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Einfluss der eschatologischen Stimmung die Verkündigung Jesu einen stark negativasketischen Zug bekommt (S. 135), dass sich in ihr eine stark prädestinatianische Gedankenreihe findet (S. 133), ist für Weiss erklärlich. Trotzdem erklärt er es für ein Zeichen einer gesunden, energischen Natur, das Jesus diese innerlich morsche. und verfaulte Welt nicht einfach ihrem Verderben anheim gibt, sondern durch freimütige Kritik zu bessern und zu helfen sucht, als könnte sie noch auf einen längeren Bestand rechnen (S. 173). Das seligste Heil und das furchtbarste Verderben liegen im Dunkel der nächsten Zukunft verborgen. Noch einmal in elfter Stunde ist jedem die Entscheidung über sein ewiges Geschick in die Hand gegeben. Die Frist ist kurz, nun gilt es, sich auf Gottes Willen zu besinnen und zu thun, was möglich ist, um sein Wohlgefallen zu erwerben (S. 138 u. 140). Das Christentum ist nicht durch eine neue Lehre entstanden, sondern dadurch, dass ein Mann auftrat, der mit grösstem Ernst und unbeirrter Sicherheit davon überzeugt war, dass Gott ihn gesandt hätte, um der Welt das Gericht und das Kommen des Heils anzusagen (S. 154). Das messianische Bewusstsein Jesu würde uns psychologisch völlig unbegreiflich sein, wenn es nicht von einer religiösen Ekstase begleitet auftrat. Eine ganz einzigartige religiöse Erfahrung, eine Inspiration muss Jesus auf seine schmerzensreiche Laufbahn gewiesen haben. In die fragende und hoffende Stimmung seines Herzens fällt wie ein Blitzstrahl die plötzliche Erleuchtung: Du bist der Mann! (S. 155.) Jesus weiss sich mehr, als Johannes. Was bleibt ihm übrig, als dass er der Messias sei? Jene wunderbaren religiösen Erfahrungen, über die Jesus sich gelegentlich ausspricht, seine Erfolge über die Dämonen und die Offenbarung vom Sturze des Satans, das dauernde Bewusstsein, dass Gott in besonderem Sinn mit ihm sei und das unbegrenzte Zuströmen pneumatischer Kräfte all dies musste die Ueberzeugung in ihm lebendig erhalten, dass er wirklich der Erwählte Gottes sei (S. 157). Zwischen ihm und seinem Vater besteht ein Verhältnis gegenseitiger Vertrautheit und Gedankenaustausches, das er selber als einzigartig empfindet (S. 158). Da die Errichtung der Herrschaft Gottes in der Hauptsache noch ein Gegenstand der Hoffnung ist und nur in vereinzelten Erscheinungen, die allerdings bloss für das Auge des Glaubens sichtbar sind, schon in die Gegenwart hineinragt, so ist auch der Anspruch Jesu an die Messias würde ein Glaube, der sich auf die Zukunft richtet (S. 158). So nimmt auch das Messias bewusstsein Jesu bis zu einem gewissen Grade an dem eschatologischen Charakter seiner gesamten Verkündigung teil (S. 159). Indem sich Jesus der Danielischen Vorstellung von dem auf den Wolken des Himmels kommenden Menschen zuwendet, bekennt er sich auch in der Christologie zu einer rein religiösen und transscendenten Hoffnung (S. 160). Es ist völlig undenkbar, dass er sich mit jener himmlischen Erscheinung der Zukunft direkt identificiert hätte (S. 165). In seinem irdischen Leben ist er der Menschensohn Daniels noch nicht, er kann es indes werden (S. 166). Dass er der Sohn Gottes sein darf, geniesst Jesus anf Erden dankbar, aber wie Gott es mit der Erhöhung des Messias halten will, das

stellt er ihm gläubig abwartend anheim (S. 170). Es war in der Sache begründet, dass er von sich nicht sagen konnte, er sei gegenwärtig schon in vollem Sinn der Messias (S. 157).

Die Ausführungen von Johannes Weiss haben in vielen Punkten unzweifelhaft Anspruch auf dauernde Geltung. Mit Recht hat er den Gedanken in den Vordergrund gedrängt, dass die ganze Auffassung Jesu von der Bathɛíz to dɛou und von seinem Messiasberuf lediglich in Verbindung mit seinem eschatologischen Gedanken begriffen werden könne und dass es falsch sei, beide ohne diesen verstehen zu wollen. Nach dieser Richtung trifft W. in seiner Polemik gegen Wellhausen entschieden das Richtige, sowenig mir hierbei auch der wiederholt gebrauchte Vorwurf des Rationalismus gegen seinen Gegner gefällt. Etwas anderes aber ist es, ob Weiss mit der Behauptung durchschlagenden Erfolg haben wird, dass Jesus den Anfang des Reiches Gottes in seinen Erdentagen nicht schon als vorhanden angesehen haben sollte. Dass nach Jesu Ansicht eine schliessliche Katastrophe, die nicht das Erzeugnis einer immanenten Entwicklung ist, das Reich Gottes zur Vollendung bringen wird, schliesst noch nicht aus, dass bis zu dieser Katastrophe eine Entwicklung des Reiches Gottes auf Erden von Jesus gedacht ist. Dass der Messias in seiner Danielischen Messiasstellung erst bei der Endkatastrophe zur Erscheinung kommen wird, ist ja unzweifelhaft. Aber damit ist nicht gesagt, dass Jesus nicht auf Grund klarer Ueberzeugung sich mit dem Messias der Endzeit für identisch gehalten und danach. auf Erden gehandelt haben sollte. Nach W. gewinnt es doch den Anschein, als ob ihm selbst in diesem Punkt bis zuletzt eine gewisse Unsicherheit eigen gewesen wäre. Die Art, wie Jesus sein Ich und den Menschensohn scharf zusammenrückt, zeigt, dass Jesus ausdrücklich vermeidet, sich mit dem erhöhten Messias zu identificieren, sagt W. S. 168. Allerdings fügt er S. 169 hinzu: Es ist eine wirkliche Ueberzeugung Jesu, dass er über die Frage seiner Messianität, die eben eine Frage innerlichsten Glaubens ist, mit seinen Gegnern nicht diskutieren kann. Mir ist es unmöglich, aus unsern synoptischen Quellen die Thatsache zu beseitigen (W. könnte. vielleicht die Erfahrung machen, dass ihm hier mit demselben Recht Rationalismus zum Vorwurf gemacht wird, mit dem er ihn anderswo Anderen macht), dass Jesus das Reich schon mit seinem Kommen angebrochen sah, und dass er, wegen dessen, Im letzten was in ihm ruhte und was er brachte, sich für den Messias hielt. Grunde gibt W. auch vieles hiervon selbst zu (S. 88, 89, 90, 93). Auch ist er es selbst, der darauf hinweist, wie schon die Rabbinen sich die Königsmacht Gottes in ihrer Entfaltung in Gegenwart und Zukunft dachten, ohne dass der Begriff jemals ein specifisch eschatologischer gewesen oder geworden wäre (S. 17). Ebenso wie in der Natur das Kleine und Unbedeutende die allergrösste Wirkung haben kann, wird auch der kaum erst sichtbare Erfolg Jesu dereinst alle Erwartungen übertreffen, sagt W. S. 83, und wenn er die Vorstellung einer Entfaltung des Keims zur Pflanze, einer Gärung aus eigener Kraft, einer Durchdringung des Volkes mit der Gottesherrschaft, eines

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Wachstums und einer Ausbreitung des Reiches Gottes auch ablehnt (S. 83) und dabei eine Polemik gegen alles, was „Metapher" heisst, entfaltet, die meiner Ueberzeugung nach übertreibt, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass auch in dem, was Jesus selbst nach W. auf Erden bereits sehen durfte, Veranlassung genug für Jesus lag, schon die Anfänge des Gottesreiches während seines Erdendaseins zu sehen. Meines Erachtens tritt bei W. zu sehr in den Hintergrund das klare Bewusstsein Jesu von der neuen Religion, die er brachte, und von deren Bedeutung für die Welt. In Jesus nur den Mann zu sehen, der mit dem grössten Ernst und unbeirrter Sicherheit davon überzeugt war, dass Gott ihn gesandt habe, um der Welt das Gericht und das Kommen (d. h. das zukünftige) des Heils anzusagen", ist mir unmöglich. Ebenso ist mir die Bedeutung Jesu nicht erschöpft durch die Bemerkung auf S. 35: „Nicht dass Jesus den Gedanken des Reiches Gottes gefunden hat, ist seine Grösse, sondern dass er für die Ueberzeugung gelebt, gekämpft, gelitten hat, die Herrschaft Gottes sei nunmehr im Begriff zu erscheinen und für immer den Sieg zu erringen." Was gab Jesu die auch von W. betonte Sicherheit? Die von W. angenommenen Augenblicke der Ekstase" reichen doch nicht aus, um den Vorwurf eines Schwärmers von Jesus fernzuhalten und ich meine denn doch: überall in seinem Leben tritt er gerade als das Gegenteil eines solchen uns entgegen. Alle Achtung vor dem, was W. an Material herzuträgt zur Klarstellung der Begriffe Reich Gottes" und "Messias" aus der jüdischen Literatur; alle Achtung davor, dass er die Anschauungen der Urgemeinde benutzt, um das Messiasbild und die Vorstellung vom Reiche Gottes bei Jesus zu ergänzen. Aber rechnet W. nicht doch zu wenig mit der Thatsache, dass Jesus das, was Israel auf dem Gebiet der äusseren Weltgeschichte sich abspielen zu sehen hoffte, von der Umgestaltung des inneren. Menschen erwartete? Das Hereintragen von Vorstellungen aus der jüdischen Apokalyptik wie aus den Anschauungen der Urgemeinde birgt auch eine grosse Gefahr in sich (z. B. S. 119 u. 121), weil das keusche Zurücktreten ähnlicher Vorstellungen bei Jesus gerade darauf schliessen lässt, dass sie ihm minderwertig, vielleicht sogar als zu menschlich verwerflich erschienen. Von dem, was bei Jesus fehlt, ist der Beweis darum noch nicht geliefert, dass er es verworfen hat; aber es ist verhängnisvoll deshalb zu sagen, er hätte es wie die Zeitgenossen in seinem Gesamtbilde verwertet. Es würde unzweifelhaft auf Abwege führen, wenn man gerade dieses in den Vordergrund drängen wollte, um Ideen zurückzudrängen, als bei Jesus nicht vorhanden, von denen sich die Spuren bei ihm doch unverkennbar finden.

Zum evangelischen Konfirmanden-Unterricht."

Von

Konsistorialrat D. Rudolf Ehlers in Frankfurt a. M.

Es wird in den letzten Jahren viel über die Konfirmation und auch über den Vorbereitungsunterricht auf die Konfirmation verhandelt; es handelt sich bei dieser Debatte um nicht weniger, als um Sein und Nichtsein der Konfirmation und des vorbereitenden Unterrichts. Es ist nicht meine Absicht, in diese Verhandlungen einzutreten; ich habe mehrfach Gelegenheit gehabt, meine Ansicht darzulegen; mir scheint aber die Frage nicht spruchreif zu sein. Ohne Zweifel sind tiefgehende Uebelstände bei der bisherigen Konfirmationspraxis zu beklagen; am gefährlichsten bedrohen sie die Konfirmierten in den grossen Städten. Es wird die Aufgabe aller Beteiligten sein, auf die Beseitigung dieser Notstände hinzuwirken, aber man wird sich vor Verallgemeinerung zu hüten haben; man wird namentlich unbefangene und gesegnete Arbeit in den kleinen Städten und Landgemeinden nicht beunruhigen und irre machen dürfen: es könnte der thatsächlich vorhandene, nach meiner Erfahrung oft erfreuliche Erfolg leicht in Frage gestellt werden. Ebenso sollte man sich hüten, voreilig auf Besserungsvorschläge einzugehen; das könnte leicht grössere Uebel zur Folge haben. Man sollte sich vor Uebertreibungen hüten und keinenfalls kurzerhand die Beseitigung der Konfirmation selbst empfehlen, einer kirchlichen Institution, die jedenfalls mehr als irgend eine andere den Wünschen und Bedürfnissen des weitaus grössten Teiles der evangelischen Gemeinden Rechnung trägt. Auch die von vielen Seiten empfohlene Ablösung der ersten Abendmahls feier von der Konfirmationshandlung, die Beseitigung der obligatorischen Mitfeier aller Konfirmierten, für welche viele wie mir scheint, gute Gründe sprechen, sollten wieder und wieder erneuter gründlicher Prüfung unterzogen werden. Es darf die bestehende Ordnung nicht aufgehoben werden, ohne dass eine neue Ordnung an die Stelle tritt; die Ordnung darf am wenigsten durch Willkür abgelöst werden. Aber die Ordnung, welche vielfach empfohlen wird, die Zulassung zur ersten Abendmahlsfeier von dem Befinden des Pastors oder auch des Kirchenvorstandes resp. Presbyteriums abhängig zu machen, ist undurchführbar. Sie gäbe dem Pastor oder der Gemeindevertretung eine Macht über die Gewissen, welche durchaus unprotestantisch wäre; sie beschränkte die christliche Freiheit, zu welcher jeder Christ heranwachsen soll; sie führte zu einer Bevormundung der Gemeindeglieder, welche von der Bevormundung der Katholiken durch ihre Priester sich kaum unterschiede, ja schlimmer wäre als diese; sie verleugnete die Allmählichkeit des Wachstums des neuen Lebens im Glauben und in der Hoffnung;

1) Referat in einer amtlichen theologischen Konferenz zu Frankfurt am Main (14. Nov. 1900).

sie würde zweierlei Gemeinschaft in der Kirche schaffen: die Gemeinschaft der Abendmahlfeiernden und die Gemeinschaft der am Abendmahl nicht Teilnehmenden. Wie? wenn nun die Teilnahme am Abendmahl prämiiert würde mit kirchlichen Aemtern und Ehrenstellen? Vielleicht gar bei Strebertum im bürgerlichen und staatlichen Leben mit schnellerem Avancement und Berufung in einflussreiche Aemter? - müssten da nicht Zustände entstehen, viel schlimmer als die schlimmsten, welche wir heute zu beklagen haben? Nach meinem Dafürhalten würde die Durchführung dieser Vorschläge die Auflösung der Volkskirche bedeuten. Und wer wollte dafür, wie die Dinge heute liegen, die Verantwortung übernehmen?

Doch diese Fragen bedürften einer eingehenden Behandlung, eines besonderen Referates und einer sehr langen Debatte. Sie sollen heute nur gestreift werden. Gewiss darf ich der vollen Zustimmung von allen Seiten gewiss sein, wenn ich sage, was wir zunächst und unter allen Umständen zu thun haben, ist das, dass wir unseren Unterricht fasslich, eindringlich, erwecklich gestalten; dass wir rastlos an uns selbst arbeiten und an unserer Lehrweise bessern, sowohl was den Inhalt als was die Methode des Unterrichts betrifft. Mein Referat wird wie eine Beichte sein, eine Darlegung der Art und Weise, wie sich mir im Laufe von mehr als vier Jahrzehnten der Unterricht gestaltet hat. Ich werde für jede sachliche Kritik dankbar sein und jedem Rat zugänglich bleiben, wenn ich auch nicht versprechen kann, dass ich meine Art noch wesentlich ändern werde. So ein alter Baum ist nicht mehr zu biegen; man kann ihm dürres Holz ausschneiden, aber man kann seine Gestalt im grossen und ganzen nicht mehr ändern; man könnte ihn auch nicht mehr umpflanzen; will man ihn nicht umhauen, so muss man ihn schon stehen lassen, und wenn anders er noch grünt und etliche Früchte trägt, mit einigen Knorpeln, Schiefheiten und Unregelmässigkeiten ihn ertragen und gewähren lassen.

Die Konfirmation ist derjenige Akt, durch welchen Christenkinder, die in den ersten Lebenstagen oder -wochen getauft worden sind, nachdem sie, in christlicher Familie aufgewachsen und in christlicher Schule unterwiesen, ein bestimmtes Alter erreicht haben, in die Gemeinde der Erwachsenen, der für Thun und Lassen Verantwortlichen, wenn man so will, der Mündigen aufgenommen werden. Diese Mündigkeitserklärung ist, wie Prof. Simons in Bonn erinnert hat, keine völlig umfassende; sie gibt den erwachsenen Christen noch nicht das Recht, die Gemeinde zu vertreten und ihre Angelegenheiten amtlich zu beraten; die Konfirmierten erlangen weder das passive, noch das aktive Wahlrecht. Aber wie der erwachsene Sohn und die herangewachsene Tochter im häuslichen Leben eine andere Stellung einnehmen, als das Kind, und wie Söhne und Töchter, der Schule entwachsen, als Lernende in das bürgerliche Leben eintreten und sich für einen bestimmten Lebensberuf vorbereiten, so gewährt die kirchliche Gemeinde diesen konfirmierten Gliedern das Recht zur Teilnahme am heiligen Abendmahl und das Recht, wenigstens bei Taufhandlungen, die Gemeinde zu vertreten durch die Uebernahme von Patenschaften, also in gewissem

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