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werden, so ist dafür doch die werdende und wachsende Wahrheit auch der Theologie als höchster Preis alles Wissens beschieden, wofern es ihren Vertretern nur an zwei Dingen nie gebrechen wird. Das eine ist ein auf fortwährend gegenwärtiger Erfahrung gründendes Wissen um das, was Religion, was christliche Religion ist, das andere der feste Wille, der Wahrheit ohne Menschenfurcht zu trauen und zu dienen. In diesem Zeichen wird der Protestantismus auch als Kirche und Theologie siegen.

Monumentale Theologie.

Von

Dr. Adolf Hasenclever in Freiburg im Breisgau.

Man muss es den katholischen Theologen lassen, dass sie auf dem Gebiet der christlichen Archäologie fleissig arbeiten. Lagen diese Forschungen früher fast ausschliesslich in den Händen von Italienern, so sind neuerdings deutsche Gelehrte in den Vordergrund getreten. Wir erinnern nur an Wilpert, dessen Arbeiten auf diesem Gebiet, wenigstens was die Genauigkeit in der Untersuchung der Monumente betrifft, noch de Rossi übertreffen. Ihm reiht sich der Verfasser einer neuen bedeutsamen Schrift') an, Karl Maria Kaufmann, der sich schon durch mehrere Arbeiten über die Jenseitigkeitshoffnungen der Antike und des Urchristentums bekannt machte. Er hat mit dem vorliegenden Werk eine Reihe von Veröffentlichungen begonnen, die der „monumentalen Theologie" gewidmet sein sollen, das heisst der Darstellung christlicher Glaubenswahrheiten, soweit sie nicht aus literarischen Quellen, sondern aus Inschriften und Kunstdarstellungen sich ergeben. In diesem Sinne die Monumente zu erforschen hat ein evangelischer Theologe, der verstorbene Piper in Berlin, seinerzeit zuerst in einer Reihe von Einzeldarstellungen und dann in einem gross angelegten wissenschaftlichen Werk unternommen, nämlich in seiner „monumentalen Theologie", die freilich über den die Einleitung enthaltenden ersten Band nicht hinauskam. Auf römischer Seite hat man die altchristlichen Monumente in diesem Sinne wesentlich nur in apologetischer Absicht, nämlich zum Erweis des Alters bestimmter katholischer Kirchenlehren, zu verwerten gesucht, hauptsächlich in populär gehaltenen Schriften. Man kann nicht sagen, dass diese Tendenz in dem vorliegenden

1) Die sepulcralen Jenseitsdenkmäler der Antike und des Urchristentums. Beiträge zur Vita-beata-Vorstellung der römischen Kaiserzeit mit besonderer Berücksichtigung der christlichen Jenseitigkeitshoffnungen. Fol. XIX. 242. M. 15. Mainz, Franz Kirchheim.

Buch von Kaufmann von vorn herein feststeht, obwohl die Resultate in mancher Beziehung auf dasselbe hinauskommen. Er will aus dem epigraphischen und bildnerischen Material der altchristlichen Nekropolen feststellen, was die ältesten Bekenner des Christentums an Hoffnungen für das Jenseits hegten in bestimmter Unterscheidung von der Jenseitigkeitshoffnung der antik-heidnischen Welt vor und während der Entstehung des Christentums.

Das Buch Kaufmann's ist eine von gründlicher deutscher Gelehrsamkeit zeugende Arbeit. Der Verfasser verfügt über eine umfassende Kenntnis der epigraphischen und künstlerischen Monumente paganen und christlichen Ursprungs, welche hier in Frage kommen, und urteilt über die meisten derselben, was auf diesem Gebiet unerlässlich ist, auf Grund von Autopsie. Christliche Archäologie kann man eben nur in Rom studieren. Das mag der Grund sein, warum die evangelische Theologie hinter der katholischen auf diesem Gebiete zurücksteht. In welcher Stellung sollte auch ein evangelischer Theologe dauernd in Rom leben, um archäologischen Studien obzuliegen, wie es bei Wilpert der Fall ist, oder auch nur von Zeit zu Zeit längeren Aufenthalt dort nehmen wie Kaufmann und andere?

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Trotzdem wird sich die evangelische Theologie erlauben, bei aller Anerkennung der Tüchtigkeit solcher Arbeiten katholischer Theologen ihre Ausstellungen zu machen, wenn sie solche für nötig findet, denn schliesslich gewähren uns, und speciell auf diesem Gebiet des vita beata-Glaubens, die literarischen Quellen und vor allem die Heil. Schrift doch noch wichtigeren Aufschluss als die Monumente. Kaufmann beginnt sein Buch mit einer Abhandlung über die vita beata-Idee der Antike. Es ist ein Auszug aus seiner früheren Schrift „Die Jenseitigkeitshoffnungen der Griechen und Römer aus den Sepulcralinschriften. Ein Beitrag zur monumentalen Theologie". (Freiburg i. B., Herder, 1897.) Verf. zeigt in diesem Kapitel folgendes: Auf griechischem Boden herrschte bis in die letzten Decennien des 5. vorchristl. Jahrhunderts eine „wohlthuende Sicherheit" in Bezug auf ein besseres" Nachleben im Jenseits. Unter dem Einfluss der Sophistik wie der Tragödie trat eine gewisse Unruhe ein, die Grabtituli zeugen von Unsicherheit der teleologischen Empfindung, die Zweifelsucht klammert sich an das Diesseits durch bombastischen Ausdruck des Schmerzes der Ueberlebenden und überschwängliches Lob der Verstorbenen. Dem stellt sich entgegen das Bedürfnis nach besseren Vorstellungen, und das bringt das Heroentum hervor, das ursprünglich nur bei einzelnen in Anwendung kam, aber immer mehr verallgemeinert wurde. Diese Bemühungen finden entschiedenen Ausdruck im Mysteriendienst, in dem Hades und Elysium identificiert werden. In der alexandrinisch- römischen Epoche kommt dazu ein reflektierendes symbolisches Element, womit freilich in der Kaiserzeit die niedrigen epikureischen Vorstellungen, ja der oft frivole Ausdruck des Skepticismus Hand in Hand gehen. Diese Entwicklung wird ausschliesslich aus dem epigraphischen und ornamentalen Material der Grabdenkmäler nachzuweisen gesucht.

Protestantische Monatshefte. 5. Jahrg. Heft 2.

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Diese Abhandlung ist ja im ganzen etwas aphoristisch gehalten und braucht es schliesslich auch nicht anders nach dem Zweck, den sie hier zu erfüllen hat. Aber es scheint mir doch, dass der Drang, unter allen Umständen eine in bestimmten Linien verlaufende Entwicklung aufzuzeigen, den Verfasser zu sehr beherrscht. So genau wie er sogar in richtigen Tabellen es darstellt, lassen sich die einzelnen Vorstellungen vom Jenseits in den einzelnen Zeitperioden doch nicht unterscheiden, sondern es sind jederzeit doch sehr entgegengesetzte Vorstellungen nebeneinander hergegangen. Die ältesten Vorstellungen, wie wir sie bei Homer finden, geben gerade nicht der Hoffnung auf ein besseres" Jenseits Ausdruck, vielmehr erscheint dort der Hades als ein Ort des Schreckens und des erbärmlichsten Daseins. So ganz stimmt doch auch das epigraphische Material nicht überein mit dem künstlerischen. Die Bildwerke der ältesten griechischen Grabdenkmäler zeigen überhaupt keine Beziehung auf das Jenseits, sondern nur solche aus dem Erdenleben der Verstorbenen, oder Abschiedsscenen. Erst die Scenen mit der Schmückung mögen eine Beziehung auf die Hoffnung der vita beata haben. Die Uebereinstimmung der Inschriften und der Ornamentik in der alexandrinischen Epoche und in der römischen Kaiserzeit wäre gegeben, wenn man die Mahldarstellungen, wie Kaufmann es thut, nur in Beziehung setzt zu den Herrlichkeiten im Elysium obwohl der auch von ihm hervorgehobene Unterschied zwischen den teleologischen und den epikureischen Denkmälern schwer ist und sie ebenso symbolisch deutet wie die bacchischen Scenen auf den Sarkophagen. Aber beides ist durchaus nicht so ausgemacht, und insbesondere die Darstellungen dieser Scenen durch Kinder und Putten lassen sich doch schwerlich anders als ornamental deuten. Diese Frage ist von grosser Wichtigkeit für die Auffassung der altchristlichen Bildwerke, besonders der Skulpturen der Sarkophage, und es hat seinen bestimmten Grund, wenn man die paganen Grabmonumente der römischen Kaiserzeit möglichst symbolisch aufzufassen sich bemüht. Die klassische Archäologie hat aber die entgegengesetzte Neigung, und wenn man in dieser Beziehung auf die Autorität der eigentlichen Fachgelehrten sich stützt, so wird, da die älteste christliche Kunstthätigkeit doch nicht ohne weiteres ein neues Princip in der Grabornamentik einführen konnte, die Annahme eines überwiegend symbolischen Charakters der altchristlichen Kunst aus Gründen des historischen Zusammenhanges ganz von selbst sehr zweifelhaft. Doch wir werden nachher auf diesen Punkt zurückkommen.

In dem zweiten Hauptteil des Kaufmann'schen Buches wird das Jenseitsbild der christlichen Grabinschriften dargestellt und in dem dritten die Bezeugung der Jenseitshoffnungen in den künstlerischen Denkmälern, und zwar in denjenigen der Malerei sowohl wie der Plastik. Dort wird zunächst die Pax-Formel behandelt, dann die Refrigerium-Formel und die übrigen teleologischen Acclamationen (vivas in deo u. a.), dazu diejenigen Inschriften, welche das Paradies als eine Stätte des Lichts bezeichnen. Ein weiteres Kapitel bespricht die Aberkiosinschrift, und ein

letztes in diesem Hauptteil die übrigen Grabgedichte". Von den letztern gehören eine Anzahl der nachkonstantinischen Epoche an, Inschriften, welche nach Ansicht des Verfassers jetzt erst eine Anlehnung an heidnische Sprechweise zeigen. Ihren Abschluss findet diese Epoche mit dem Papste Damasus und den von ihm gesetzten Inschriften. Die gesamten altchristlichen Inschriften, meint Kaufmann, bezeugen, dass sie eine einheitlich feste und sichere Anschauung der vita beata nachweisen, dass sie nie den allergeringsten Zweifel verlauten lassen, dass sie nichts von einer Zwischenstufe im bessern Jenseits wissen, dass sie im andern Leben die endliche Verwirklichung des letzten Zweckes der christlichen Soteriologie und Theologie überhaupt erblicken." Ein Zusammenhang mit der Ausdrucksweise der paganen Grabinschriften besteht nach Kaufmann's Meinung ganz und gar nicht, die Sprache der altchristlichen Grabinschriften ist durchaus eigenes Erzeugnis des christlichen Geistes, erst nach Konstantin, wie schon erwähnt, dringen pagane Formeln ein.

Denselben Inhalt wie die Inschriften zeigen dann die künstlerischen Darstellungen. Auch hier herrscht das Bestreben vor, die Sujets in ein Verhältnis zum Endziel des Menschen und seiner Endhoffnung zu bringen, ein Grundgedanke, dem sich in bestimmtem Masse die gesamte altchristliche Kunst unterordnet“. Hier werden nun folgende Darstellungen besprochen: die Oranten, allein oder mit begleitenden Symbolen, der gute Hirte, auch in Zusammenstellung mit Oranten, das Symbol des Schiffes, die Paradiessymbolik ravennatischer und anderer altchristlicher Monumente und die Darstellungen des Gastmahls. Das Schlusskapitel behandelt das Gastmahl der Vibia in jener synkretistischen Katakombe an der appischen Strasse.

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Ehe wir auf einzelnes eingehen worin wir uns im Rahmen dieser Arbeit freilich sehr beschränken müssen zunächst einige Bemerkungen allgemeiner Natur. Auffallend ist zunächst, dass Kaufmann die nächstliegenden Bildwerke nicht. herbeigezogen hat, die auf das Leben nach dem Tode doch unbestritten Bezug haben, nämlich die Jonasscenen und die Auferweckung des Lazarus. Der rein sepulcrale Charakter dieser Scenen ergibt sich doch von selbst und kann keinem Zweifel unterliegen, während bei andern hier besprochenen Bildern, wie dem Schiff und den Mahlzeiten, dem Pfau oder den Bäumen und Blumengewinden, die Beziehung auf das Jenseits nur durch eine mehr oder weniger gekünstelte allegorische Deutung festzustellen ist, so dass diese Beziehung durchaus nicht über allen Zweifel erhaben ist, sondern grossen Kontroversen unterliegt.

Der Verfasser hat, wie schon erwähnt, die Absicht, die Jenseitshoffnungen des Urchristentums hier lediglich aus monumentalen Quellen, Inschriften und Kunstwerken darzustellen. Es ist klar, dass diese wie jede andere Seite der Glaubensüberzeugung der alten Christen aus literarischen Quellen, aus Schriften und Büchern, viel deutlicher und klarer zu entnehmen ist. Ueberall reden diese literarischen Quellen eine deutlichere Sprache als Kunstdenkmäler. Nun gehören wohl auch die Inschriften zu den literarischen Quellen, denn ob diese letzteren auf Pergament oder

auf Stein überliefert sind, kann nichts verschlagen. Die Kunstdenkmäler können eigentlich doch nur insoweit in Betracht kommen, als sie die literarischen Nachrichten ergänzen, mit jenen allein ist doch nicht viel anzufangen. Dies zeigt schon die Thatsache, dass ihre Bedeutung und ihr Inhalt erst festgestellt werden muss und dass dazu die Literatur in reichem Masse herbeigezogen wird. Das sollte bei Kunstwerken doch eigentlich nicht notwendig sein, denn sie sind aus sich selbst, aus dem Zusammenhang mit der gesamten Kunstentwicklung und dem Geist einer historischen Epoche zu erklären, und nur insofern dieser Geist in der Literatur einer Zeit eine deutliche Sprache redet, ist auch diese beim Verständnis von Kunstwerken zu berücksichtigen. Und wenn man ferner erwägt, dass mit der Entstehung des Christentums eine geistige Weltumwälzung sich vollzog freilich nicht abrupt, sondern im Zusammenhang mit der Gesamtentwicklung des Menschengeschlechts so wird es nicht zu umgehen sein, die literarischen Quellen auch zur Erläuterung und Erklärung von Kunstdenkmälern herbeizuziehen. Aber es muss dann auch in der richtigen Weise geschehen. Es darf doch nicht so kritiklos und willkürlich geschehen, dass man auf Zeit und Ort gar keine Rücksicht nimmt, dass man Schriftsteller des Orients herbeizieht zur Erklärung von Monumenten, die im Abendland entstanden sind, Schriftsteller des 4. Jahrhunders zur Erklärung von Denkmälern, die vielleicht zwei Jahrhunderte älter sind. Wenn ein Kirchenvater oder ein anderer altchristlicher Schriftsteller einmal irgend eine bildliche Redewendung gebraucht, die im Zusammenhang seiner Darstellung sich von selbst ergibt, so wird dies sofort benutzt zur Erklärung eines Bildes, das ganz unabhängig davon entstanden ist. Daher kommt es, dass manche Figuren der altchristlichen Kunst drei- und mehrfache symbolische Bedeutung haben sollen'). Um zu erkennen, was etwa die Monumente über die Jenseitshoffnungen der alten Christen aussagen, müsste man zunächst sehen, was die Schriftsteller darüber sagen, um dann weiter zuzusehen, wie und inwieweit dieselben durch die Darstellung der Denkmäler ergänzt werden.

Letztere müsste man aber, wie erwähnt, zunächst aus sich selbst zu erklären suchen und sie im Zusammenhang mit der gesamten zeitgenössischen Kunst betrachten. Ist dies bei grossen Künstlern schon notwendig, so um so mehr bei den hier in Frage stehenden Monumenten, die doch weniger künstlerischem als handwerksmässigem Schaffen entsprungen sind. Aber die Nichtbeachtung eines solchen historischen Zusammenhanges ist meines Erachtens ein Grundfehler in der Methode der katholischen Archäologen bei Betrachtung des Urchristentums überhaupt wie im besonderen seiner Kunstthätigkeit. Sie betrachten die Entstehung des Christentums wie einen deus ex machina. Sie sind biblischer als die Bibel, die doch von einer Erfüllung der Zeiten redet, christlicher als Christus, der selbst erklärt, dass er

1) Zahlreiche Beispiele in Kraus' Realencykl. unter den Artikeln Lamm, Fisch, Taube, Pfau u. A.

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