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Paris chez Simon de Colines en 1523. 24. Dieser französische Luther (Faber Stapulensis, „Die Leuchte seiner Zeit") stammte aus Etaples bei Boulogne. Als tüchtiger Gelehrter übersetzte er die Bibel nach dem hebräischen und griechischen Wortlaut. Für die Waldenser (Vaudois) war diese Uebersetzung von P. Robert Olivetan, Neufchatel 1534 durchgesehen, dann von Jean Calvin sowie anderen Genfer Geistlichen und Professoren vielfach gebessert (retouchée) und mehrfach neugedruckt worden.

vor

Von Leiçarraga wissen wir weiter nichts, als dass er von Jeanne d'Albret nach einem Dorfe La Bastide de Clarence in Unter-Navarra als reformierter Geistlicher (Ministre) berufen wurde. Prosper Marchand in seinem gründlichen Diction. histor. A la Haie 1758 macht es mit Recht M. Pierre Olhagaray, historiographe du Roy (Henry IV), zum Vorwurf, dass jener in seinem aktenmässigen Werke: Histoire de Foix, Bearn et Navarre u. s. w. A Paris, 1609 (also ein Jahr Heinrichs Ermordung) nichts von Leiçarraga berichtet hat, obgleich sein Vater, wie er selbst erwähnt, reformierter Geistlicher in Belloc war, und er selbst pasteur de l'église reformée de Mazères war, bis er von seinem König 1605 nach Paris berufen wurde. Offenbar meint Marchand folgende Stelle in Olhagaray: Nachdem er berichtet hat: La Reyne Ieanne noftre naturelle Comteffe avoit toufiours fait profession de la Religion Romaine iufqu'en l'année 1565. laquelle au iour de Pafques à Pau, ayant publiquement protefté, fit la Cene" (S. 530), fährt er fort: „voyāt le Bearn refolu à vouloir fon vouloir, elle deffendit absoluëment par tout l'exercice de la Religion Romaine, fit abattre les Images et les Autels, et envoya à Geneve pour avoir le fieur de Merlin, et peu apres à grand fraix elle rappela une vingtaine de Ministres Bearnois pour prefcher en la langue du pays, et quelques Bafques pour instruire fa baffe Navarre, et fur tout deffendit toutes proceffions publiques" (S. 535).

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Leiçarraga also wirkte in seinem Pyrenäendorfe als reformierter Geistlicher. Dass er wahrhaft evangelisch gesinnt war, geht daraus hervor, dass er sich mit den Katholiken vertrug. Beide Gemeinden benutzten, natürlich zu verschiedenen festgesetzten Zeiten, dieselbe Kirche (templum). Dies berichtet als etwas ganz Aussergewöhnliches jener Jaq. Aug. de Thou (Thuanus), der Leiçarraga 1581 dort besuchte, ihn Baskisch predigen hörte und grosses Behagen an ihm gefunden zu haben scheint. Auch Marchand a. a. O. erzählt diese Thatsache mit Wohlgefallen und bemerkt, dass ähnliche Eintracht der drei Glaubensbekenntnisse im Gebrauche der Kirchen in der Pfalz nach dem Westfälischen Frieden geherrscht habe.

Die anderen Schriften, die Leiçarraga, gleichfalls ins Baskische übersetzt, herausgab, sind die Bekenntnisschriften, der Katechismus, die Ordnung bei Taufen, Trauungen, Feier des heiligen Abendmahls u. s. w. und ausser jenem Kalender sogar ein wirkliches und kirchliches Abc.

2. „Auch Bücher haben ihr Erlebtes" sagt nach dem alten: „habent

sua fata libelli" ein nicht unbekannter Dichter. Leiçarraga hat gewiss nicht geahnt, dass nach 180 Jahren Prosper Marchand (Dict. hist. A la Haie 1758) bei seinem Namen schreiben würde: „Ich besitze ein Exemplar von diesem sehr seltenen Werke; ich verstehe nicht Baskisch, néanmoins je conserve très précieusement ce bel et magnifique Exemplaire du N. T. Basque et cela par pur esprit de veneration parfaite et très sincére pour la memoire à jamais respectable de Jeanne d'Albret Reine de Navarre, Princesse très illustre et véritablement réligieuse."

Er hat nicht geahnt, dass im Jahr 1845 ein Exemplar bei einer Versteigerung in Paris mit 75 frcs. 50 cts. erstanden werden würde, und dass in Bibliotheken deutscher Zunge nur 3 Exemplare als kostbare Zeugen seiner Arbeiten aufbewahrt werden würden, in Leipzig, Stuttgart und Bern. Auch das ahnte er wohl nicht, dass ein preussischer Staatsmann und Sprachforscher Wilhelm von Humboldt im Anfange des eben vollendeten 19. Jahrhunderts nach Paris reisen und dort auf der Bibliothek das eine Exemplar studieren, ein anderer deutscher Gelehrter F. Mahn drei Kapitel aus Lucas (15), Matthäus (2) und der Apostelgeschichte (1) in seiner Schrift „Denkmäler der Baskischen Sprache" (Berlin 1857) veröffentlichen würde. Schliesslich ahnte er nicht, dass zwei deutsche Sprachforscher, aus Thüringen gebürtig, seine Schriften am Ende des eben vollendeten Jahrhunderts, ganz in derselben Gestalt von 1571, in dem von den Deutschen wiedergewonnenen Strassburg neu herausgeben würden: Theodor Linschmann aus Schweinbach im Rudolstädtschen, lebt jetzt in Leipzig; Hugo Schuchardt, aus Gotha stammend, ist Professor an der Universität zu Graz. Sehr anziehend ist seine Schrift „Keltisches und Romanisches," Berlin 1886.

Da diese Exemplare äusserst kostbar sind und nicht beschädigt werden durften, nahm man davon Abstand, sie auf mechanischem Wege zu vervielfältigen, wie den Codex Sinaiticus und argenteus u. a. Sie mussten sie Wort für Wort abschreiben und von den mannichfaltigen Druckfehlern reinigen. 100 Seiten Vorwort geben einen Begriff von der zu bewältigenden Aufgabe, deren glückliche Bewältigung alle Anerkennung verdient.

3. Die Hauptschwierigkeit der Aufgabe war für die Herausgeber die Aneignung der baskischen Sprache. Denn diese eigentümliche, von den meisten europäischen Sprachen im Wortschatze und namentlich in der Behandlung des Zeitworts ganz abweichende Sprache gilt als so schwierig, dass sie überhaupt nicht erlernt werden könne. Nach einer spanischen Sage konnte das nicht einmal der Teufel. Denn als dieser sich in einem Ort des schönen Baskenlandes eingelegt, Jahre lang Mühe und Fleiss vergeblich auf ihre Erlernung verwandt hatte, verzweifelte er endlich und rief zornentbrannt aus: Der Teufel soll mich holen, wenn ich Baskisch lerne" und entwich auf Nimmerwiedersehn. Glücklicher als der Teufel

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y como estaba

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war der noble y sabio Prusiano Varon de Humboldt instruido en las lenguas Hebrea, Griega, Alemana, y otros del Norte Protestantische Monatshefte. 5. Jahrg. Heft 6.

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Juan Antonio de Moguel y Urquiza, als Humboldt 1799 und 1800 von Paris aus, wo er sich Studien halber aufhielt, in den abgelegenen Pyrenäenthälern weilte, um Baskisch zu studieren; denn um es sprechen zu lernen, hätte es vieler Jahre bedurft. Er lernte jenen Gelehrten kennen und bat ihn, ihm einiges Baskisch zu übersetzen. Dieser entsprach seiner Bitte und gab auserwählte Stellen aus Cicero und anderen lateinischen Schriftstellern heraus (Tolosa 1802, abgedruckt von Mahn a. a. O. S. 47-54).

Die erste und damals einzige baskische spanische Grammatik war: ‚El imposible vencido', arte de la lengua bascognada des Jesuitenpaters Manuel de Larramendi, Salamanca 1729. Er glaubte,,das Unmögliche möglich gemacht" zu haben; aber er hatte trotz seinen 100 Seiten umfassenden Konjugationen keine Regeln geben können. Humboldt stand vor einem Rätsel. Da lernte er in dem Städtchen Durango bei Bilbao in Biscaya den gelehrten Geistlichen, Don Pablo Pedro Astarloa, Presbitero, den Verfasser der Apologia de la lengua Bascognada (Madrid 1803) kennen. Von diesem docte biskaïen, qui parlait soixante langues', sagt der von seiner Sprache und seinem Volke und dessen Helden Don Tomas Zumala-Carrégui, dem berühmten Karlisten Basken-General († für Don Carlos an seinen bei Bilbao empfangenen Wunden, 25. Juni 1835) begeisterte Navarrese J. Augustin Chaho in seinem höchst anziehenden Werke: Voyage en Navarre Paris 1836, er habe wie auch,l'illustre G. de Humboldt' sonst nennt er ihn auch ,célèbre die kostbare baskische Bibliothek des Marquis de Valdespina auf dessen Schlosse d' Ermua benutzt, ehe er seine Recherches sur les anciens Ibères" veröffentlicht habe. Leider sei diese kostbare Sammlung samt dem Schloss eingeäschert worden (S. 376). Chaho meint mit den Recherches' das bahnbrechende Werk W. von Humboldt's: Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner Hispaniens vermittelst der vaskischen Sprache, Berlin 1821. Hier weist er überzeugend nach, dass die Basken die Ueberbleibsel von den Urbewohnern der Iberischen Halbinsel sind, und ihre Sprache die baskische ist. Sie ist demnach die älteste in Europa, wenn sie auch nicht nach der baskischen Sage schon Aïtor oder Adam im Paradies gesprochen hat.

Mit Astarloa, diesem anderen Mithridates, der die Krieger seiner 22 Völkerschaften in ihrer Muttersprache anredete, und andern Mezzofanti, der als gelehrter Kardinal († 1849 in Rom) 58 Sprachen beherrschte, war Humboldt bekannt geworden. Jener überliess ihm auf das bereitwilligste seine handschriftlichen Sammlungen, namentlich die Beispiele der baskischen Konjugationen.

Aus diesen leitete Humboldt die Regeln ab:

Der Baske hat das Gesetz der Einverleibung; neuere Sprachforscher, wie Aug. Schleicher, nennen. es Agglutination (Anleimung). Die europäischen Sprachen, mit Ausnahme des finnisch-estnischen Sprachstammes, zu dem auch das Magyarische in Ungarn gehört, bilden nur: ich liebe" und ich werde ge

liebt. Der Baske aber verleibt die Fürwörter in erstaunlich vielen Beziehungen dem Zeitworte ein. Humboldt wählt als Beispiel gleich den seligen Bröder und Zumpt maitetu, lieben. 1. ich liebe ihn; 2. ich werde geliebt; 3. ich liebe mich; 4. er wird von mir geliebt; 5. ich liebe ihn dir; 6. ich werde dir geliebt; 7. ich liebe mich dir; 8. ich liebe ihn dir.

So entstehen 8 Konjugationen für jedes Zeitwort, das eine Thätigkeit ausdrückt. Ferner ist der Baske sehr höflich; er unterscheidet, ob er einen Gleich stehenden, einen höher oder niedriger Stehenden anredet: z. B.

aufstellte.

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So wird man sich nicht wundern dürfen, dass Humboldt 206 Konjugationen

Humboldt veröffentlichte seine grundlegende Abbandlung, in der er auch die Deklination u. s. w. behandelt und, im Gegensatz zu den 6 Kasus Larramendis, nur 3 annimmt, in Adelung's Mithridates IV, 277 fg. Hier findet man auch eine höchst anziehende alphabetisch geordnete Sammlung Baskischer Wörter für Donner gibt es nicht weniger als 10 Ausdrücke in den verschiedenen Mundarten, sowie Sprachproben.

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Humboldt unterscheidet drei Hauptmundarten 1. den laburtinischen Dialekt, benannt nach dem alten baskischen Namen Lapurdum. Noch heute heisst die Landschaft Le Labourd mit dem Hauptort Bayonne (baskisch: Baya-ona guter Hafen). In diesem Dialekt schrieb Leiçarraga; 2. die Mundart von Guipuzcoa und Alvava; 3. die von Viscaya.

Dagegen stellte ein Hauptkenner des Baskischen, Prinz Lucien Bonaparte in seinem Werke Le verbe Basque', Paris 1869, 8 Hauptdialekte mit 25 Untermundarten auf.

Eine klare Besprechung der baskischen Sprache gibt auch Mahn a. a. O. Er hat sich ein besonderes Verdienst dadurch erworben, dass er eine gänzlich verschollene Abhandlung Humboldt's über Volks- und Sprachtum überhaupt und insbesondere über das Baskische, die in seine gesammelten Werke, 7 Bde. (1841-52) nicht aufgenommen ist, wörtlich veröffentlicht hat (Vorrede X-XIX). Sie war mitten unter den Stürmen des russischen Feldzugs Napoleon's 1812 unter dem Titel „Ankündigung einer Schrift über die Vaskische Sprache und Nation nebst Angabe des Gesichtspunktes und Inhaltes derselben" entstanden. Sie erschien gleichzeitig in Fr. Schlegel's Deutschem Museum 2 Bd. 1812 und im Königsberger Archiv für Philosophie u. s. w. Leider hat Humboldt seine Absicht nicht ausgeführt. Jedermann aber wird seinem Gedankengange mit Vergnügen folgen, Gedanken, die längst Gemeingut der Sprachwissenschaft geworden sind.

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M. Meurer, Ein N. Testament i. e. europ. aber wildfremden Sprache.

Auf diese Vorarbeiten gestützt, haben die zwei Thüringer Gelehrten Baskisch gelernt und Leiçarraga's Schriften neu erstehen lassen.

Für wen? Zunächst für die Wissenschaft. Leider ist der Band sehr unhandlich. Besser wäre es gewesen, das „Jesus Christ Gure Iaunaren Testamentu Berria" in einem handlichen Bande den evangelischen Glaubensgenossen in den Pyrenäen, als Vermächtnis der hochedeln Joanna Albrete durch J. Leiçarraga übersetzt, zu bieten, denn das von der Britisch-protestantischen Bibelgesellschaft 1828 veröffentlichte baskische N. T. weicht erheblich von dem Leiçarraga's ab.

Für wieviel protestantische Basken? Da in den zugänglichen Werken durchaus keine besonderen Angaben für diese anziehende Frage zu finden waren, wandte ich mich in lateinisch geschriebenen Karten unmittelbar an den Rektor der protestantischen Fakultät in Montauban, dem alten Huguenottenbollwerk am Tarn sie ist ausser der Pariser die einzige in ganz Frankreich und an den Rektor des Gymnasiums (Lycée) in Pau.

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Dieser, ein Geistlicher (presbyter), schreibt: La-Bastide-Clairence (so!) sei ein Dorf von 2400 E., von denen aber keiner sich zum Calvinischen Glauben bekenne (Calviniana commenta = Calvins Hirngespinste). In den Pyrenäen aber gebe es kaum fünf (ad quinque vix) vom evangelischen Bekenntnis. Dass ferner auch zur Zeit (tempore (so!) der Königin Joh. d'Albret nur einzelne Basken reformiert gewesen, sondern vielmehr mit dem glühendsten Eifer (ardentissimo zelo (so!) den katholischen Glauben umfasst hätten, dafür verweist er auf jenen Olhagaray, von dem wir oben ganz entgegenstehende Urteile angeführt haben.

Am 17. März erhielt ich vom Dekan der theol. Fakultät in Montauban (Mons Albanus) C. Bruston, dem ich auch hier für seine Liebenswürdigkeit danke, Antwort (Idibus Martiis). Nach dem Recensement de 1893 gab es in den beiden Departements Basses et Hautes Pyrenées die andern thun hier nichts zur Sache 4843 protestantische Basken. Zahlen reden!

Diesen Glaubensgenossen rufen wir mit Paulus an die Kolosser 4,18 zu: Salutationea, ene Paulen efcuz!

Weimaran, Bazko 1901.

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