Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Postzeitungsliste für 1902 Nr. 6245. Preis halbjährlich Mk. 4.-. Inhalt. Heft 1. Seite Adolf Hausrath, Geschichte der theologischen Fakultät zu Heidelberg im 19. Jahrhundert Hermann Meltzer, Die messianischen Weissagungen Rudolf Schultze, Gegen die Verwertung des Luther'schen Katechismus im Konfirmandenunterricht Literatur. Paul Martin Kressner, Die Religion im Lichte des Bewussten (Emil Sulze) 42 43 44 1 Geschichte der theologischen Fakultät zu Heidelberg im neunzehnten Jahrhundert. Prorektorats-Rede von Prof. D. Adolf Hausrath in Heidelberg, gehalten am 22. November 1901. Hochansehnliche Versammlung! Indem wir zum ersten Male im zwanzigsten Jahrhundert das Geburtsfest des erlauchten Erneuerers unserer Universität Karl Friedrich begehen, liegt es nahe, auf die Jahrhunderte zurückzuschauen, die an dieser Hochschule vorübergerauscht sind. Ist doch die Heidelberger Universität das älteste Kollegium dieses Landes. Verglichen mit ihr sind alle anderen Korporationen von gestern her. Ihre Fundamente reichen zurück bis in die deutsche Kaiserzeit; sie stand in Blüte, als der Stil des Ottheinrichbaus noch ein Zukunftstraum war; sie hat das Papsttum von Avignon gesehen und musste zu den Streitfragen von Pisa, Konstanz und Basel Stellung nehmen. Vertreter der mittelalterlichen Scholastik und Mystik haben ihren Talar getragen und die ersten Begründer des deutschen Humanismus haben an ihr gelehrt. Sie hat zuerst dem Calvinismus ihre Lehrstühle geöffnet und sie hat nachmals ein Jahrhundert lang unter der Vormundschaft der Gesellschaft Jesu gestanden. Sie hat Rektoren gesehen in Mönchskutte und Hermelin, im Doktorhut und Barett, in Allongeperücken und geflochtenem Zopf, aber sie hat in allem Wandel der Zeiten stets nur ein Ziel verfolgt die Wissenschaft. Was sie auf diesem Gebiete geleistet hat, wer wollte das in den engen Raum einer Stunde zusammenfassen? Aber auf den kürzeren Zeitraum, seit der weise Fürst sie erneuerte, dessen Geburtsfest wir heute begehen, möge bei dem ersten Jahresfeste des Jahrhunderts ein Rückblick gestattet sein, gestattet wenigstens für die Fakultät, der in diesem Jahre der Wille der Korporation das Wort erteilt hat. Für die Geschichte der theologischen Fakultät zu Heidelberg im neunzehnten Jahrhundert erbitte ich Ihr Gehör. Als infolge des Friedens von Luneville und des Reichsdeputationshauptschlusses vom 27. April 1803 der grössere Teil der rechtsrheinischen Pfalz an Baden fiel, beschloss der neue Landesherr Karl Friedrich sofort, die älteste Universität des Reichs zu ihrem früheren Glanze wiederherzustellen. Das 13. Organisationsedikt vom 9. Mai 1803 ordnete das gesamte Schulwesen des Kurfürstentums und stellte an die Spitze desselben die Landesuniversität Heidelberg1). So erlebte nach so vielen Schicksalen die Fakultät eines Ole Protestantische Monatshefte. 6. Jahrg. Heft 1. 1 |