ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

1.

Daß im Himmelreich Altes und Neues beisammen ist, darf nicht befremden.

Die Natur des Himmelreichs bringt es so mit sich.

Bas nennen wir als Christen das Himmelreich? Bald die Seligkeit, zu welcher die Kirche führen will. Bald die Kirche, die dahin führen will. Immer aber die Gemeinschaft von Seelen, welche in Gott durch Christum ihr Heil suchen, ihr Heil finden. Betrachtet diese Gemeinschaft in Einer Seele für sich allein, oder, in mehreren, als einer durch ihr Heil verbundenen Gesammtheit: die Sache verändert sich nicht. Wo Seelen in Gott durch Christum Heil suchen, Heil finden: da ist Himmelreich.

In dieser seiner Natur hålt uns das Himmelreich beides vor, Altes und Neues. Altes; denn Gott ist von Ewigkeit. Die Ordnung, nach welcher die Seelen selig werden, entstand, als Gott Seelen erschuf; im Anfang der Zeit. Diese Ordnung hat der Lauf der Jahrtausende, wie viel er auch zerstörte, unversehrt lassen müssen. Sie ist dieselbe, wie Gott Derselbe ist. Nur sprach sie sich, nach dem Sündenfall, in einem besonderen Rathschluß zur Erlösung der Gefallenen aus, welcher den Kindern der Verheissung von Zeit zu Zeit mehr offenbar wurde, am völligsten in der Gotteserscheinung, die Christus Jesus heißt. Auf der Grundlage dieses Rathschlusses, mithin zugleich der Gemeinschaft Deffen, der ihn vollendete, ruht das Himmelreich. Darin erscheint es uralt. Neben dem Alten sehet Ihr Neues zugleich, Denn, was nun auf dieser Grundlage erbaut und zu immer

höherer Herrlichkeit auf und ausgeführt wird, die Wiedergeburt der Sünder, die Seligkeit der Wiedergebohrenen, das Himmelreich, das ist neu; es ist nicht blos neu, sondern bleibt neu und kann in Ewigkeit nicht anders, als neu seyn, neu erscheinen; theils, weil die Menschheit überhaupt, nach ihrer Bestimmung zum Heil der Kinder Gottes, nur in ewigem Werden und Wachsen ihr eigenthümliches Leben lebt; theils, weil gleichermaßen der einzelne Mensch nur von einer Klarheit zur andern in das Bild feines Herrn und Selig= machers verklärt wird.

Altes und Neues folglich, wie wir sehen, beisammen! Die Wahrheit ist von Anbeginn Eine, also alt. Der Mensch aber, wie er fortschreitet in der Erkenntniß, thut tiefere Blikke in die Wahrheit, also neue. Die Tugend ist von Anbeginn Eine, also alt. Der Mensch aber, wie er fortschreitet in der Liebe, ersteigt höhere Stufen der Tugend, also neue. Das Heil ist von Anbeginn Eines, also alt. Der Mensch aber, wie er fortschreitet in allerlei geistlichem Segen und himmlischen Gütern, gewinnt größere Gaben und reichere Maaße des Heils, also neue.

Nach allem diesem, was werdet Ihr für das Alte, was für das Neue im Himmelreich erkennen müssen ? Des Herrn Ordnung ist, als das Feststehende, das Alte. Gott kann sich nie verändern, noch widers sprechen. Er kann nur erfüllen, was Er verheissen, nur ausführen, was Er begonnen hat. Des Menschen Erziehung für jene Ordnung und durch sie ist, als das Aufstrebende, das Neue. Der Mensch soll nie

stillstehen, und steht nie still. Er ist der Vollendung fähig. Er ist zur Vollendung bestimmt.

2.

Hatten auch edlere Israeliten allerdings eine Ahnung hievon; ja, brach aus den Propheten das Licht dieser Ahnung jezuweilen so mächtig hervor, daß in ihren Worten mehr weissagende Wahrheit lag, als sie selbst wußten: im Ganzen des Volkes, und bei seinen Führern zur Zeit der großen Gotteserscheinung, findet sich von dieser Ansicht des Himmelreichs, im Blik auf Altes und Neues, keine Spur.

*

Die damaligen Schriftgelehrten, weil sie nicht zum Himmelreich gelehrt waren, vielmehr den Geist, der das Himmelreich aufschließt, über buchståbelnder Weisheit verloren und unter scheinheiligem Laster erstikt hatten, nåhrten offenbar den Wahn: wenn der Messias komme, sei es mit Gesetz und Propheten aus (Matth. 5,17.). Der Zwang in beiden widersprach ihren Begriffen von der Freiheit der Kinder Gottes; denn ach! beides kannten sie nicht; weder Gesetz noch Propheten, weder den Zwang einer göttlichen Regel, noch die Freiheit eines göttlichen Lebens. Los aller Zucht und Schranken meynten sie werden zu müssen, wenn sie auf den aus Zion anbrechenden schönen Glanz, dessen sie warteten, sich recht freuen sollten. Neues, ohne das Alte, verlangten sie. Sollte das Neue ihnen behagen, mußte es anderer Natur seyn, als das Alte. Diener waren sie lange genug gewesen. Sie wollten nun Herren werden.

3.

Der Heiland kämpft gegen diesen Wahn bei jeder Gelegenheit.

Er giebt zwar zu, daß ein neuer Bund treten werde an die Stelle des alten und das Unvollkommene weichen müsse vor dem Vollkommeneren. Keinesweges aber giebt Er zu, daß es zu dem Neuen des Alten nicht bedürfe und dies nur so an die Seite geschoben und über den Haufen geworfen werden könne, damit jenes erscheine, oder wann jenes erscheine. Vielmehr behauptet Er: das Neue entwikkele sich aus dem Alten mit innerer Nothwendigkeit, und folglich gewinne Keiner das Neue, als bei wem das Alte seinen Zwek erfüllt habe. Nur wo die alte Verfassung die Einsicht wekke, die Gesinnung schaffe, die Sehnsucht errege, welche die Grundlage des neuen Reichs seien, da sei dieses im Advent, da sei es im Anzug.

In solchem Geist weiset Jesus Seine Landsleute, wenn sie mit ihrem Ahnherrn sich brüsteten, auf dieses Ahnherrn Werke, als aus welchen ihr Thun keinesweges abftamme. (Joh. 8, 39. 40.) In solchem Geist legt Er den Juden die Schrift aus, und macht bemerkbar, wie sie Seine Zeuginn, aber ihre Verklägerinn sei. (Joh. 5, 45-47. 38. 39.) In solchem Geist erklårt Er den blinden Leitern des unglüklichen Volkes, sie könnten an Ihn schon darum nicht glauben, weil sie an Moses nicht glaubten. In solchem Geist behauptet Er gegen sie: „Ihr sollt nicht wähnen, daß Ich kommen sei, das Gefeß und die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht kommen aufzulösen, sondern zu

erfüllen. Wahrlich! Ich sage euch: ehe werden Himmel und Erde vergehen, als vergehen wird der kleinste Buchstab noch ein Tittel vom Gesek, bis daß es alles geschehe". Hieran knüpft Er die warnende Versicherung:,, wer daher eines dieser kleinesten Gebote auflöset und lehret die Leute also, der wird der Kleinste heiffen im Himmelreich; wer es aber thut und lehret, der wird groß heiffen im Himmelreich". Ja, fährt Er fort: „Ich sage euch, es sei denn eure Gerechtigkeit beffer, als der Schriftgelehrten und Pharisåer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Matth. 5, 17-20.).

Und nun beginnt in Seiner Bergpredigt die Reihe göttlicher Aussprüche, darin Er, als der wahre Vermittler zwischen dem Alten und Neuen auf jenes zurük- und zu diesem hinan-weiset: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: du sollst nicht tödten, wer tödtet soll des Gerichts schuldig seyn. Ich aber sage euch, wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: du sollst nicht ehebrechen; Ich aber sage euch, wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: du sollst keinen falschen Eid thun und Gott deinen Eid halten; Ich aber sage euch, daß ihr ganz und gar nicht schwören sollet; eure Rede sei Ja, Ja! Nein, Nein! was darüber ist, ist vom Uebel. Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: Aug um Auge! Zahn um Zahn! Ich aber sage euch, ihr sollt dem Uebel nicht widerstreben; sondern, so dir jemand einen Streich giebt auf den rechten Bakken,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »