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dass das Mitleid in Sch's Moral dem breiten Raum zum Trotz, den es in ihr einnimmt, dennoch nicht das Fundamentale und Primäre ist, sondern das Sekundäre. Das Primäre und Fundamentale ist einzig und allein das tat twam asi der Veden. Darin hängt seine Moral mit seinem übrigen System zusammen und mit der Pfahlwurzel des grossen Baumes, dem Willen zum Leben als Ding an sich. Als Erscheinungen sind Menschen, Tiere, Pflanzen etc. verschieden, als Dinge an sich sind. sie eins, der Wille zum Leben. Gerade bezüglich der Moral lässt sich jedoch Sch. wohl auch zu Konzessionen und Anerkennungen gegenüber dem Christentum herbei. So räumt er seine Ueberlegenheit über das griechisch-römische Heidentum, aber auch über das Judentum unumwunden ein: „Man muss zugeben, dass das Christentum, nicht nur in der Moral, wo die Lehren von der Caritas, Versöhnlichkeit, Feindesliebe, Resignation und Verleugnung des eignen Willens versteht sich, im Occident - ausschliesslich ihm eigen sind, sondern selbst in der Dogmatik, jenen beiden früheren Religionen weit überlegen ist" (2, 363 u. 381). Auch gesteht er dem Christentum zu, dass es „die Grundtendenz des Lebens als eine moralische nachgewiesen“ hat (2. 210). Das fiel ihm um so leichter, als auch bei ihm die starke Betonung der Moral zu den Säulen seiner Weltanschauung gehört. In andern Bildern hat er das klar ausgesprochen: „Das Moralische ist aber der Kern und Grundbass der Sache, so wenig blosse Physiker das begreifen wollen“ (2, 158). Aber dem Christentum fehlt trotz seiner relativ hohen Moral noch sehr viel zur vollkommenen Moral, sowohl in ihrer Fundamentierung, als in ihren Einzelforderungen, als auch in ihren Wirkungen, wie oben geschen. Namentlich um die Fundamentierung sieht es schlimm aus. Seine, Sch's, Moral beruht bei vollkommeneren Resultaten (beispielsweise die Hereinziehung der Tierwelt) immer nach Sch's Darstellung auf den einfachen, grossen ineinandergreifenden Grundgedanken seiner Metaphysik und ganzen Weltanschauung, während die noch dazu niedrigeren Resultate der christlichen Moral auf Fabeln beruhen (1, 158). So steht er auch hier als scharfer Gegner dem Christentum gegenüber und bietet den Ethikern ein Problem dar, das ihre angestrengteste und ernsteste Arbeit fordert, in der Schopenhauer'schen Lösung dem Christentum und der Religion thatsächlich viel Boden (vielleicht mehr, als wir glauben wollen) abgerungen hat und immer noch abringt und jedenfalls nicht mit Sätzen abgethan werden kann, wie dem: Diese (die Sch'sche Ethik) ist es, die, ohne eine tiefere Begründung zu erhalten, sich lediglich auf dem Mitleid, so wie es in der Wirklichkeit auftritt, als ihrer alleinigen Grundlage aufbaut." (Prot. M. H. 1900 S. 280.) Schopenhauer's Moral ist nicht empiristisch, sondern durchaus metaphysisch begründet.

(Schluss folgt.)

Literatur.

Auf dem Wege zur Wahrheit.

Für Suchende. Von Lic. Dr. Gottwalt Karo.

Tübingen und Leipzig 1901, J. C. B. Mohr (Siebeck); 1 M. 70 Pf.

Für Suchende: für Leute, die nach der Wahrheit dürsten, die das Bedürfnis haben, zum inneren Frieden zu kommen und Gottes gewiss zu werden und dabei doch auch selbst denken und der Wahrheit die Ehre geben wollen, für Leute, die mitten in der Welt und ihrem Treiben die Ruhestunden ausnutzen zur Erhebung der Seele in eine bessere Welt ein gutes Büchelchen, warm und klar, offen für die Bedenken des Verstandes und ausgerüstet mit echter wissenschaftlicher Bildung, diesem Verstande der zweifelnden Wissenschaft gewachsen; wer sich ihm anvertraut, wird einen guten Führer haben. Aber wo sind diese Suchenden? Suchende, die sich einem Theologen anvertrauen, noch dazu einem, der lange Jahre im praktischen Amte gestanden hat, auch in der Druckschrift noch gewissermassen die Leute unter der Kanzel sieht und doch die aufsuchen möchte, die in keine Kirche kommen? Es ist ein ganz eigentümliches Zeichen unserer Zeit, dieses Bedürfnis des Theologen, des akademischen wie praktischen, unter die Zeitgenossen zu treten und ihnen mit den Schätzen seiner religiösen Erfahrung und seiner wissenschaftlichen Studien zu dienen, ihnen, die es doch im sonntäglichen Gottesdienste, in häuslicher Erbauung und der Lektüre kirchlicher und religiöser Blätter so bequem hätten wenn sie wollten! Und nun bringt der Büchermarkt jahraus jahrein eine Fülle oft vortrefflicher Schriften, die aber, so scheints, mehr dem Herzensbedürfnis der Schreiber als dem Verlangen des Publikums ihre Entstehung verdanken. Der alte wirtschaftliche Grundsatz vom Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage findet auf das religiöse und kirchliche Gebiet seine volle Anwendung; viel Angebot und wenig, sehr wenig Nachfrage das ist ungünstig für die Wertschätzung unsrer Gaben.

Der Verfasser verhehlt sich das auch nicht; er hat als besonderen Entschuldigungs- oder gar Rechtfertigungs-Grund in dem ganz kurzen Vorwort angegeben: er will seinen (und unsern) unvergesslichen Lehrer Richard Rothe in einigen der wichtigsten Fragen zu Worte kommen lassen. Denn wir Schüler Rothe's leben der festen Ueberzeugung, dass dieser unser geliebter alter Lehrer, der uns wie kein anderer das Herz Jesu und damit unser Herz für Jesus geöffnet hat, die Richtlinien für eine gesunde Entwickelung des evangelischen Christentums gewiesen hat, und der fröhlichen Zuversicht, dass sein prophetisches Wort gerade unter den kirchlichen Erfahrungen unserer Zeit die beste Aussicht hat, verstanden zu werden und befreiend und befruchtend auf unsere Zeit zu wirken. Darum auf jeden Fall Dank diesem treuen Schüler Rothe's, der seiner Mussezeit am schönen Bodensee als erste Frucht das vorliegende Büchlein echt Rothe'schen Geistes abgewonnen hat, und doch nicht etwa nur als Excerpt aus Rothe's Schriften, sondern wie der Meister seine Schüler

ja erzogen hat zu eifriger, pflichtmässiger Arbeit im Dienste der Wahrheit, gereift durch das fleissige Studium der neueren Theologie, das wohlthuend überall durchleuchtet.

Der Gedankengang ist ein schlicht verständiger. Zuerst wird der Standpunkt" festgestellt. Die Frage nach dem Glück gibt Gelegenheit, die falschen Ideale zu kennzeichnen, die alle trügen, nur Jesus schliesst die Pforten des Friedens auf, das Christentum bietet den Weg zum Glück. Aber keine Furcht vor dem Theologen, dem Kleriker! Der Verfasser offenbart in warmen Worten seinen Glauben an die Wahrheit, sein unüberwindbares Bedürfnis nach Freiheit: „jede Wahrheit ist besser als der Irrtum, und wäre es der andächtigste", sagt er mit de Wette, und eine Kirche, die nicht in der Luft der Freiheit zu atmen vermag, verdient auch nicht, zu leben", was die vollste persönliche Anerkennung der treuen, stillen Seelen nicht ausschliesst, die in den alten Formen und Dogmen die edle Perle des lebendigen Glaubens hegen. Mit heiliger Scheu spricht er sodann von Gott und Welt". Gott ist Geist, Gott ist Liebe, diese Aussagen des christlichen Bewusstseins erweisen den persönlichen Gott, zu dem man beten kann, der der Herr auch der Schöpfung ist, den keine Naturerkenntnis mit dem Gesetz der Kausalität ins Reich der Fabel verweisen kann, dessen ganzes Thun Wunder ist, gegen den auch das Böse nicht auf den Plan geführt werden kann, welches im fleischlichen Wesen seinen Grund hat und das überwunden wird mit jedem Schritte, den der Geist vorwärts thut in der Beherrschung des Stoffes. Es sind gehaltvolle Gedankengänge, in welchen Karo so von der Gottheit spricht.

So auch im 3. Abschnitt „Der Mensch", worin Karo wieder der Naturwissenschaft völlig ihr Recht wahrt, aber gegen den bloss mechanischen Kampf ums Dasein und die natürliche Zuchtwahl mit Snell den Menschen (vermöge des in die Dinge gelegten Endzweckes in voraus angelegter, wohlbedachter Entwickelung aus der für ihn bestimmten Wurzel) als reifstes Erzeugnis der Schöpfung hervorgehen lässt, in welchem die Anlage zum Geist sich entzündet hat, ein Göttliches, das über die Natur hinausgreift. So kommt denn auch der ideale Sinn der biblischen Schöpfungsgeschichte zu seinem Rechte. Aber das Wichtigste ist das Werden der einzelnen menschlichen Persönlichkeit, der moralische Prozess, in dem in sittlicher Arbeit und in religiösem Verhältnis das einzelne Ich erwächst, was die eigentliche Lebensaufgabe des Menschen ist. Nur dass diese Entwicklung zum Ebenbild Gottes getrübt wird durch die unheimliche Macht der Sünde, das Schuldbewusstsein von dem Nachgeben gegen den angebornen sündigen Hang des sinnlichen Menschen, von dem wir wissen: wir hätten nicht gemusst, wenn wir nicht gewollt hätten. Also sind wir doch frei, wenn natürlich auch nur als freie Diener Gottes. Recht hübsch ist auch die kurze Ausführung im 4. Abschnitt über die Offenbarung im Anschlusse an Rothe's bekannte Abhandlung in seiner Schrift „Zur Dogmatik“.

Der 5. Abschnitt ist überschrieben Christus und beginnt mit Rothe's Bekenntnis zu Jesus Christus in der Vorrede zu seiner Theologischen Ethik, darin so hinreissend in der Sprache unserer Zeit Jesus Christus als der Mittelpunkt der Weltgeschichte, als die Grundlage für den Glauben an den Adel des menschlichen Geschlechtes hingestellt wird. Und der Glaube an die Offenbarung Gottes in Jesus Christus, vor dessen Reinheit und Hoheit auch die sonst Ungläubigen stille stehen, und an seine fortgehende Wirksamkeit zur Erlösung der Menschheit, ist der Grundzug des ganzen Buchs wie seines Verfassers. Das befähigt ihn, die kirchliche Christologie zu verstehen und sich doch über sie zu erheben und mit Rothe zurückzukehren von dem Heiligenbilde auf Goldgrund zu dem einfachen Menschensohn „ohne Titel und Würden, ohne Amtskleid und ohne die Ordenssterne seines himmlischen Vaters" (Rothe). In zwei Unterabschnitten werden darauf die Namen Menschensohn und Gottessohn und die Kernpunkte der Weltanschauung Jesu geschildert und in einem warmen und schönen Charakterbilde Jesu zusammengeschlossen, denen dann noch eine Auseinandersetzung mit der kirchlichen Lehre von Jesu Opfertod und Auferstehung folgt.

Auch der 6. Abschnitt: Glaube enthält religiös warme und interessante Ausführungen über das Wesen der Religion und ihre einzelnen Aeusserungen, worauf dann der Glaube als ihr Organ namentlich im Verhältnis zum Wissen geschildert wird und zuletzt das Verhältnis der Religion zur Sittlichkeit mit Anschluss einer Besprechung der Rechtfertigung aus dem Glauben. Das Kapitel über Religion und Sittlichkeit gibt dem Verf. reiche Gelegenheit, Rothe'sche Anschauungen darzulegen.

Das Bedürfnis unserer Zeit nach Erfahrungsbeweisen führt auf das klassische Zeugnis religiöser und speciell christlicher Erfahrung: die Bibel, die nur von kongenialem Geiste und geschichtlich verstanden werden kann. Was da über Inspiration, über Wort Gottes und das Ansehen der Bibel bei den Geisteshelden Deutschlands gesagt wird, ist sehr gut, das schreibt ein Mann, der die Bibel zu lesen versteht. Ob die sehr dürftige Inhaltsangabe der beiden Testamente, welche der Verf. anschliesst, wirklichen Wert für jemand hat, möchte ich bezweifeln.

In dem 8. Abschnitt: Kirche und Welt tritt nun die Eigenart und Bedeutung der Karo'schen Schrift besonders hervor und was ihm einen Anspruch auf Beachtung und Verbreitung in weiteren Kreisen gibt. Rothe's Auffassung von Kirche und Staat wird merkwürdigerweise meist wohl nur als Kuriosität in den Kollegien erwähnt; auch in den besten Zeitungen und Zeitschriften findet man kaum je eine Bekanntschaft mit dieser Anschauung, und doch liegt in ihr der Schlüssel zur Lösung der für die Entwicklung namentlich Deutschlands wichtigsten praktischen Frage und jedes Jahr seit Rothe's Tod hat die Richtigkeit seiner Auffassung bestätigt. Die in den lutherischen Landeskirchen fast allgemeine Kirchenflucht, wenigstens der Männerwelt, die allgemeine Gleichgültigkeit gegen sie, welche die herrliche Gedankenwelt Sulze's in seiner „Evangelischen Gemeinde" unter den

Laien noch zu gar keiner breiteren Anerkennung hat kommen lassen; die Ohnmacht der Kirchenregierungen, welche durch die Entfaltung des Staatsgedankens sich immer hoffnungsloser auf das rein kultische Gebiet beschränkt sehen, wo sie nun mit den für das religiöse Gebiet völlig bedeutungslosen Synoden oder ohne sie fruchtlose, stümperhafte Versuche anstellen; die völlige Isolierung der Kirche im Volksleben, das an ihr vorbeiflutet, ohne sie zu beachten kurz jeder tiefere Blick in unsere kirchliche Welt beweist, wie völlig recht Rothe damit hat, dass er der Kirche, soweit sie eine blosse Kultusanstalt ist, lediglich religiöse, von den sittlichen Kräften des Christentums nicht getragene Gemeinschaft ist, das Aufgehen in den Staat weissagt, als der natürlichen gottgegebenen Organisation des sittlichen Volkslebens. Christentum ist aber niemals lediglich religiöse, sondern in unlöslicher Vereinigung religiöse und sittliche Weltanschauung, und eine Kirche, die nur Kultus, also nur religiöse Aeusserung bieten kann, ist eben noch nicht christlich. Karo hat, wenn

er auch die Rothe'sche, nicht ohne weiteres allgemein verständliche Terminologie mehr hätte abstreifen sollen, die grosse, aus dem kirchlichen Elend erlösende Gedankenwelt Rothe's mit ihrer Anwendung auf Protestantismus und Katholicismus vortrefflich zum Ausdruck gebracht: wer sie mit Verständnis liest, ist vor der Verzweiflung bewahrt, gewinnt neuen Mut, auch innerhalb der Kirche, die nicht neben dem Staate als selbständige Gemeinschaft stehen kann, die der Volksgemeinschaft im Staate dienen muss, dem Christentum und damit Gott zu dienen.

Als bei der Rothefeier am 9. Februar 1899 wohl der älteste der Rothe'schen Schüler, Prälat Schmidt aus Karlsruhe, in seiner pietätvollen Erinnerung an Rothe diese Gedanken als überwunden und wohl kaum noch irgendwo lebendig bezeichnete, da hat nur die Achtung vor dem ehrwürdigen Manne und die Scheu, die festliche Stimmung der Tafelrunde zu stören, es verhindert, dass einige Dutzend alter Rotheaner aufstanden und sich freudig zu Rothe's Kirchenbegriff bekannten, denn wahrlich nicht das dürftige und öde Kirchentum des landeskirchlichen Regiments, sondern das weltüberwindende und darum weltfreudige Christentum Rothe's ist die Kraft, die uns aufrecht erhält, wo so oft eine tiefe Kluft das offizielle Kirchenwesen vom Christentum trennt. Und dass wir wieder, aber nun grundsätzlich, in das organisierte Volksleben mit sittlicher Thätigkeit in religiöser Gemeinschaft wirken dürfen und werden, das ist unsere Hoffnung.

Der letzte 9. Abschnitt: Das Ziel behandelt Tod, Auferstehung, Gericht in echt frommer Weise mit Rücksicht auf allerhand Bedenken und vorhandene Vorstellungen. Da ist freilich keine prickelnde Geistreichigkeit, keine blendende Diktion, aber gesunde, echte Frömmigkeit und klares Denken, dem nie die Wärme fehlt, wenn sich natürlich auch hier wie sonst Aeusserungen finden, die nicht auf allseitige Zustimmung rechnen können.

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