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soph geschrieben hat. Denn die Zünftler der Weltweisheit waren bis vor kurzem der Volksgrösse „Religion" gegenüber meist sehr vornehm und geringschätzig. Hier aber vernimmt man die Herztöne einer geläuterten und durchgeistigten Frömmigkeit, zu der schon sein Bildungsgang den Philosophen erzog. Im übrigen schmecken. Paulsen's Ausführungen nach der Modetheologie der Werturteile. Ich werde nun gewiss auch die Leistungen dieser Religionsphilosophie

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nicht verkennen. Allein in den Panegyrikus Paulsen's, die Ritschl'sche Schule habe die religiöse Anschauung der Zukunft, kann ich nun und nimmermehr mit einstimmen. Sie bedarf vielmehr radikaler Umarbeitung, welche auch schon mächtig im Gange ist. Gerade an der Philosophie muss sie genesen; dass ich im Bilde spreche in die der

sie muss aus der Klasse der Mollusken Wirbeltiere übergehen. Ihr fehlt die metaphysische Konsistenz. Denn auch geprüfte Hypothesen sind weit mehr als blosse Seelenansprüche des Subjekts. Natürlich erscheinen aber beim Philosophen alle diese Religionsanschauungen in einer edlen Weite und Beweglichkeit, dass man, vornehmlich von ihrer befruchtenden Kraft berührt, überall Wege zur eigenen abweichenden Ueberzeugung findet. Es bleibt unsere Dankbarkeit dem weisen und tapferen Kämpen gegen die atheistische Front. (Vgl. S. 8f.)

Ueberhaupt die Gesamttendenz seiner Weltbetrachtung ist ganz die unsrige. Er will die ganze Persönlichkeit des Menschen bei der Bildung der Weltanschauung beteiligt sehen. Doch sein Hauptsatz: der Wille erzeugt die schliessliche Ueberzeugung, ist sehr gefährlich. Denn dieser Wille könnte ja einfach alles wollen. Wo bleibt die Möglichkeit, sich mit anderen zu verständigen? Der Zug zum idealistischen Monismus ist ebenso bemerkenswert. Denn ohne einige Tropfen pantheistischen Oeles kann eine religiöse Weltansicht nie gedeihen und fruchtbar sein. Nur dürfte die Erkenntnistheorie nicht alles zum Freischweben verdammen. Man fühlt zu oft den Kampf der historischen Gedanken-Autoritäten im Kopfe des Berliner Philosophen, der sie so geschmackvoll und geistreich zu interpretieren versteht.

Allein es kommt ja bei den Persönlichkeiten, mit denen wir uns geistig auseinandersetzen und befruchten, nie darauf an, dass wir uns ihnen mit Haut und Haaren verschreiben, sondern nur, dass wir in ihren Gedanken Anknüpfungspunkte und Stachel für eigenes Denken suchen und finden. Ich rate keinem Kämpfer um Gott, Paulsen als Bundesgenossen des Idealismus zu verachten. Denn gerade an Vielseitigkeit und Vorsicht, wie sie ihm musterhaft eigen sind, hat es uns Religionsvertretern so oft gemangelt.

Literatur.

Unser Auferstehungsglaube. Von Pfarrer Karl König. Flugschrift des Deutschen Protestantenvereins. Ev. Verlag in Heidelberg 1900. Preis 20 Pfg.

Der Protestantenverein entspricht einem oft gefühlten Bedürfnis, wenn er den Versuch aufnimmt, über wichtige Fragen des religiösen Lebens in volkstümlichen Flugschriften im apologetischen Sinne Belehrung zu schaffen. Es besteht kein Zweifel, dass in gebildeten Kreisen über die wichtigsten Fragen die grösste Unklarheit herrscht, und wenn auch ebenso feststeht, dass im grossen und ganzen wenig Bedürfnis und Lust vorhanden ist, sich Klarheit zu verschaffen, so gibt es doch immerhin noch eine kleine Zahl stiller Sucher, denen eine Belehrung willkommen ist. Die Verhandlungen, die sich an den Fall Weingart knüpften, haben gewiss vielen die Frage nahegelegt, was die Auffassung der wissenschaftlichen Theologie von der Auferstehung Christi und von der Auferstehung überhaupt sei. Wir werden kaum irre gehen, wenn wir annehmen, dass in gebildeten Laienkreisen die hier sich geltend machenden Bedürfnisse die gleichen sind, wie bei der nach wissenschaftlicher Wahrheit suchenden Theologie. Sie werden mit den Zweifeln an der sinnlichen Wiederbelebung Christi auch wieder das Verlangen haben, das ihrem Herzen völlig sympathische Osterfest mit Freuden zu feiern, und werden es um so freudiger feiern, wenn ein unüberwindlicher Anstoss ihres Denkens daraus entfernt ist. Sie werden aber vor allem auch gern etwas hören über das grosse Geheimnis der Auferstehung überhaupt. Denn wer sich die Mühe geben will zu erforschen, wie die Mehrzahl der Gebildeten über diesen Punkt denkt, der wird sich bald sagen müssen, dass ihre Stellung zu dieser Frage ein fast ebenso grosses Geheimnis ist als der Gegenstand selbst er findet ein unheimliches Stillschweigen; er sieht, dass die grosse Lehre im allgemeinen keine tiefen Wurzeln mehr hat, dass es nur Wenige sind, denen sie Ausgangspunkt ist für ihre Anschauungen vom Leben, für ihr Wirken, für ihren Trost im Leben und im Sterben, wie aber auch ebenso nur Wenige sind, die sie förmlich bestreiten; er wird bald bemerken, dass, wenn ein Theologe sie öffentlich bestritte, dieser Radikalismus auf eine grössere Empfindlichkeit in der Gemeinde stossen würde als jeder andere, dass sie also trotz allem ein noli me tangere ist für tausende. Unter diesen gibt es sicherlich Viele, denen eine Orientierung in dieser Frage erwünscht ist.

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Der Verfasser übernimmt keine leichte Aufgabe; wir dürfen über eine Frage, die für die Wissenschaft selbst unlösbare Schwierigkeiten bietet, nicht auf ein paar Seiten eine Belehrung suchen, die in volkstümlicher Weise alle Dunkelheiten beseitigt. König sucht auch mit Recht keine neuen Bahnen, sondern macht die gegebenen bequemer und für jedermann gangbar. In der Frage nach der Auferstehung Jesu hält er sich an die ältesten Quellen, an die Paulusstellen 1. Kor. 15, zeigt

von da aus die Unhaltbarkeit der synoptischen Berichte, die eine körperliche Auferstehung zur Voraussetzung haben, indem er aus der ganzen Vorstellungswelt des Apostels nachweist, dass dieser nicht an einen grobsinnlichen Leib des Auferstandenen gedacht haben könne. Er weist auf den subjektiven Charakter der Erscheinungen hin, der sich daraus erweist, dass sie nur gläubigen Gemütern zuteil geworden sind, und auf die Wertlosigkeit einer körperlichen Auferstehung, die Jesus selbst betont (Luc. 16, 31). Das Ewige am Osterglauben ist der Glaube an den lebendigen Christus, während die Formen, in denen die apostolische Zeit diesen Glauben hatte, der Vergänglichkeit angehören. Hat der Verf., was vom Standpunkt der gegenwärtigen Forschung über diesen Gegenstand volkstümlich zu sagen ist, in Kürze und in beredter Sprache zusammengefasst, so auch im nachfolgenden über den allgemeinen Auferstehungsglauben. Er weist auf die Sehnsucht des menschlichen Gemütes nach der Ewigkeit hin, darin ein Ringen nach der vollen Entfaltung des eigenen Ich zur Erscheinung kommt; er zeigt, wie in dem Gottvaterglauben und Gotteskindschaftsbewusstsein, das wir von Christus empfangen haben und das sich in der Erfahrung als Wahrheit bewährt hat, der Ewigkeitsglaube ein notwendiger Bestandteil ist. Er zeigt, dass unser Streben an einem unerträglichen inneren Widerspruch litte, unser Verantwortlichkeitsgefühl kein „Unbedingtes" hätte, auf das es sich stützte, und dass kein Ausgleich wäre zwischen Schuld und Sühne. Die Sprache des Verfassers ist in diesem zweiten Teile mehr noch als im ersten die Sprache der Predigt, aber diese warm, lebendig, überzeugungsvoll. Er verzichtet auf einen ontologischen Beweis der Unsterblichkeit, der nach dem heutigen Stand der psychologischen Forschungen auch unmöglich ist, aber es läge vielleicht ein Bedürfnis nach einem Nachweis vor, dass letzterer die Annahme eines Fortlebens auch nicht vernichtet hat. Da der Zweck der Schrift doch wohl ein apologetischer ist gegenüber weitverbreiteten Verstandeszweifeln, so wäre überhaupt ein Bedürfnis vorhanden, die gegen die Unsterblichkeit erhobenen Einwände eingehender mit wissenschaftlichen Gründen widerlegt zu sehen. Das ist freilich mehr, als was von einer Flugschrift erwartet werden kann; darum nehmen wir es dem Verf. nicht übel, wenn er seinen Appell mehr an das Gemüt als an den Verstand richtet.

Heidelberg.

W. Hönig.

Erinnerungen an Friedrich Nietzsche. Von Dr. Paul Deussen. Leipzig 1901, F. A. Brockhaus. 107 S.

Hätte Nietzsche sich nicht geflissentlich von der menschlichen Gesellschaft abgesondert, in der er eine so ehrenvolle Stellung einnahm, hätte er sein Amt behalten, eine Familie gegründet und die Früchte seines Geistes langsam reifen lassen, anstatt in der Einsamkeit mit asketischer Ueberspannung seiner Kräfte tagsüber unter ermüdenden Wanderungen seinen Gedanken nachzuhängen und nachts den fliehenden

"

Schlaf durch immer stärkere Narkotika zu erzwingen wer weiss, ob er nicht jetzt noch in voller Gesundheit unter uns lebte und statt des hinterlassenen Torso uns das vollendete Götterbild einer excentrischen, aber in hohem Grade der Beachtung werten Weltanschauung entgegenbringen könnte." Diese Aeusserung am Schlusse kennzeichnet ungefähr die Haltung der interessanten Schrift. Während der schwärmerische Verehrer das Lebensbild Nietzsche's am liebsten in die Sphäre des Einzigartigen, Uebermenschlichen erheben möchte, ein Zug, von dem auch die Biographie der Schwester nicht ganz frei ist, werden wir hier auf einen menschlichnatürlichen Boden gestellt. Der Verfasser hat bis zum Ende mit Nietzsche in enger Freundschaft gestanden, in der übrigens N. der führende Teil gewesen zu sein scheint. Er bekennt von sich: was aus mir geworden wäre, wenn ich ihn nicht gekannt hätte, kann ich mir schwer klar machen". Er schildert den persönlichen Verkehr in Schulpforta und während der Studienzeit in Bonn. Den Hauptteil bilden 26 Briefe Nietzsche's, 23 aus den Jahren 1864-72, je einer aus den Jahren 1883, 86, 87. Das Buch enthält eine Menge auch von kleinen charakteristischen Zügen. Wir erhalten das Bild einer edlen und bedeutenden Persönlichkeit, ohne dass gewisse Schattenseiten verschwiegen würden. So heisst es S. 80: „Nietzsche war und blieb eine im tiefsten Innern unruhige, bestandlose Natur, welche es nicht ertrug, lange bei einer Sache zu bleiben". Den Schluss bilden einige Bemerkungen über Nietzsche's Philosophie", die mit Dank zu begrüssen sind, ohne dass man von ihnen erwarten könnte, dass sie einigermassen den Gegenstand erschöpften. Dass Schopenhauer bei dieser Gelegenheit als der philosophus christianissimus bezeichnet wird, entspricht einer Auffassung, gegen die man sich doch, wie ich meine, nicht genug verwahren kann. Dem Buche ist ein Inhaltsverzeichnis beigegeben, in dem nicht bloss das Wesentliche, sondern auch jede Kleinigkeit peinlich genau angeführt ist. Mag das auch dem engeren Nietzsche-Kreise willkommen sein, dem Fernerstehenden erweckt es einen Eindruck, den der Text gerade glücklich vermeidet, als ob auch dem ganz Nebensächlichen eine künstliche Bedeutung geschaffen werden solle. Hamburg. Eduard Grimm.

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Friedrich Nietzsche und die Kulturprobleme unserer Zeit, Vorträge, gehalten von Dr. A. Kalthoff. Berlin 1900, C. A. Schwetschke und Sohn; 4 M., geb. 5 M. 329 S.

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Abermals ein Theologe, der ein Buch über Nietzsche herausgibt. Eigentümliches Verhängnis! Keiner hat schlechter über die Theologen geurteilt, als N. Was ein Theologe als wahr empfindet," sagt er, das muss falsch sein." Aber es wäre doch schlimm, wenn alles, was Theologen wie Grimm und Kalth off an uneigennützigem Lobe dem armen grossen Toten spenden, falsch sein müsste. Wir The

ologen sind, wie es scheint, bessere Menschen, als manche Menschen denken. Durch solche Bücher wenigstens können wir wieder zu Ehren kommen. Wie man an dem Grimm'schen Buche seine Freude haben musste (vergl. meine Anzeige im „Protestanten"), so ist auch das Kalthoff'sche eine prächtige Leistung. Und zwar stehen sich beide Schriften durchaus nicht im Wege, sondern ergänzen sich glücklich. Dem Verfasser der vorliegenden Vorträge war es, wie er im Vorwort bemerkt, noch wichtiger, an N. die modernen Kulturprobleme zu illustrieren, als zum Verständnis des Menschen und Denkers N. beizutragen. Er will ihn als den prägnantesten Vertreter unserer Zeit vorführen, in dem sich ihr innerstes, besonderstes Leben am treusten widerspiegelt. Er will zeigen, dass N. weder der Vergangenheit noch der Zukunft angehört, sondern recht eigentlich der Gegenwart, dass er selbst da, wo er gegen den Strom unsers Kulturlebens zu schwimmen scheint, doch nur vom Strom der Zeit getragen und von allen ihren Wirbeln und Strudeln erfasst ist. Der Persönlichkeit N.'s bringt K. aufrichtige Bewunderung entgegen, seinem tapferen Ringen mit einem tragischen Geschick, seiner unbedingten Redlichkeit, die das Wort zum Spiegel des Innern, die Lehre zum Spiegel der Persönlichkeit macht. Auch hält er die gesamte Produktion N.'s für geistig gesund. Er kann selbst im „Antichrist" Spuren des Wahnsinns nicht erblicken, sondern findet hier nur weiter ausgeführt, was schon in den ersten Schriften deutlich ausgesprochen ist. In den mannigfaltigen Widersprüchen haben Andere Zeichen einer in Perioden verlaufenden Entwickelung gesehen: K. leugnet die Wahrheit dieser Beobachtung nicht, aber besonders darauf Wert legen zu müssen, dass bei N. die Inkonsequenz beides, Princip und Lebenskraft ist, dass nach ihm der frühere Augenblick kein Recht vor dem nächsten hat und deshalb kein Grund vorliegt, den Gedanken des einen Augenblicks vor dem des andern zu rechtfertigen woraus wiederum folgt, dass jede Stimmung in ihrer ganzen Besonderheit sich rücksichtslos ausleben kann in einer Fülle von Nüancierungen, deren kaleidoskopischer Reichtum nicht nur verwirrend, sondern auch in hohem Grade anziehend und anregend ist.

meint

Im übrigen bleibt N. in Einem sich gleich: bis ans Ende bleibt er der grosse Individualist, der Hasser der socialen Idee, alles dessen, was auf gemeinsame Normen im Denken und Handeln eingeschworen ist. Mir war interessant, zu lesen, wie K. selbst den Bruch zwischen N. und dem von ihm anfangs so vergötterten Wagner zuletzt auf diesen Gegensatz zurückführt: individuelle und sociale oder unendliche Melodie, ein Gegensatz, der sich verschärfen musste, je mehr Wagner die Idee einer socialen Erlösung, einer Wirkung aufs Volksganze betonte, und der im Parsifal mit seinen buddhistischen Enthaltsamkeitslehren für N. unerträglich wurde. Alles war ihm überhaupt verdächtig, was auf die Masse wirkte, was schliesslich --wie die Wagner'sche Musik populär wurde. Wesentlich aus dieser Stimmung heraus hat er auch über die Gemeinverständlichkeit von Strauss, dem Häuptling der Bildungsphilister", dem Liebling der gesättigten, dem Liebling der gesättigten Wir", die Schalen seines

Protestantische Monatshefte. 5. Jahrg. Heft 3.

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