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seiner kleinen Monographie über einen wackeren, auch auf dem Boden des Rationalismus innerlich erwachsenen Mann, über Rudolf Zacharias Becker, beigegeben hat: Ein Beitrag zur Bildungsgeschichte unseres Volkes", auch als ein ehrendes Epitheton für jene ganze rationalistische Zeit vindicieren. Für die Bildungsgeschichte unseres Volkes ist sie ein ganz wesentlicher Faktor geworden.

Und endlich nicht vergessen sei, trotz Hase's gewiss berechtigtem Einwurf, das, was der Rationalismus wissenschaftlich geleistet hat. Er hat das wissenschaftliche Interesse hauptsächlich erst wieder geweckt und ist mit ihm gross geworden. Er hat einen gelehrten, reinigenden Dienst an der Wissenschaft" geübt, wie ihm Pfleiderer nachrühmt. Er hat Religion und Theologie geschieden. Er hat dadurch, dass er vom Dogma zurückführte zum Evangelium, die Möglichkeit der Versöhnung von Religion und die Resultate auch der exakten Wissenschaften anerkennendem Denken, von Frömmigkeit und Bildung angebahnt, die mehr und mehr zu verwirklichen uns auch heute eine schöne und ernste, im Interesse der Religion und unserer Kirche, aber vor allem der heilsbedürftigen Menschheit liegende Aufgabe dünkt. Und mit der Wissenschaftlichkeit, die er doch allzeit in seinen besten Vertretern gepflegt hat, erzog er das, was mit ihr allzeit im Bunde gewesen ist: Weitherzigkeit. Die Toleranz war ein Wort von hohem und edlem Klange in jener Zeit. Und mehr als ein gepriesenes Wort, sie ward Wirklichkeit. Die durch die Reformation konstituierte Glaubens- und Gewissensfreiheit hat der Rationalismus hochgehalten. Und gerade die beiden, des öfteren schon genannten Gothaer Generalsuperintendenten Löffler und Bretschneider haben sie wiederholt von ihrem hohen Posten aus tapfer verteidigt und haben für die Freiheit des Bekenntnisses plädiert. Wo die Fahnen des Rationalismus wehten, da gab es keine Lehrprozesse und Glaubensgerichte. Dies alte Requisit schlimmster Zeiten haben erst moderne" Konsistorien unter dem Jubel der Ultra-Orthodoxie wieder ausgegraben. Und der Erlanger Frank hätte manches. seiner zornigen Worte, mit denen er, wie eingangs erwähnt, den Rationalismus verfehmte, für neuere kirchengeschichtliche Vorgänge aufsparen können, die er allerdings nicht mehr alle erlebt hat, die aber solche Worte vielleicht eher verdienen als der verhasste Rationalismus. Denn Zeiten und Zustände, die evangelisches Leben anschauen und knechten möchten unter katholischen Gesichtspunkten, die sind u. E. vor allem, um mit Frank zu reden im eigenen Sprachschatze fänden wir diese Worte vielleicht nicht, Zeiten religiöser Verwüstung und Verödung" und charakterisieren eine Erniedrigung von Theologie und Kirche". Die reissen ein und bauen nicht. Aber der nüchterne und ernste Rationalismus hat trotz all' seiner Mängel gebaut.

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མན

In einem schon erwähnten Briefe Hase's an Bretschneider vom 7. December 1846, in dem Hase für Uebersendung zweier Bretschneider'scher Schriften dankt und anerkennt, dass es ihm (Bretschneider) vergönnt war, neben den grossen wissenschaftlichen Werken für Schriftauslegung und Dogmatik durch eine lange Reihe der schlichtesten und klarsten Schriften, die den Erwerb der Wissenschaft in edler

Popularität unter die gebildeten Stände trugen, vom Königs- bis zum Bauernhause einen grossen Teil unseres Volkes fast in jeder bedenklichen Frage der Zeit für die rechte und gesegnete Entscheidung zu gewinnen" fährt Hase fort: Und auch dieses Reich christlicher Bildung und freier Humanität sollen sie lassen stahn!“

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Das Wort möchten wir über den ganzen Rationalismus schreiben. Er hat doch manches Wertvolle und Bleibende erkämpft und geschaffen und hat uns vorwärtsgebracht. Und darum wird eine gerechte Beurteilung, fern von jeder überlegenen Abweisung, die selten ohne ein Stück Pharisäismus uns entgegentritt, ihn freundlich zu würdigen wissen. Und selbst wenn manche meinen sollten, es sei dem Rationalismus als kirchengeschichtlicher Erscheinung, unbeschadet der anzuerkennenden Ehrenhaftigkeit, Tüchtigkeit und auch Christlichkeit vieler seiner Vertreter, in den vorstehenden Ausführungen doch ein zu gutes Zeugnis geschrieben was wir unsererseits nicht zuzugeben vermögen auch bei noch schärferer Verurteilung seiner Schwächen bleibt doch genug des Dankeswerten übrig. Und der vorstehenden Darstellung, die sich bewusst ist, Erschöpfendes nicht geboten zu haben, die vielmehr nur Richtlinien zur Würdigung des Rationalismus zu geben versuchen wollte, möge man auf alle Fälle die Entschuldigung zu teil werden lassen, mit der sie selbst Manches im Rationalismus entschuldigt hat. Er war eine Reaktion gegen die kirchengeschichtlichen Erscheinungen und Richtungen, die ihm vorausgingen, und daraus will Vieles verstanden sein, kann er selbst überhaupt erst recht verstanden werden. Und die vorstehenden Worte wollen auch etwas Aehnliches sein, nämlich eine Reaktion gegen eine ungerechte und oft lieblose Kritik, die der alte Rationalismus erfahren, aber nicht verdient hat. Und es ist uns zudem, als läge in ciner freundlichen Würdigung dessen, was der Rationalismus gethan oder auch nur gewollt hat, gerade für uns, die wir einer kritischen und weitherzigen Theologie und einer von ihr beeinflussten kirchlichen Praxis zuneigen, etwas von der sittlich gebotenen Erfüllung des Goethe'schen Wortes:

Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt!"

Die Logik des Auferstehungsglaubens.

Von

Dr. Rudolf Schultze in Nassach, Unterfranken.

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Paulus sagt I. Cor. 15, 14: Wenn Christus nicht auferweckt worden ist, so ist füglich unsre Verkündigung leer, wie auch euer Glaube leer ist“, und 17: Wenn Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden, so sind füglich auch die in Christus Entschlafenen verloren gegangen."

Ein Leben nach dem Tode ist für Paulus ebenso wie für das ganze Alter

tum nur denkbar als ein irgendwie geartetes leibliches Leben. Ohne Leib gibt es keine Existenz. Daher ist die Ueberzeugung von der leiblichen Fortexistenz Jesu den Jüngern die condicio sine qua non für ihren Glauben an die Wirkung seines Geistes. Lebt Christus nicht wirklich, d. h. hat Gott ihn nicht wirklich aus dem Grabe herausgehoben und zu neuem leiblich-geistigem Leben erweckt, so hat er freilich alle Bedeutung für sie verloren, so gibt es für sie kein Himmelreich durch ihn, so gibt es für sie keinen gnädigen Gott und keine Vergebung der Sünden, kein Erwachen aus dem Todesschlaf. Ist Christus im Grabe geblieben, so ist der Tod auch ihres Lebens letzter Akt, so ist ihr Glaube, ihre Hoffnung gegenstandslos", wie C. Stage zevov und xev in v. 14 sehr treffend übersetzt. Denn der Gegenstand des Glaubens der Jünger ist nicht so Gott wie der Messias, der das Reich aufrichten wird. Als Christus gestorben war, da war auch alle ihre Hoffnung, all ihr Glaube gestorben. Aber als sie auf eine unaufgeklärte und vielleicht für immer unerklärbare Weise -die Ueberzeugung gewonnen hatten: „Der Herr ist wahrhaftig auferweckt worden" (Luc. 24, 34), da ward auch ihr Glaube, ihre Hoffnung wieder auferweckt. Lebt der Messias, dann wird er ja auch das Reich errichten, das er, als er noch mitten unter ihnen war, nicht errichtet hatte aus ihnen damals unbegreiflichen Gründen, die sie aber jetzt zu begreifen glaubten: „auf dass die Schrift erfüllet würde“.

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So steht die Ueberzeugung von der leiblichen Auferstehung Jesu im Mittelpunkte des urchristlichen Glaubens; ja, sie ist das A und das 0, ist Grund- und Eckstein der gesamten religiösen Ueberzeugungen der alten christlichen Gemeinde. Darum verteidigt Paulus diese Grundüberzeugung mit solcher leidenschaftlichen Energie; denn stürzte sie, so zerfiel das ganze Gebäude des Christentums. Seine Logik ist zwingend und unerbittlich, da gibt es kein Ausweichen. Ist Christus nicht auferweckt worden, dann bleibt alles beim Alten, dann kommt das Reich nicht, und ohne das Reich und ausserhalb des Reiches, in dem „der Herr" herrscht, gibt es weder Vergebung der Sänden noch ewiges Leben. Lebt Christus nicht wirklich in leiblichgeistiger Existenzweise, dann ist Tod und Vernichtung unser Erbteil.

In der That, ist ewiges Leben nur möglich bei physischer Unterlage, bei leiblicher, ob auch verklärter" Seinsweise, so ist eine Fortexistenz Christi gebunden. an die Bedingung leiblicher Auferstehung; und wiederum, wenn Christus nicht auferweckt" ist, so werden wir andern nimmermehr auferweckt werden.

Diese in des Paulus Munde so durchaus logische Argumentation hat heute nur noch in dem Munde desjenigen Sinn, der wirklich an eine Auferstehung des Leibes glaubt; denn sie lautet ja: Christi leibliche Auferstehung ist Gewähr und Beweis für unsere leibliche Auferstehung. Wo sie sonst angewendet wird, erleidet. sie folgende Veränderung: Christi Auferstehung ist Gewähr und Beweis für unser ewiges Leben, eine Veränderung, die eine Verkehrung ins Unlogische bedeutet. Denn es ist klar, dass jeder innere Zusammenhang zwischen der Auferstehung Christi und

unserem

ewigen Leben" fehlt. Was ist es, das uns die Garantie für ewiges Leben bietet? Etwa die Auferstehung Jesu, mag man sie nun leiblich fassen oder geistig, was soll man sich aber unter geistiger Auferstehung denken, wenn nicht die Fortexistenz Jesu nach dem Tode, die dann freilich seltsam genug ausgedrückt ist? Nein, nicht die Auferstehung, sondern einzig und allein das ewige Leben", das wir in Jesus, in dem auf Erden wandelnden Jesus, also in dem Leben Jesu bis zu seinem Tode wahrnehmen. Der innere Wert, die Herrlichkeit dieses Lebens ist es, die uns den Mut geben zu dem Glauben, dass auch wir zu solch einem „ewigen Leben" berufen seien. Wir nennen Jesu Leben zunächst deshalb „ewig", weil es ewigen, unendlichen, göttlichen, absoluten Wert besitzt, wir beurteilen es also vorerst nicht nach seiner Länge, sondern nach seinem Gewicht. Ewig sein in einem Augenblick" dies grosse Geheimnis der Lebenskunst hat Jesus entdeckt. Wir werden nun durch solch grosses Beispiel getrieben, auch nach dieser Kunst zu ringen; und wenn wir es erreicht haben, wenn wir ewig zu sein vermögen in einem Augenblick, dann haben wir den Gipfel menschlicher Bestimmung auf Erden erreicht, haben die erhabensten Höhen der Menschheit erstiegen. Das ist die erste und die wichtigste Bedeutung des ewigen Lebens".

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Weiter aber denken wir, wenn wir von dem ewigen Leben“ Jesu reden, an die fortgehende, unendliche, ewige Wirkung seines Lebens; wir sagen zumeist in diesem Zusammenhang: sein Geist lebt und wirkt unter und in uns fort; sein Genius durchwaltet die Welt, um sie dereinst völlig zu beherrschen.

Endlich meinen wir mit jenem Ausdruck ewiges Leben Jesu": Jesus lebt fort in Ewigkeit ein persönliches, bewusstes Leben in innigster Gemeinschaft mit Gott, dem Vater. Der erste und der zweite Satz über Jesu ewiges Leben sind Erfahrungssätze; der dritte ist ein Glaubenssatz. Ebenso verhält es sich mit unserm eigenen ewigen Leben. Ob ich ewiges Leben im ersten Sinne habe, das weiss ich, das fühle ich. Habe ich aber ewiges Leben, d. h. lebe ich ein ewig wertvolles Leben, so darf ich auch aus Erfahrungsbeweisen schliessen, dass es ewig im Sinne von höchst bedeutungs- und wirkungsvoll sein wird. Dass es auch im dritten Sinne ewig, d. h. nach dem Tode als bewusst persönliches Leben fortexistieren wird, das kann mir keine Erfahrung bezeugen, das muss ich entweder glauben oder nicht glauben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass der erste und der zweite Satz vom ewigen Leben von höchster religiöser und ethischer Bedeutung sind. Nur der Glaube, dass es wirklich ein solches absolut wertvolles, d. h. ewiges Leben im ersten Sinne gibt, nur dieser Glaube, den das Leben der geschichtlichen Persönlichkeit Jesu in einzigartiger Weise zu wecken vermag, befähigt uns, mit allen Kräften nach diesem Lebensideal zu ringen. Fehlt dieser Glaube, so fehlt es sicherlich auch an dem Mut und der Kraft zu solchem Ringen. Dieser Glaube also entflammt uns zum energischen Streben nach der höchsten religiösen und sittlichen Vollkommenheit. Er ist daher für den Einzelnen ebenso wie für die Menschheit unentbehrlich; er ist der

treibendste Faktor in der Aufwärtsentwicklung des Menschengeschlechts. Der zweite Satz aber erfüllt uns nicht nur mit Genugthuung, sondern er spornt uns immer von neuem an, wenn wir ermatten wollen auf dem steilen Pfade zum Gipfel der Vollkommenheit. Niemand hat mehr auf die Welt und in der Welt gewirkt als Jesus mit seiner Art. Willst du daher, dass deine Arbeit nicht verloren gehe, willst du dauernde Wirkungen deines Lebens hinterlassen, so lebe dein Leben in dem Sinn und Geist, in dem Jesus das seinige gelebt hat.

Der dritte Satz enthält die schöne Hoffnung des Christen, die Hoffnung, dass dies ewige Leben, das er hier gelebt hat, eine Fortsetzung und Vollendung finden werde in jener Welt. Es ist eine Hoffnung, die fast mit Notwendigkeit aus dem thatsächlich vorhandenen ewigen Leben auf Erden erwächst. Wer ein inniges persön

liches Verhältnis mit dem himmlischen Vater hat, der kann und mag nicht glauben an ein Aufhören dieses herrlichen und beseligenden Lebens, sondern der hofft, dass sein „Glaube“ dereinst in „Schauen" sich wandeln werde.

In dieser Reinheit findet sich diese Hoffnung jedoch äusserst selten. Was der Glaube an ein Leben nach dem Tode zumeist erstrebt, das ist Existenz um jeden Preis, das ist Glück im Sinne von mehr oder weniger idealem Lebensgenuss, das ist Entschädigung für auf Erden versagte Freuden oder ausgestandene Leiden, das ist „Vergeltung“, der grosse Ausgleich. Diese christliche Hoffnung ist nur dann religiös wertvoll, wenn der Glaube an das ewige Leben im ersten und zweiten Sinne vorhanden ist. Fehlt dieser, so vermag sie den Menschen vielleicht über Tod und Grab, über Leiden und Beschwerden hinwegzutäuschen eine Wohlthat wie opiumschwerer Schlaf für den Kranken aber sie hat mit Religion und Sittlichkeit nichts zu thun, sie ist nicht imstande, die Menschen zum ewigen Leben im ersten und damit auch im zweiten Sinne zu bringen. Die Hoffnung auf Fortexistenz nach dem Tode hat also nur dann eine wirklich „christliche" Berechtigung, wenn sie ganz natürlich aus dem ewigen Leben im ersten Sinne entspringt, denn nur dann begehrt sie im Jenseits auch ewiges Leben in diesem selben ersten Sinne. Die wirkliche Ueberwindung der Welt" und des Todes aber liegt in dem Glauben, dass unser Leben, in Gott gelebt, absolut wertvoll, d. h. ewig sei, mag es nun von äusserem Glück oder Unglück begleitet sein. Diese Ueberwindung wird versüsst durch die frohe Hoffnung auf ein Weiterleben in Gott nach dem Tode; wo diese Hoffnung fehlt, ist die Ueberwindung zwar nicht schwerer, aber zumeist doch bitterer.

Das ist der christlich-moderne Glaube an das „ewige Leben“. Er steht wohl in historischem, aber nicht in logischem Zusammenhange mit dem Glauben an Christi Auferstehung. Nicht dieser weckt jenen in uns, sondern der gewaltige Eindruck des Lebens und der Persönlichkeit Jesu. Darum aber ist es höchst unlogisch, heute noch mit Christi Auferstehung zu argumentieren. Eine reinliche Scheidung ist hier vorzunehmen zwischen den Gedankenreihen des Paulus und unsern modernchristlichen. Eine Vermischung beider führt zu logischen Ungeheuerlichkeiten, die

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