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13.

Das erste Kommen.

So gewiß ein Reich Gottes auf Erden ist, weil Gott ist und Seelen sind, die Ihm dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit, ohne Furcht: so natürlich ist die Frage: wann dies Reich begonnen habe? so zuverlässig muß der Anfangspunkt nachzuweisen seyn.

Bei dieser Nachweisung jedoch begreift sich, daß sie, je nach dem Standpunkte, welcher für sie genommen wird, verschieden lauten werde.

Man kann, zum Beispiel, sagen, das Reich Gottes habe begonnen auf Erden, als Gott ein Menschenpaar zu Seinem Bild erschuf und in einem Garten, der alle Fülle des Genusses bot, die Erschaffenen wohnen ließ. Man kann mit gleichem Recht urtheilen, den Anfang des Gottesreichs auf Erden bezeichne die den Gefallenen ertheilte, und hernach bei mancherlei Anlåssen, in mancherlei Weisen wiederholte, Verheissung des Retters, welcher der Schlange den Kopf zertreten werde. Man kann nicht weniger behaupten, es sei das Gottesreich auf Erden zuerst feierlich erschienen in der Sinaitischen Gefeßgebung, welche mit allen Ordnungen in ihrem Gefolge der Schatten war des künftigen vollkommneren Reichszustandes. Noch mehr endlich kann man als den

Zeitpunkt des anhebenden Gottesreiches auf Erden das Leben Christi Jesu betrachten; und in die fem wieder, je nachdem es genommen wird, bald die Verkündigung, bald die Geburt, bald die Darstellung im Tempel, bald die Taufe im Jordan, bald Sein Lehren, Wandeln, Wirken, bald Sein Leiden, Sterben, Auferstehen, bald Seine Aussendung der Jünger in alle Welt, bald Seine Geistausgießung über dieselben am Pfingstfest, durch welche sie die Weihe empfingen als Bothen des Reiches Gottes Worte Gottes zu reden und Thaten Gottes zu thun (vergl. Act. 1, 6-8.).

Wenngleich aber in allen diesen Zeitpunkten das Reich Gottes als beginnend auf Erden gedacht werden darf, ja, gedacht werden muß: so fällt das erste, ,,kräftige" Kommen des Reiches gleichwohl in eine noch andere Periode, über welche um so gewiffer kein Zweifel ist, als Jesus Selber sie angiebt.

Auf diese Angabe laffet uns achten.

Er aber, dem wir sie verdanken, wolle unser Nachdenken segnen, daß es uns Ihm nachziehe.

Marc. 9, 1.

,,Jesus sprach zu Seinen Jüngern: „Wahrlich! Ich sage euch: es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmekken, bis daß sie sehen das Reich Gottes mit Kraft kommen".

In diesen Worten bestimmt Jesus den Zeitpunkt des,,kommens" für das Reich Gottes.

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Mit Kraft"; das kann heiffen, mittelst der Kraft, nehmlich des heiligen Geistes. Es kann aber auch heissen, und so will es der Zusammenhang: in Kraft, nehmlich, in kråftigeren, glänzenderen, größeren, Gestalten und Erweisungen.

Die Bestimmung geht dahin, der Zeitpunkt des mit Kraft kommenden Reichs sei nahe; er sei so nahe, daß Etliche, die da stånden, ihn noch erleben würden.

Auf welche aus dem Volk (vergl. Marc. 8, 34.). dies zielen mogte, wissen wir nicht. Daß es dem Lieblingsjünger galt, ist bekannt. So Ich will, daß dieser bleibe, bis Ich komme, was geht es dich an“? (Joh. 21, 22.) Wir werden durch diese Zeitbestimmung veranlaßt

"

nach dreierlei zu fragen.

1. Welche Zeit der Herr meyne?

2. Wie diese Zeit das Kommen des Reichs darstelle? 3. Was für eine Zeit mit dem Reiche bei uns sei? Hieher wenden sich unsre Gedanken.

1.

Welche Zeit der Herr meyne? besagt der Text. ,,Es stehen Etliche hier, die werden den Tod nicht schmekken, bis sie sehen das Reich Gottes mit Kraft kommen".

Offenbar wird die Zeit gemeynt, welche Johannes noch erlebte, wo

das Volk gestraft,

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der Tempel zerstört,

der Glaube verherrlicht ward.

„Håtte Ich nicht unter ihnen die Werke gethan, die kein Anderer gethan, sprach der Herr, so hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie gesehen und hassen doch beide Mich und Meinen Vater“ (Joh. 15, 24.). In demselben Gedankenzusammenhange fährt Er fort: Wenn der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird die Welt strafen um die Sünde, daß sie nicht glauben an Mich" (16, 8.9). Er wird sie, heißt das, von der Strafbarkeit ihres Unglaubens überführen, auch dadurch, daß Er ihnen die Verderblichkeit desselben fühlbar machen wird. - Es geschah also. Die Verstokkung gegen die Zeugnisse Gottes råchte sich auf der Stelle. Wurden die Pharisåer nicht in dem Maaße, als sie gegen das Licht ihr Herz zuschlossen, blinder, verkehrter, arglistiger, heuchlerischer, boshafter und grausamer, verabscheuungsund bedauernswürdiger? Und war nicht dieser Zustand mit aller von ihm unzertrennlichen Ungeduld und Unruhe, eine Strafe, die ihnen auf dem Fuß folgte? Bei dieser Strafe jedoch blieb es nicht. ,,Die Zeit wird kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ångsten und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum, daß du nicht erkannt haft die Zeit, darinnen du heimgesucht bist". (Luc. 19, 43.44.) So die Weissa= gung. So die Erfüllung. Er kam,,, der da kommen sollte und verzog nicht" (Hebr. 10, 37.).,,Der Tag

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Christi“ (2 Theff. 2, 2.),,, der große und offenbarliche Tag des Herrn", angekündigt durch „,Wunder am Himmel und Zeichen auf Erden“ (Act. 2, 19. 20.), der Tag des Unterganges, er gieng auf, in Feuer und Rauch, roth wie Blut, und, um das Aas sammelten sich die Adler" (Luc. 17, 37.).,,Es ist Zeit, daß anfahe das Gericht am Hause Gottes"! hatten die Herolde des Reichs gerufen, Einer nach dem Andern (1 Petr.4, 17.). Nun war sie da, die Gerichtszeit, die Zeit der feierlichen Strafe über das Volk.

Diese Zeit meynt Jesus im Text.

Merkwürdig knüpfte sich an die Strafe des Volks die Zerstörung des Tempels, und die Folge von dieser, die Auflösung des alten Tempeldienstes, der sich selbst überlebt hatte, weil der Geist, der ihm Sinn und Werth geben konnte, aus ihm gewichen war. Ankündigungen sowohl als Andeutungen, auch von dieser Begebenheit, waren vorhergegangen. Als einst der

Tempel betrachtet wurde mit Staunen, wie er doch so reich, so herrlich geschmükt sei und Einer ausrief:,,welch ein Bau ist das"? (Luc. 21, 5. Marc. 13, 1.) da sprach Jesus:,,Gleichwohl wird die Zeit kommen, in welcher deß Alles, das ihr sehet, kein Stein auf dem andern bleiben wird, der nicht zerbrochen werde". Noch prophetischer, als was ein menschlicher Mund sagen konnte, war das Zerreiffen des Vorhangs vor dem Allerheiligsten in dem Augenblik, wo der Erlöser am Kreuß das Werk der Liebe vollbracht. Und siehe! die Weissagungen trafen ein. Gråuel der Verwüstung, nach Daniels Ansage, standen an der heiligen Ståtte" (Matth. 24, 15.).

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