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nichts, Nirwana. Gelegentlich der Darstellung des letzten Begriffes lässt es sich der Verfasser nicht entgehen, ironisch auf die vollkommene Verschiedenheit, ja Gegensätzlichkeit der Ansichten bei den Verteidigern des Buddhismus hinzuweisen.

Es sind im grossen und ganzen keine neuen Sachen, die Mariano vorträgt. Aber er beherrscht seinen Gegenstand vollkommen, er weiss auch sehr gut, dass das Christentum keine a priori beweisbare, keine dem menschlichen Verstande unabweislich aufoktroyierbare Anschauung ist; er ist mehr Philosoph als Theologe, auch mehr Philosoph als Historiker, aber er zeigt uns das Christentum als die rechte menschliche Erlösungs-Religion und er ist mit allem ausgerüstet, in diesem Kampfe der Weltanschauungen eine führende Rolle zu spielen. Die französische, englische und deutsche Sprache spricht und schreibt er vollkommen und ist mit der einschlägigen Literatur vollständig vertraut. Dass ihm endlich die Sache selber Lebenssache ist, wird man aus dem Gesagten entnehmen. Wenn darum für einen Deutschen das Buch nicht unersetzbar ist, weil ihm in seiner Sprache ähnliche Werke genug zur Verfügung stehen, so könnte es doch berufen sein, in des Verfassers Heimat viel Segen zu stiften wenn es fleissig gelesen würde. Wird das der Fall sein? Ich fürchte: nein. Der Verf. klagt selber über die langsame Aufnahme seiner früheren religionsphilosophischen Werke. Die Zahl der selbständigen Denker und Sucher auf religiösem Gebiete ist in Italien gering: da liegt ein Hauptunterschied zwischen dem romanischen und dem deutschen Geiste. Der Italiener ist entweder kirchlicher Katholik oder er steht ganz links als sogenannter Freidenker, Materialist, „Philosoph“. Die Gruppe der nach der religiösen Wahrheit Suchenden und sie philosophisch Verarbeitenden ist sehr klein: unser Verfasser ist einer ihrer bedeutendsten Vertreter; ich glaube aber nicht, dass er ausserhalb dieser kleinen Gemeinde gehört werden wird er redet eine Sprache, die der Italiener eigentlich nicht versteht. Man missverstehe mich nicht: die italienische Sprache hat mit der deutschen die Fähigkeit gemein, sich jedem Gegenstande anbequemen zu können. Aber der Sinn des Italieners ist wenig auf das Gebiet gerichtet, aus dem Religion und Philosophie ihre Kräfte ziehen; ihm liegt das sinnlich Wahrnehmbare und das logisch Erfassbare näher, daher seine Leistungen in der Kunst und in den exakten Wissenschaften; in der Religion aber bleibt man eben beim Alten.

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Das Interessanteste an dem Buche für uns Deutsche ist eigentlich das lange, jedenfalls als Vorrede zu der ganzen Schriftensammlung gedachte Einleitungskapitel: Meine Arbeit auf dem Felde der religiösen Studien", und darin der Inhalt der Seite 68: „Ich habe Wasser, und zwar viel, in meinen Wein gethan . . . . ausgegangen war ich von dem Wunsche, Italien möchte eine evangelische Reformation erleben, die es vom Papsttum befreite, und es mit einem Schlage von seiner ganzen Vergangenheit loslöste, nach und nach habe ich dann bemerkt und jetzt bin ich fest davon überzeugt, dass, wenn ein Heil zu erhoffen ist, es nur kommen kann von einem Erwachen unseres Klerus." Schreiber dieses will niemandem seinen Glauben, seine Ueberzeugung rauben. Es freut ihn vielmehr, solchen Glauben bei einem Italiener, einem Neapolitaner (Professor Mariano ist 1840 in Capua geboren) zu finden. Er hält jedoch ein Ereignis, wie das vom Verf. gewünschte, in abseh

barer Zeit für ein Ding der Unmöglichkeit. Das Volk verstehts nicht, der Klerus kanns nicht und wills auch nicht.

Ein starkes Drittel des Buches (das letzte) ist Auseinandersetzungen mit anderen Gelehrten und Forschern über denselben Gegenstand gewidmet, fügt aber dem oben geschilderten Hauptteile nichts wesentlich Neues hinzu.

Alles in allem ein recht empfehlenswertes und in seinem Hauptteil sehr gut geschriebenes Buch.

Hanau.

Karl Nessler.

Herausgegeben

D. Johann Hinrich Wichern's Briefe und Tagebuchblätter. von D. J. Wichern. 1. Band. 1826-1848. Mit Wichern's Jugendbildnis. Hamburg 1901, Agentur des Rauhen Hauses. V und 459 S. M. 6.

Die Gesamtausgabe von Wichern's literarischer Hinterlassenschaft ist auf sechs Bände berechnet. Die beiden ersten sollen die Briefe und Tagebuchblätter enthalten, also eine Selbstbiographie. Der Herausgeber, Wichern's Sohn, berichtet im Vorwort von einer gründlichen Sichtung und sorgfältigen Ueberarbeitung des handschriftlichen Materials, und dass von den Briefen nur eine Auswahl gegeben wird. Wir wollen hoffen, dass dabei nichts Wesentliches ausgefallen ist.

Der vorliegende erste Band beginnt mit den Bekenntnissen und Erlebnissen des verwaisten achtzehnjährigen Jünglings, der als Lehr- und Aufsichtsgehülfe in einem Knabenpensionat sein Brot verdient. Freundliche Wohlthäter setzen ihn in den Stand, das Gymnasium und das akademische Triennium in Göttingen und Berlin zu absolvieren. Als Kandidat in Hamburg fördert er die Sonntagsschule, den Besuchsverein und begründet sodann 1833 sein Rettungshaus. In Göttingen hat er Lücke nahegestanden, in Berlin vornehmlich Neander. Auch Schleiermacher, dem er sich vergebens zu nähern gewünscht, hat ihn stark angeregt. Den grössten Einfluss übt aber Kottwitz und dessen Freundeskreis. Das Vorbild von A. H. Francke mit seinem Waisenhaus und die christlichen Liebeswerke von Johannes Falk in Weimar, sowie von Zeller in Beuggen haben längst seine Nacheiferung erweckt. An tüchtiger theologischer Arbeit lässt es der Student nicht fehlen. Er ist kein Verächter von Kunst und Wissenschaft. Er fühlt das Bedürfnis, Religion und Wissenschaft in Einklang zu bringen. Tiefer Natursion und harmlose Fröhlichkeit erfüllen sein reines, frommes Gemüt. Aufgewachsen in Kreisen, die dem herrschenden Rationalismus abgewandt sind, von früh an getränkt mit biblischer Gläubigkeit, hat er kaum in sich den Zwiespalt zweier Weltanschauungen empfunden. Nur einmal, nach dem Studium von Herder und Goethe, ist es ihm, als wäre sein Glaube bedroht. Erschrocken darüber, wie weit sich die Herder'schen und Goethe'schen Ansichten von seinem biblischen Christentum entfernen, sucht er in Arndt's wahrem

Christentum Aufrichtung, auch greift er nach Tholuck's Johanneskommentar. In seiner Bewunderung Schleiermacher's wird er durch dessen Lehre von der Sünde irre; Schleiermacher, sagt er, mache da aus Schwarz Grau. Ein reiches Innenleben, kindliche Herzlichkeit und tiefer sittlicher Ernst sprechen aus Wichern's Jugendbriefen und Bekenntnissen. Die tagebuchartigen Briefe an die Braut zeigen sodann, wie der Hamburger Kandidat sich eine gesegnete Wirksamkeit zu schaffen weiss und im Bunde mit Männern wie Sieveking an die Begründung seines Rettungshauses geht. Diese Jugend- und Brautbriefe, die erste Abteilung unseres Bandes, sind auch in einer Sonderausgabe käuflich.

Unser Interesse wächst bei den nun folgenden Aufzeichnungen, meist Reisebriefen an die Gattin. Hier sehen wir die Entwickelung der social-christlichen Reformgedanken Wichern's, der gleichgültig gegen den Dogmatismus sich ganz dem praktischen Christentum zuwendet. Der christliche Geist der Liebe und des Glaubens streift allmählich die pietistische Form von sich ab. Die Idee des allgemeinen Priestertums tritt in den Vordergrund; die Ohnmacht des Staatskirchentums wird erkannt. Die freie, von Staat und Hierarchie unbeengte Association, das Zusammenwirken aller christlichen Kräfte, soll nicht nur zur Beseitigung aller vorhandenen Notstände dienen, sondern auch zur Erneuerung der Kirche selbst, zur Herstellung einer Johanneskirche der Zukunft; ja selbst der Gedanke an eine dereinstige Ausgleichung von Protestantismus und Katholicismus wird auf diesem Wege für möglich erachtet. Es ist die volle Romantik christlicher Idealität, die hier mit ihrem Zauberglanz erscheint. Der kühl und ablehnend sich verhaltenden vernunftoder buchstabengläubigen Geistlichkeit gegenüber zicht Wichern zum Vergleich den Unterschied der Dominikaner und Franziskaner heran. Er will wie der heilige Franz zu den Armen und Elenden, zu den Proletariern und Verlorenen gehen. Seine Widersacher findet er nicht bloss im Radikalismus und im Unglauben, sondern auch im protestantischen Hierarchismus und Pastorentum. Die alljährlichen Reisen, die ihn nach Lübeck, Bremen, Holstein, Hannover, Mecklenburg, Berlin und Schlesien geführt haben, sollen nicht nur dazu dienen, dass er die alten längst bestandenen und die neuen, zum Teil nach seinem Vorbilde eingerichteten Wohlfahrtsanstalten und evangelischen Vereine kennen lernt und Freunde, Förderer und Wohlthäter für sein Lebenswerk gewinnt, sondern auch dazu, dass jener Gegensatz in der Geistlichkeit. und im Bürgertum überwunden und dass unter dem Adel und bei den Regierenden seine Ideale verbreitet werden. In den Pastorenhäusern, in den Ratsstuben, auf den Schlössern der Vornehmen, in privaten Ansprachen, öffentlichen Vorträgen und Konferenzen findet er Gelegenheit, seinen Einfluss geltend zu machen. Dabei erweitert sich fort und fort sein Gesichtsfeld, das Gebiet der Unternehmungen, der Reichtum der Zwecke und Mittel. Die kirchliche Versorgung der Auswanderer, die Gefängnisfrage, die Hülfe für entlassene Bestrafte, die Pflege der Gesellen und wandernden Bevölkerung, die Seemannsmission, die Sonntagsschule, die Kleinkinderschule, die Verwendung von Brüdern und Gehülfen des Rauhen Hauses in allerlei Anstalten und zu verschiedenen Werken der Bewahrung und Rettung, das alles beschäftigt. seinen rastlosen Geist; sogar die Verwendung seines Bruderordens in der preussischen

Volksschule wird von ihm angeregt.

Die lebendigen Schilderungen der Reisebriefe

mit ihrer anschaulichen Darstellung von Besprechungen mit hervorragenden Persönlichkeiten, die Wiedergabe der Eindrücke der kirchlichen, sittlichen und socialen. Zustände, die liebevolle und weitherzige Charakteristik von Männern wie Kliefoth, Pauli, den beiden Harms, Mallet, Eichhorn, Stahl, Stiehl, Tholuck, Nitzsch, Jonas und von so viel ausgezeichneten Frauen und Männern der höheren und höchsten Stände sind von allgemeinem Interesse. Es ist ein Spiegelbild der Kirchen- und Kulturgeschichte jener Zeit, das uns hier geboten wird. Von besonderem Interesse dürften die Briefe aus Berlin sein, aus der Zeit der Provinzial- und Generalsynode von 1846, ferner die Berichte über die Entsendung Wichern's nach Schlesien infolge der dort herrschenden socialen Notstände. Je mehr man aus diesen frischen, unmittelbaren Aufzeichnungen Wichern kennen lernt und Gelegenheit hat in sein Herz zu schauen, das für die Regenerierung der Gesellschaft erglüht, desto höher lernt man ihn schätzen. Ein grosser Theolog war Wichern nicht. Die Schulfragen der Dogmatik und die Wahrheitsfragen der Kritik kümmerten ihn wenig. Es bezog sich ihm alles nur auf seinen einen grossen Lebenszweck.

Er konnte bei einer

Predigt von Jonas in Ekstase kommen und den Hamburgern Glück wünschen, wenn sie einen solchen Hauptpastor bekämen, und gleichzeitig mit Kliefoth, Büchsel und Snethlage sich eins fühlen; er konnte mit den Reformierten Bremens, wie Mallet, und mit Lutheranern, wie den beiden Harms, sympathisieren; er konnte als guter Protestant, der er unzweifelhaft war, das Priestertum aller Gläubigen unser heiliges Dogma nennen und die römische Liturgie im Breslauer Dom und die katholischen Ordenseinrichtungen bewundern; er konnte Vater Nitzsch die reinste Ehrfurcht entgegenbringen und Männer wie Stahl und Stiehl mit vollem Vertrauen umfassen. Er war so wenig mit dem Stand der Theologie vertraut, dass er Bruno Bauer mit dem Tübinger F. Chr. Baur verwechselte ein Irrtum, der auch dem sonst so gewissenhaften Herausgeber entgangen ist. Aber war Wichern auch kein Kenner und Richter der Theologie, so war er doch gross in seinem Idealismus der glaubensvollen Liebe, in seiner Thatkraft, in seiner Begeisterung für die Reform des christlichen Gemeinlebens durch das Evangelium. Ja ein christlicher Socialreformer edelster Art, das war er, ehe die Socialistik in Mode gekommen war. Wie Frühlingsodem einer besseren Zukunft weht es uns aus den Reisebriefen jener Zeit entgegen, und wir begreifen die Begeisterung, mit der Wichern aller Orten als der Prophet einer bessern Zukunft und als Entdecker einer neuen, grossen, beglückenden Wahrheit begrüsst und gefeiert wurde.

Wenn hernach die Innere Mission als Werkzeug und Verbündete der politischen und kirchlichen Reaktion verdächtig geworden ist und nicht den erwarteten Aufschwung genommen hat, so ist es nach dem Eindruck des vorliegenden Bandes nicht Wichern's Schuld. Von dem Augenblick an, wo er mit den Berliner Autoritäten in Verbindung tritt, hat man den Eindruck, dass er sich auf einem Boden bewegt, auf dem er sich nicht mehr ganz sicher fühlt. Trotz aller ihm dort bereiteten Triumphe macht er gelegentlich selbst die Bemerkung, dass man wohl auf seine Ideale ein gut Teil Wasser giessen würde. Die Idealisten sind am

Protestantische Monatshefte. 5. Jahrg. Heft 1.

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stärksten und erfolgreichsten, wenn sie lediglich auf sich selbst gestellt, aller Rücksichten enthoben sind, und Werke der christlichen Barmherzigkeit geraten nur dann, wenn sie frei von Nebenzwecken gehalten werden.

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Als Wichern auf dem Wittenberger Kirchentage die Aufnahme seiner Bestrebungen erreicht hat und die Bildung eines Centralausschusses für Innere Mission gesichert ist, schreibt er nach Haus: Es kommt mir vor, als könnte ich hier den Beruf meines Lebens schliessen. Die Widersacher müssen verstummen und die schlechte Geistlichkeitskirche ist mit einem mächtigen Arm gebrochen, sofern sie fernerhin das Werk antasten will." Und dann an Stahl: Unsere evangelische Kirche wird durch die That der rettenden Liebe zur Volkskirche werden und alles kann zu neuem Leben erwachen." Es war im Herbst 1848. Wo ist die Erfüllung dieser Verheissung geblieben? Aber andererseits, wie stände es um unsere evangelische Kirche, wenn die Arbeit der Innern Mission nicht so viel schlummernde Kräfte geweckt, so viel Nöte und Uebel gebessert und abgewehrt und der streitsüchtigen Schultheologie das praktische Christentum zur Seite gestellt hätte? Mit Spannung sehen wir der Fortsetzung der Wichern'schen Schriftenausgabe entgegen.

Guben.

A. Werner.

Immanuel Heyn, Pfarrer zu St. Jacobi in Greifswald, Der Herr ist der Geist. Ein Jahrgang Predigten über die altkirchlichen Evangelien. Greifswald 1901, Bamberg; VIII u. 515 S. M. 6.

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Im Jahre 1892 hat J. Heyn unter der Aufschrift Einer ist euer Meister" eine Sammlung von Predigten für denkende Christen" herausgegeben. Hier bietet er einen ganzen Jahrgang, in welchem nur an Neujahr, Pfingsten, einigen Passionssonntagen und Gründonnerstag die Reihenfolge der altkirchlichen Evangelien verlassen wird. Das Vorwort klagt über die traditionelle Predigtweise, die durch dogmatische Theoreme verhindert, anstatt Sinn und Geist Christi selbst zu verkündigen, lediglich über Christus predigt und bewirkt, dass der Herr für so viele stumm und kalt, unverstanden und ungeliebt bleibt. Auch wird die Entfremdung von der Kirche zum guten Teil auf die Abneigung unseres Geschlechtes gegen einen Wunderglauben zurückgeführt, der am grössten Wunder, der religiösen und sittlichen Vollendung Christi, vorübergeht. Die Menschen, heisst es da, müssen endlich erfahren, was sie für ihr Leben, Denken, Empfinden, Leiden und Sterben an dem Geiste Christi haben; der geistige Christus muss ihnen gepredigt werden, Christus allein.

Von dogmatisch freiem Standpunkt aus versucht nun Heyn seine Hörer in das Wesen evangelischer Frömmigkeit und Sittlichkeit einzuführen. Was ihm das Wesentliche vom Glauben an Christus ist, zeigen seine Advents-, Weihnachts-, Passions- und Osterpredigten: Hingebung von Gemüt und Willen, Freude am Herrn

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