dauerlich bei einem so dankenswerten Unternehmen, das selbst konfessionalistische Literaturblätter als eine willkommene, bis zu einem gewissen Punkte sogar unentbehrliche Hülfe besonders für literarisch thätige Theologen bezeichnet haben. Uebrigens wäre hier doch sicherlich eine Unterstützung der deutschen Unterrichtsverwaltungen angezeigt. J. W. Allgemeine Pädagogik. Sechs Vorträge von Dr. Theobald Ziegler, Professor der Philosophie an der Universität Strassburg. Leipzig 1901, B. G. Teubner; VIII und 136 S. Dies frische und freimütige Buch des geistvollen und tapfern Strassburger Philosophen habe ich dreimal gelesen und immer neue Stellen gefunden, die ich zur Kennzeichnung der vor Jahresfrist in Hamburg gehaltenen Vorträge und zu ihrer wirksamsten Empfehlung in meiner Anzeige wörtlich wiedergeben wollte. Des Raumes wegen muss ich darauf verzichten: es wäre zu viel auszuschreiben. Ohne alle diplomatische Vor- und Rücksicht hat der Verf. seine Ueberzeugung von einer gründlichen Reform unserer Volkserziehung in sittlich-socialem Sinn und Geist hier unumwunden ausgesprochen und einleuchtend begründet. Die Männer der Schuldoktrin und heiligen Schablone werden sein Buch ablehnen und jene „formalistischen Juristen, die an der Spitze der meisten deutschen Schulverwaltungen den pädagogischen Fortschritt hindern" (S. 101), werden auch den kühnen Redner verdächtig und unbequem" finden. Den Anhängern der kirchlichen Tradition kann er nicht gefallen, denn er will keinen dogmatischen Katechismusunterricht. Und die Freunde der ethischen Kultur werden ihm seine theologische Herkunft vorhalten, denn er will auch keinen theoretischen und abstrakten Moralunterricht („durch das Gefühlsmässige und Konkret-Anschauliche wirkt das Sittliche in der Form religiöser Vorstellung stärker, als es begriffliche Abstraktionen jemals vermöchten" S. 77). Unbefangene Leser aber werden dem Verfasser, dessen ungekünstelte eindringliche Rede man oft zu hören glaubt, wie wir sie im September zu Kaiserslautern freudig hörten, gewiss für vielseitige und nachhaltige Anregung von Herzen dankbar sein, auch wenn sie hie und da anderer Meinung sind, wie ich mir z. B. das abfällige Urteil über das Wilamowitz'sche neue griechische Lesebuch nicht aneignen könnte. Ziegler's Büchlein, das Schleiermacher's Erziehungslehre wieder zu verdienten Ehren bringt, trägt an der Stirn den so Vielen teuren Namen Heinrich Julius Holtzmann's. Der bevorstehende 70. Geburtstag des grossen Theologen gab ihm den Anlass, „auch einmal öffentlich zu bekunden, wie viel er diesem Meister kritischer Theologie an wissenschaftlicher Belehrung und Anregung, dem tapfern Schriftsteller und Redner an Ermutigung im Kampfe um die Ueberzeugung, dem durch das Leben zum Weisen gewordenen an vorbildlicher Milde des Urteils und an Kraft des Stillehaltens und Tragens und endlich dem Freunde an warmer persönlicher Teilnahme in guten wie in bösen Tagen zu danken habe." J. W. Für die Redaction verantwortlich: D. Websky in Berlin W., Lutherstrasse 51. Verlag Lützowstr. 107/8. Soeben erschien: Die vier kanonischen Evangelien nach ihrem ältesten bekannten Texte Uebersetzung und Erläuterung der syrischen im Sinaikloster gefundenen Palimpsesthandschrift von Adalbert Merx Zweiter Theil, Erläuterungen. Erste Hälfte: Das Evangelium Matthäus. Gross Oktav. XXIV u. 438 Seiten. Preis Mk. 12,-. Des vorstehenden Bandes erste Hälfte schliesst sich als Kommentar dem im Jahre 1897 erschienenen I. Band, der die Uebersetzung enthält, an und legt dar, was sich dem Verfasser auf seiner Wanderung durch die Matthäushandschrift als ältester Text ergeben hat. Die zweite Hälfte wird in gleicher Stärke im Laufe dieses Jahres ausgegeben und die Erläuterungen zu den drei anderen Evangelien umfassen. Erster Band: Die vier kanonischen Evangelien nach ihrem ältesten bekannten Texte Uebersetzung der syrischen im Sinaikloster gefundenen Palimpsesthandschrift von Adalbert Merx Oktav. 258 Seiten. Preis M. 5,-. Georg Reimer Berlin W. 35. Soeben erschien: Altersklassen und Männerbünde. Eine Darstellung der Grundformen der Gesellschaft von Heinrich Schurtz. Mit einer Verbreitungskarte. Oktav. X und 458 Seiten. Preis geheftet M. S.-. Dr. Schurtz, der bekannte Verfasser der „Urgeschichte der Kultur", hat auch das obige Werk so geschrieben, dass es für jeden Gebildeten ohne Mühe lesbar ist. Kein trockenes Buch der Fachgelehrsamkeit, fesselt es durch seinen Stoff und seine Darstellung alle, die den võlkerkundlichen Fragen Teilnahme entgegenbringen. Die Völker im kolonialen Wettstreit. Herausgegeben von Poultney Bigelow. Deutsche Bearbeitung des Buches >> The children of the nations « von Professor Dr. Ph. Woker. Klein-Oktav. VIII und 432 Seiten. Preis geheftet M. 5.-. Gebunden in Ganzleinen M. 5.80. Das Buch des überaus weltkundigen nordamerikanischen Schriftstellers glänzt nicht mit geschichtlicher Gelehrsamkeit; es prunkt nicht mit einem grossen Apparat von statistischen und ähnlichen Angaben; es ist auch gar keine systematische Darstellung. Es vermittelt eine weite, rasche und anziehende Ueberschau über die gesamte koloniale Entwickelung und ihren gegenwärtigen Stand in einer in allem Einzelnen im besten Sinne subjektiven Darstellung. Wohin der Verfasser uns führt, dort ist er zuvor gewesen, und er berichtet fast nur, was er an Ort und Stelle beobachtet hat. Die Heilung des Orest in Goethes Iphigenie. Von Dr. Hans Laehr, dirigierender Arzt der Heilanstalt Schweizerhof in Zehlendorf. Oktav. Preis geheftet Mk. 2,-. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Postzeitungsliste für 1902 Nr. 6245. Preis halbjährlich Mk. 4.-. Inhalt. Heft 4. Gottwalt Karo, Voraussetzungslosigkeit in der Theologie Literatur. Hermann Franke, Christentum und Darwinismus in ihrer Versöhnung (M. Fischer) 159 Karl Alfred von Hase, Die psychologische Begründung der religiösen Welt anschauung im XIX. Jahrhundert (Max Fischer) Mathilde Baum, Johann Wilhelm Baum (J. Websky) August Kind, Gott und sein Wesen (J. Websky) . Georg Runze, Katechismus der Religionsphilosophie (J. Websky) 161 162 163 164 Meine Adresse ist von heut an: Berlin W. 15, Pariserstrasse 53. J. Websky, Herausgeber der Protestantischen Monatshefte. 8. April 1902. |