses, im Namen Gottes, seinem Volke das Grundgeset eröffnet hatte, da sprach er: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen, und sollst sie deinen Kindern schärfen, nnd davon reden wenn du in deinem Hause sizest oder auf deinen Wegen gehest, wenn du dich niederlegest oder erwachest, und follst sie binden zum Zeichen auf deine. Hand und sollst sie schreiben über des Hauses Pfosten und an die Thore deiner Städte, daß sie ein ewiges Denkmal feien vor deinen Augen". (V. 6, 6 ff.)

O nichts Geringeres wollen wir thun als dieses. Unser Vater im Himmel! Dann wird Dein Reich kommen!

Sei uns gnådig und hilf uns!

10.

Die Genossen.

(Ihr Charakter.)

Indem das Evangelium vom Reich an uns gelangt ist, sind wir zu Genossen des Reichs, oder, wie die Schrift es zu nennen vorzieht, zu Kindern des Reichs berufen; und wir können in unseren Kirchen die Predigt nicht hören, an unseren Altåren die Communion nicht halten, in unseren Häusern die Bibel nicht lesen, ohne daran erinnert zu werden, daß wir es sind.

Allein, die hiemit angedeutete Stellung, die nicht sowohl Gesinnungen unserer Seele, als Vorzüge unserer Lage ausspricht, berechtigt sie uns zu glauben, das Reich sei in unserem Besih? Und ist ein Glük, das uns dargeboten wird unter Bedingungen, damit ohne Bedingung unser Eigenthum?

Israel hatte diesen Wahn in den Tagen des Messias. So erkannte es die Zeit nicht, darin es heimgesucht ward. Lasset uns diese Kinder des Reichs ansehen, damit wir, was zu unserm Frieden dienet, bedenken.

Er aber, vor Dem wir anbeten und um Deffen Hülfe zu flehen wir nicht aufhören dürfen, wolle das Vorhaben segnen und jede Dekke der Finsterniß wegziehen vor unsern Augen!

Matth. 8, 11. 12.

„Viele, das sage Ich euch, werden kommen von Morgen und von Abend und mit Abraham, Isaak, Jakob, im Himmelreich fißen. Aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die äusserste Finsterniß! da wird feyn Heulen und Zahnklappen".

Die Kinder des Reichs sind das Thema dieser Worte.

"

Auf den ersten Blik scheint hier ein Widerspruch zu liegen, weil theils Menschen gezeigt werden, die nicht Kinder des Reichs sind und doch ins Reich eingehen; theils Menschen, die Kinder des Reichs sind und doch vom Reich ausgeschlossen werden.

Der Widerspruch indessen ist nur scheinbar; und wenngleich das Wort schwanke, die Sache schwankt nicht.

Unser Text giebt von den Kindern des Reichs, ein so klares, dabei so vollständiges Bild, wie kaum anderswo die Schrift aufstellt.

Sie werden nehmlich geschildert als eine
von Gott erwählte,

Schaar.

in der Welt verbreitete,

zum höchsten Freudenleben verbundene, doch unter unwandelbare Heilsbedin= gungen gestellte,

Diese vier Punkte haben wir durchzugehen.

[merged small][ocr errors]

Die Kinder des Reichs erscheinen als eine von Gott erwählte Schaar.

[ocr errors]

3

Wenden wir den Ehrennamen zuerst auf die Juden an, die zum Unterschiede von den Heyden also heiffen! Ihnen war das Reich zugesagt. Unter ihnen stand, in manchem Zuge ihres Staatslebens, das Reich vorgebildet. Bei ihnen gieng das Wort vom Reich wie der Hauptfaden durch ihre Geschichte. In ihrer Mitte lebte Der, durch welchen das Reich eine Gestalt auf Erden gewann, Jesus Christus. So hatten sie das Reich, man kann sagen, aus der ersten Hand. Aber nicht durch sich hatten sie diese Stellung zum Reich gewonnen. Gott hatte sie ihnen verliehen. Und nicht für Verdienste, die sie oder ihre Våter hätten geltend machen können, war sie ihnen verliehen, sie hatten nur Verschuldungen! sondern aus freier Gnade.,,Dich hat der Herr, dein Gott, (so lauteten die heiligen Worte 5 Mos. 7, 7. 2c.) zum Volk des Eigenthums erwählet, aus allen Völkern die auf Erden sind; nicht hat der Herr euch erwählet, daß euer mehr wåren, denn alle Völker; denn du bist das geringste unter ihnen; oder, daß du Ihn gerüfen håttest, Jakob, daß du um Ihn gearbeitet håttest, Israel; (Jes. 43, 22.) sondern daß Er euch geliebt hat (vergl.14, 2.) und euch zugerichtet zu Seinem Ruhm" (Jes. 43, 21.). In diesem Sinne hieß Israel das erwählete Volk (1Kön.3, 8.), und Jerusalem die erwählete Stadt (1 Kön. 8, 44. 2c.) und der Tempel das erwählete Opferhaus (2 Chron. 7, 12. 16. 2c.). Dies vergaßen die Juden. Während

sie die wahre Natur und Größe der ihnen zugewendeten Huld nicht erkannten, waren sie aufgeblasen von eingebildeten Vorzügen, und wurden durch diese Einbildung sowohl zu Geringschåßung und Verdammung der anderen Nationen, als auch dazu verleitet, mit dem Herrn ihren Gott Selbst, wenn Er ihren Freveln in den Weg trat, zu rechten; ja, den heiligen Gesalbten, wie Dieser das lang ersehnte Reich gründen und ihre Herzen als Seinen Thron in Besit nehmen wollte, gleich einem Hochverråther an ihrer Volkswürde und Volkswohlfahrt, bis zum Tod am Kreuze zu verfolgen. An diesen Mißstand wird im Text erinnert und der Ausdruk: Kinder des Reichs, auf die Juden bezogen, hat eine beissende Ironie.

[ocr errors]

Das

Gleichwie nun damals die Juden, als die Kinder des Reichs, als das Volk der Erwählung, den Heyden gegenüber standen, so stehen wir, Christen, als die Pfleglinge der Heilsanstalt Jesu, noch jest denen gegen= über, die auffer dieser Heilsanstalt leben. Reich wird uns dargeboten, anempfohlen, aufgenöthigt. Die Reichsherolde treten an unsere Thüren und klopfen und begehren Einlaß. Denn: euer ist das Reich, sprechen fie; ihr seid des Reichs Kinder! Bem verdanken wir diesen Vorzug? Das Menschenleben hat zahllose Güter. Dieser Vorzug geht über alle. Wessen Geschenk ist er? Daß die Predigt vom Reich all' unsern Mangel erfüllen, all' unser Elend aufheben, all' unsre Schuld wegnehmen, all' unser Glük erst zu Glük machen, all' unsern Lebensfreuden eine Grundlage geben will, die das Schikfal nicht erschüttern, der Tod nicht zerstören, die Hölle nicht vernichten kann: Wessen Werk ist das? - Es ist nicht

[ocr errors]
« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »